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Im Schatten der Mumie


Erscheinungsdatum: 05/2008

Entwickler: Contendo Media / BoneArtz
Publisher: Rondomedia


Spielsprache: deutsch

Homepage
Boxshots

USK: ab 16 Jahren

 

Ein Review von   André   24. Juni 2008

„Auf jeden Fall sieht der Typ auf dem Cover aus wie Indiana Jones.", war bei der Nachfrage, ob ich „Im Schatten der Mumie" besprechen wolle, meine erste spontane Reaktion nachdem ich neben ein paar spärlichen Infos die ersten beigefügten Screenshots durchgesehen hatte. Ja, es lässt sich kaum verleugnen; die Parallelen sind eindeutig. Das Schriftbild des Titels ist mit dem des Indiana Jones-Schriftzuges nahezu identisch, ebenso das Coverartwork und ganz „zufälligerweise" erscheint das Spiel auch noch zu dem Zeitpunkt, an dem auch der neue Indy-Film präsentiert wird. Ob das Spiel noch weitere Ähnlichkeiten aufweist, ob, wie im Covertext zu lesen, auch viele Actionsequenzen zu bestehen sind und noch viele weitere Fragen beantwortet der Test.

 

Vorabinfos

„Im Schatten der Mumie" ist schon einige Zeit als englische Sharewareversion - von einem kleinen Independentanbieter - unter dem Titel „Tomb of Fulaos" erhältlich. Man konnte also früher schon einen Teil des Spiels kostenlos im Internet ziehen und musste dann für den Rest zahlen. „Im Schatten der Mumie" kommt im DVD-Case auf nur einer CD. Dem Budgetspiel, dessen Startpreis empfohlene 19,90 Euro betragen soll, ist nur ein dünnes Blättchen mit Installationsanweisungen beigelegt, während das Handbuch als Datei auf der CD zu finden ist. Die Installation verlief reibungslos, und das Spiel lief ebenfalls ohne nennenswerte Störungen.

 

„Handlung"

Im Spiel heißen wir Mac, sehen nicht nur so aus wie der junge Indiana Jones, wir sind auch Archäologe, was die Frage impliziert, ob alle Archäologen so aussehen. Egal, auf jeden Fall befinden wir uns in Ägypten und buddeln dort in der Wüste an Eingängen zu verborgenen Gräbern herum, bis wir tatsächlich fündig werden. Wir entdecken in einem Königsgrab ein Mumie, die 2000 Jahre älter ist als das eigentliche Grab! Wir sehen uns die Sache näher an als – zack - der Eingang verschüttet wird! Von nun an sind wir auf uns alleine gestellt und traben zunächst einsam durch die Gräber – nur ein paar Spinnen, Ratten, selten auch mal eine auferstandene Mumie und andere Kreaturen sind vorerst unsere wenig erwünschte Gesellschaft.

 

Grafik – von oben herab

Ich habe zuletzt Penumbra gespielt. Im Gegensatz zu diesem Spiel, wo man die Räume aus allen erdenklichen Blickwinkeln einsehen kann, ist hier die Perspektive sehr begrenzt. Man sieht immer nur einen sehr kleinen Bildausschnitt wie bei Rollenspielen, bei denen man sich auch nur Stück für Stück weiterbewegt. Orientierungshilfe bietet eine Karte. Dabei sieht man den Helden oft schräg von oben in einer isometrischen Perspektive. Man kann den Blickwinkel - wenn auch nur ein wenig - verändern, bis man den Spielcharakter ganz von oben betrachten kann. Etwas störend ist, dass die rechte untere Ecke des Bildschirms mit einem mehr oder weniger rechteckigen Befehlskasten verbaut ist. Eine flache Leiste am unteren Bildschirmrand wäre weniger störend gewesen. Beim geöffnetem Riesen-Inventar wird so der manchmal erscheinende Text teilweise verdeckt.

