flage.gif (117 Byte) This page in english
Zurück zur Adventure-Archiv Startseite

Vandell -
Knight of the Tortured Souls 


Erscheinungsdatum: 12/2002
Entwickler: Atmosphere Studios
Publisher: Black Star Interactive / dtp

Boxshots

USK: geeignet ab 12 Jahren

 

Ein Review von slydos   21. Januar 2003

 

Atmosphere Studios besteht wohl nur aus einem Mann, Kiril Hristanow, zuständig für Story und Realsisation. Nur die 3D-Programmierung, Vertonung und Musik hat er andern überlassen. "Vandell - Knight of the Tortured Souls" ist das erste vollendete Adventure dieser Spieleschmiede, die vor Jahren schon mit der nie beendeten Produktion des Comicadventures "Petko" Hoffnungen geschürt hat.

Leider geriet Publisher Blackstar Interactive im letzten Jahr in die Insolvenz, so daß auch Vandell zwar gerade noch veröffentlicht werden konnte, aber dann direkt wieder in der Vesenkung verschwand. Die Lizenz für den deutschsprachigen Raum wurde nun von dtp (Runaway) übernommen, so daß das Spiel ab Ende Januar erneut wieder in die Regale kommen wird.

"Vandell - Knight of the Tortured Souls" ist eine düster melancholische Science-Fiction-Story die keinen Zweifel an den Vorbildern läßt: "Rise of the Dragon" von Sierra und "Bladerunner" von Westwood mit einer Prise "Beneath a Steel Sky" von Revolution. Damit fällt es ebenfalls in die Film-Noir-Kategorie wie "Post Mortem", gehört aber zur seltenen Unterkategorie Sci-Fiction Noir.

In der Zukunftsmetropole La Herida 5 (was soviel wie "Verletzung" auf deutsch heißt) wird es nicht hell, die Straßen sind regennaß und schmutzig, der Schein der Neonreklamen spiegelt sich in den Pfützen. Die Welt von 2289 ist geprägt von Androiden und Robotern, Ein-Mann-Fliegern und Menschen, die ihr Leben in mehr oder minder großer Hoffnungslosigkeit fristen.

 

Story

Im Intro lernen wir Adam Vandell kennen, der einst zum glücklicheren Teil der Menschheit gehörte, nachdem er mit 17 seine Jugendliebe Cassandra geheiratet hatte. Sein Vater war ein belgischer Offizier der sich zu Tode trank, seine Mutter, eine Japanerin, lebt mit seinem unangenehmen Halbbruder und dessen Frau in Japan. Vandell erinnert sich an einen Tag im Dezember, als Cass Appetit auf ihr Lieblingseis bekam und er nur kurz die Wohnung verließ, um es für sie zu holen. Er fand sie erstochen in ihrem Blut auf und verfiel in Verzweiflung und Haß. Diesen Haß glaubte er lindern zu können, indem er sich der weltweit operierenden Söldnertruppe S.T.A.I.N. anschloß. Aber auch das nutzte nichts. Nachdem er vergeblich versucht hatte, den Mörder auf eigene Faust zu finden, ließ er sich als Detective bei der Polizei ausbilden. Dort wird ihm ein Implantat eingepflanzt, das es ihm ermöglicht, die Gedanken seiner Mitmenschen zu lesen. Einst jagte er einen Mörder namens Mandarin, der den Tod seiner Schwester rächte, indem er Kindermörder richtete. Vandell konnte ihn fangen und er wurde hingerichtet. Aber nun scheint ein Nachahmer am Werke zu sein ...

 

Installation/Start

Vandell kommt auf 1 CD mit deutschem Handbuch in einem Karton im Euroboxformat. Die Installation der 166 MB läuft automatisch und problemlos. Die CD muß danach nicht mehr ins Laufwerk eingelegt werden.

Das Hauptmenü ist knapp gehalten, wir haben nur die Wahl, ein neues Spiel zu starten oder ein angespieltes Spiel neu aufzunehmen (gespeichert wird bei Velassen des Spiels, eine andere Speicherfunktion ist nicht vorhanden). Im Hauptmenü können wir noch wählen, ob wir Untertitel wünschen oder nicht. Wählen wir Neustart so können wir einem umfangreichen Intro im Comicstil mit Manga-Touch folgen. Eingeblendete Einzelbilder ergänzen die erzählte Vorgeschichte bis wir auf Vandell in seinem Büro treffen. Ab hier können wir unseren Helden steuern.

