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Adventure-Übersicht 2008

Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Erstveröffentlichungen in 2008 gleich geblieben. Ich habe 78 (Vorjahr 70) Adventurespiele gezählt. 

In dieser Zahl sind 27 (13) zum Teil sehr professionell wirkende Freeware- und Fanspiele enthalten.
Von den restlichen 50 Spielen sind 3 (7) Spiele von unabhängigen Entwicklern, die über die Homepage vertrieben wurden. Insgesamt 15 (14) Spiele waren speziell für ein junges Publikum (Kinder/Teens) vorgesehen. 48 (32) Spiele gab es 2008 (noch) nicht in einer deutschen Version. Insgesamt 5 (3) Spiele waren Lern- oder Edutainment-Adventure. 11 (3) Spiele haben einen Anteil von Action- oder Reaktionselementen.

  • 1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde (Warner Bros) Actionelemente Review
  • 2weistein (CDV) Kinder Edutainment Actionelemente
  • 3 little Mice 2 - Birthday of the Searat (Noviy Disk) Kinder Russisch
  • A Second Face Freeware Review
  • Alone, Under Strange Night Freeware E
  • A Vampyre Story (Crimson Cow) Review
  • Baphomets Fluch 2,5 Freeware Review
  • Ben Jordan - The Cardinal Sins Freeware E
  • Ben There, Dan That Freeware E
  • Bermen Freeware E
  • Carol Reed 5 - The Colour of Murder (Merscom) E Review
  • Cosmos I+II Freeware E
  • Diamonds in the Rough Independent E Review
  • Diamon Jones and the Amulet of the World (GFI/Russobit) Russisch
  • Die Kunst des Mordens (dtp) Review
  • Dilemma 2 (Akella) Actionelemente Russisch
  • Dirty Split Freeware
  • Dracula 3 - The Path of the Dragon (Morphicon) Review
  • Dracula Origin (Koch) Review
  • Dread McFarlane Freeware F, E
  • DWK5 - Hinter dem Horizont (Atari/TGC) Teens Review
  • Edna bricht aus (Xider/bhv) Review
  • El Camino de Santiago Freeware Edutainment E Review
  • Empty Mind, Blank Fate Freeware E, Span
  • Fenimore Fillmore's Revenge (Nobilis) E, F
  • Geheimakte 2 - Puritas Cordis (Koch) Review
  • Global Conflicts - Latin America (dtp) Teens Edutainment Review
  • Goin' Downtown (TGC) Review
  • Hardy Boys - The Hidden Theft (TAC) Teens E Review
  • Im Schatten der Mumie (Rondomedia) Actionelemente Review
  • Les Debrouillards - Le Mystére de la base lunaire (Creo) Kinder Edutainment F
  • Loftus and the Skycap Freeware E
  • Lost - Via Domus (Ubisoft) Actionelemente Review
  • Lucignolo (Halifax) Italienisch Actionelemente
  • Luka und der verborgene Schatz (Polizeiprävention) Freeware Edutainment Kinder Review
  • Mata Hari (dtp) Actionelemente Review
  • Memento Mori (dtp) Review
  • Montag beginnt am Samstag (Akella) Russisch
  • Mozart (Microapplication) Edutainment F
  • Nancy Drew 18 - The Phantom of Venice Independent Actionelemente Teens E Review
  • Nancy Drew 19 - Haunting of Castle Malloy Independent Actionelemente Teens E Review
  • Nanobots Freeware E
  • NES Quest - The 8Bit Journey Freeware E, F, Sp
  • Night Watcher (Akella) Russisch
  • Nikopol (Got Games) E Actionelemente Review
  • Once Upon a Crime Freeware E
  • Once Upon a Time Freeware Kinder E
  • Penumbra 2 - Black Plague (Koch) Actionelemente Review
  • Perry Rhodan (Koch) Review
  • Prostokvashino 5 - Aliens (Akella) Kinder Russisch
  • Provincial Player (Akella) Russisch
  • Quest for Glory 2 Remake Freeware E
  • Quest for Yrolg Freeware E
  • Righteous City 1+2 Freeware E
  • R.I.S. - Delitti Imperfetti (Halifax) Italienisch
  • Rhiannon - Curse of the Four Branches (Got Games) E Review
  • So Blonde (dtp) Review
  • Space Quest 4,5 - Roger Wilco and the Voyage Home Freeware E
  • Sublustrum/Outcry (TAC) E Review
  • Sunrise (Aerososft) Review
  • Sydney treads the Catwalk Freeware E
  • Tale of a Hero (Noviy Disk) Russisch
  • Tanja Grotter 1 and the Magical Double Bass (Akella) Kinder Russisch
  • Tanja Grotter 2 and the Disappearing Floor (Akella) Kinder Russisch
  • Testament of Sin - Das Vermächtnis (dtp) Review
  • The Abbey (Crimson Cow) Review
  • The Amazing Dr. Maze Freeware E
  • The Lost Crown - A Ghosthunting Adventure (Got Games) E Review
  • The Snow Queen (Akella) Russisch
  • The Strange and Somewhat Sinister Tale of the House at the Desert Bridge Freeware E
  • The Third Period (Akella) Russisch
  • The Sundown Mystery Freeware E
  • The Vacuum Freeware E
  • Timanfaya Freeware
  • TKKG 16 - Das unheimliche Zimmer (Tivola) Kinder Review
  • Treasure Island (HMH) Review
  • ZakMcKracken 2 - Between Time and Space Freeware Review
  • Zone: Mishap in the Gulag (Akella) Russisch

