Auf jeden Fall sieht der Typ auf dem Cover aus
wie Indiana Jones.", war bei der Nachfrage, ob ich Im Schatten der Mumie"
besprechen wolle, meine erste spontane Reaktion nachdem ich neben ein paar spärlichen
Infos die ersten beigefügten Screenshots durchgesehen hatte. Ja, es lässt sich kaum
verleugnen; die Parallelen sind eindeutig. Das Schriftbild des Titels ist mit dem des
Indiana Jones-Schriftzuges nahezu identisch, ebenso das Coverartwork und ganz
zufälligerweise" erscheint das Spiel auch noch zu dem Zeitpunkt, an dem auch
der neue Indy-Film präsentiert wird. Ob das Spiel noch weitere Ähnlichkeiten aufweist,
ob, wie im Covertext zu lesen, auch viele Actionsequenzen zu bestehen sind und noch viele
weitere Fragen beantwortet der Test.
Vorabinfos
Im Schatten der Mumie" ist schon einige Zeit als
englische Sharewareversion - von einem kleinen Independentanbieter - unter dem Titel
Tomb of Fulaos" erhältlich. Man konnte also früher schon einen Teil des
Spiels kostenlos im Internet ziehen und musste dann für den Rest zahlen. Im
Schatten der Mumie" kommt im DVD-Case auf nur einer CD. Dem Budgetspiel, dessen
Startpreis empfohlene 19,90 Euro betragen soll, ist nur ein dünnes Blättchen mit
Installationsanweisungen beigelegt, während das Handbuch als Datei auf der CD zu finden
ist. Die Installation verlief reibungslos, und das Spiel lief ebenfalls ohne nennenswerte
Störungen.
Handlung"
Im Spiel heißen wir Mac, sehen nicht nur so aus wie der junge
Indiana Jones, wir sind auch Archäologe, was die Frage impliziert, ob alle Archäologen
so aussehen. Egal, auf jeden Fall befinden wir uns in Ägypten und buddeln dort in der
Wüste an Eingängen zu verborgenen Gräbern herum, bis wir tatsächlich fündig werden.
Wir entdecken in einem Königsgrab ein Mumie, die 2000 Jahre älter ist als das
eigentliche Grab! Wir sehen uns die Sache näher an als zack - der Eingang
verschüttet wird! Von nun an sind wir auf uns alleine gestellt und traben zunächst
einsam durch die Gräber nur ein paar Spinnen, Ratten, selten auch mal eine
auferstandene Mumie und andere Kreaturen sind vorerst unsere wenig erwünschte
Gesellschaft.
Grafik von oben herab
Ich habe zuletzt Penumbra gespielt. Im Gegensatz zu diesem Spiel, wo
man die Räume aus allen erdenklichen Blickwinkeln einsehen kann, ist hier die Perspektive
sehr begrenzt. Man sieht immer nur einen sehr kleinen Bildausschnitt wie bei
Rollenspielen, bei denen man sich auch nur Stück für Stück weiterbewegt.
Orientierungshilfe bietet eine Karte. Dabei sieht man den Helden oft schräg von oben in
einer isometrischen Perspektive. Man kann den Blickwinkel - wenn auch nur ein wenig -
verändern, bis man den Spielcharakter ganz von oben betrachten kann. Etwas störend ist,
dass die rechte untere Ecke des Bildschirms mit einem mehr oder weniger rechteckigen
Befehlskasten verbaut ist. Eine flache Leiste am unteren Bildschirmrand wäre weniger
störend gewesen. Beim geöffnetem Riesen-Inventar wird so der manchmal erscheinende Text
teilweise verdeckt.
Was die Grafik an sich betrifft, mag an dieser Stelle vielleicht der
Hinweis dienlich sein, dass man sich laut Herstellerangaben bemüht hat, die
Hardwareanforderungen möglichst gering zu halten, um möglichst vielen einen Zugang zum
Produkt zu ermöglichen." Und das soll jetzt nicht zwingend abwertend klingen. Die
Spielgrafik ist in düsteren, tristen Erdtönen gehalten. Sie ist einfach, sicher auch
überholt, aber zweckdienlich, ein bisschen wie in Rollenspielen und vom technischen Stand
her ähnlich wie der vorletzte offizielle Indiana Jones-Teil Turm von Babel"
von 1999. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss.
Steuerung
Hier für alle, die bei Spielen gar nicht genug Knöpfe haben
können, alle wichtigen Tastaturbefehle. Denn wie bei Penumbra muss man, warum auch immer,
mal wieder mit zwei Eingabegeräten, also Tastatur und Maus rumhampeln. Glücklicherweise
kann man viele Funktionen der Tastatur auch mit dem kleinen Eingabefeld rechts unten im
Bildschirm erledigen, so dass man zusätzlich zur Maus nicht allzu viele Tasten auf der
Tastatur benutzen muss.
