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The Abbey


Erscheinungsdatum: 05/2008

Entwickler: Alcachofa Soft
Publisher: Crimson Cow


Spielsprache: deutsch

Homepage
Boxshots

USK: ab 12 Jahren
PEGI: 12+

 

Ein Review von   André   29. Juni 2008

Zerwürfnis: Zunächst wollten Alcachofa-Soft das Adventure „The Abbey" eigentlich im Look eines eher „putzigen" Comic-Adventures veröffentlichen. Man begann die Arbeit an dem Spiel und so veröffentlichte man auch schon ein paar erste Bilder. Da sich solch putzige Adventures aber offenbar momentan nicht so gut an typische Adventurespieler, von denen viele schon ein deutlich erwachsenes Alter erreicht haben dürften, verkaufen lassen, entschied man sich um. Und so erscheint The Abbey nun doch im etwas erwachsenerem Look, ohne die eher putzigen Elemente ganz abgelegt zu haben. Zum Glück! Denn so kommt es – soviel sei schon verraten durch die Verbindung der beiden Elemente nicht nur optisch zu einem äußerst ansprechend und eigenständigen Ergebnis. Doch leider ist das Spiel völlig unfertig auf den Markt geworfen worden. Kommen wir also zunächst zu einem ausgesprochen unschönen Thema ...

 

Bugs oder Du sollst nicht veröffentlichen Spiel was läuft
wie altes, krankes Esel

„The Abbey: Bugs ohne Ende! Spiel wird aus dem Handel genommen?!" Diese und ähnliche Meldungen konnte man schon kurz nach der Veröffentlichung lesen. In letzter Minute entschied man sich aber dann wieder um, und man zog das unfertige Spiel dann doch nicht zurück und veröffentlichte dann lieber schnell einen ersten allerdings leider ebenso unfertigen Patch, der nicht viel half.

Ich versuchte es erst einmal mutig, ohne Patch zu spielen, und schon am Anfang nach dem Intro brach das Spiel ab. Ich konnte noch was von „Computer" und „beschädigt" lesen und dann schmierte der ganze Rechner ab, um mit dem Hinweis „Das System wird nach einem schwerwiegenden Fehler wieder ausgeführt" wieder hochzufahren. Da half, wie gesagt, auch nicht der Patch, den ich flugs installierte. Erst ein weiterer schnell hinterher veröffentlichter Beta-Patch, also der Patch zum Patch ermöglichte es mir nach einem Abend voller Ärger, dass das Spiel überhaupt lief, wenn auch weiß Gott nicht fehlerfrei, da The Abbey sich nach wie vor zwischendurch oft genug aufhängte. Außerdem geriet ich bei einem fehlerhaft geschriebenen Dialog mit dem Schmied in eine Schleife, aus der ich nicht mehr rauskam, da man diesen nicht mehr beenden konnte. Hinzu kommen bei anderen Spielern ein lahmer Cursor und nicht zuletzt das Reliefpuzzle im dritten Kapitel, welches in eine Sackgasse führt usw. - die Foren sind voll mit Klagen über Fehler und Hilfegesuche.

Eine merkwürdige, eine für den Käufer wenig zufriedenstellende Praxis ist das, die zudem einige Fragen offen lässt: Warum veröffentlicht man überhaupt ein Spiel, welches offensichtlich völlig fehlerhaft ist? Ist der Firma nicht bewusst, dass dieses ein einfacher Weg ist, sich schnell potentielle Käufer und Rezensenten zu verprellen? Oder erfolgte die Veröffentlichung des unfertigen Spiels, weil der Firma das Wasser bis zum Hals steht?

Wie auch immer, vielleicht hilft ja nach dem Beta- irgendwann mal ein Delta- oder Gamma-Patch, die Fehler zu beheben, aber in der Form ist das Spiel auf vielen Rechnern quasi kaum spielbar und so sollte es sich der Spieler auf jeden Fall überlegen, ob er solch ein Spiel zum vollen Preis bzw. überhaupt kauft. Vielen Dank dafür!

Kommen wir also lieber ganz schnell zu einem anderen, einem weitaus schöneren Thema, nämlich zur ...

