durch die Verbindung der beiden Elemente nicht nur optisch zu einem
äußerst ansprechend und eigenständigen Ergebnis. Doch leider ist das Spiel völlig
unfertig auf den Markt geworfen worden. Kommen wir also zunächst zu einem ausgesprochen
unschönen Thema ...
Bugs oder Du sollst nicht veröffentlichen Spiel was läuft
wie altes, krankes Esel
The Abbey: Bugs ohne Ende! Spiel wird aus dem Handel
genommen?!" Diese und ähnliche Meldungen konnte man schon kurz nach der
Veröffentlichung lesen. In letzter Minute entschied man sich aber dann wieder um, und man
zog das unfertige Spiel dann doch nicht zurück und veröffentlichte dann lieber schnell
einen ersten allerdings leider ebenso unfertigen Patch, der nicht viel half.
Ich versuchte es erst einmal mutig, ohne Patch zu spielen, und schon
am Anfang nach dem Intro brach das Spiel ab. Ich konnte noch was von Computer"
und beschädigt" lesen und dann schmierte der ganze Rechner ab, um mit dem
Hinweis Das System wird nach einem schwerwiegenden Fehler wieder ausgeführt"
wieder hochzufahren. Da half, wie gesagt, auch nicht der Patch, den ich flugs
installierte. Erst ein weiterer schnell hinterher veröffentlichter Beta-Patch, also der
Patch zum Patch ermöglichte es mir nach einem Abend voller Ärger, dass das Spiel
überhaupt lief, wenn auch weiß Gott nicht fehlerfrei, da The Abbey sich nach wie vor
zwischendurch oft genug aufhängte. Außerdem geriet ich bei einem fehlerhaft
geschriebenen Dialog mit dem Schmied in eine Schleife, aus der ich nicht mehr rauskam, da
man diesen nicht mehr beenden konnte. Hinzu kommen bei anderen Spielern ein lahmer Cursor
und nicht zuletzt das Reliefpuzzle im dritten Kapitel, welches in eine Sackgasse führt
usw. - die Foren sind voll mit Klagen über Fehler und Hilfegesuche.
Eine merkwürdige, eine für den Käufer wenig zufriedenstellende
Praxis ist das, die zudem einige Fragen offen lässt: Warum veröffentlicht man überhaupt
ein Spiel, welches offensichtlich völlig fehlerhaft ist? Ist der Firma nicht bewusst,
dass dieses ein einfacher Weg ist, sich schnell potentielle Käufer und Rezensenten zu
verprellen? Oder erfolgte die Veröffentlichung des unfertigen Spiels, weil der Firma das
Wasser bis zum Hals steht?
Wie auch immer, vielleicht hilft ja nach dem Beta- irgendwann mal
ein Delta- oder Gamma-Patch, die Fehler zu beheben, aber in der Form ist das Spiel auf
vielen Rechnern quasi kaum spielbar und so sollte es sich der Spieler auf jeden Fall
überlegen, ob er solch ein Spiel zum vollen Preis bzw. überhaupt kauft. Vielen Dank
dafür!
Kommen wir also lieber ganz schnell zu einem anderen, einem weitaus
schöneren Thema, nämlich zur ...
Grafik
Ja, vergessen wir einen Moment den Ärger und erfreuen uns der
Tatsache, dass The Abbey überhaupt erschienen ist. Denn grafisch überzeugt The Abbey mit
einem äußerst gelungenen und eigenständigen Erscheinungsbild auf ganzer Linie. Dabei
ist The Abbey zunächst einmal ein ganz normales Comic-Adventure. Das Außergewöhnliche
ist die extrem aufwändige Inszenierung. So besteht das Spiel aus unheimlich vielen Filmsequenzen,
die abgespielt werden, wenn man etwa einer Figur eine Frage stellt. Das Ergebnis ist, dass
sich The Abbey wie ein perfekter Comicfilm spielt. Die überzeugende grafische Umsetzung
fängt schon mit dem beeindruckenden Intro an und endet mit einer ebensolchen nicht enden
wollendem Endsequenz. Da stört auch nicht, dass die eigentliche Spielgrafik ein bisschen
unschärfer als die der gelegentlich eingestreuten Zwischensequenzen ist.