Was die Grafik an sich betrifft, mag an dieser Stelle vielleicht der Hinweis dienlich sein, dass man sich laut Herstellerangaben bemüht hat, „die Hardwareanforderungen möglichst gering zu halten, um möglichst vielen einen Zugang zum Produkt zu ermöglichen." Und das soll jetzt nicht zwingend abwertend klingen. Die Spielgrafik ist in düsteren, tristen Erdtönen gehalten. Sie ist einfach, sicher auch überholt, aber zweckdienlich, ein bisschen wie in Rollenspielen und vom technischen Stand her ähnlich wie der vorletzte offizielle Indiana Jones-Teil „Turm von Babel" von 1999. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss.

 

Steuerung

Hier für alle, die bei Spielen gar nicht genug Knöpfe haben können, alle wichtigen Tastaturbefehle. Denn wie bei Penumbra muss man, warum auch immer, mal wieder mit zwei Eingabegeräten, also Tastatur und Maus rumhampeln. Glücklicherweise kann man viele Funktionen der Tastatur auch mit dem kleinen Eingabefeld rechts unten im Bildschirm erledigen, so dass man zusätzlich zur Maus nicht allzu viele Tasten auf der Tastatur benutzen muss.

Die Steuerung ist schon ziemlich durcheinander, als ob der Hersteller selber nicht mehr ganz durchgeblickt hätte. So erscheint noch vor dem Starten des Spiels ein kleines Menü, in dem man Voreinstellungen u.a. an der Steuerung vornehmen kann. Dort ist beschrieben, dass man sich mit Links und Rechts in eben jene Richtungen bewegen kann. Tatsächlich funktionierte das bei mir im richtigen Spiel nicht. Und um die Sache noch ein wenig zu verkomplizieren gibt es im Spiel selber noch ein anderes, zweites Optionsmenü, in dem man ebenfalls die Steuerung auswählen kann. Hier ist von den Links- und Rechtstasten dann nicht mehr die Rede.

Also die Voreinstellungen in den Wind geschossen und am besten erst einmal das Tutorial gespielt und ein bisschen selber herumprobiert, wie das Spiel denn nun läuft. Wie gesagt, die Links- und Rechtstaste funktionierten bei mir nicht. In die richtige Richtung gesteuert wird stattdessen, indem man mit der linken Maustaste in die entsprechende Richtung drückt. Dabei kann man per b-Taste zwischen zwei verschiedenen Sichtweisen wählen. Die eine ist eine frei einstellbare, die andere eine feste Kameraführung. Die Perspektive des Raums verändert man bei der freien Kameraführung, indem man die Maus an den entsprechenden Bildschirmrand führt. Mit 'A' kann man entscheiden, ob der Indy-Verschnitt losrennt oder gemütlich und kräftesparend läuft. Dabei kann man mit Strg drehen und mit Alt zoomen.

Mit Space springt Mac und mit Shift greift er an. Mit der rechten Maustaste kann man Gegenstände nehmen oder benutzen oder Personen anreden, mit der linken Gegenstände auf sich selbst anwenden. Das funktioniert nur, wenn ein Gegenstand rot aufleuchtet. Mit der x-Taste nimmt Mac übrigens alle in seiner Nähe befindlichen Gegenstände gleichzeitig auf. Wichtige Gegenstände, wie Heiltränke, kann man in die ersten sechs Felder des Inventars packen. Das bietet den Vorteil, dass man diese dann im Kampf schnell mit den Tasten 1–6 direkt verwenden kann.

Keine Ahnung, warum man für das Erkunden etwa von Geheimtüren mit Z noch eine weitere Taste benötigt, anstatt einfach eine Maustaste dafür verwenden zu dürfen. Einfacher wird’s dadurch nicht gerade. Ins Inventar kommt man mit I, ans Tagebuch mit D und die Karte sieht man mit M. Mit der Space-Taste kann man Dialoge überspringen. Alle Tastaturbefehle können übrigens noch individuell zugeordnet werden.

 

Weitere Optionen

Es lassen sich im ausführlichen Optionsmenü alle wichtigen Werte einstellen. Beim Sound erstaunlicherweise nicht nur Soundeffekte und Musik sondern auch die nicht vorhandene Sprache. Bei den Videooptionen kann man zwischen 16 und 32 Bit umschalten sowie die Auflösung aus 6 verschiedenen Werten zwischen 640 x 480 bis 1600 x 1200 Pixel auswählen. Wählt man einen falschen Wert, bewirkt das gegebenenfalls, dass nicht alles dargestellt ist, da das Bild z.B. über den Bildschirmrand hinausgeht.

