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Undercover - Operation Wintersonne


Releasedatum: Ende September 2006

Entwickler: Sproing
Publisher: dtp/Anaconda

 

 

 

Ein Preview von  slydos   04. September 2006

 

Das Spionageadventure Undercover - Operation Wintersonne soll Ende des Monats in Deutschland erscheinen. Die Previewversion verrät uns allerdings kaum Endgültiges, da wirklich noch an allen Ecken und Enden gearbeitet wird.

Trotzdem konnte das Gerüst des Spiels mich fesseln, ja sogar sehr gespannt auf die finale Version machen. Wieso?

Da ist erstmal die Geschichte und ihr historischer Hintergrund. Historische Schauplätze und tatsächliche Ereignisse bilden die Basis dieser bisher gut ersonnenen Story. Ich sage 'bisher', weil es noch offen ist, ob die Geschichte wirklich so interessant und glaubwürdig endet, wie sie sich zunächst andeutet.

Ähnlich der Filmklassiker "Geheimakte Crossbow" oder "Der zerrisseneVorhang" wird ein Spion mit wissenschaftlichen Spezialkenntnissen von den Kriegsgegnern ins Nazideutschland des Jahres 1943 eingeschleust. In diesem Fall handeltes sich um den britischen Physiker Dr. John Russell. Russell ist nicht begeistert von seinem Einsatz, sieht es aber als seine Pflicht an, den Auftrag zu erledigen: er soll herausfinden, wie weit die Deutschen mit der Entwicklung der Uranbombe und eines Trägermechanismus fortgeschritten sind. Ständig in der Gefahr entdeckt zu werden, begibt er sich nach Berlin und dann den Spuren folgend ins winterlich idyllische Haigerloch. Wie man sich denken kann, läuft die Mission nicht so reibungslos, wie Russell es sich wünschen würde. Nicht nur, daß er in die Hände einer Nazigröße gerät, die ein eigenes Süppchen kochen will, er wird außerdem den Verdacht nicht los, daß sich unter seinen Mittelsleuten auch noch ein Maulwurf befindet!

Man kann nur wünschen und hoffen, daß die Geschichte, die trotz überraschender Ereignisse und spannender Handlungsabschnitte auch ausgesprochen durchsichtige Züge aufweist, diesen Eindruck durch weitere Plot Points wieder vertreibt.

Während an der Grafik, besonders an den Animationen und Filmszenen, noch gearbeitet wird, liegen Charaktere und Humor bereits fest - ja es gibt durchaus witzige Dialoge und Kommentare, die aber keineswegs übertrieben sind und sich in die spannende Geschichte einfügen. Am stärksten tritt dabei natürlich unser Held hervor, der zwar im Bereich Menschenkenntnis ins Schwimmen kommt, aber dafür gerne die eine oder andere passende lateinische Redewendung einstreut und sich mit seinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen über Wasser halten kann. Es gibt zwar sich wiederholende Phrasen: "Abyssus abyssum invocat", aber generell überraschen die Sprüche unseres Helden durch ihren Zuschnitt auf spezielle Situationen oder Aktionen der Spieler. Und genau das unterhält und macht aus Zuschauern Beteiligte.

Bei diesem Adventurespiel sind die Rätsel mal so, wie ich sie mir ganz persönlich wünsche:
Es gibt sehr viel einzusammeln und zu kombinieren. Das Inventar muß nach kurzer Zeit gescrollt werden, wenn man mit der Maus an den unteren Bildschirmrand fährt. Mir gefielen die möglichen und notwendigen Objektkombinationen und Anwendungen und natürlich Russels Kommentare dazu. Ebenfalls nach meinem Geschmack waren die zahlreichen - besonders die nicht rätselrelevanten - Hotspots, die nicht gleich offensichtlich ins Auge springen sondern mir ein Mindestmaß an Konzentration und Ausdauer abverlangten. Schließlich steigt die Befriedigung beim Rätselknacken mit der Mühe, die sich die Entwickler gemacht haben, die Spieler daran zu hindern. Es gibt in der Previewversion bereits einige schöne Pixelhunts - aber keine, die ich als unfair empfunden hätte. Hinzu kam eine Schleicheinlage, bei der wir leicht in ein oder zwei GameOver stolpern können - aber gemach, man beginnt sofort wieder am Ausgangspunkt. Dazu kommen noch einige bis hierher leichte bis mittelschwere Dekodieraufgaben. Einige Rätselaufgaben sind zwar nichtlinear innerhalb der Handlungsabschnitte eingebettet, grundsätzlich müssen wir uns aber meist an eine recht genaue Reihenfolge halten.

