Einstieg
Diese Geschichte findet man jedoch noch
nicht einmal ansatzweise auf dem Spielkarton, sondern in einer recht versteckten Datei auf
der zweiten Spiel-CD. Das Spiel kommt in einer normalen Eurobox-Verpackung mit 2 CDs und
einer kurzen technischen Anleitung in Englisch und Französisch. Hier gibt es Hinweise zur
Installation und auch zu einigen Hotkeys - aber über das Wie, Was und Warum wird der
Spieler zunächst erst mal weitgehend im Unklaren gelassen. Während der Installation wird
man darauf hingewiesen, daß sich das Handbuch als Datei auf der zweiten Spiel-CD
befindet. Naja, das brauche ich zunächst mal nicht, heute geht ja sowieso alles meist
sehr intuitiv. Also mache ich erst mal die Minimalinstallation von 100 MB (vollständig
wären 400 MB) und stelle in den Spieloptionen erst mal den Harwaremodus ein. Danach
geht's los und wir sehen Buster in 3D und 3rd-Person-Perspektive auf seinem Bett erwachen. Aber nachdem er einigen Text
von sich gegeben hat, erscheint ein Pfeilcursor auf dem Bildschirm, der sich nicht ändert
und einen auch nirgendwo hinführt. Also verlasse ich erst mal wieder das Spiel (mit F2 -
das steht in der technischen Anleitung) und wende mich dem Handbuch auf CD2 zu.
Aha, hier wird man informiert, daß man die
rechte Maustaste klicken und gedrückt halten muß, um den eigenen Blickwinkel auf das
Geschehen, verändern zu können. So kann man frei herumschwenken - und kann dann Hotspots
und Bereiche am Bildschirm erkennen, mit denen interagiert werden kann. Ein Uhr-Cursor
zeigt, daß sich Buster zu diesem Ort bewegen kann. Ein Schlüssel-Cursor zeigt an, daß
es hier ein Objekt gibt, mit dem man möglicherweise etwas tun kann oder halt nur eine -
recht kurz angezeigt - Textinformation am Bildschirm erhält. Klickt man mit der linken
Maustaste auf ein solches Objekt, erscheint recht oft - aber nicht immer - ein kleines
Kontextmenu, aus dem man dann wiederum per Mausklick eine Aktion wie Untersuchen (examine)
oder Aufnehmen (pick-up) usw. auswählen kann. Es wäre ein Leichtes gewesen, diese
Informationen auch in der schriftlichen Anleitung anzugeben - es gibt 7 Interaktionsverben
und 6 Tastatur-Hotkeys zur Steuerung. Das also war schon das erste Rätsel: Finde die
Informationen über die Spielsteuerung.
Buster hat auch ein Inventar in Form eines
PDA (personal data assistent ist glaube ich die Übersetzung für diese nützlichen
kleinen Hilfsmittel, die gerne mal in Spielen als Kommunikationsschnittstelle oder wie
hier als Inventar eingesetzt werden). Den PDA ruft man mit der Leertaste auf und wählt
dann mit der Maus entweder die Inventarfunktion oder die Beschreibungen der einzelnen
Räume des Hauses auf. Die 14 Räume des Hauses werden mit einem kleinen Bild dargestellt
und man bekommt Informationen darüber, wie sie heißen und wozu sie dienen.
Inventargegenstände werden einzeln als kleines Bild mit einer zusätzlichen
Textbeschreibung dargestellt und man kann mit kleinen Pfeiltasten darunter den jeweils
nächsten oder vorigen Gegenstand anzeigen lassen. Will man ein Inventarobjekt später mit
einem anderen Objekt benutzen, muß man eine "Select-Taste" im PDA anklicken.
