Die Installation des Spiels von einer CD lief unter Windows ME
reibungslos. Man benötigt für die Minimalinstallation 360 MB, für die Vollinstallation
515 MB freien Speicherplatz auf der Festplatte.
Man gelangt zum
Hauptmenü, in dem man ein Spiel beginnen oder fortsetzen, den Ägyptenführer oder das
Spiel- und Workshop-Fenster aufrufen, die Lautstärke einstellen oder das Spiel beenden
kann.
Das Spiel ist, bis
auf eine Ausnahme, auf die ich noch näher eingehen werde, vollkommen mausgesteuert. Das
Abenteuer dauert 5 Nächte - ist also in 5 Kapitel aufgeteilt, nach denen man immer wieder
in sein Schlafzimmer zurückkehrt und gefragt wird, ob man das Spiel fortsetzen oder
verlassen will. Der quirlige Drache Dragoo erklärt uns alle Möglichkeiten jedoch so
genau, daß wir eigentlich keinen Blick in das ausführliche Handbuch werfen müssen und
immer gleich erklärt bekommen was wir als nächstes anklicken können.
Ein Klick auf
Dragoo läßt uns die Zeitreise starten und wir finden uns auf den Straßen von Heliopolis
wieder. Der Mauszeiger verwandelt sich in einen Pfeil, wenn wir uns in eine andere
Richtung bewegen können, zeigt sich als Hand-, Mund- oder Räder-Cursor wenn wir etwas
nehmen, sprechen oder ein Objekt benutzen können. Ab und zu wird der Cursor zu einem
Fotoapparat - an einigen Stellen kann man Fotos schießen, die dem Ägyptenführer, den
wir immer bei uns tragen, hinzugefügt wird.
Am unteren
Bildschirmrand wird die Inventarleiste eingeblendet. Der sich ständig bewegende Dragoo
befindet sich ganz links in der Leiste, in die er aufgenommene Objekte ablegt. Auf der
rechten Seite der Inventarleiste gibt es Buttons, die einen zum Hauptmenü bringen, um z.
B. das Spiel zu sichern. Es stehen 4 Speicherplätze zur Verfügung, man legt das aktuelle
Bild ab und es wird automatisch ein Text dazu gespeichert, der das Kapitel und die Zeit
beinhaltet.
Während des
Spiels erhalten wir einen Stadtplan von Heliopolis, der ebenfalls über ein Icon in der
Inventarleiste aufgerufen werden kann. Dort sind die Spielorte eingezeichnet, und wenn man
die Möglichkeit hat, an einen Ort zu gelangen, so ist er mit einem Marker gekennzeichnet
und man kann dorthin per Mausklick wechseln.
Unter weiteren
Buttons kann man sich Dragoos Tipps nochmal anhören und auch den Ägyptenführer
aufrufen. Die Informationen im bebilderten Ägyptenführer sind sowohl alphabetisch als
auch nach Themen geordnet: man erfährt dort einiges über den Handel im alten Ägypten,
über Architektur, Religion, Kunst und Schrift.
Ein weiterer Knopf
läßt einen zur Fragenliste wechseln. Hier erscheinen Icons zu Personen oder Dingen,
über die man seinem jeweiligen Gegenüber im Spiel Fragen stellen kann. Genau wie im
Objektmenü zieht man das Frage-Icon auf eine Person im Spiel und kann so an weitere
Informationen kommen, falls derjenige etwas dazu erzählen kann.
"Egypt
Kids" benutzt die gleiche grafische Umgebung wie Egypt 2 - nur kann sich der Spieler
im "Kids"-Spiel nur waagerecht um sich selbst drehen aber nicht nach oben oder
unten schwenken. Wer Egypt 2 kennt, wird sich hier wie zuhause fühlen. Straßen, Häuser
und Räume sind identisch mit denen aus Egypt 2, nur die Bewegungsfreiheit ist nicht so
groß. Der Spieler ist auf bestimmte Teilbereiche von Egypt 2 beschränkt, die er aus der
gleichen 1st-Person-Perspektive erforschen kann. In Tifets Haus aus dem Egypt 2-Adventure
beispielsweise wohnt nun der undurchsichtige Sklavenhändler Sobekhotep und der Händler
am Hafen ist hier Nays Vater, der sich um seine Tochter sorgt.
Neben der
bekannten, realaussehenden Umgebung in 360 Grad Rundumsicht führt uns Dragoo auch in die
Welt seiner Freunde ein, die von den erwachsenen Ägyptern nicht erkannt wird. Scheinbar
normale Spielzeuge, wie ein Flußpferd oder eine Säule verwandeln sich in lebendige Wesen
und man wird durch sie in eine gleichzeitig existierende Zeichentrickwelt von
Cartoon-Figuren entführt. Da ist z.B. Hippo, Nays Freund und gleichzeitig ein Händler
vieler interessanter Dinge. Er sorgt sich um Nay und wird immer versuchen bei der Suche
nach ihr zu helfen, wenn er kann. Doch bevor all die hilfreichen Charaktere wie Säule,
Miau oder Zweiseiten etwas für einen tun, muß man ein Spiel mit ihnen spielen.
