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Vollgas


Erscheinungsdatum: 1994
Entwickler: Lucas Arts
Publisher: Softgold


Spielsprache: deutsch


Boxshots

USK: geeignet ab 16 Jahren

 

Ein Review von   André   20. April 2005


Ich glaube, nur Zocker können nachvollziehen, wie sehr ich mich gefreut habe, als ich neulich festgestellt habe, dass viele meiner alten Klassiker, die ich nie spielen konnte - so auch dieses Spiel - endlich und erstmals auf meinem neuen Rechner laufen. Und das kam dann doch recht unerwartet, denn ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass dieser alte DOS-Klassiker, welcher jahrelang in meinem Schrank sein Schattendasein fristete, gerade unter Windows XP laufen würde. Denn auf allen anderen Rechnern mit den verschiedensten Versionen von Windows zickte das Spiel rum. Mal lief kein Ton, ein weiteres mal ließ es sich nicht speichern. Kein Wunder, schließlich wurde Vollgas ja auch für DOS geschrieben, nur dass ich von DOS nun mal keinen blassen Schimmer habe. Also freuen wir uns, dass es überhaupt läuft und starten nun heiteren Gemüts mit dem Review.



Handlung/Bedienung

Wir sind Ben. Ben ist ein Motorradrocker. Er ist Chef einer Motorradgang - den Polecats - und legt alle Verhaltensweisen an den Tag, von denen man sich vorstellt, dass Motorradrocker sie mit sich bringen müssen. Ben ist mürrisch und wortkarg, hat das Herz aber am rechten Fleck. Große Erfolge erzielt Ben damit, dass er Probleme nicht wie andere Menschen nur mit dem Verstand, sondern auch mit den Fäusten löst. Und für die Probleme, die sich mit Fäusten nicht lösen lassen, gibt es zur Not ja auch noch zwei gesunde Beine, die in Bikerstiefeln stecken.

Daher gibt es neben den normalen Optionen wie "Sehen" und "Reden" noch ein Hand-Icon für "Nehme", "Benutze" aber auch "Schlage" sowie ein weiteres Icon in Fußform für "Trete kaputt". Die eine oder andere virtuelle Tür geht also schon mal zu Bruch. Diese Funktionen sowie das Inventar sind in Menüs dargestellt in adäquaten Polecats-Club-Totenschädeldesigns untergebracht.

Und wo wir schon mal bei der Bedienung angelangt sind: Vollgas ist generell ein einfach zu bedienendes Point+Click-Adventure - (leider) aber mit ziemlich vielen Action-Sequenzen. Aber dazu später mehr. Ins Optionsmenü gelangt man (wie früher oft üblich) per F5-Taste. Dort finden wir ein Optionsmenü im klassischen Lucas Arts-Stil mit ein paar nützlichen Funktionen wie Auswahl und Regelung der Geschwindigkeit von Untertiteln, Speichern, Laden, Lautstärke etc..

Beachtlich finde ich, dass Lucas-Arts schon damals drei separate Lautstärkenregler für Musik, Effekte und Sprache zur Verfügung gestellt hat. Das ist ein Service, über den selbst die meisten aktuellen Spiele leider immer noch nicht verfügen.



Aber weiter mit der Handlung

Ben und die Polecats bekommen in einer Bar Besuch von Malcolm Corley, dem Chef des Motorradherstellers Corley Motors sowie einiger seiner zwielichtig wirkenden Mitarbeiter. Sie unterbreiten Ben ein Angebot, dass die Polecats Corley Motors zu einer Versammlung begleiten. Ben lehnt ab, wird aber noch während der Verhandlung auf den Hof der Bar und damit in eine Falle gelockt. Dort bekommt er einen Schlag auf den Kopf, jemand schlüpft in seine Sachen und braust anschließend mit seinem Motorrad davon. Es soll so aussehen, als habe Ben bei den Verhandlungen nachgegeben und sich nun bereit erklärt, mitzukommen. Dieser wacht indes an einem eher ungemütlichen Ort auf und muss nun der ganzen Sache auf den Grund gehen...

