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Hans Christian Andersen -
Die Rettung des Königreichs


Erscheinungsdatum: 11/2006

Entwickler: Guppy Works
Publisher: Braingame/Koch Media/Heureka-Klett
Spielsprache: Deutsch


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Boxshots

 

USK: ohne Altersbeschränkung

 


Ein Review von   André   11. Januar 2007

 

Bei den ganzen Hammerveröffentlichungen des letzten Jahres blieben die "Neben"-Spiele ja etwas auf der Strecke und fanden nicht ganz so viel Beachtung. Klar, man zockt halt erst mal die Großen und Essentiellen durch. Ob das neue Tunguska, Runaway 2, Secrets of Atlantis, Baphomet 4 usw. ... man kann sie gar nicht alle aufzählen.

Solch ein Spiel, das ein wenig im Schatten der großen Namen steht, ist das Märchenadventure "Hans Christian Andersen - Die Rettung des Königreichs" von Guppyworks. Nachdem uns Cornelsen Ende 2004 mit "Zwerg Nase" und Ende 2005 mit "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" mit zwei schönen Märchenspielen in Weihnachtsstimmung versetzte, blieb eine Veröffentlichung 2006 leider aus. Eigentlich hatte mich schon darauf eingestellt und gefreut. So hilft uns die Firma mit dem vermehrungsfreudigen Fisch im Namen dieses zu verkraften, indem sie mit "Hans Christian Andersen" für Ersatz sorgt und die "Tradition" fortsetzt.

 

Handlung

Zwar ist HCA ein mehr oder weniger märchenhaftes Spiel, aber eigentlich spielt man kein von Andersen erfundenes Märchen, sondern eine fiktive Geschichte um den großen dänischen Schriftsteller selbst. Inwieweit Teile seiner Märchen in die Handlung eingebunden wurden, kann ich nicht sagen, da meine Fachkenntnisse auf diesem Gebiet bei Hänsel und Gretel aufhören. Sein Name ziert auf jeden Fall in großen Lettern die Vorderseite des Kartons. Mit der Covergestaltung dürfte sowohl eine junge als auch eine erwachsene, aufgeschlossene Zielgruppe angesprochen werden. Sicher nicht die schlechteste Form der Vermarktung, zumal das Spiel auch für beide Zielgruppen geeignet ist.

Die Introsequenz ist ziemlich originell gestaltet: Dort sehen wir Andersen in einer Kammer vor einer Art Puppentheater stehen. Er erzählt uns begleitet von einer sprechenden, etwas vorwitzigen Ente, eine teils erfundene, teils auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte aus seinem eigenen Leben. Dabei sieht man in dem Puppentheater ebenfalls Andersen als jungen Mann sowie die Spielumgebung. Dann gibt es einen Schnitt und wir befinden uns in der Geschichte, die HC Andersen erzählt:

Es ist das Jahr 1820. HCA verlässt als14jähriger seine Heimatstadt Odense mit der Absicht, in Kopenhagen als Schauspieler im königlichen Theater berühmt zu werden. Das Spiel ist in fünf Kapitel unterteilt und am Anfang des ersten Kapitels beginnen wir im ärmeren Viertel der Stadt, sind mittellos und einfach gekleidet und in der Hierarchie noch ganz unten. Daher möchte uns der Polizist auch direkt wieder zu den Stadtmauern befördert, wenn er uns sieht. Er gibt uns übrigens kaum Gelegenheit, die anfangs nicht unbedingt innovative Steuerung in Ruhe auszuprobieren. Also heißt es, den Herrn erst einmal zu ignorieren und schnell an ihm vorbeizugehen, um dann bei den Leuten rumzufragen, um erste Informationen zu erhalten.

Schnell erfährt man aber, was zu tun ist und so bekommt Andersen einen kleinen Auftrag, um Geld verdienen und eine Empfehlung für das Theater bekommen zu können. Außerdem trifft er auf die ebenso junge und schöne wie schnippige Prinzessin, die aus dem Palast geflohen ist, um das Leben außerhalb der Stadtmauern zu erleben. Doch ahnt er noch nicht, dass sie kurze Zeit später entführt wird und sogar ihr Leben bedroht ist. Denn es stehen böse, die Welt bedrohende Kräfte, die durch einen Bannzauber lange Zeit in Schach gehalten wurden, kurz vor ihrer Befreiung ...