Zum anderen wird das Spiel in einem ganz eigenen Comic-Look
präsentiert, der sich auch bzw. bevorzugt an ältere Spieler richtet. The
Abbey" zeigt eher realistische" Hintergründe, natürlich nicht wirklich
realistisch, aber zumindest etwas ernster gemessen an knallbunten oder gar windschiefen
Häusern und Gegenständen in klassischen Comic-Adventure-Stil, wenn man da z.B. an Day of
the Tentacle oder Toonstruck denkt. In diesen bewegen sich die comichaften, teilweise sehr
niedlich gezeichneten Charaktere, die mit ihrer ausdruckstark animierten Mimik und
flüssigen Bewegungen den Reviewer zu begeistern vermögen.
Handlung
Die Geschichte wird flüssig erzählt und ist enorm spannend wie
kaum ein anderes Adventure in der letzte Zeit. Der Autor ist ein Fan von Umberto Eco.
Zumindest hat man sich bei der Geschichte von dessen bekanntestem Werk, Der Name der
Rose", inspirieren lassen.
Erfreulich sind schon einmal die zahlreichen eigenständigen
Charaktere, allen voran der clevere aber eigensinnige, nicht mehr ganz jugendliche
Leonardo de Toledo mit Ecken und Kanten im Gegensatz zu vielen namen- und
gesichtslosen Protagonisten - sagen wir: Frau, um die 30, bildschön, aber langweilig und
genau so schnell wieder vom Spieler vergessen.
Aber bevor ich abschweife: als Leonardo de Toledo seinen Schüler
Bruno zu seiner zukünftigen Abtei begleitet, wird ein Attentat auf die beiden verübt.
Ein Unbekannter wirft von einem Berg aus einen Gesteinsbrocken auf die beiden zu Pferd
bzw. zu Esel Reisen- und Reitenden. Und damit nicht genug, in der Abtei angekommen,
erfahren sie, dass ein Mord an Bruder Anselm geschehen ist. Zumindest sieht es nach Mord
aus: Ein Weihrauchfass hat den Armen erschlagen. Der als gewieft geltende Leonardo wird
beauftragt, Licht in Sache zu bringen immer seinen Schüler Bruno an seiner Seite
habend. Sehr schön anzusehen und ausgesprochen humorvoll umgesetzt ist übrigens die
Beziehung zwischen dem strengen, selbstsicheren Leonardo und dem ängstlichen,
unerfahrenen und zurückhaltenden Bruno.
Sound
Kommen wir neben der Grafik und der Geschichte zu einem weiteren
Highlight der deutschen Synchronisation. Diese ist besonders wichtig, da ein
Hauptschwerpunkt bei The Abbey in den Dialogen liegt sprich, es wird enorm viel
gequasselt. Und es ist eine wahre Freude, den Sprechern zuzuhören. Nicht nur, dass die
Dialoge an sich sehr gelungen und nicht selten humorvoll ins Deutsche übersetzt wurden,
die Synchronstimmen wurden ebenso geschickt ausgewählt. Da wäre allen voran die Stimme
des Hauptcharakters Leonardo de Toledo zu nennen, eingesprochen von Bernd Rumpf, der dem
eh schon sehr eigenständigen Charakter noch einmal eine eigene Note verleiht.
Auch hat man sich bei der Musik nicht lumpen lassen. So hat wieder
das Orchester von Emilio de Paz, seines Zeichens einer der Hauptverantwortlichen des
kompletten Spiels, auch die kompletten Hintergrundmusiken eingespielt. Er hatte ja auch
schon beim schönen Clever und Smart-Adventure ganze Arbeit geleistet hat. Und auch bei
The Abbey verleiht der mal ruhige mal bombastische Orchestersound dem Spiel noch einmal
die richtige Würze, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängeln.
Rätsel
Sie mögen in Adventures lange Dialoge und finden, dass in The
Longest Journey noch viel zu wenig gequatscht wurde? Dann ist The Abbey genau das richtige
Spiel für Sie! Ansonsten wäre von einem Kauf eher abzuraten, denn eigentlich bestehen
die Aufgaben in The Abbey vornehmlich darin, ausgiebig zu quasseln. Die Antworten sind
ausführlich und eine Aufgabe ist es, genau zuzuhören, damit man weiß, wohin man sich
als nächstes begibt und was zu tun ist. Dabei kann man dem Gegenüber oft eine aus
mehreren Antwortmöglichkeiten geben, damit es weiter geht.