Soweit eine kurze Einführung in die sich hervorragend entwickelnde Geschichte. Erstaunlicherweise gibt es einige direkte und indirekte Gewaltdarstellungen und auch zahlreiche Tote. Das verwunderte mich zuerst schon, denn die gab es bei den Lucas Arts-Adventures, welche ich gespielt habe, bislang nicht. So fliegt z.B. ein Laster samt Fahrer in die Luft und sogar einer von den "Guten" stirbt bereits ziemlich am Anfang.

 

Rätsel: Und Action!

Natürlich gibt es einige normale, fast komplett inventarbezogene Rätsel. Die sind wie gewohnt originell und witzig ins Geschehen integriert worden, machen aber nur etwa 50% des Spiels aus.

Die anderen 50% (mindestens) teilen sich Actionsequenzen (also Arcadeeinlagen) und Rätsel, bei denen es gilt, schnell die richtige Entscheidung zu treffen. Diese empfand ich nicht selten als ziemlich frustrierend. Es gibt da z.B. eine Szene, bei der man einen Hund einsperren muss. Wenn man wegen eines Fehlers zum hundertsten Male vor der Töle wegrennt und seine Anstrengungen wiederholen muß, ist das schon ziemlich nervig.

Oder um noch ein weiteres Beispiel zu nennen: Ewig lang, monoton und vor allem ergebnislos auf eine Wand einzutreten, mit der Hoffnung, dass sich an der richtigen Stelle ein Zugang öffnet, macht noch viel weniger Spaß, als sich die Hersteller das so gedacht hatten und ist auch alles andere als originell.

Und dann wären da wie gesagt noch zahlreiche Actioneinlagen. Wir müssen z.B. verfeindete Motorradrocker mit gezielten Fausthieben vom Bike holen - während der Fahrt wohlgemerkt! Nach einer erfolgreichen Aktion gibt es die Waffe des jeweiligen Gegners und wir können uns mit dieser Waffe an einen stärkeren Gegner versuchen. Das machte noch ziemlich Spaß. Wesentlich nerviger war da z.B. das Karambolage-Fahren, so dass ich mir nach etlichen erfolglosen Versuchen verärgert aufgegeben  und mir ein Savegame aus dem Internet geladen habe.



Grafik

Das ganze Spiel sieht wie ein einziger (aus heutiger Sicht natürlich arg grobpixliger, damals qualitativ hochwertigster) Comicfilm aus. Selten habe ich ein Spiel erlebt, welches so viele lange und beeindruckenden Sequenzen beinhaltet. Nicht nur die Einführung ist ein echter Hingucker, denn zeitweise hat man das Gefühl, dass es weniger Stellen gibt, an denen man selbst handeln kann als es automatische Film-Sequenzen gibt.

Gezeigt werden neben der Geschichte rasante Motorradfahrten und wilde Verfolgungsjagden, die hervorragend in die Handlung eingebunden wurden. Dabei fällt auf, daß besonders spektakuläre Perspektiven ausgewählt wurden, welche die Dramatik und Dynamik der Szenen verstärken.

Das Ganze spielt in wunderbar und stimmungsvoll gezeichneten Roadmovie-Schauplätzen im Südwesten der USA mit in die Berge gebauten Highways, der Corley-Fabrik, einer Bar am Rand des Highways, einer amerikanischen Kleinstadt mit Schrottplatz, einem zum Versteck umgebauten Campinganhänger und einer illegalen Werkstatt sowie vielen Orten mehr.