Man kann keine Inventarobjekte untereinander kombinieren. Findet man einen Bereich oder
Gegenstand im Haus, mit dem man einen Inventargegenstand benutzen will, dann geht man so
vor: Mit Leertaste PDA öffnen, Inventar wählen, durch Inventar scrollen, bis gesuchter
Gegenstand gefunden, Gegenstand mit "Select" auswählen (PDA schließt dann
automatisch), Objekt auf dem Bildschirm mit linker Maustaste anklicken, im Kontextmenü
"use selected item" wählen und schon hat man eine Aktion ausgeführt - ging das
nicht rasch? Dumm nur, wenn der Gegenstand nicht passte und man alles wiederholen muß.
Wichtig ist es zudem, daß man darauf
achtet, unbedingt immer zuerst das Verb "Examine" des Kontextmenüs
auszuführen, denn es kann sein, daß beim 2. Anklicken eines Objekts dann weitere Verben
im Kontextmenü erscheinen. Ich muß sagen, eine außerordentlich umständliche Prozedur
und der Wechsel zwischen Leertaste zum Aufruf und dann wieder Maussteuerung wäre
sicherlich auch anders zu lösen gewesen.
Nun ist man als häufiger Andventurespieler
daran gewöhnt, viel und oft zu speichern. Aber diesen Luxus hat man sich im Y2K-Spiel
gespart. Wenn man die F2-Taste drückt, um ins Speicher-/Lademenü zu kommen, kann man
zwar noch den Punkt "Save Game" anklicken aber das war es dann - es gibt nur ein
Savegame! Unter F8 gibt es noch eine Quick-Save-Funktion und die hätte es in diesem Fall
auch alleine getan und man hätte sich den Aufruf eines Extra-Menüs sparen können. Im
weiteren Verlauf des Spiels stellte sich das Vorhandensein nur eines einzigen Save-Slots
als fatales Hindernis heraus, das keine Möglichkeit bot, das Spiel ohne Neustart zu
beenden. Aber dazu später.
Steuerung
Man hat keine Freiheiten bei der Steuerung
von Buster. Zwar kann man den eigenen Blickwinkel in 360 Grad und auch nach oben und unten
verändern, aber Buster läuft nur zu wenigen vorgegebenen Markierungen und kann weder
einen Zentimeter nach rechts oder links gelenkt werden (da sind selbst die meisten
Freeware-Games etwas freundlicher zum Spieler und lassen wenigstens die Freiheit zu, den
Hauptdarsteller in alle möglichen Ecken laufen zu lassen). Und gerade weil Buster so
eingeschränkt ist, kommt es einem manchmal sehr komisch vor, daß er nicht den kürzesten
Weg von A nach B nimmt, sondern erst mal in eine andere Richtung läuft oder richtige
Haken schlägt. Um ein anvisiertes Objekt zu benutzen muß er übrigens meistens auch
dorthin gehen - sonst ist eine Interaktion nicht möglich - aber das wird auch nicht
generell so durchgehalten sondern manchmal funktioniert es auch ohne eine Hinbewegung.
Manchmal gibt es in der Bewegung des an sich steifen Busters - der allerdings immer sehr
weich in den Knien zu sein scheint - eine Auflockerung, wenn während des Laufs der
Kamerawinkel wechselt. Das ist aber manchmal vom Spieler gar nicht so gewünscht, weil man
die folgende Aktion dann nicht mehr an der Nahaufnahme sondern plötzlich an einem weit
entfernten Objekt ausführen muß und dann schon genau mit dem Cursor zielen muß.
