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Y2K - The Game

by Runecraft (Entwickler)
Interplay (Publisher)

Ein Review von slydos, 09. April 2001

 

Geschichte

Dharke Manor ist ein Haus, das ursprünglich im Jahr 1876 erbaut wurde und in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts von Aleister Dharke, einem exzentrischen Geschäftsmann und Autor von Schauergeschichten teilweise umgebaut wurde.
Nach seinem Tod benutze Dharkes Elektronikfirma das Haus zur Entwicklung und für Versuche und vieles wurde verändert und hinzugefügt. Als das Zeitalter des Mikrochips anbrach, konzentrierten sich die Anstrengungen von Dharke Electronics auf die Entwicklung von fortgeschrittenen Robotern und künstlicher Intelligenz. Dharkes Haus wurde so zum Testfeld für diese neuen Entwicklungen und schließlich zu einem voll computerisierten Haus mit Roboterbediensteten, automatischer Müllbeseitigung und Kontrolle aller Einrichtungen.
In den 90er Jahren beschloß das Unternehmen, da viele der geheimen Projekte nicht so liefen, wie gewünscht und es mit der künstlichen Intelligenz mehr Ärger als vermutet gab, das Haus zu verkaufen. Natürlich hatten die Rechtsanwälte von Dharke Electronics einen wasserfesten Vertrag ausgearbeitet um Schadenersatzansprüche durch den neuen Besitzer zu vermeiden. Genau zu dieser Zeit geschah es, daß Buster Everman, ein unscheinbarer Angestellter der Firma, einen großen Lotteriegewinn machte und seinen Traum von einem großen Haus verwirklichen wollte.

y2k7k.jpg (15442 Byte)


Buster wollte nicht warten, bis er ordentlich einziehen konnte, sondern machte sich sofort nach dem Kauf auf, das Haus zu beziehen und das ausgerechnet am Silvesterabend des Jahres 1999 ohne die geringste Ahnung, daß kaum eines der Systeme im Haus Jahr-2000-kompatibel war.
Die einzige Person, die der Sache aber noch etwas Beachtung schenkt ist Candace, eine Programmiererin von Dharke Electronics und außerdem Busters Freundin. Ihr ist es gelungen, ein Upgrade für den Hauptcomputer zu programmieren. Am Silvesterabend macht Sie sich auf nach Dharke Manor um die Software zu installieren ...

Hier beginnt das Spiel: Candace findet einen reichlich betrunkenen Buster vor und die Zeiger der Uhren gehen auf die Zwölf zu. Buster erwacht auf seinem Bett und muß bemerken, daß er sich nicht mehr frei im Haus bewegen kann und der Computer und die Roboter das Regiment übernommen haben. Außerdem ist Candace verschwunden ... Buster muß sich aufmachen, den Computer überlisten und Candace finden.

Einstieg

Diese Geschichte findet man jedoch noch nicht einmal ansatzweise auf dem Spielkarton, sondern in einer recht versteckten Datei auf der zweiten Spiel-CD. Das Spiel kommt in einer normalen Eurobox-Verpackung mit 2 CDs und einer kurzen technischen Anleitung in Englisch und Französisch. Hier gibt es Hinweise zur Installation und auch zu einigen Hotkeys - aber über das Wie, Was und Warum wird der Spieler zunächst erst mal weitgehend im Unklaren gelassen. Während der Installation wird man darauf hingewiesen, daß sich das Handbuch als Datei auf der zweiten Spiel-CD befindet. Naja, das brauche ich zunächst mal nicht, heute geht ja sowieso alles meist sehr intuitiv. Also mache ich erst mal die Minimalinstallation von 100 MB (vollständig wären 400 MB) und stelle in den Spieloptionen erst mal den Harwaremodus ein. Danach geht's los und wir sehen Buster in 3D und 3rd-Person-Perspektive auf  seinem Bett erwachen. Aber nachdem er einigen Text von sich gegeben hat, erscheint ein Pfeilcursor auf dem Bildschirm, der sich nicht ändert und einen auch nirgendwo hinführt. Also verlasse ich erst mal wieder das Spiel (mit F2 - das steht in der technischen Anleitung) und wende mich dem Handbuch auf CD2 zu.