 

Grafik

Ja, vergessen wir einen Moment den Ärger und erfreuen uns der Tatsache, dass The Abbey überhaupt erschienen ist. Denn grafisch überzeugt The Abbey mit einem äußerst gelungenen und eigenständigen Erscheinungsbild auf ganzer Linie. Dabei ist The Abbey zunächst einmal ein ganz normales Comic-Adventure. Das Außergewöhnliche ist die extrem aufwändige Inszenierung. So besteht das Spiel aus unheimlich vielen Filmsequenzen, die abgespielt werden, wenn man etwa einer Figur eine Frage stellt. Das Ergebnis ist, dass sich The Abbey wie ein perfekter Comicfilm spielt. Die überzeugende grafische Umsetzung fängt schon mit dem beeindruckenden Intro an und endet mit einer ebensolchen nicht enden wollendem Endsequenz. Da stört auch nicht, dass die eigentliche Spielgrafik ein bisschen unschärfer als die der gelegentlich eingestreuten Zwischensequenzen ist.

Zum anderen wird das Spiel in einem ganz eigenen Comic-Look präsentiert, der sich auch bzw. bevorzugt an ältere Spieler richtet.  „The Abbey" zeigt eher „realistische" Hintergründe, natürlich nicht wirklich realistisch, aber zumindest etwas ernster gemessen an knallbunten oder gar windschiefen Häusern und Gegenständen in klassischen Comic-Adventure-Stil, wenn man da z.B. an Day of the Tentacle oder Toonstruck denkt. In diesen bewegen sich die comichaften, teilweise sehr niedlich gezeichneten Charaktere, die mit ihrer ausdruckstark animierten Mimik und flüssigen Bewegungen den Reviewer zu begeistern vermögen.

 

Handlung

Die Geschichte wird flüssig erzählt und ist enorm spannend wie kaum ein anderes Adventure in der letzte Zeit. Der Autor ist ein Fan von Umberto Eco. Zumindest hat man sich bei der Geschichte von dessen bekanntestem Werk, „Der Name der Rose", inspirieren lassen.

Erfreulich sind schon einmal die zahlreichen eigenständigen Charaktere, allen voran der clevere aber eigensinnige, nicht mehr ganz jugendliche Leonardo de Toledo mit Ecken und Kanten – im Gegensatz zu vielen namen- und gesichtslosen Protagonisten - sagen wir: Frau, um die 30, bildschön, aber langweilig und genau so schnell wieder vom Spieler vergessen.

Aber bevor ich abschweife: als Leonardo de Toledo seinen Schüler Bruno zu seiner zukünftigen Abtei begleitet, wird ein Attentat auf die beiden verübt. Ein Unbekannter wirft von einem Berg aus einen Gesteinsbrocken auf die beiden zu Pferd bzw. zu Esel Reisen- und Reitenden. Und damit nicht genug, in der Abtei angekommen, erfahren sie, dass ein Mord an Bruder Anselm geschehen ist. Zumindest sieht es nach Mord aus: Ein Weihrauchfass hat den Armen erschlagen. Der als gewieft geltende Leonardo wird beauftragt, Licht in Sache zu bringen – immer seinen Schüler Bruno an seiner Seite habend. Sehr schön anzusehen und ausgesprochen humorvoll umgesetzt ist übrigens die Beziehung zwischen dem strengen, selbstsicheren Leonardo und dem ängstlichen, unerfahrenen und zurückhaltenden Bruno.

 

Sound

Kommen wir neben der Grafik und der Geschichte zu einem weiteren Highlight – der deutschen Synchronisation. Diese ist besonders wichtig, da ein Hauptschwerpunkt bei The Abbey in den Dialogen liegt – sprich, es wird enorm viel gequasselt. Und es ist eine wahre Freude, den Sprechern zuzuhören. Nicht nur, dass die Dialoge an sich sehr gelungen und nicht selten humorvoll ins Deutsche übersetzt wurden, die Synchronstimmen wurden ebenso geschickt ausgewählt. Da wäre allen voran die Stimme des Hauptcharakters Leonardo de Toledo zu nennen, eingesprochen von Bernd Rumpf, der dem eh schon sehr eigenständigen Charakter noch einmal eine eigene Note verleiht.