 

Rätsel + Aufgaben

Die Art der Aufgaben in „Im Schatten der Mumie" ist je nach Kapitel ganz unterschiedlich. Während das erste kurze Kapitel nicht nur grafisch im Adventure-Stil gehalten ist, sondern auch komplett aus kleineren klassischen Adventureaufgaben besteht, wird aus dem Spiel schon im zweiten Abschnitt vornehmlich ein Hack&Slay&Baller-Rollenspiel. Die Aufgaben bestehen hier im Grunde genommen daraus, den richtigen Weg zu finden, Gegenstände wie Tränke zu sammeln und einzusetzen, mal den richtigen Schlüssel zur Tür zu benutzen, einen Mechanismus oder Geheimgang zu entdecken und zu kämpfen usw.. Leider überwiegen solche Parts eindeutig und die Kapitel mit richtigen Rätseln sind eher selten.

 

Hack & Slay & Wegrennen

Viele Parts bestehen wie gesagt aus sogenannten Hack&Slay-Passagen. Man wählt also im Inventar die richtige Waffe aus, rennt durch die Gänge und meuchelt dann alles nieder soweit das möglich ist, um sich zwischendurch mit ein paar Tränken zu dopen, wobei die Kämpfe in etwa wie in Diabolo erfolgen, also nicht rundenbasiert sind. Dabei ist man nicht selten auf der Flucht. Es gibt viele nervige Kreaturen wie Ratten oder Spinnen, die man a) kaum mit dem Schwert erwischt, so dass man manchmal besser an ihnen vorbeirennt und die einem b) nervigerweise bis zum Speicherplatz hinterherwatscheln. Und es gibt immer wieder andere frustrierende Stellen. So muss man in einer moorhuhnähnlichen Sequenz Fledermäuse abballern, um mit dem Gewicht der toten Tiere einen Schalter auszulösen, der wiederum eine Brücke bewegt. So weit so gut. Als ich es dann geschafft hatte, bin ich mal wieder von einer gewöhnlichen Ratte zu Tode gebissen worden, weil sich die Brücke nicht schnell genug bewegte. Schafft man in einer anderen Situation den Sprung über ein paar bewegliche Elemente nicht, darf man den Weg immer wieder erneut bis dorthin rennen, sich durchkämpfen und die Sequenz wiederholen. Als ich es dann endlich nach X Versuchen geschafft hatte, bin ich zur Belohnung am anderen Ende von ein paar Steinen erschlagen worden. Vielen Dank, liebe Entwickler! Das muss nicht sein. Weshalb aber meine intuitive Entscheidung, den leichten Schwierigkeitsgrad zu wählen, auf jeden Fall die richtige war. Den habe ich als wenig kampferfahrener Adventurespieler als völlig ausreichend empfunden.

 

Rollenspielelemente

Ja, Rollenspielelemente sind ebenfalls vorhanden. Zum einen erinnert schon die Optik an dieses Genre. Man sieht wie bei dieser Spielgattung oft üblich, immer nur einen kleinen Ausschnitt der Spielumgebung. Es gibt wie bei diesen Spielen eine Karte, die zeigt, wo sich der Held gerade befindet. Außerdem gibt es das übliche Menü für Charakterentwicklung, in dem man seine Werte einsehen und verändern kann. Auch kann man die in Rollenspielen üblichen Tränke wie Gegengift oder zur Heilung zu sich nehmen. Und letztendlich kann man nicht nur seine Kleidung aufmotzen, um so in einem Kampf z.B. mit einem furchtbar mächtigen Ring besser dazustehen, sondern auch zu zaubern. Man zaubere, indem man zunächst einen Zauberspruch finde. Vom Inventar aus wiederum gelangt man ins Zauberspruchmenü. Hier wähle man einen Spruch aus und ordne ihm ein Tastenkürzel von F1–12 zu, so dass er dann verwandt werden kann.