Die Steuerung ist schon ziemlich durcheinander, als ob der
Hersteller selber nicht mehr ganz durchgeblickt hätte. So erscheint noch vor dem Starten
des Spiels ein kleines Menü, in dem man Voreinstellungen u.a. an der Steuerung vornehmen
kann. Dort ist beschrieben, dass man sich mit Links und Rechts in eben jene Richtungen
bewegen kann. Tatsächlich funktionierte das bei mir im richtigen Spiel nicht. Und um die
Sache noch ein wenig zu verkomplizieren gibt es im Spiel selber noch ein anderes, zweites
Optionsmenü, in dem man ebenfalls die Steuerung auswählen kann. Hier ist von den Links-
und Rechtstasten dann nicht mehr die Rede.
Also die Voreinstellungen in den Wind geschossen und am besten erst
einmal das Tutorial gespielt und ein bisschen selber herumprobiert, wie das Spiel denn nun
läuft. Wie gesagt, die Links- und Rechtstaste funktionierten bei mir nicht. In die
richtige Richtung gesteuert wird stattdessen, indem man mit der linken Maustaste in die
entsprechende Richtung drückt. Dabei kann man per b-Taste zwischen zwei verschiedenen
Sichtweisen wählen. Die eine ist eine frei einstellbare, die andere eine feste
Kameraführung. Die Perspektive des Raums verändert man bei der freien Kameraführung,
indem man die Maus an den entsprechenden Bildschirmrand führt. Mit 'A' kann man
entscheiden, ob der Indy-Verschnitt losrennt oder gemütlich und kräftesparend läuft.
Dabei kann man mit Strg drehen und mit Alt zoomen.
Mit Space springt Mac und mit Shift greift er an. Mit der rechten
Maustaste kann man Gegenstände nehmen oder benutzen oder Personen anreden, mit der linken
Gegenstände auf sich selbst anwenden. Das funktioniert nur, wenn ein Gegenstand rot
aufleuchtet. Mit der x-Taste nimmt Mac übrigens alle in seiner Nähe befindlichen
Gegenstände gleichzeitig auf. Wichtige Gegenstände, wie Heiltränke, kann man in die
ersten sechs Felder des Inventars packen. Das bietet den Vorteil, dass man diese dann im
Kampf schnell mit den Tasten 16 direkt verwenden kann.
Keine Ahnung, warum man für das Erkunden etwa von Geheimtüren mit
Z noch eine weitere Taste benötigt, anstatt einfach eine Maustaste dafür verwenden zu
dürfen. Einfacher wirds dadurch nicht gerade. Ins Inventar kommt man mit I, ans
Tagebuch mit D und die Karte sieht man mit M. Mit der Space-Taste kann man Dialoge
überspringen. Alle Tastaturbefehle können übrigens noch individuell zugeordnet werden.
Weitere Optionen
Es lassen sich im ausführlichen Optionsmenü alle wichtigen Werte
einstellen. Beim Sound erstaunlicherweise nicht nur Soundeffekte und Musik sondern auch
die nicht vorhandene Sprache. Bei den Videooptionen kann man zwischen 16 und 32 Bit
umschalten sowie die Auflösung aus 6 verschiedenen Werten zwischen 640 x 480 bis 1600 x
1200 Pixel auswählen. Wählt man einen falschen Wert, bewirkt das gegebenenfalls, dass
nicht alles dargestellt ist, da das Bild z.B. über den Bildschirmrand hinausgeht.
Rätsel + Aufgaben
Die Art der Aufgaben in Im Schatten der Mumie" ist je
nach Kapitel ganz unterschiedlich. Während das erste kurze Kapitel nicht nur grafisch im
Adventure-Stil gehalten ist, sondern auch komplett aus kleineren klassischen
Adventureaufgaben besteht, wird aus dem Spiel schon im zweiten Abschnitt vornehmlich ein
Hack&Slay&Baller-Rollenspiel. Die Aufgaben bestehen hier im Grunde genommen
daraus, den richtigen Weg zu finden, Gegenstände wie Tränke zu sammeln und einzusetzen,
mal den richtigen Schlüssel zur Tür zu benutzen, einen Mechanismus oder Geheimgang zu
entdecken und zu kämpfen usw.. Leider überwiegen solche Parts eindeutig und die Kapitel
mit richtigen Rätseln sind eher selten.
Hack & Slay & Wegrennen
Viele Parts bestehen wie gesagt aus sogenannten
Hack&Slay-Passagen. Man wählt also im Inventar die richtige Waffe aus, rennt durch
die Gänge und meuchelt dann alles nieder soweit das möglich ist, um sich zwischendurch
mit ein paar Tränken zu dopen, wobei die Kämpfe in etwa wie in Diabolo erfolgen, also
nicht rundenbasiert sind. Dabei ist man nicht selten auf der Flucht. Es gibt viele nervige
Kreaturen wie Ratten oder Spinnen, die man a) kaum mit dem Schwert erwischt, so dass man
manchmal besser an ihnen vorbeirennt und die einem b) nervigerweise bis zum Speicherplatz
hinterherwatscheln. Und es gibt immer wieder andere frustrierende Stellen. So muss man in
einer moorhuhnähnlichen Sequenz Fledermäuse abballern, um mit dem Gewicht der toten
Tiere einen Schalter auszulösen, der wiederum eine Brücke bewegt. So weit so gut. Als
ich es dann geschafft hatte, bin ich mal wieder von einer gewöhnlichen Ratte zu Tode
gebissen worden, weil sich die Brücke nicht schnell genug bewegte. Schafft man in einer
anderen Situation den Sprung über ein paar bewegliche Elemente nicht, darf man den Weg
immer wieder erneut bis dorthin rennen, sich durchkämpfen und die Sequenz wiederholen.