Grafik
Die Grafik ist für eine 3D-Darstellung
sehr gut und im Hardwaremodus, der bei Installation oder im Optionsmenü ausgewählt
werden kann, werden Buster und seine Umgebung mit starker Kantenglättung dargestellt. Die
insgesamt 14 Räume und vorgerenderten Hintergründe von Dharke Manor sind mit Liebe zum
Detail augestattet worden und eine große Zahl von anklickbaren Objekten dienen der
Ausschmückung und wollen den Spieler auf seiner Suche nach der Lösung auch in gewisser
Weise ablenken. Jedes Zimmer hat durch unterschiedliche Stile und auch die jedem Raum
zugeordnete Musikuntermalung seine eigene Atmosphäre. Leider ist unser "Held"
in 3D nicht immer ganz vollständig sondern an manchen Stellen im Hause wie auf dem Flur
zum Seefahrtszimmer oder im Keller werden ganze Teile von ihm unterschlagen und er läuft
nur als halber Mensch herum. Außerdem wird der Cursor stark beeinträchtigt und ruckt,
wenn sich im Bild mehrere Personen oder Objekte bewegen, übrigens auch unabhängig von
der Hardwareausstattung. Dann gibt es auch Schwierigkeiten mit der Auswahl von
Kontextmenüpunkten, auf die man mehrmals klicken muß um sie auszulösen. Das sind Dinge,
die man mehr oder weniger mit etwas Geduld verschmerzen kann. Jedoch gibt es ein - ich
will es mal Spielelement nennen - was mich wirklich genervt hat: Bei jedem Gang in ein
anderes Zimmer, bei jedem Wechsel der perspektivischen Darstellung von Buster erscheint
ein großes goldenes "Loading"-Schild für 3 bis 5 Sekunden. Das hemmt den
Spielfluß und läßt einen nicht ins Spiel eintauchen. Etwas eigenartig wirkt es auch,
wenn Buster ein Objekt aus dem Inventar benutzt und sich selbst nicht einen Zemntimeter
bewegt oder irgendwie gestikuliert. Das Objekt erscheint dann manchmal wie von Geisterhand
an der vorgesehenen Stelle.
Rätsel/Spielverlauf
Buster muß sich den Zugang zu jedem Zimmer
erspielen und benötigt für die Lösung in der Regel eine Reihe von Objekten, die an der
richtigen Stelle (und auch zur richtigen Zeit oder der richtigen Reihenfolge) angewendet
werden müssen. Es gibt auch ein musikalisches Rätsel - aber das kann auch mit anderen
Hilfsmitteln gelöst werden. Einige Zahlenkombinationen müssen ermittelt werden aber es
gibt immer logische Hinweise darauf und der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt nicht sehr
hoch. Allerdings gibt es eine Klippe, einen Bug, der dem Spielspaß nun wirklich den
Garaus macht: Es ist möglich, die Rätsel in unterschiedlicher Reihenfolge zu lösen und
auch Zimmer in unterschiedlicher Reihenfolge zu betreten. Wenn man nun ein bestimmtes
Zimmer zu früh betritt, wird eine Aktion ausgelöst, die für das Endgame notwendig ist,
später aber nicht wiederholt wird.
Deshalb ist das Spiel für den
Normalspieler, der alle Zimmer betritt und alles untersucht, am Ende nicht lösbar, da man
sich auch wie oben beschrieben, kein zweites Savegame anlegen kann. Entweder man fängt
das Spiel von vorne an oder man benutzt ein Savegame, das man über den Link der Komplettlösung downloaden kann
um den Schluß überhaupt erleben zu können. Es ist mir schleierhaft, wie eine solche
Menge von Bugs und Designfehlern den beiden Testteams, die im Abspann genannt wurden,
entgehen konnte! Vielleicht lag es daran, daß einer der Tester Mick Jagger war oder
vielleicht war der Schluß-Bug eingeplant, um den Spieler zu bewegen, das Spiel nochmals
zu spielen. Oder einfach deshalb, weil das Spiel ja vom Millenium-Bug handelte wollte man
sich im Spiel auch nicht lumpen lassen - wer weiß? Im Abspann wird man jedenfalls
gewarnt: Beware of the Bug!
Im Bezug auf das Handling sei noch gesagt,
daß jedesmal, wenn man eine der beiden Etagen betritt, auch eine der beiden CD's
eingelegt werden muß um weiterzuspielen und zu Beginn jeder Spielsitzung muß sich CD1 im
Laufwerk befinden.
Das Spiel ist trotz verschiedener Handicaps
wie Loading-Screen, CD-Wechseln usw. doch in ca. 10 bis 12 Stunden durchzuspielen. Der
normale Verkaufspreis von 59,90 DM erscheint mir deshalb zu hoch gegriffen.