 

Publisher mit den meisten Adventure-Erstveröffentlichungen 2008:

Akella (Russland) (10 Titel)
dtp (6 Titel)
Koch Media
(4 Titel)

 

Bemerkenswertes

 

Reinfall des Jahres 2008:
Limbo of the Lost

 

 

 

 

 

 

Enttäuschung des Jahres 2008:
Treasure Island

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Freeware Adventure 2008:
Zak McKracken 2 - Between Time and Space

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Independent Adventure 2008:
Diamonds in the Rough

 

 

 

 

 

 

Überraschung des Jahres 2008:
Dirty Split

 

 

 

 

 

 

 

Innovativstes Adventure 2008:
El Camino de Santiago
Erstes Adventure mit Eye-Movement-Steuerung

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Adventure für Kinder 2008:
TKKG 16 - Das unheimliche Zimmer

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Adventure für Teens 2008:
Nancy Drew 18 - The Phantom of Venice

 

 

 

 

 

 

 

Beste Atmosphäre in einem Adventure 2008:
The Lost Crown - A Ghosthunting Adventure

 

 

 

 

 

 

 

Beste Grafik und Spielwelt in einem Adventure 2008:
Perry Rhodan

 

 

 

 

 

 

 

 

Beste Story in einem Adventure 2008:
Memento Mori

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Comic-Adventure 2008:
Edna bricht aus

 

 

 

 

 

 

 

Bestes Adventure 2008:

Dracula 3 - Der Pfad des Drachen

 

 

 

 

Trends 2008


Zwischen Plagiat und Innovation

Das Bonmot: "Was ist der Unterschied zwischen Innovation und Plagiat? Die Innovation wurde noch nicht als Plagiat erkannt!" verdeutlicht, wie nahe sich Kreativität und Imitation in der Realität stehen. Was es nicht beantworten kann, ist die Frage, warum die einen Nachahmungen hoch gelobt, die anderen empört verteufelt werden und wo die Grenze zu ziehen ist.

Im Auge der Betrachter sind nur solche Rekombinationen wirklich verabscheuenswert, die ihrer Meinung nach tumbe Kopien des ihnen Bekannten sind und sie deshalb langweilen. Nichts ist aber mehr zu verteufeln als der Langweiler. Collagen, Variationen und Zitate aus Gemälden, Filmen, Romanen werden anerkennend gewürdigt, stilistischer oder inhaltlicher Eklektizismus geradezu gefeiert - aber wehe wenn die persönliche Langweilgrenze überschritten wird, wenn der Anbieter zu nah am Aktuellen in den Köpfen der Betrachter gefischt hat! Auch die postmoderne Kultur hat dieses klare Feindbild, obwohl sie selbst aus dem Gefühl hervorgegangen ist, daß das Neue nur das vergessene Alte in neuem Zusammenhang ist, Neues nur anders zusammengefügtes Altes sein kann und über die Endlichkeit der möglichen Kombinationen sinniert.