Als ich es dann endlich nach X Versuchen geschafft hatte, bin ich zur Belohnung am anderen
Ende von ein paar Steinen erschlagen worden. Vielen Dank, liebe Entwickler! Das muss nicht
sein. Weshalb aber meine intuitive Entscheidung, den leichten Schwierigkeitsgrad zu
wählen, auf jeden Fall die richtige war. Den habe ich als wenig kampferfahrener
Adventurespieler als völlig ausreichend empfunden.
Rollenspielelemente
Ja, Rollenspielelemente sind ebenfalls vorhanden. Zum einen erinnert
schon die Optik an dieses Genre. Man sieht wie bei dieser Spielgattung oft üblich, immer
nur einen kleinen Ausschnitt der Spielumgebung. Es gibt wie bei diesen Spielen eine Karte,
die zeigt, wo sich der Held gerade befindet. Außerdem gibt es das übliche Menü für
Charakterentwicklung, in dem man seine Werte einsehen und verändern kann. Auch kann man
die in Rollenspielen üblichen Tränke wie Gegengift oder zur Heilung zu sich nehmen. Und
letztendlich kann man nicht nur seine Kleidung aufmotzen, um so in einem Kampf z.B. mit
einem furchtbar mächtigen Ring besser dazustehen, sondern auch zu zaubern. Man zaubere,
indem man zunächst einen Zauberspruch finde. Vom Inventar aus wiederum gelangt man ins
Zauberspruchmenü. Hier wähle man einen Spruch aus und ordne ihm ein Tastenkürzel von
F112 zu, so dass er dann verwandt werden kann.
Sound
Und wie in vielen Rollenspielen ist alles untertitelt, es wird in
Im Schatten der Mumie" kein Ton gesprochen. Wo der verwöhnte Spieler von
nahezu allen halbwegs aktuellen Adventures Sprachausgabe erwartet, bleibt hier alles leer
und stumm. Das fällt besonders auf, da heute schon Gratisdownloadspiele wie Zak
McKracken 2", Timanfaya" oder Dirty Split" mit erstklassiger
Sprachausgabe erscheinen. Und das ist schade, denn dadurch geht bei dem an sich nicht nur
optisch recht ansprechenden Spiel einiges an Atmosphäre verloren. Hier wurde Potenzial
verschenkt.
Zur Einstimmung des Indy-Clones hören wir noch eine
Fanfaren-Melodie im Stile der Filmmusik mit dem berühmten Film-Abenteurer, aber sonst
geht es musikalisch meistens ruhig zu. Auch die Kämpfe werden nicht durch klirrende
Schwerter und martialische Todesschreie begleitet, sondern werden ebenfalls eher dezent
unterlegt.
Fazit
Während viele Spiele wie Zak McKracken 2" oder
Sam´n´Max Episode I" als (in)offizielle Nachfolger bekannter Adventurereihen
mehr als genug Lorbeeren ernten, versucht man sich hier mit Im Schatten der
Mumie" als dreistem Clone des bekannten Film- bzw. Adventurehelden.
Grafisch ist das Spiel nett gemacht, auch wenn den Spieler nicht
gerade Hi-End-Grafik erwartet. Es ist vielleicht etwas aktueller als der actionreiche Teil
Turm von Babel" der Indy-Spieleserie von 1999. Spielerisch hat Im
Schatten der Mumie" nicht wirklich viel mit den LucasArts-Spielen gemein, ist ein
Hybrid aus Adventure, Action gepaart mit Rollenspielelementen, also im Grunde genommen
ebenfalls nix für den reinen Adventurespieler.
Und so rätselt und mehr noch rennt, kämpft und hüpft man sich
durch die oft labyrinthartigen Level, immer einen Blick auf das Charaktersystem, während
andere Kapitel nicht nur grafisch im Stile richtiger Adventures gehalten sind, sondern
auch ebensolche Rätsel bieten. Für Abwechslung ist also gesorgt. Als Adventurespieler
habe ich die permanenten Todesmöglichkeiten als zu frustrierend empfunden, aber wer
Action mag, sich von dem Genremix angesprochen fühlt und von der alten Grafik und
fehlenden Sprachausgabe nicht abgeschreckt ist, sollte auf jeden Fall mal einen Blick
riskieren.