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Voodoo
Erscheinungsdatum: 08/2002
Entwickler/Publisher: Ralf Sesseler
Spielsprache: Englisch
Freeware
Download Spiel 2,9 MB und Player 0,2 MBLösung deutsch
Lösung englisch
Ein Review von slydos 03. September 2002
Seit Gabriel Knight in "Sins of the Fathers" auf Voodoo-Pfaden gewandelt ist, haben sich nur wenige Adventures dieses spannenden und rätselhaften Themas angenommen. Ralf Sesseler hat nun ein Ein-Mann-Werk mit dem Titel "Voodoo" auf die Beine gestellt, das sich nah an King Diamonds Voodoo-Album und -geschichte anlehnt. Das 1st-Person Point&Click Adventure in 7 Akten ist Freeware und kann über die Homepage heruntergeladen werden. Es ist mit Ralf Sesselers Programmiertool ADePT gemacht worden. Auch dieses Programm kann von der Homepage kostenlos herunter geladen werden.
Story
Das "LOA-Haus" ist ein alter Landhsitz im schneeweißen Kolonialstil und liegt nördlich von Baton Rouge in Louisiana, ganz in der Nähe des Mississippi. (Im Voodoo-Kult, der auf Haiti heimisch ist, sind Loas eine Art von Engel-/Teufelwesen, die sowohl gute als auch böse Kräfte haben.) Sein erster Besitzer war der mächtige Voodoo-Priester Jean Le Noir. Man erzählt sich, daß er in einem Kampf gegen einen Bocor-Widersacher gestorben ist und seither das Anwesen heimsucht!
Das Haus blieb viele Jahre leer, bis 1932 eine Familie von außerhalb einzieht, die nichts von seiner Vorgeschichte weiß. Die Familie Lafayette besteht aus David und seiner schwangeren Frau Sarah. Ebenfalls im Hause wohnt Sarahs blinder Vater.
Wir spielen Salem, den schwarzen Butler der Familie. Die Lafayettes wissen nicht, daß Salem ein Anhänger des Voodoo-Kultes ist, denn er trifft sich im geheimen nachts auf dem nahegelegenen Friedhof mit anderen Voodoo-Gläubigen, um dort seltsame Rituale durchzuführen, wie z. B. das "Feed the Dead", eine Speisung der Toten, denn es gibt ein Leben nach dem Tod ...
Die Lafayettes fühlen sich durch die nächtlichen Voodootrommeln gestört, ja bedroht, und beschließen, dem Ganzen ein Ende zu machen. Sie wissen noch nicht, welches lebensgefährliche Unheil sie damit heraufbeschwören ...
Installation
Nach dem Download der Spieldatei Voodoo.zip und der Player-Datei AdvPlay.zip, die zusammen nicht mehr als 3 MB ausmachen, muß man beide Dateien in dasselbe Verzeichnis entpacken. Hier dann die Player-Datei AdvPlay.exe doppelklicken und aus der Auswahlliste das Spiel "Voodoo" auswählen. Während des Spielstarts kann man ein Fenster anklicken, um die Auflösung auf 800 x 600 Pixel einzustellen, was mir trotz fieberhaften Klickens nicht bei jedem Öffnen gelang. Eine englische Dokumentation zum Spiel und den übrigen Programmen kann ebenfalls von der Homepage heruntergeladen werden. "Voodoo" nahm bei mir inklusive Savegames ca. 7 MB auf der Festplatte ein.
Start
Im Eingangsbildschirm haben wir die Optionen "Start" oder "Intro". Im Intro erfahren wir ein wenig über die Vorgeschichte und lernen die Lafayettes kennen. Wir beginnen dann sofort im ersten Akt "Feed the Dead" am Freitagabend auf dem Friedhof, der zum LOA-Besitz gehört. Dort trifft Salem den Voodoo-Zauberer Doctor Le Croix, der ihm den Auftrag gibt, alles für das nächtliche Ritual herzurichten. Das Spiel beginnt.
Steuerung
"Voodoo" ist ist ausschließlich mausgesteuert, wobei wir Aktionen mit einem Rechtsklick auswählen und mit einem Linksklick ausführen. Zusätzlich gibt es auch einige Hotkeys, so kann man unter F1 neu starten, unter F2 das Spiel beenden, unter F3 laden und unter F4 speichern.
Die 6 Aktionsmöglichkeiten (Walk, Open, Look, Take, Use, Use with ... und Talk) können ebenfalls in der immer sichtbaren Menüleiste am oberen Bildschirmrand als Icons direkt angewählt werden. Dabei nimmt der Cursor am Bildschirm die Form der gerade gewählten Aktion an, ändert sich jedoch in der Regel zu einem Paar Turnschuhe, wenn man die Szene gehend verlassen kann. Man kann z.B. auch direkt von der Wiese zur Veranda gelangen, allerdings bekommen wir das nicht durch das Turnschuh-Icon agezeigt, weil wir ja hier springen müssen.
Fährt man nun mit dem Cursor über den Bildschirm, werden einem Hotspots oder Erklärungen und Kommentare zu versuchten und durchgeführten Aktionen in einer Textzeile am unteren Bildschirmrand angegeben.