Schmunzeln mußte ich bei diversen Türöffnungsrätseln, bei denen fast verbissen die alternativste Lösung eingebaut war - ich meine als Alternative zur Papier/Bleistift-Lösung. Und es beeindruckte, wie angestrengt desinteressiert unser Held einen mehr als großen Bogen um 'staubige und nutzlose' Kisten zu machen versuchte.

Die 2D-Hintergrundgrafiken erfreuen durch Detailreichtum und lassen die Maus nicht einschlafen. Die Schauplätze sind nicht erfunden, sie wurden aber neu und glaubhaft in Szene gesetzt. Die 3D-Charaktergestaltung selbst gefällt mir gut, Standardbewegungen wie Gehen und Rennen, Stoppen und Gesprächsführung sehen darüber hinaus flüssig und echt aus.

Weniger überzeugend waren einige Interaktionen mit Objekten und besonders einige Pausenbewegungen der NPCs. Auch wenn das Verschränken der Arme und schnelles wieder Fallen lassen die Nervosität eines MI6-Mannes rüberkommen lassen soll, so sind die Bewegungen zu häufig und zu abrupt. Auch eine Kellnerin hat diesbezüglich einen übertriebenen Tic. Aber an den Animationsschleifen soll meines Wissens noch gearbeitet werden.

Im Gegensatz zu einer Anzahl von Konkurrenzprodukten, gefallen bei Undercover die Nahaufnahmen der Akteure und deren Gesichtsanimationen, die durchaus auch Ingame von guter Qualität sind. Mal sehen, wie kongruent die Lippensynchonisation am Ende sein wird.

Gefallen haben bereits die charaktertypischen Synchronstimmen, auch der berlinernde Luftschutzwart. Apropos Dialekte: Noch gibt es Differenzen zwischen den eingesprochenen und angezeigten Texten, denn da kommen noch einige österreichische Ausdrücke vor, die bereits in der Sprachausgabe ausgemerzt wurden. Die Musik von Undercover tut sich nicht groß hervor, sie begleitet mehr als daß sie führt. An einem Schauplatz erklingt die abgewandelte deutsche Nationalhymne, ebenfalls unaufdringlich.

Das Handling dieses reinen Point&Click-Adventures (auch das Menü wird über ein Icon am oberen Bildschirmrand eingeblendet) ist bequem und leicht zu verinnerlichen - bis auf eine Ausnahme, bei der ich immer wieder daneben gehauen habe: Alle Aktionen funktionieren mit der Rechten Maustaste - naja, womit auch sonst im 3. Reich (sorry, konnte ich mir nicht verkneifen). Auch Szenenwechsel werden damit eingeleitet, woran ich mich so gar nicht gewöhnen konnte. Ein Doppelklick rechts oder links läßt Russell rennen, ... meistens.

Hotspots und Inventarobjekte werden durch eine Texteinblendung angezeigt - an diversen Stellen verschwindet allerdings der Text unlesbar unter dem Cursor - das ist hoffentlich auch in der endgültigen Fassung verschwunden.

Wenn alle angekündigten Verbesserungen durchgeführt sein werden und sich eine annehmbare Gesamtdauer verbuchen läßt, und darüber hinaus die Story auch im Finale das hält, was sie bisher verspricht, dann wird Undercover sicher zu den positiven Überraschungen des Jahres zählen. Ein Spiel für alle, die in einem spannenden, puren Spionageadventure die Welt bequem vom Bildschirm aus retten wollen.

 

Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 04. September 2006

 

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