 

Steuerung

Egal an welchem Ort wir das Spiel speichern und verlassen, wir starten immer wieder in Vandells Büro, allerdings werden unsere Fortschritte bezüglich Informationen und Gegenständen, die wir erhalten haben, mitgespeichert. Vandell ist ein 3rd-Person-Adventure, das bis auf die ESC-Taste zum Abbruch von Unterhaltungen und Verlassen des Spiels und die Leertaste für Wechsel zwischen Objektinventar und Ortsinventar, ausschließlich mit der Maus gesteuert wird.

Ein chinesisches Schriftzeichen zeigt uns Szenenausgänge an und der Cursor verändert ebenfalls seine Form und Farbe, wenn wir Hotspots untersuchen oder mit Leuten reden können. In einem engen Rahmen können wir Vandell steuern - er kann nicht zu allen möglichen Punkte am Bildschirm gehen. Wenn wir allerdings etwas betrachten oder aufnehmen können, dann bewegt sich unser Held an die angeklickte Stelle.

Ein Rechtsklick mit der Maus gibt uns eine Beschreibung eines Gegenstandes oder einer Person, ein Linksklick läßt uns interagieren. Hinzu kommt noch eine besondere Fähigkeit Vandells - das Gedankenlesen! Mit einem Doppelklick rechts verwandelt sich der Cursor und wir können ihn auf Personen anwenden.

Das Inventar ist (fast) immer am unteren Bildschirmrand sichtbar. Aufgenommene Gegenstände müssen dort explizit abgelegt werden. Fährt man mit der Maus über die sonst grau gehaltenen Objekte, so erscheinen sie farbig und es wird auch eine Textbeschreibung angezeigt. Mit Linksklick wählt man sie aus und der Cursor nimmt ihre Form an. Mit Rechtsklick wiederum erhält man eine Beschreibung oder einen Kommentar zu einem Objekt. Objekte können innerhalb des Inventars kombiniert werden. Mit der Leertaste schalten wir vom Inventar auf eine Anzeige der verfügbaren Orte um. Ein Ortswechsel über diese Icons geht wesentlich schneller als wenn man den mit langsamen, weit ausholenden Schritten daherkommenden Vandell jeweils auf einen Szenenausgang zusteuern würde. Vandell kann nämlich nur mit einer Geschwindigkeit bewegt werden.

Insgesamt eine recht einfache und angenehme Steuerung, deren Funktionen jedoch erst einmal im Handbuch nachgeschlagen werden müssen, speziell das Gedankenlesen und das Umschalten der Inventarleiste. Die Tatsache, daß man keine Spielstände selbst speichern kann, ist allerdings nicht gerade lobenswert. Man kann sich den einzigen Spielstand ziemlich einfach selbst zerstören, wenn man statt Spiel fortfahren Spiel neu starten wählt.

 

Grafik/Sound/Atmosphäre

Besonders gut gelungen die 2D-Hintergrundgrafiken, die trotz der Dunkelheit sehr viele Details bieten. Eine große Zahl von dezenten Hintergrundanimationen belebt die Locations, da tropft Benzin aus dem Tank, eine Kerze flackert oder wir können Flugzeuge am Nachthimmel beobachten. Die ausdrucksvolle, traurige Musik und passend gesetzten Geräuscheffekte lassen eine filmähnliche Atmosphäre entstehen. Die etwas langsamen Bewegungen und Drehungen unseres 3D-Helden wirken ein wenig soldatenhaft, sind aber verglichen mit 3D-Charakteren anderer Spiele sicher von annehmbarer mittlerer Qualität.

Immer dann, wenn wir bei anderen Adventures eine Videosequenz geboten bekommen, weil wir an einem Schlüsselpunkt der Geschichte angekommen sind, bietet uns Vandell eine Abfolge von Comicstandbildern (was sehr an "Rise of the Dragon" erinnert), die von Vandells angenehmer Stimme kommentiert werden. Übrigens ist die Sprachausgabe aller Charaktere ausgezeichnet und professionell. Während der Dialoge werden jeweils die Porträts von Vandell und seiner Gesprächspartner neben den zusätzlichen Bildschirmtexten eingeblendet. Auch hier gibt es nur comichafte Standbilder und keine Sprachanimation. Dialoge und Kommentare sind aber sehr stimmungsvoll und geben uns oft Einblick in Vandells Gefühlslage. Wir erfahren eine Menge mehr über unseren Helden als wir zum blossen Erledigen unserer Aufgaben brauchen würden.