Sound

Wie ich es schon bei "The Dig" (ebenfalls von Lucas Arts) erlebt habe, krächzt und knackt die Soundausgabe bei Vollgas auf neuen Rechnern bzw. Soundkarten unter Umständen wie eine Schellack-Platte, die auf einem Flohmarkt-Plattenspieler abgespielt wird, so dass man sich am Anfang schon daran gewöhnen muss. Davon betroffen sind nicht nur die Sprachausgabe sondern auch die Musik.

Zu Hören gibt es z.B. ein paar stilechte Hardrock bzw. Metaltracks. Das passt natürlich zum Spiel und besonders in den wilden Motorrad-Verfolgungsjagdsequenzen besonders gut. Überhaupt erlebte Hardrock/Metal Ende der 80er bis Anfang der 90er ja noch mal einen zweiten Frühling. Man trug Rock(er)-klamotten und das Haar lang, ließ sich "ganz individuelle" Tribals und ähnliches tätowieren und in den Clubs waren Acts wie The Cult, Danzig und Co. angesagt. Vermutlich haben sich die Macher des 1994 erschienenen Spiels noch ein wenig von diesem Trend inspirieren lassen.

Die Sprachausgabe ist natürlich absolut professionell. Gleiches gilt für die Soundeffekte, wie wir es von Lucas Arts gewohnt sind.



Fazit

Nicht umsonst ist Tim Schäfer einer der Stars im Adventure-Bereich. Mit einem Roadmovie im Comic-Stil ist es ihm wieder gelungen, ein originelles Spiel zu produzieren, welches es in der Form sicher noch nicht gegeben hat und sich alleine daher von der hohen Anzahl der damals erschienen Adventures abhebte. Das Spiel lebt sehr stark von seiner Geschichte, denn die Story ist wirklich extrem spannend und wird noch einmal durch den rasanten Handlungsablauf vorangetrieben.

Obwohl Vollgas heutzutage natürlich sehr grob gerastert wirkt, erkennt man trotzdem nicht nur anhand der zahlreichen Sequenzen die Perfektion, die Detailverliebtheit und den hohen Aufwand, mit dem das Spiel umgesetzt wurde. Sie lässt das Spiel sehr authentisch wirken und man könnte meinen, dass Schäfer dem Rocker- oder zumindest dem Bikerumfeld recht nahe stünde. Falls nicht, hat er sich zumindest sehr gut in die Thematik eingearbeitet.

Vollgas ist mit seinen Actioneinlagen (die allerdings extrem gut in die Geschichte integriert wurden) sowie Rätseln, bei denen man schnell handeln muss fast schon als Actionadventure zu bezeichnen. Die normalen Rätseln fand ich eigentlich recht logisch und meistens gut lösbar und generell haben einige Actionsequenzen dem Spiel auch durchaus Würze verpasst. Allerdings waren wirklich zahlreiche Stellen sehr happig und so war ich auch etliche Male richtig angenervt, wenn ich zum ich-weiß-nicht-wievielten-Male eine Szene erfolglos wiederholt habe.

Dadurch ging einiges an Spielspaß verloren, so dass ich trotz Hammergrafik und Aufwand von der für alte Lucas-Arts-Adventures fast schon standardmäßig extrem hohen Punktzahl einige Frustpünktchen abziehen werde.



Bewertung: 73 %

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemvoraussetzungen:

  • IBM AT 486/33 MHz
  • MS-DOS 5.0 oder höher
  • 2x CDROM-Laufwerk oder schneller mit MPC-Level 2
  • 8 MB RAM
  • mindestens 1 MB freier Platz auf der Festplatte
  • VGA 256 Farben
  • unterstützt Sound Blaster, Sound Blaster Pro, Sound Blaster 16, AWE 32, Pro Audio Spectrum, Ensoniq Soundscape, Gravis Ultrasound und kompatibler kompatible Soundkarten
  • unterstützt wahlweise Maus/Joystick/Tastatur

Gespielt unter:

  • Win 98
  • AMD Athlon XP 1800
  • 256 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • 16x CDROM-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 20. April 2005

 

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