Auch hat man sich bei der Musik nicht lumpen lassen. So hat wieder das Orchester von Emilio de Paz, seines Zeichens einer der Hauptverantwortlichen des kompletten Spiels, auch die kompletten Hintergrundmusiken eingespielt. Er hatte ja auch schon beim schönen Clever und Smart-Adventure ganze Arbeit geleistet hat. Und auch bei The Abbey verleiht der mal ruhige mal bombastische Orchestersound dem Spiel noch einmal die richtige Würze, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängeln.

 

Rätsel

Sie mögen in Adventures lange Dialoge und finden, dass in The Longest Journey noch viel zu wenig gequatscht wurde? Dann ist The Abbey genau das richtige Spiel für Sie! Ansonsten wäre von einem Kauf eher abzuraten, denn eigentlich bestehen die Aufgaben in The Abbey vornehmlich darin, ausgiebig zu quasseln. Die Antworten sind ausführlich und eine Aufgabe ist es, genau zuzuhören, damit man weiß, wohin man sich als nächstes begibt und was zu tun ist. Dabei kann man dem Gegenüber oft eine aus mehreren Antwortmöglichkeiten geben, damit es weiter geht.

Ich selber mag sehr gerne dialoglastige Spiele, zudem fand ich die Gespräche in The Abbey auch sehr unterhaltsam, nicht zuletzt da die Story sehr packend ist. Es gibt aber selbstverständlich noch viele andere Rätsel. Natürlich finden wir, wie in den meisten Adventures, ein Inventar, das gefüllt und and der richtigen Stelle zur richtigen Zeit von dem richtigen Gegenstand wieder befreit werden will. Und dann wären da noch ein paar andere Aufgaben wie ein Schiebepuzzle oder das bereits erwähnte verbuggte Reliefpuzzle im dritten Kapitel zu nennen. Insgesamt fand ich die Rätsel bis auf ein paar Ausnahmen logisch und gut lösbar, so das ich nur wenige Male in eine Lösung schauen musste.

 

Handhabung

The Abbey ist mit einer einfach zu bedienenden Point&Click-Steuerung ausgestattet, die wie folgt funktioniert: Mit einem Linksklick läuft man, betrachtet Personen oder Gegenstände, wählt diese auch im Inventar aus und kombiniert sie mit anderen Gegenständen oder Personen. Mit einem Druck auf die rechte Maustaste interagiert man mit Gegenständen oder Personen und betrachtet Gegenstände im Inventar. Außerdem kann mit ihr Gespräche abbrechen. Das Inventar erscheint, wenn man den oberen Bildschirmrand berührt. Im Inventar ist auch das Tagebuch zu finden.

Rennen kann man nicht, aber mit einem Doppelklick mit links auf die Pfeilzonen verlässt man das Bild sofort. Und nicht zuletzt gibt es ja auch noch die Karte, durch die alle Orte halbwegs flott zu erreichen sind.

Schade nur, das man im Spiel für die Karte die Tastatur benutzen muss, da sie sich nur mit der Taste M öffnet. Hier hätte ein kleines Zeichen auf dem Bildschirm sicher nicht gestört, was die Tastatur für das eigentliche Spiel überflüssig gemacht hätte, natürlich mit Ausnahme des Menüs, welches man auch bei diesem Spiel über Escape erreicht. Hier kann man speichern, laden, beenden und verschiedene Werte einstellen: Man kann die Auflösung auswählen, ebenso Grafikqualität, Schatten, Anti-Aliasing und gegebenenfalls eine seitliche Inventarposition. Außerdem gibt es eine getrennte Reglung für Sprache, Effekte und Musik sowie einstellbare Untertitel. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, wie wichtige diese Soundoptionen sind.

 

Noch ein paar Infos

The Abbey kommt auf einer DVD in einem ansprechend gestalteten Klapp-DVD-Karton mit einem kleinen, aber ebenso ansprechenden Handbüchlein.