 

Grafik

Grafisch ist HCA wirklich gelungen und kaum mit den beiden Märchenspielen von Cornelsen zu vergleichen, da es um einiges aufwändiger und imposanter umgesetzt worden ist. Statt der zwar schönen, aber sehr schlichten 2D-Grafik der beiden Märchenspiele, gibt es eine aufwändig gestaltete 3D-Umgebung. Hier wurde für fast jedes der fünf Kapitel eine neue sehr große Kulisse erschaffen, bestehend aus vielen Straßenzügen der Stadt Kopenhagen. Daneben gibt es aber auch noch z.B. eine unterirdische Höhle, Wohnräume, Hinterhöfe, eine Mühle oder das Hafengebiet, die für Abwechslung sorgen. Bei letzter Location wurde besonders der Wellengang des Wassers sehr schön animiert. In den Straßen bewegen sich so viele dreidimensionale Charaktere, wie selten in einem Adventure gesehen. Auch diese wurden alle grafisch sehr ansprechend und für ein Märchenadventure adäquat umgesetzt. Vereinzelt eiert und wankt vielleicht mal eine der üppig gebauten Damen auf der Straße beim Stehen etwas unkoordiniert auf einer Stelle rum, als sei sie gerade frisch aus der Forensik geflohen. Die Charaktergrafiken sind vielleicht noch nicht hundertprozentig, aber wirklich auszusetzen gibt es an sich so gut wie nichts.

 

Handhabung

HCA lässt sich sowohl mit der Maus als auch mit der Tastatur steuern. Eigentlich ist HCA an sich ja ein normales 3rd-Person-Adventure und sollte damit problemlos mit der Maus zu bedienen sein. Nachdem ich in der letzten Zeit nur sehr einfach zu steuernde Spiele angefangen von Tunguska bis Atlantis 5 gespielt hatte, habe ich mich mit dieser Art der Interaktion jedoch ziemlich schwer getan.

Ziemlich umständlich ist, dass man mit Personen oder Gegenständen erst interagieren kann, wenn man ganz nah herangetreten ist. Also muss man das Ziel der Begierde ein erstes Mal anklicken, etwas warten, bis Andersen bei der Person angekommen ist, und dann noch ein zweites Mal, damit er eine Aktion ausführt. Vorausgesetzt, Andersen reagiert überhaupt auf den Befehl, denn nicht selten verweigert er diesen und bleibt einfach stehen. Man muss teilweise erst an den exakt richtigen Ort, etwa den Blickwinkel einer Person treten, damit HCA reagierte. Das Ganze hat sich als ziemlich ungenau und hakelig erwiesen.

Daher bin ich nach einiger Zeit des mürrischen Versuchens und Herumexperimentierens freiwillig auf Tastatursteuerung umgestiegen, obwohl ich eigentlich nicht unbedingt ihr Freund bin. Mit dieser Steuerung kam ich nach etwas Rumprobieren dann allerdings ziemlich gut zurecht, da man genauer auf sein Ziel zusteuern kann. Diese Art der Fortbewegung erwies sich auch als praktischer, wenn man nicht wohlgesonnenen Figuren schnell aus dem Weg gehen muss. Die Steuerung erinnerte ein wenig an die von Monkey Island 4 bzw. Grim Fandango (allerdings einfacher) und wenn man damit zurechtgekommen ist, sollte man bei HCA auch keine größeren Probleme haben.

So hat man auch ein paar Elemente von den besagten Spielen übernommen. Das Inventar, welches sich oben rechts befindet, kann man z.B. mit dem Mausrad oder den Bild-Auf- und Bild-Ab-Tasten auf der Suche nach dem richtigen Gegenstand durchscrollen. Hans schaut auch wie Manny oder Guybrush in die entsprechende Richtung, wenn er einen nützlichen Gegenstand oder eine Person gesehen hat. Manchmal schaut er auch nur einfach so irgendwo hin, obwohl dort nichts Wichtiges ist und selten - etwa an einer Tür - wird der Maus-Cursor zur Hand, obwohl man dort nichts machen kann.

