Bei "Touché"
handelt es sich um ein humorvolles 3rd-Person-Adventure, daß im Frankreich des Jahres
1562 angesiedelt ist. Dabei übernimmt der Spieler die Rolle
des jungen Geoffroi Le Brun, der eines abends in Rouen ankommt um dort Mitglied der
berühmten Musketiere zu werden. Gleichzeitig wird der Adelige de Peuple von einer Bande
ausgeraubt und erstochen. Geoffroi findet den fast Verblichenen, der ihm seinen letzten
Wunsch ans Herz legt: Finde das mir gestohlene Testament und bringe es nach Paris.
Spricht's und verstirbt! Einziger Zeuge der Bettler (Kellner und Tausendsassa) Henry. Mit
Hilfe von Henry, den er kurzerhand zu seinem Diener macht, und anderen wohlwollenden
Zeitgenossen jagd Geoffroi nicht nur den Dieb und Mörder sondern kommt auch einem
Komplott auf die Spur, das die Zukunft Frankreichs verändern könnte. Ganz nebenbei macht
unser Held noch der schönen und anspruchsvollen Juliette den Hof.
Man begegnet bekannten und erfundenen Personen der Zeitgeschichte:
D'Artagnon, einem Verwandten von Michelangelo da Vinci, dem Herzog von Guise und seinem
Bruder, vielen Hufschmieden und Wirten, einer Kräuterfrau (oder ist sie doch eine Hexe?),
einer Verkäuferin von gebratenen Ratten, Geistlichen, Musketieren, den englischen
Feinden, Spielern, Räubern usw. ...
Neben Rouen sind Amiens, Paris, Le Mans und Le Havre einige
Schauplätze, die Geoffroi und Henry besuchen.
Das Spiel kommt auf 1 CDROM. Obwohl es ein DOS-basiertes Spiel aus
dem Jahre 1995 ist, ließ es sich nicht nur auf einem 486/66 unter DOS fehlerfrei
installieren und ausführen, sondern ebenfalls auf einem PII 233 mit Windows95 und einem
PIII 850 mit WindowsME. Nur ein winziger Teil des Programms wird auf die Festplatte
kopiert, gespielt wird von der CD.
Touche hat eine englische Sprachausgabe und deutsche Untertitel. Man
kann im Optionsmenü einstellen, ob man nur Sprachausgabe, nur Textausgabe oder beides
haben will. Wer Englisch versteht, sollte sich die Original-Sprachausgabe nicht entgehen
lassen, denn sie bringt den schwarzen Humor des Spiels erst richtig zur Geltung. Viele der
Charaktere sprechen mit mehr oder minder starkem französischen Akzent und es hat mich
immer wieder zum Schmunzeln gebracht, wenn unser Held seinen Diener rief "Henry"
zwar mit französischem "O" aber mit englischem "R"!
Unser Held ist nur zu Beginn des Spiels allein und auf sich
gestellt. Kurze Zeit später engagiert er seinen Diener "Henry", der neben einem
zweiten Inventar auch ein ziemliches Lästermaul besitzt. Der ewig hungrige kleine Gauner
Henry kann seinem Herrn durch seine Fähigkeiten des öfteren aus der Patsche helfen und
folgt ihm fast immer auf Schritt und Tritt. Es vergeht eigentlich keine Aktion unseres
Musketiers zu dem Henry nicht seinen Senf dazu gibt.
Touche ist durchweg mausgesteuert. Nachdem die Eingangssequenz erst
mal abgelaufen ist, erscheint am unteren Bildschirmrand eine Inventarleiste, ergänzt
durch ein Optionsicon in Form eines Musketierkopfes und die Anzeige des derzeitige
Geldvermögens. Die Inventargegenstände können nach links und rechts gescrollt werden.
Will man ein Objekt verwenden, klickt man mit der linken Maustaste darauf. Will man
Näheres darüber erfahren oder eine spezielle Aktion damit ausführen, klickt man mit der
rechten Maustaste und es erscheint ein situationsabhängiges Verbmenü. Das gleiche
Verbmenü erscheint ebenfalls, wenn man auf dem Bildschirm einen der durch Text markierten
Hotspots mit Rechts anklickt.