 

Sound

Und wie in vielen Rollenspielen ist alles untertitelt, es wird in „Im Schatten der Mumie" kein Ton gesprochen. Wo der verwöhnte Spieler von nahezu allen halbwegs aktuellen Adventures Sprachausgabe erwartet, bleibt hier alles leer und stumm. Das fällt besonders auf, da heute schon Gratisdownloadspiele wie „Zak McKracken 2", „Timanfaya" oder „Dirty Split" mit erstklassiger Sprachausgabe erscheinen. Und das ist schade, denn dadurch geht bei dem an sich nicht nur optisch recht ansprechenden Spiel einiges an Atmosphäre verloren. Hier wurde Potenzial verschenkt.

Zur Einstimmung des Indy-Clones hören wir noch eine Fanfaren-Melodie im Stile der Filmmusik mit dem berühmten Film-Abenteurer, aber sonst geht es musikalisch meistens ruhig zu. Auch die Kämpfe werden nicht durch klirrende Schwerter und martialische Todesschreie begleitet, sondern werden ebenfalls eher dezent unterlegt.

 

Fazit

Während viele Spiele wie „Zak McKracken 2" oder „Sam´n´Max Episode I" als (in)offizielle Nachfolger bekannter Adventurereihen mehr als genug Lorbeeren ernten, versucht man sich hier mit „Im Schatten der Mumie" als dreistem Clone des bekannten Film- bzw. Adventurehelden.

Grafisch ist das Spiel nett gemacht, auch wenn den Spieler nicht gerade Hi-End-Grafik erwartet. Es ist vielleicht etwas aktueller als der actionreiche Teil „Turm von Babel" der Indy-Spieleserie von 1999. Spielerisch hat „Im Schatten der Mumie" nicht wirklich viel mit den LucasArts-Spielen gemein, ist ein Hybrid aus Adventure, Action gepaart mit Rollenspielelementen, also im Grunde genommen ebenfalls nix für den reinen Adventurespieler.

Und so rätselt und mehr noch rennt, kämpft und hüpft man sich durch die oft labyrinthartigen Level, immer einen Blick auf das Charaktersystem, während andere Kapitel nicht nur grafisch im Stile richtiger Adventures gehalten sind, sondern auch ebensolche Rätsel bieten. Für Abwechslung ist also gesorgt. Als Adventurespieler habe ich die permanenten Todesmöglichkeiten als zu frustrierend empfunden, aber wer Action mag, sich von dem Genremix angesprochen fühlt und von der alten Grafik und fehlenden Sprachausgabe nicht abgeschreckt ist, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren.

 

 Gesamtwertung  69%

 

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemanforderungen:

  • Windows 2000/XP/Vista
  • Athlon-/Pentium 1GHz
  • 128 MB RAM
  • 3D-Grafikkarte mit 32 MB RAM
  • DirectX 9.0-kompatible Hardware
  • 16 Bit Soundkarte
  • CDROM- oder DVD-Laufwerk

Gespielt unter:

  • Windows XP
  • AMD Athlon 64X2 Dual Processor 36000+, MMX, 3D Now (2CPUs)
  • 1,8 GB RAM
  • Nvidia Geforce 7050 PV / Nvidia Gforce nforce 630 a
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 150 GB

 

 

 

Startbildschirm
Startbildschirm

 

 

 

 

Ladebildschirm
Ladebildschirm

 

 

 

Das Intro ist nett gemacht
Das Intro ist nett gemacht

 

 

 

 


Noch ein Bild aus dem Intro
Noch ein Bild aus dem Intro

 

 

 

 

 


Die eigentliche Spielgrafik in adventurelastigen Teilen sieht etwa so aus...
Die eigentliche Spielgrafik in adventurelastigen Teilen sieht etwa so aus...

 

 

 

 

 den actionlastigen Parts hingegen eher so...
den actionlastigen Parts hingegen eher so...

 

 

 

 

Eine Sprungpassage
Eine Sprungpassage

 

 

 

 

Das Inventar
Das Inventar

 

 

 

Der Charakterbildschirm
Der Charakterbildschirm

 

 

 

 

Ansicht von oben
Ansicht von oben

 

 

 

 

Ein kleines Aufzugrätsel
Ein kleines Aufzugrätsel

 

 

 


 


 

 

 

 

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 24. Juni 2008

 

 

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