Oben rechts, neben dem Inventar tauchen je nachdem, was an einer Stelle zu tun ist, verschiedene Icons auf. Diese zeigen an, ob man etwa einen bestimmten Gegenstand benutzen muss, mit einer Person reden oder ihr einen Gegenstand geben kann. Insgesamt gibt es (ohne die Eieruhr für „Warten") sieben verschiedene Aktionsicons. Überwiegend steht eine manchmal auch zwei Aktionsmöglichkeiten zur Auswahl - etwa mit einer Person reden oder ihr einen Gegenstand geben.

Mit der linken Maustaste bzw. mit der Leertaste führt man Aktionen durch und mit einem Doppelklick bzw. mit der Umschalttaste rennt Andersen. Man kann zwischen zwei Arten der Fortbewegung wählen: „Relativ zur Spielfigur" oder „Relativ zum Bildschirm". Mit der Escapetaste kommt man ins Menü. Dort findet man ein Tagebuch vor, in dem mit wenigen Sätzen erklärt wird, was zu tun ist. Außerdem bekommt man ein paar Erklärungen zu den einzelnen Gegenständen. Natürlich kann man hier auch laden und speichern, wobei Speicherstände automatisch nach Datum und Uhrzeit (also chronologisch) angelegt werden. Im Optionsmenü kann man verschiedene Werte wie Auflösung, Kantenglättung, Grafikdetails usw. einstellen. Schön, dass man Untertitel wählen und Musik, Geräusche und Sprache einzeln justieren kann.

 

Akustisches

Andersen - mit „en" am Ende. Also keine Angst: Der hier fängt nicht an zu singen! Wie dem auch sei. Ich sollte mehr Klassik hören. Oder anders ausgedrückt: Ich hätte mich überhaupt mal mit dieser Musik auseinander setzten sollen. Dann müsste ich jetzt nicht rumdrucksen und schreiben, dass bekannte Themen aus eben jener Musikgattung bei HCA die Hintergrundmusik liefern. Klassikfreunde werden sich jetzt vermutlich verzweifelt die Haare ob soviel Kulturlosigkeit raufen. Die Musik variiert auf jeden Fall ein wenig je nach Kapitel und Stimmung und passt hervorragend zu der Atmosphäre eines so „klassischen" Märchenspiels aus der Zeit des Hans Christian Andersen.

Die einzelnen Stimmen wurden generell gut gesprochen. Jedoch bekommen wir statt richtiger Dialoge meisten nur kurze Sätze von unseren Gesprächspartnern zu hören. Denn Andersen selbst ist, außer in den Zwischensequenzen, stumm und man hört immer nur die Antworten der jeweiligen Gesprächspartner. Mir ist aufgefallen, dass mich das in Ego-Adventures oft gar nicht stört. In diesem 3rd-Person-Adventure, wo man den Protagonisten zwar sehen, aber nicht hören kann, wirkt das etwas karg und ist dem Gesprächsfluss ebenfalls nicht gerade zuträglich. Nicht zuletzt wissen wir daher auch nie, was Andersen denkt und bekommen dementsprechend keinen richtigen Zugang zu unserem Protagonisten.

 

Rätsel

Einerseits bestehen viele Aufgaben aus einfachen Botendiensten sowie einfach nur darin, die nächste Person und den nächsten Ort zu suchen. Und wenn man mit Briefen vier mal hintereinander von A nach B und wieder zurück nach A geschickt wird, muss man schon mal die Zähne zusammenbeißen. Es gibt aber andererseits genauso gut auch ein paar abwechslungsreiche Aufgaben. Man bewegt einen massiven Stein mittels eines Kran und bedient andere Maschinen oder gurkt in einem Labyrinth rum. Ab und an liegt die einfache Lösung eher wegen der teilweise etwas umständlichen Umsetzung nicht auf der Hand. Etwa, wenn wir einer Person unser Tagebuch mit einer darin befindenden Empfehlung zeigen sollen, aber beim Tagebuch im Gegensatz zu sonst kein entsprechendes Symbol für „Benutzen" angezeigt wird.