Man kann auch direkt auf Henrys Inventar zugreifen - dazu muß man
ihn mit der rechten Maustaste anklicken und Inventar wählen. Ein dort aufgenommener
Gegenstand verschwindet beim nächsten Klick automatisch im Hauptinventar. Andersrum kann
unser Held Gegenstände an Henry abgeben.
Wenn man über den kleinen Musketierkopf ins Optionsmenü gelangt
ist, kann man dort - neben der Bestimmung der Sprach-/Textausgabe - auch Laden, Speichern
und das Spiel verlassen. Die Anzahl der Speicherplätze ist nicht begrenzt.
Die Rätsel sind von Sorte: Finde Gegenstand, kombinieren evtl.
Gegenstand mit anderen Objekten und wende ihn dann an der richtigen Stelle an. Hinzu
kommen noch Dialogrätsel: man muß z.B. mit einer bestimmten Person an einer bestimmten
Stelle des Spiels reden, um z.B. ein Passwort zu bekommen.
Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel steigert sich im Laufe des
Spiels. Die Rätsel sind einfallsreich und originell aber manchmal auch nicht so ganz
logisch einsehbar. Wieso werden aus einfachen Blumen Orchideen, wenn ich sie in einen
Farbtopf stecke? Da heißt es ab und zu schon mal ausprobieren und dafür auch oft
herumreisen.
Man beginnt in Rouen, aber im Verlauf des Spiels kommen immer mehr
Orte hinzu, die jedesmal auf einer Landkarte eingetragen werden. Es gibt aber leider keine
Verkürzungsmöglichkeit der Wege, die Geoffrey und Henry zurücklegen müssen. Es wäre
nicht schlecht gewesen, hätte man die Karte direkt aufrufen können. So müssen die
beiden jedesmal zum örtlichen Pferdestall schlendern, dort gibt es dann die immer
gleichen Kommentare, die ebenfalls nicht abgebrochen oder verkürzt werden können, bis
man schließlich auf der Landkarte landet.
Einmal in Paris angekommen, wird es grundsätzlich schwieriger,
Geoffrey irgendwo hinzuschicken oder etwas auf dem Bildschirm anzuklicken: es gibt in
dieser Großstadt halt zuviel Menschen, die herumlaufen oder ihre Waren lautstark feil
bieten. Man muß dann jedesmal eine Lücke im Text abwarten, bis man wieder tätig werden
kann.
Grafik und Musik erinnern an Monkey Island. Die Hintergründe sind
liebevoll und detailliert ausgestaltet. Allerdings haben die Entwickler sich für die
verschiedenen Schmiedewerkstätten, Tavernen und Geschäfte nichts Neues einfallen lassen,
sondern sie im Grunde kopiert. Die Spielfiguren bemerken dies während des Spieles auch:
"Das kommt mir hier aber sehr bekannt vor!" Auch die nicht geringe Zahl von
Nicht-Spieler-Charaktere sehen sich z. T. ähnlich, wie Zwillinge - D'Artagnon sieht aus
wie Athos und wie jeder andere Musketier. Schmiede, Gäste in Tavernen, Verkäuferinnen -
alles geklont. Dazu sind alle Darsteller des Schauspiels von zwergenhaftem Wuchs, was die
immer von sich eingenommene Heldenschar gerade auch in den Fechtszenen richtig komisch
wirken läßt.
Keine Angst - es gibt zwar Fechtszenen - aber die laufen nach einer
kleinen Unterhaltung immer automatisch ab und es ist vorher festgelegt, wie es weitergehen
wird. Keine Action und kein Sterben.
Mit "Touchè - Die Abenteuer des fünften Musketiers"
spielt man ein traditionelles Poin&Click Adventure, das mit mittelschweren Rätseln
und einer Menge Dialogen gespickt ist. Der Humor von Touché hat mir sehr gelegen - von
leicht und heiter bis sarkastisch und tiefschwarz bleibt kein Witz ungenutzt. Touchè
bietet heitere und leichte Unterhaltung und läßt sich zudem fehlerfrei auf 3
Generationen von PCs spielen. Die nicht abbrechbaren Dialoge und das wiederholte
langwierige Reisen zwischen den Schauplätzen kann schon recht nervig sein und wird nicht
immer durch Witz und Rätselgüte ausgeglichen.
Von mir bekommt "Touchè" die Gesamtwertung 76%
(empfehlenswert)