Sprache/Sound
Das gesamte Spiel und die Dokumentation ist
in englisch. Da auch einige wichtige Hinweise in Unterhaltungen genannt werden, sollten -
neben einem ordentlichen Batzen Geduld - gute Englischkenntnisse Voraussetzung für das
Spielen von YK2 sein. Wer sich nicht abschrecken läßt und die Herausforderung annehmen
will, bekommt auf jeden Fall ein Team von professionellen Sprechern zu hören. Es gibt
keine Dialoge, in die man selbst eingreifen kann, sondern entweder die Kommentare von
Buster oder automatische Gespräche mit den Maschinen und Robotern oder auch mit Freundin
Candace. Die Qualität der Sprachausgabe ist ausgezeichnet. Mir persönlich hat der etwas
aufgesetzte, gezwungene Humor vom selbstgefälligen Antiheld Buster in Larry-Manier nicht
ganz so zugesagt. Aber das ist reine Geschmackssache. In jedem der 14 Räume gibt es eine
andere Hintergrundmusik oft recht unterschiedlich und meist paßt sie auch ausgezeichnet
und gibt dem Ganzen dann doch wieder Atmosphäre. Ausgezeichnet auch die Soundeffekte, die
die unterschiedlich gestalteten Räume und das Ambiente ebenfalls atmosphärisch
bereichern. Besonders erschauern konnte man in der Folterkammer, wo ein Roboterhenker
seiner grausigen Aufgabe nachging.
Gesamteindruck
Insgesamt kann man sagen, daß eine an sich
gute Idee durch schlechtes Spieldesign verschenkt wurde. Wenig Spielkomfort (fehlende
Speichermöglichkeiten, die Handhabung von Inventar und Objekten, ständiges Warten beim
Laden eines neuen Bildschirms, teilweise fehlerhafte Personengrafik) läßt darauf
schließen, daß die Entwickler durch den Zeitdruck des herannahenden Millenium-Termins
vieles nicht mehr verwirklichen und nur ein fehlerhaftes Produkt abliefern konnten. Die
eigenartigen, manchmal überflüssigen Bewegungen und Schritte von Buster könnten darauf
deuten, daß das Spiel eigentlich umfangreicher geplant war. Schade! Die fehlende
Spieltiefe und Designmängel lassen keine wirkliche Spannung aufkommen. Gesamtbewertung
53%.
Tipp:
Eine wirklich spannende Erzählung zum Thema vollautomatisiertes Haus ist Ray
Bradburys Das Kinderzimmer (The Veldt) aus Der illustrierte
Mann (The Illustrated Man).
Bewertungssystem
Adventure-Archiv:
·
80% bis 100% sehr gutes Spiel
(sehr empfehlenswert)
·
70% bis 79% gut
(empfehlenswert)
·
60% bis 69% befriedigend
(bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
·
50% bis 59% ausreichend
(nicht gerade empfehlenswert)
·
40% bis 49% ziemlich
schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
·
0% bis 39%
grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Mindestanforderungen:
- Windows
95 oder 98
- Pentium 166MHz MMX
- 16 MB RAM
- 100 MB
auf der Festplatte
- 1 MB SVGA
Video-Karte mit 65536 Farben
- 8x
CDROM-Laufwerk
- DirectX
6.1 oder höher (auf der CD)
- Tastatur
und Maus
Empfohlene Konfiguration:
- Windows
95 oder 98
- Pentium
II 233MHz MMX
- 32 MB RAM
- 400 MB
auf der Festplatte
- 4 MB SVGA
Video-Karte mit 65536 Farben
- 8x
CDROM-Laufwerk
- DirectX
6.1 oder höher (auf der CD)
- Tastatur
und Maus
Gespielt mit:
- Windows 95
- Pentium II 233MHz MMX
- 64 MB RAM
- 4MB ATI Rage
- 24x CDROM-Laufwerk
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