Aha, hier wird man informiert, daß man die rechte Maustaste klicken und gedrückt halten muß, um den eigenen Blickwinkel auf das Geschehen, verändern zu können. So kann man frei herumschwenken - und kann dann Hotspots und Bereiche am Bildschirm erkennen, mit denen interagiert werden kann. Ein Uhr-Cursor zeigt, daß sich Buster zu diesem Ort bewegen kann. Ein Schlüssel-Cursor zeigt an, daß es hier ein Objekt gibt, mit dem man möglicherweise etwas tun kann oder halt nur eine - recht kurz angezeigt - Textinformation am Bildschirm erhält. Klickt man mit der linken Maustaste auf ein solches Objekt, erscheint recht oft - aber nicht immer - ein kleines Kontextmenu, aus dem man dann wiederum per Mausklick eine Aktion wie Untersuchen (examine) oder Aufnehmen (pick-up) usw. auswählen kann. Es wäre ein Leichtes gewesen, diese Informationen auch in der schriftlichen Anleitung anzugeben - es gibt 7 Interaktionsverben und 6 Tastatur-Hotkeys zur Steuerung. Das also war schon das erste Rätsel: Finde die Informationen über die Spielsteuerung.

Buster hat auch ein Inventar in Form eines PDA (personal data assistent ist glaube ich die Übersetzung für diese nützlichen kleinen Hilfsmittel, die gerne mal in Spielen als Kommunikationsschnittstelle oder wie hier als Inventar eingesetzt werden). Den PDA ruft man mit der Leertaste auf und wählt dann mit der Maus entweder die Inventarfunktion oder die Beschreibungen der einzelnen Räume des Hauses auf. Die 14 Räume des Hauses werden mit einem kleinen Bild dargestellt und man bekommt Informationen darüber, wie sie heißen und wozu sie dienen. Inventargegenstände werden einzeln als kleines Bild mit einer zusätzlichen Textbeschreibung dargestellt und man kann mit kleinen Pfeiltasten darunter den jeweils nächsten oder vorigen Gegenstand anzeigen lassen. Will man ein Inventarobjekt später mit einem anderen Objekt benutzen, muß man eine "Select-Taste" im PDA anklicken. Man kann keine Inventarobjekte untereinander kombinieren. Findet man einen Bereich oder Gegenstand im Haus, mit dem man einen Inventargegenstand benutzen will, dann geht man so vor: Mit Leertaste PDA öffnen, Inventar wählen, durch Inventar scrollen, bis gesuchter Gegenstand gefunden, Gegenstand mit "Select" auswählen (PDA schließt dann automatisch), Objekt auf dem Bildschirm mit linker Maustaste anklicken, im Kontextmenü "use selected item" wählen und schon hat man eine Aktion ausgeführt - ging das nicht rasch? Dumm nur, wenn der Gegenstand nicht passte und man alles wiederholen muß.

Wichtig ist es zudem, daß man darauf achtet, unbedingt immer zuerst das Verb "Examine" des Kontextmenüs auszuführen, denn es kann sein, daß beim 2. Anklicken eines Objekts dann weitere Verben im Kontextmenü erscheinen. Ich muß sagen, eine außerordentlich umständliche Prozedur und der Wechsel zwischen Leertaste zum Aufruf und dann wieder Maussteuerung wäre sicherlich auch anders zu lösen gewesen.

Nun ist man als häufiger Andventurespieler daran gewöhnt, viel und oft zu speichern. Aber diesen Luxus hat man sich im Y2K-Spiel gespart. Wenn man die F2-Taste drückt, um ins Speicher-/Lademenü zu kommen, kann man zwar noch den Punkt "Save Game" anklicken aber das war es dann - es gibt nur ein Savegame! Unter F8 gibt es noch eine Quick-Save-Funktion und die hätte es in diesem Fall auch alleine getan und man hätte sich den Aufruf eines Extra-Menüs sparen können. Im weiteren Verlauf des Spiels stellte sich das Vorhandensein nur eines einzigen Save-Slots als fatales Hindernis heraus, das keine Möglichkeit bot, das Spiel ohne Neustart zu beenden. Aber dazu später. 

Steuerung

Man hat keine Freiheiten bei der Steuerung von Buster. Zwar kann man den eigenen Blickwinkel in 360 Grad und auch nach oben und unten verändern, aber Buster läuft nur zu wenigen vorgegebenen Markierungen und kann weder einen Zentimeter nach rechts oder links gelenkt werden (da sind selbst die meisten Freeware-Games etwas freundlicher zum Spieler und lassen wenigstens die Freiheit zu, den Hauptdarsteller in alle möglichen Ecken laufen zu lassen). Und gerade weil Buster so eingeschränkt ist, kommt es einem manchmal sehr komisch vor, daß er nicht den kürzesten Weg von A nach B nimmt, sondern erst mal in eine andere Richtung läuft oder richtige Haken schlägt. Um ein anvisiertes Objekt zu benutzen muß er übrigens meistens auch dorthin gehen - sonst ist eine Interaktion nicht möglich - aber das wird auch nicht generell so durchgehalten sondern manchmal funktioniert es auch ohne eine Hinbewegung. Manchmal gibt es in der Bewegung des an sich steifen Busters - der allerdings immer sehr weich in den Knien zu sein scheint - eine Auflockerung, wenn während des Laufs der Kamerawinkel wechselt. Das ist aber manchmal vom Spieler gar nicht so gewünscht, weil man die folgende Aktion dann nicht mehr an der Nahaufnahme sondern plötzlich an einem weit entfernten Objekt ausführen muß und dann schon genau mit dem Cursor zielen muß.