 

Rätsel

Die objektorientierten Rätsel reichen von einfach bis mittelschwer, sind durchweg logisch und auch einfallsreich.

Es gibt keine Mehrfachauswahlen bei Dialogen, es geht mehr darum, im richtigen Augenblick einen Dialog zu starten. Vandell kann nicht sterben und es gibt weder Actionszenen - außer in den Comicbildeinlagen - noch ein Game Over.

Ein reines Adventure also. Allerdings ist es leider genau dann zuende, wenn man es sich gerade gemütlich machen will. Die Story geht zwar nicht unlogisch zuende, aber an dem Aufwand gemessen, den der Autor in die Erzählung der Geschichte gelegt hat, hätte man ein weitaus längeres Spiel erwarten können. Der Stoff hätte es auf jeden Fall hergegeben und der gesamte Aufbau weist auf ein ausführlicher geplantes Game hin.

 

Fazit

Ich glaube nicht, daß jemand mehr als 3 bis 4 Stunden für Vandell (wie immer ohne Benutzung einer Lösung) benötigen wird, Adventurekundige werden kaum 2 Stunden brauchen. (Ich habe schon Demos gespielt, die länger waren). Das ist einfach zu wenig und auch sehr schade, da man sich eigentlich schon ausmalte, was als nächstes passieren würde. Allerdings liegt der Preis mit ca. 26 Euro durchaus unter anderen Spielen, die ähnlich kurze Unterhaltung bieten, wie z. B. die meisten Adventures für Kinder - aber schlechtere Preis-Leistungsverhältnisse sollten hier nicht der Maßstab sein. Es ist also weder das Handling, noch die Story, Atmosphäre, Sound oder Rätsel, die von einer Empfehlung des Spiels wirklich abhalten, sondern allein die Spiellänge, die potentielle Käufer überlegen läßt, ob man in der gleichen Zeit nicht einen günstigeren Kinobesuch unternehmen soll.

 

Gesamtwertung 57%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100%  sehr gutes Spiel  (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79%    gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0%  bis 39%    grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • Pentium II 350 Mhz
  • Windows 95x/ME/XP/2000
  • 64 MB
  • DirectX 8.0 kompatible 3D-Grafikkarte mit 16 MB RAM
  • DirectX 8.0 kompatible Soundkarte
  • 2x CDROM-Laufwerk
  • mind. 180 MB Festplattenspeicher

gespielt mit:

  • Windows XP
  • P IV 1,6 GHz
  • 512 MB RAM
  • 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
  • nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
  • Soundkarte DirectX-kompatibel
 

Hauptmenü
Hauptmenü

 

Zum Vergrößern auf Bilder klicken
Vandell als Kind mit seinen Eltern
Vandell als Kind mit seinen Eltern

Vandell's Büro
Vandell's Büro

Notizen
Notizen

Die üblichen Verdächtigen
Die üblichen Verdächtigen


Der Kollege stört ein wenig
Der Kollege stört ein wenig

Dialog mit einem Penner
Dialog mit einem Penner

Jeder Zettel kann ein Hinweis sein
Jeder Zettel kann ein Hinweis sein

Adam mag dieses Poster ganz und gar nicht!
Adam mag dieses Poster ganz und gar nicht!

Ein Snack gefällig?
Ein Snack gefällig?

Kinder haben es nicht leicht in La Herida
Kinder haben es nicht leicht in La Herida

Inventarleiste reagiert auf den Cursor
Inventarleiste reagiert auf den Cursor

Ein weiteres Opfer des Killers
Ein weiteres Opfer des Killers

Kämpfe gibt es nur im Standbild
Kämpfe gibt es nur im Standbild

Picher weiß etwas ...
Picher weiß etwas ...

 

Mehr Screenshots

 

 

Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 21. Januar 2003

 

 

Zurück zur Adventure-Archiv Startseite