 

Fazit

Tja, wie soll ich das denn jetzt bewerten? Einerseits ist die Erstveröffentlichung eine einzige Bugparade und das Spiel streitet sich vermutlich mit Paradise, The Elder Scrolls Adventure, Reprobates und Konsorten um den ersten Platz im Wettbewerb um das fehlerhafteste Abenteuer ever. Auch wenn das Spiel mit neuem, x-ten Patch irgendwann besser laufen sollte - ein Spiel so unfertig auf den Markt zu werfen ist einfach keine Art, mit dem Spieler umzugehen. Die Kunden fühlen sich zu recht verprellt, 40 Euro für ein Spiel gezahlt zu haben, welches auf vielen Rechnern nicht lauffähig ist.

Auf der anderen Seite ist das Spiel einfach zu schön gemacht. Da wäre nicht nur die sehr eigenständige und durch die vielen animierten Comicsequenzen enorm aufwändige Präsentation zu nennen, wie ich das in solchem Umfang selten gesehen habe und wodurch das Spiel wie ein nahezu perfekter Zeichentrickfilm wirkt. Ebenso begeistern die fesselnd erzählte Geschichte, die tollen Charaktere, die Musik und die herrlichen, bestens synchronisierten und humorvollen Dialoge.

Allerdings gibt es derer viele und man sollte schon, wie ich, einen Hang haben, ausgiebig zu quasseln, um an dem Spiel Spaß zu haben.

So drücke ich die Augen ganz fest zu und gebe 73 %, hoffend, dass in naher Zukunft eine überarbeitete Version oder zumindest ein vernünftiger Patch erscheint, und dass The Abbey nicht das letzte Adventure von Alcachofa Soft mit Leonardo und seinem Gehilfen Bruno bleiben wird. Denn gefallen hat mir das Spiel um einiges besser und ohne Bugs hätte ich locker über 80 % gewertet.

 

 

 Gesamtwertung  73%

 

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemanforderungen:

  • Windows 2000/XP/Vista
  • Athlon-/Pentium 1GHz
  • 128 MB RAM
  • 3D-Grafikkarte mit 32 MB RAM
  • DirectX 9.0-kompatible Hardware
  • 16 Bit Soundkarte
  • CDROM- oder DVD-Laufwerk

Gespielt unter:

  • Windows XP
  • AMD Athlon 64X2 Dual Processor 36000+, MMX, 3D Now (2CPUs)
  • 1,8 GB RAM
  • Nvidia Geforce 7050 PV / Nvidia Gforce nforce 630 a
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 150 GB

 

 

 

Hauptmenü
Hauptmenü

 

 

Alle könnten es gewesen sein, auch der Koch
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Oder der Gärtner. Der ist ja bekanntlich immer der Mörder. Leider ist dieser hier auch reichlich verwirrt
Oder der Gärtner. Der ist ja bekanntlich immer der Mörder. Leider ist dieser hier auch reichlich verwirrt

 

 

 


Eladius ist unser alter Freund
Eladius ist unser alter Freund

 

 

 


Die Karte erspart uns nervige Laufwege
Die Karte erspart uns nervige Laufwege

 

 

 

Leonardo und Bruno gibt es immer im Doppelpack. Fast immer...
Leonardo und Bruno gibt es immer im Doppelpack. Fast immer...

 

 

 

Die Kirche am Tag
Die Kirche am Tag

 

 

Die Kirche am Abend
Die Kirche am Abend

 

 

 

In der Kirche
In der Kirche

 

 

 

Der Tatort ist voller Blut
Der Tatort ist voller Blut

 

 

 

Ein Schuppen auf dem Friedhof
Ein Schuppen auf dem Friedhof

 

 

 

Das Inventar
Das Inventar

 

 

 

Auf dem Friedhof
Auf dem Friedhof

 

 

 

Und noch ein keiner aber harmloser Grafikbug: Die Inventargegenstände sind auf dem Spielbildschirm abgebildet
Und noch ein keiner aber harmloser Grafikbug: Die Inventargegenstände sind auf dem Spielbildschirm abgebildet

 

 

Mehr Screenshots

 


 


 

 

 

 

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 29. Juni 2008

 

 

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