In der Menüzeile befindet sich ein Icon für das Tagebuch, wo zum einen automatisch wichtige Dialogzeilen eingetragen werden, das allerding auch eingene Notizen aufnimmt. Das Tagebuch ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Aufgaben nachzuschlagen.
Daneben gibt es dort das Inventar in Form einer Kiste und das Change-Menu-Icon öffnet ein weiteres Menü, in dem man speichern, laden, ein neues Spiel starten, ein Spiel beenden, Optionen ändern oder ein Spielinfo anzeigen lassen kann.
Ein bißchen verwirrend ist die Viefalt der Icons zu Beginn schon und es braucht eine längere Eingewöhnungsphase, was das Handling betrifft. Auch daß die Speicher- bzw. Ladefunktionen mit "Write" bzw. "Read Adventure" bezeichnet werden, ist ungewöhnlich. Gespeichert wird in einem normalen Windows-Fenster. Das hat den Vorteil, daß man beim Laden die Savegameliste nach Speicherdatum sortieren kann, um das letzte oder vorletzte Spiel zu finden.
Ebenfalls in der Menüleiste finden wir eine Spielstandsanzeige in Punkten. Wir sehen hier jedesmal unseren Fortschritt, wenn wir ein Objekt gefunden oder einen Dialog geführt haben. Maximal erreichbare Punktzahl ist 666 (die Zahl des Teufels!). Ich persönlich bin seit meiner Sierra-Zeit ein Fan solcher Punkteanzeigen, da sie kleine Erfolgserlebnisse bringen und einem zeigen, wie weit man bereits gekommen ist. Da ich das Spiel mit 652 Punkten beendete, zeigt, daß es Aktionen gibt, die nicht umbedingt zum Fortkommen ausgeführt werden müssen aber mit Punkten "belohnt" werden.
Dialoge führt man, indem man die eingeblendeten Gesprächspartner mit der Sprechblase anklickt. Hat der Gesprächspartner nur wenig zu sagen, wird das in einem Bereich am unteren Bildschirmrand angezeigt, ohne den Spielbildschirm verlassen zu müssen. Geht es um ein längeres Gespräch, gelangen wir in einen bildschirmfüllenden Dialogbildschirm mit Auswahlfragen/Antworten. Es ist nicht immer gut, alle Auswahloptionen zu probieren, da einen eine falsche Antwort durchaus an den Spielbeginn zurückwerfen kann. Für mich gab es leider leichte Schwierigkeiten beim Lesen der doch etwas extravaganten Schriftart. Bei wichtigen Dialogen wünsche ich mir mehr Deutlichkeit.
Inventar
Das Inventar ist ebenfalls bildschirmfüllend und stellt alle Objekte groß und deutlich dar. Hier hat man zusätzlich zu den beiden Aktionen "Look" und "Use", die wir schon aus dem Hauptmenü kennen, noch die Icons "Select" und "Combine" zur Verfügung. Das Inventar bietet eine so große Zahl von Objektkombinations- und manipulationsmöglichkeiten, daß es eine wahre Freude ist. Grundsätzlich kann versucht werden alles mit allem zu kombinieren oder auch am Bildschirm anzuwenden. Hierzu muß man zunächst mit dem Zeigefinger ein Objekt wählen, das nach Rückkehr zum Hauptbildschirm in einem kleinen Fenster neben dem Score angezeigt wird. Mit "Use with ..." kann man nun versuchen, es am Bildschirm zu verwenden. Ob man erfolgreich ist oder nicht, zeigen die entsprechenden Kommentare in der Textzeile.
Je weiter man im Spiel fortschreitet, desto mehr Objekte werden sich im Inventar einfinden, so daß man später durch die Inventarseiten blättern muß. Nicht jedes Objekt muß auch verwendet werden. Manche braucht man jedoch mehrfach, kann sie kombinieren oder im Inventar manipulieren.
Grafik
Die Grafik besteht aus einer Reihe wunderbar gestalteter Standbilder. Obwohl Bäume, Sträucher und Pflanzen eher abstrakt gestaltet sind, so erscheinen gerade die Innenräume sehr realistisch mit Schatttenwurf und Spielgelungen. Perspektive und Proportionen sind professionell realisiert.
An manchen Stellen muß Salem sich mithilfe einer Laterne und deren Lichtkegel in dunklen Räumen orientieren. Der Lichtkegel folgt dabei den Mausbewegungen und das kleine Sichtfeld wird zusätzlich gefiltert. Auch das sieht realistisch aus. Daneben wirken die Charaktergrafiken ein wenig unpassend zum Stil der übrigen Grafik. Sie scheinen dem Plattencover oder ähnlichem entnommen zu sein, jedenfalls handelt es sich hier eher um verwaschene, kolorierte Handzeichnungen.
Es gibt insgesamt ca. 20 Innen- und Außenlocations, die man im Laufe des Spiels betreten kann, teilweise auch bei Nacht. Doch meist bewegen wir uns in hellen, lichten Räumen oder im gleißenden Licht der Louisiana-Sonne. Die Grafikqualität ist für ein Freewarespiel ausgesprochen gut.