Diese Minispiele
sind teilweise recht unterhaltend, wie eine Art Brettspiel, in dem man bestimmte
Handelsgüter sammeln muß, ein tetrisartiges Spiel, ein Puzzle oder ein Musikspiel. Man
hat jeweils 3 Schwierigkeitsstufen und erhält Punkte dafür, die man in einer Übersicht
abfragen kann. Das schwierigste der Minispiele war für mich Miaus Arcadespiel in dem man
ein Boot gegen eine Übermacht von Feinden mit den 4 Pfeiltrasten den Nil hinauf steuern
muß und gleichzeitig mit der Leertaste schießt. Leider kommt man im absolut linearen
"Egypt Kids" überhaupt nicht weiter, wenn man die Minispiele nicht
mindestens einmal gewonnen hat. Aber selbst auf der leichtesten Stufe bekam ich zig-Male
den Game-Over-Bildschirm zu sehen und habe es nach einer Woche in einer verweifelten
Anstrengung dann doch siegreich beenden können.
Möglicherweise für geübte Arcadespieler und
reaktionsschnelle Kids keine Schwierigkeit, aber an dieser Stelle hätte ich fast
aufgegeben. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn man das Adventurespiel "Egypt
Kids" auch hätte zuende bringen können, ohne Tastaturmeister zu sein. Schließlich
ist man ja nun gespannt, wie Nay gerettet werden kann und was es mit dem mysteriösen
Mumiengeist auf sich hat.
Um im Adventure fortschreiten zu können, müssen
aber nicht nur Minispiele (insgesamt 5) absolviert werden sondern auch sogenannte
"Workshops". Davon gibt es auch wieder insgesamt fünf. Man muß während des
Spiels einige Dinge auftreiben, die man aber nur bekommt, wenn man eine Aufgabe aus einem
bestimmten Berufsbereich der Gesprächspartner erfolgreich absolviert hat. So soll man
z.B. für den Architekten ein Sonnentempel-Modell zusammenbauen oder für den Schreiber
Hieroglyphen übersetzen. Auch hier gibt es 3 Schwierigkeitsstufen und eine Punktewertung.
Diese Workshops gehören wie der Ägyptenführer zum Lernteil des Spiels und sind recht
leicht zu bewältigen. Sie können, wie die Minispiele, immer wieder aufgerufen werden,
auch wenn bereits erfolgreich beendet.
Die "Workshops" sind gegenüber den
Minispielen recht gut in die Spielhandlung integriert und haben zumindest einen Bezug zur
Geschichte. Ich finde es schade, daß es bei Adventure-Spielen, die für Kinder gedacht
sind, oft solche Einlagen geben muß, die die Spielhandlung unterbrechen und Konzentration
und Idenfikation mit den Personen eher verhindern als fördern.
Der eigentliche Adventureteil von "Egypt
Kids" hat eine spannende Geschichte, in der man Nay, die abenteuerlustige Agehörige
einer Kindergang, finden und gleichzeitig das Rätsel um einen Mumiengeist lösen muß.
Dabei erkundet man die Umgebung, sucht und verwendet Objekte und spricht mit anderen
Charakteren. Die Rätsel des Adventure-Teils sind etwas einfacher gehalten als in Egypt 2,
das auch nicht gerade einen hohen Schwierigkeitsgrad aufweist. Hier geht es huptsächlich
darum, die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Orte aufzusuchen.
Sollte man mal stocken, so wird einem der ewig
plappernde Dragoo sicher weiterhelfen. Er hält sich nur wenig zurück und das ist
manchmal ziemlich nervend. Sobald man einen neuen Ort betritt, an dem man ein wichtiges
Objekt finden kann, wird einem solange die Bewegungsfreiheit beschnitten, bis Dragoo sich
dazu ausgelassen hat, was man denn hier schönes finden kann. Meist muß man sich das
anhören, solange man selber noch gar kein Objekt erspäht hat. Dadurch wird einem die
Suche nach Objekten manchmal ganz schön vermiest.
Hier hätte ich erwartet, daß Dragoo auf
Nachfrage des Spielers vielleicht einen Hinweis gibt, aber nicht bevor man sich selbst
überhaupt einen eigenen Gedanken hat machen können. Wenn man wenigstens Dragoos Stimme
hätte ausschalten können - er verrät einfach zuviel zu schnell! Man sollte gerade
Sechsjährigen etwas Eigeninitiative und Forschergeist zutrauen!
Der nervöse Dragoo nimmt ständig auch
geräuschvoll irgendwelche Snacks zu sich. Störend war das speziell bei einem Musikspiel,
wo man einige sehr ähnliche Musikgeräte unterscheiden mußte und das ständige
"Boiiing" und "Krrz, krrz" von Dragoo nicht gerade hilfreich
dazwischen erschien.
Im ganzen ein unterhaltsames Spiel mit den
ansprechenden Grafiken des Vorbilds "Egypt 2" und einer neuen, interessanten
Geschichte. Die ebenfalls neue Cartoonwelt und ihre liebenswerten Bewohner sind eine
schöne Ergänzung. Das Preis- Leistungsverhältnis ist bei ca. 24 Euro auch in Ordnung.
Jedoch wurde einem oft der Rätselspaß genommen, da Dragoo zu viel zu früh verriet und
so die grauen Zellen eher in den "Workshops" als im eigentlichen Spiel gefordert
wurden und die Minispiele nicht so recht eine Verbindung mit der Story eingingen. Der
Ägyptenführer ist fachmännisch von Spezialisten in gut verständlicher Form
zusammengestellt und kann auch für sich allein als Nachschlagewerk genutzt werden.
Meine Bewertung: 64%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für
Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)