Ich selber mag sehr gerne dialoglastige Spiele, zudem fand ich die
Gespräche in The Abbey auch sehr unterhaltsam, nicht zuletzt da die Story sehr packend
ist. Es gibt aber selbstverständlich noch viele andere Rätsel. Natürlich finden wir,
wie in den meisten Adventures, ein Inventar, das gefüllt und and der richtigen Stelle zur
richtigen Zeit von dem richtigen Gegenstand wieder befreit werden will. Und dann wären da
noch ein paar andere Aufgaben wie ein Schiebepuzzle oder das bereits erwähnte verbuggte
Reliefpuzzle im dritten Kapitel zu nennen. Insgesamt fand ich die Rätsel bis auf ein paar
Ausnahmen logisch und gut lösbar, so das ich nur wenige Male in eine Lösung schauen
musste.
Handhabung
The Abbey ist mit einer einfach zu bedienenden
Point&Click-Steuerung ausgestattet, die wie folgt funktioniert: Mit einem Linksklick
läuft man, betrachtet Personen oder Gegenstände, wählt diese auch im Inventar aus und
kombiniert sie mit anderen Gegenständen oder Personen. Mit einem Druck auf die rechte
Maustaste interagiert man mit Gegenständen oder Personen und betrachtet Gegenstände im
Inventar. Außerdem kann mit ihr Gespräche abbrechen. Das Inventar erscheint, wenn man
den oberen Bildschirmrand berührt. Im Inventar ist auch das Tagebuch zu finden.
Rennen kann man nicht, aber mit einem Doppelklick mit links auf die
Pfeilzonen verlässt man das Bild sofort. Und nicht zuletzt gibt es ja auch noch die
Karte, durch die alle Orte halbwegs flott zu erreichen sind.
Schade nur, das man im Spiel für die Karte die Tastatur benutzen
muss, da sie sich nur mit der Taste M öffnet. Hier hätte ein kleines Zeichen auf dem
Bildschirm sicher nicht gestört, was die Tastatur für das eigentliche Spiel
überflüssig gemacht hätte, natürlich mit Ausnahme des Menüs, welches man auch bei
diesem Spiel über Escape erreicht. Hier kann man speichern, laden, beenden und
verschiedene Werte einstellen: Man kann die Auflösung auswählen, ebenso Grafikqualität,
Schatten, Anti-Aliasing und gegebenenfalls eine seitliche Inventarposition. Außerdem gibt
es eine getrennte Reglung für Sprache, Effekte und Musik sowie einstellbare Untertitel.
Es kann nicht oft genug wiederholt werden, wie wichtige diese Soundoptionen sind.
Noch ein paar Infos
The Abbey kommt auf einer DVD in einem ansprechend gestalteten
Klapp-DVD-Karton mit einem kleinen, aber ebenso ansprechenden Handbüchlein.
Fazit
Tja, wie soll ich das denn jetzt bewerten? Einerseits ist die
Erstveröffentlichung eine einzige Bugparade und das Spiel streitet sich vermutlich mit
Paradise, The Elder Scrolls Adventure, Reprobates und Konsorten um den ersten Platz im
Wettbewerb um das fehlerhafteste Abenteuer ever. Auch wenn das Spiel mit neuem, x-ten
Patch irgendwann besser laufen sollte - ein Spiel so unfertig auf den Markt zu werfen ist
einfach keine Art, mit dem Spieler umzugehen. Die Kunden fühlen sich zu recht verprellt,
40 Euro für ein Spiel gezahlt zu haben, welches auf vielen Rechnern nicht lauffähig ist.
Auf der anderen Seite ist das Spiel einfach zu schön gemacht. Da
wäre nicht nur die sehr eigenständige und durch die vielen animierten Comicsequenzen
enorm aufwändige Präsentation zu nennen, wie ich das in solchem Umfang selten gesehen
habe und wodurch das Spiel wie ein nahezu perfekter Zeichentrickfilm wirkt. Ebenso
begeistern die fesselnd erzählte Geschichte, die tollen Charaktere, die Musik und die
herrlichen, bestens synchronisierten und humorvollen Dialoge.
Allerdings gibt es derer viele und man sollte schon, wie ich, einen
Hang haben, ausgiebig zu quasseln, um an dem Spiel Spaß zu haben.
So drücke ich die Augen ganz fest zu und gebe 73 %, hoffend, dass
in naher Zukunft eine überarbeitete Version oder zumindest ein vernünftiger Patch
erscheint, und dass The Abbey nicht das letzte Adventure von Alcachofa Soft mit Leonardo
und seinem Gehilfen Bruno bleiben wird. Denn gefallen hat mir das Spiel um einiges besser
und ohne Bugs hätte ich locker über 80 % gewertet.