Grafik

Die Grafik ist für eine 3D-Darstellung sehr gut und im Hardwaremodus, der bei Installation oder im Optionsmenü ausgewählt werden kann, werden Buster und seine Umgebung mit starker Kantenglättung dargestellt. Die insgesamt 14 Räume und vorgerenderten Hintergründe von Dharke Manor sind mit Liebe zum Detail augestattet worden und eine große Zahl von anklickbaren Objekten dienen der Ausschmückung und wollen den Spieler auf seiner Suche nach der Lösung auch in gewisser Weise ablenken. Jedes Zimmer hat durch unterschiedliche Stile und auch die jedem Raum zugeordnete Musikuntermalung seine eigene Atmosphäre. Leider ist unser "Held" in 3D nicht immer ganz vollständig sondern an manchen Stellen im Hause wie auf dem Flur zum Seefahrtszimmer oder im Keller werden ganze Teile von ihm unterschlagen und er läuft nur als halber Mensch herum. Außerdem wird der Cursor stark beeinträchtigt und ruckt, wenn sich im Bild mehrere Personen oder Objekte bewegen, übrigens auch unabhängig von der Hardwareausstattung. Dann gibt es auch Schwierigkeiten mit der Auswahl von Kontextmenüpunkten, auf die man mehrmals klicken muß um sie auszulösen. Das sind Dinge, die man mehr oder weniger mit etwas Geduld verschmerzen kann. Jedoch gibt es ein - ich will es mal Spielelement nennen - was mich wirklich genervt hat: Bei jedem Gang in ein anderes Zimmer, bei jedem Wechsel der perspektivischen Darstellung von Buster erscheint ein großes goldenes "Loading"-Schild für 3 bis 5 Sekunden. Das hemmt den Spielfluß und läßt einen nicht ins Spiel eintauchen. Etwas eigenartig wirkt es auch, wenn Buster ein Objekt aus dem Inventar benutzt und sich selbst nicht einen Zemntimeter bewegt oder irgendwie gestikuliert. Das Objekt erscheint dann manchmal wie von Geisterhand an der vorgesehenen Stelle.

Rätsel/Spielverlauf

Buster muß sich den Zugang zu jedem Zimmer erspielen und benötigt für die Lösung in der Regel eine Reihe von Objekten, die an der richtigen Stelle (und auch zur richtigen Zeit oder der richtigen Reihenfolge) angewendet werden müssen. Es gibt auch ein musikalisches Rätsel - aber das kann auch mit anderen Hilfsmitteln gelöst werden. Einige Zahlenkombinationen müssen ermittelt werden aber es gibt immer logische Hinweise darauf und der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt nicht sehr hoch. Allerdings gibt es eine Klippe, einen Bug, der dem Spielspaß nun wirklich den Garaus macht: Es ist möglich, die Rätsel in unterschiedlicher Reihenfolge zu lösen und auch Zimmer in unterschiedlicher Reihenfolge zu betreten. Wenn man nun ein bestimmtes Zimmer zu früh betritt, wird eine Aktion ausgelöst, die für das Endgame notwendig ist, später aber nicht wiederholt wird.

Deshalb ist das Spiel für den Normalspieler, der alle Zimmer betritt und alles untersucht, am Ende nicht lösbar, da man sich auch wie oben beschrieben, kein zweites Savegame anlegen kann. Entweder man fängt das Spiel von vorne an oder man benutzt ein Savegame, das man über den Link der Komplettlösung downloaden kann um den Schluß überhaupt erleben zu können. Es ist mir schleierhaft, wie eine solche Menge von Bugs und Designfehlern den beiden Testteams, die im Abspann genannt wurden, entgehen konnte! Vielleicht lag es daran, daß einer der Tester Mick Jagger war oder vielleicht war der Schluß-Bug eingeplant, um den Spieler zu bewegen, das Spiel nochmals zu spielen. Oder einfach deshalb, weil das Spiel ja vom Millenium-Bug handelte wollte man sich im Spiel auch nicht lumpen lassen - wer weiß? Im Abspann wird man jedenfalls gewarnt: „Beware of the Bug!“

Im Bezug auf das Handling sei noch gesagt, daß jedesmal, wenn man eine der beiden Etagen betritt, auch eine der beiden CD's eingelegt werden muß um weiterzuspielen und zu Beginn jeder Spielsitzung muß sich CD1 im Laufwerk befinden.