Rätsel
Mag die Geschichte wichtig und die Grafik einen guten Hintergrund bilden, die Rätsel sind das Salz in der Suppe. Und hier hat Ralf Sesseler wirklich eine tolle Arbeit geleistet. Der Schwierigkeitsgrad beginnt zunächst leicht um sich dann immer weiter zu steigern bis zum letzten Akt. Die Rätsel fügen sich alle nahtlos in die Geschichte ein. Es sind eine große Zahl von Objekt-/Inventarrätseln, daneben gibt es aber auch Dialogrätsel und Reihenfolge-/Kombinationsrätsel.
Im Nachhinein erscheinen sie alle recht logisch - jedoch ist es irgendwie schon eigenartig, wenn man zigmal versucht hat, eine Türe zu öffnen und sie dann beim einundzigsten Mal plötzlich öffnen kann, weil sie klemmte.
Jedenfalls haben mir die originellen Rätsel sehr gefallen und besonders die vielfachen Möglichkeiten der Objektmanipulation und -anwendung.
Innerhalb eines Aktes ist das Spiel meist offen und man kann Rätsel in unterschiedlicher Reihenfolge lösen. Bei manchen Rätseln wiederum muß man eine Reihenfolge einhalten, um weiterzukommen.
Mir ist mindestens eine Sackgasse aufgefallen, in die man tappen und dann nicht mehr weiterspielen kann. Deshalb ist es schon angeraten, oft zu speichern, Platz hat man ja genug.
Leider wird einem nicht immer klar sichtbar angezeigt, wenn man ein Rätsel bereits gelöst hat. Ich hatte zum Beispiel schon lange Zeit einen gesuchten Schlüssel im Inventar, ohne es zu bemerken!
Zusätzlich zu den spielrelevanten Rätseln gibt es auch einige "Eastereggs", die allerdings nicht mit Punkten bewertet werden. So kann man die Mitglieder der King Diamond-Band (ich denke, es sind 5) an verschiedenen Stellen entdecken, wo ihr Konterfei eingeschmuggelt wurde. Zumindest konnte ich den Bassisten Chris Estes in Salems Haus "dingfest" machen. Es macht also Spaß, unabhängig vom Spielgeschehen nochmal auf die Suche nach solchen Ostereiern oder auch nach "verlorenen" Punkten zu gehen.
Sound/Musik
Es gibt keine Sprachausgabe dafür aber zumindest einige passend plazierte Soundeffekte, wie Gackern der Hühner, Schneidegeräusche oder das Geräusch einer Klapperschlange.
Auch wenn ich weder das Album kenne noch besondere Ahnung von Heavy Metal habe, nehme ich aber an, daß die verschiedenen Musikthemen, die Ralf Sesseler hier spieltauglich bearbeitet hat, von King Diamonds Voodoo-Album stammen.
Fazit
In "Voodoo" sind wir zur Abwechslung mal nicht die Guten, können Hühnchen töten und und unsere Gegner verfluchen. Und man ist gespannt, wie die Sache nun ausgehen wird. Auf jeden Fall überraschend - man schaue sich mal den Grabstein aus dem Intro und den der Schlußsequenz an.
Die 7 Akte lange Geschichte ist Unterhaltung pur und hält auch geübte Spieler mindestens 20 und mehr Stunden mit ausgezeichneter Rätselkost in Atem. Viele Kaufspiele sind heutzutage kürzer und weniger unterhaltend! (Man denke daran, daß die kommenden Ring2- und BS3-Spiele von vorneherein nur noch mit 12 bzw. 15 Stunden Gesamtspielzeit angesetzt sind!) Deshalb kann ich Ralf Sesseler nur meinen Respekt zollen, für dieses Klasse-Spiel, das zudem mit nur 3 MB kaum Downloadzeit in Anspruch nimmt. Was er da in Eigenregie auf die Beine gestellt hat, muß die Kaufkonkurrenz nicht scheuen, denn es ist das bisher beste mir bekannte Freewarespiel. Abzüge gibt's hauptsächlich bei der noch ausbaufähigen Charakter-Grafik und dem gewöhnungsbedürftigen Handling.
Gesamtwertung: 75%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Das Anwesen
Loa House hat jetzt einen neuen Besitzer
Die Karte tragen wir vom Start an bei uns
Im übersichtlichen Inventar kann man sich so richtig "austoben"
Das ist Salems Haus
Lula Chevalier ("The girl that no one ever sees") und Dr. Le Croix bei einer Beschwörung
Das Innere das Hauses birgt eine Menge Überraschungen
Grandpa ist blind, aber er hört sehr gut, wenn man seine Sachen durchstöbern will
Madame Sarita hat einen Laden
Endlich - freie Bahn in Grandpas Zimmer
"The dome" - das Dach von Le Noirs Mausoleums
Der Voodoo-Tempel
Der kleine Friedhof ist ein nächtlicher Treffpunkt
Ein schwarzes Kreuz mit einer Dornenkrone
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 03. September 2002