Man muss auch aufpassen, wen man anspricht. Denn sonst kann es passieren, dass die Herren von der Polizei kommen. Und die meinen es nicht immer gut. Also nimmt man ab und zu mal besser die Beine in die Hand. Genau so sollte man sich verhalten, wenn das Böse Überhand über die Stadt gewinnt und Bösewichter aus der Unterwelt die Straßen bevölkern.

Aber auch diese Situationen sind problemlos zu meistern. Für richtig rauhe Gesellen der Abenteurerzunft, welche die harte Herausforderung lieben, ist das alles nix. HCA ist ja auch eher ein gediegenes Familienspiel und so sollten die einfachen Rätsel auch zu verstehen sein.

 

Fazit

Bei Guppyworks ist geplant, dass noch weitere Spiele folgen sollen. Ich denke, es spricht nichts dagegen. Mit hat HCA zumindest grundsätzlich gut gefallen. Die Steuerung habe ich besonders mit der Maus als ziemlich unangenehm da sehr hakelig und ungenau empfunden. Die Steuerung mit der Tastatur ist zwar nicht optimal - wer mit der umständlicheren Steuerung von Monkey Island 4 oder Grim Fandango zurechtgekommen ist, sollte auch mit HCA nach einer Eingewöhnungszeit keine größeren Probleme mehr haben.

Nicht so toll empfand ich die Tatsache, dass unser Held während des eigentlichen Spiels keinen Ton von sich gibt. Das ist zwar einerseits recht niedlich und hat so einen gewissen „Pan-Tau-Effekt". Andererseits erscheinen die „Dialoge", wenn man sie so nennen möchte, dadurch nicht unbedingt flüssiger und der Zugang zum Protagonisten wird erschwert. In den Zwischensequenzen hingegen kommt der sprechende Andersen überzeugender rüber. Auch die hohe Zahl teilweise sehr niedlicher Figuren, welche die Straßen Kopenhagens bevölkern, ziehen die Sympathien sofort auf ihre Seite. Sie sehen sehr schön aus, wie auch der Rest der Grafik, nämlich die Hintergründe. Hier war ich doch erstaunt wie viel Mühe man sich gegeben hat, ein extrem großes Areal aufwändig umzusetzen. Die Rätsel hingegen sind einfach und bestehen oft aus Suchereien, simplen, kleinen Laufwegen, aber auch anderen, zumindest etwas anspruchsvolleren Aufgaben sowie leichten Actionsequenzen. Es ist generell halt ein Familienspiel mit sehr moderatem Schwierigkeitsgrad.

Man sollte HCA aber nur spielen, wenn man einen neuen Rechner hat, denn die Wartezeiten waren auf meinem nur mäßig aktuellen Rechner unerträglich lang. Aber dafür kann das Spiel ja nichts.

 

 Gesamtwertung: 73%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Pentium 4 mit 1,6 GHz
  • Windows 2000/XP
  • 512 MB RAM
  • 8x CDROM-Laufwerk
  • 3D Grafikkarte DirectX 9.0c.0 kompatibel mit 128 MB RAM
  • 1,4 GB Festplattenspeicher
  • Soundkarte DirectX 9.0c kompatibel

Gespielt unter:

  • Win XP
  • AMD Athlon XP 1800
  • 512 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

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Eine Ziege ist im Weg
Eine Ziege ist im Weg

 

Hauptmenü mit Inventar und Aufgabenliste
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Manchmal kommen sich die vielen NPCs ins Gehege
Manchmal kommen sich die vielen NPCs ins Gehege

 

 

Eine Standpauke für die Prinzessin kommt zu spät
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Hans Christian Andersen als der Erzähler
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Was alles Interessantes mit einer Kuh gemacht werden kann!
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Kopenhagen von oben gesehen
Kopenhagen von oben gesehen

 

 

Hans Christian hat etwas entdeckt
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Im Auftrag des Schneiders
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Hunde bewachen Schatzkisten
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Traurige kleine Meerjungfrau!
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Beim Bildhauer kann Hans sich auch etwas verdienen
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Ein böser Geist macht sich selbstständig
Ein böser Geist macht sich selbstständig

 

 

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Copyright © André für Adventure-Archiv, 11. Januar 2007

 

 

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