Das Spiel ist trotz verschiedener Handicaps wie Loading-Screen, CD-Wechseln usw. doch in ca. 10 bis 12 Stunden durchzuspielen. Der normale Verkaufspreis von 59,90 DM erscheint mir deshalb zu hoch gegriffen.  

Sprache/Sound

Das gesamte Spiel und die Dokumentation ist in englisch. Da auch einige wichtige Hinweise in Unterhaltungen genannt werden, sollten - neben einem ordentlichen Batzen Geduld - gute Englischkenntnisse Voraussetzung für das Spielen von YK2 sein. Wer sich nicht abschrecken läßt und die Herausforderung annehmen will, bekommt auf jeden Fall ein Team von professionellen Sprechern zu hören. Es gibt keine Dialoge, in die man selbst eingreifen kann, sondern entweder die Kommentare von Buster oder automatische Gespräche mit den Maschinen und Robotern oder auch mit Freundin Candace. Die Qualität der Sprachausgabe ist ausgezeichnet. Mir persönlich hat der etwas aufgesetzte, gezwungene Humor vom selbstgefälligen Antiheld Buster in Larry-Manier nicht ganz so zugesagt. Aber das ist reine Geschmackssache. In jedem der 14 Räume gibt es eine andere Hintergrundmusik oft recht unterschiedlich und meist paßt sie auch ausgezeichnet und gibt dem Ganzen dann doch wieder Atmosphäre. Ausgezeichnet auch die Soundeffekte, die die unterschiedlich gestalteten Räume und das Ambiente ebenfalls atmosphärisch bereichern. Besonders erschauern konnte man in der Folterkammer, wo ein Roboterhenker seiner grausigen Aufgabe nachging.

Gesamteindruck

Insgesamt kann man sagen, daß eine an sich gute Idee durch schlechtes Spieldesign verschenkt wurde. Wenig Spielkomfort (fehlende Speichermöglichkeiten, die Handhabung von Inventar und Objekten, ständiges Warten beim Laden eines neuen Bildschirms, teilweise fehlerhafte Personengrafik) läßt darauf schließen, daß die Entwickler durch den Zeitdruck des herannahenden Millenium-Termins vieles nicht mehr verwirklichen und nur ein fehlerhaftes Produkt abliefern konnten. Die eigenartigen, manchmal überflüssigen Bewegungen und Schritte von Buster könnten darauf deuten, daß das Spiel eigentlich umfangreicher geplant war. Schade! Die fehlende Spieltiefe und Designmängel lassen keine wirkliche Spannung aufkommen. Gesamtbewertung 53%.

Tipp: Eine wirklich spannende Erzählung zum Thema „vollautomatisiertes Haus“ ist Ray Bradburys „Das Kinderzimmer“ („The Veldt“) aus „Der illustrierte Mann“ („The Illustrated Man“).

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

·          80% bis 100%  sehr gutes Spiel   (sehr empfehlenswert)

·          70% bis 79%    gut (empfehlenswert)

·          60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)

·          50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)

·          40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)

·          0%  bis 39%     grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Mindestanforderungen:

  • Windows 95 oder 98
  • Pentium 166MHz MMX
  • 16 MB RAM
  • 100 MB auf der Festplatte
  • 1 MB SVGA Video-Karte mit 65536 Farben
  • 8x CDROM-Laufwerk
  • DirectX™ 6.1 oder höher (auf der CD)
  • Tastatur und Maus

Empfohlene Konfiguration:

  • Windows 95 oder 98
  • Pentium II 233MHz MMX
  • 32 MB RAM
  • 400 MB auf der Festplatte
  • 4 MB SVGA Video-Karte mit 65536 Farben
  • 8x CDROM-Laufwerk
  • DirectX™ 6.1 oder höher (auf der CD)
  • Tastatur und Maus

Gespielt mit:

  • Windows 95
  • Pentium II 233MHz MMX
  • 64 MB RAM
  • 4MB ATI Rage
  • 24x CDROM-Laufwerk

 























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Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 09. April 2001

 

 

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