Das Dilemma der Spieleentwickler liegt im regelmäßig formulierten Anspruch, Neues zu schaffen ohne die Spieler mit Quantensprüngen zu verunsichern, Originalität ohne Revolution herzustellen. Denn diese schreien nach dem Neuen, meinen aber die fortlaufende Variation: man besteht auf der herkömmlichen Steuerung, man will die alten Charaktere, man bevorzugt den altbekannten Grafikstil, man liebt die Art der Rätsel und möglichst ähnliche Sujets. Man sehnt sich nach Serien. Man kämpft für Gabriel Knight 4 bis unendlich. Man schätzt das Selbstplagiat. Man will die geliebte Geschichte zum hundersten Mal erzählt hören, man fordert den alten Hit: "Bitte neue Melodien nur in sparsamen Dosen". Nur die Dummen erfinden deshalb das Rad völlig neu und nur die Dummen wandeln mehrere Paradigmen gleichzeitig. Es lebe die Monotonie, die Einfalt statt Vielfalt, das Remake, das unintelligente Design, die ewige Wiederkunft, das kommerzielle Fanadventure!

Kommerziell taugliche Innovationen scheinen am Selektionspunkt des Marktes nur in evolutionären Schritten möglich. Spontane Ideen stören die Planvorgaben der Kreativindustrie.

 

Vom Wimmelbild zum Casual Adventure

Die Adventuresumme von 2008 stellt undifferenziert gesehen einen Aufwärtstrend dar. Tatsächlich ist jedoch die Zahl der kommerziellen Veröffentlichungen um 10% gesunken. Während die Zahl der   Freewareadventures sich etwa verdoppelt hat wurden viele angekündigte Verkaufstitel ins nächste Jahr verschoben. Das mag Adventurespieler hoffen lassen, es läge primär am Qualitätsstreben der Publisher. Im engen Zusammenhang steht jedoch der rasante Aufstieg eines anderen Genres: der Hidden-Object-Games, dem Missing-Link zwischen Bilderbuch und Eignungstest. Diese schnell und billigst produzierbaren Spiele bedienen den Teil der Adventuregemeinde, der das sucht, was in der Adventurekritik schon fast als Makel gilt: Konzentration auf Pixelhunt und Kleptomaneninventare. Diese Casualgames verdrängen in den Portfolien der Anbieter originäre Adventurespiele und werden sogar unter der irreführenden Überschrift "Adventure" angeboten. Die Casualschwemme beruht auch auf der Bereitschaft der Kunden, erstaunlich hohe Preise dafür zu zahlen. Ihre Entwicklung verläuft in raschen Abständen von einfachen Wimmelbildspielen über die Hereinnahme von Videoszenen und Minigames bis zum Ausbau der Rahmengeschichten in Richtung Casual Adventures und trifft dabei auf die sich in den letzten Jahren zurückentwickelnden Adventurespielformate, die minimalisiert, entgratet, verkürzt, entschwierigt und zerstückelt werden. Wirklich große, inhaltlich komplexe, grafisch aufwendige und langdauernde Adventureproduktionen sind nur noch die Ausnahme.

 

Kitsch und Kultur

Seit 2008 ist es offiziell: Computerspiele sind Kulturgut. Nicht, daß sie es nicht schon vorher gewesen wären, genauso wie der Gartenzwerg, unabhängig vom Stellenwert bei Medien und Verbänden. Aber durch die Aufnahme im Verein "Deutscher Kulturrat e.V." verschiebt sich die Bewertung von elektronischen Spielen allmählich von der Schmuddelecke in den ernsthaft zu betrachtenden Kulturbereich, besonders deshalb, weil der Kulturlobbydachverband an der sprachlos beäugten Umsatzsteigerung von 21% nicht mehr verbeikommt. Der erstmalig ausgelobte, hochdotierte deutsche Computerspielepreis will im März 2009 Spiele des Vorjahrs auszeichnen, die über den Spaßfaktor hinaus qualitativ besonders hochwertig und pädagogisch besonders wertvoll sind. In der Vergangenheit wäre dieser Preis eine sichere Bank für das Adventuregenre gewesen. Dummerweise hat die Branche im bewertbaren Zeitraum jenseits der Trivialität wenig Vorzeigbares geboren. Kommerzielle Adventures waren nicht zwingend auch professionell. Beim Einsatz derselben Werkzeuge wie Freewareentwickler vermischen sich Qualitätsgrenzen. Vielversprechende Themen wurden oberflächlich abgehandelt. Stereotype, verschlissene Bilder und Schablonen fanden allzuoft den Vorzug. Technische Fehler und schlechte Qualitätskontrolle zeugten von fahrigen Produktionen.
Wenn die Aussage stimmt, daß der Höhepunkt der Krise immer den Startpunkt des Aufschwungs markiert, so wäre für Adventurepessimisten nun wirklich die düsterste Periode durchgestanden. ;)

 

 

slydos 01/2009

 

 

 

adventure-archiv 19.01.09

 

 

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