Timanfaya
Erscheinungsdatum: 03/2008
Entwickler/Publisher: Martin Lassahn / Chromeflowers
Spielsprache: Deutsch
Homepage und
Download 158 MB
Ein Review von André 06. April 2008
Manche Überraschung kommt aus heiterem Himmel.
Timanfaya ist so ein Fall. Ich habe das klassische 3rd-Person-Spiel des Teams um den
Düsseldorfer Entwickler Michael Lassahn als eines von vielen Gratisdownloadadventures
ohne große Erwartungen einfach mal genau
downgeloadet und siehe da, der erste
Eindruck verführte mich direkt zum Weiterspielen.
Grafik
Das schwächste Elemente des Spiels sind da noch einige Figuren bzw.
wenn man es genauer betrachtet, eigentlich nur speziell der Hauptcharakter Frank Gruber.
Die Figuren, so auch er, sind zwar schon mit Mimiken und Schatten bedacht und es gibt auch
schon einige flüssige Bewegungen, aber hier gilt noch die Devise, je kleiner desto
besser. Denn wenn man den Hauptdarsteller nach vorne im Bild bewegt, dieser also größer
dargestellt ist, erkennt man am deutlichsten, dass es sich um ein Spiel im
semiprofessionellen Bereich handelt, da er recht naiv und einfach gezeichnet wurde und
zudem etwas matschig wirkt. Also matschig im grafischen Sinne, nicht was seine
Geisteskraft anbelangt. Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen :-).
Aber und das ist viel schlimmer er
sieht aus, als sei Frank Fussbroich frisch aus dem Ballermann ausgebrochen: rotes
Muskelshirt, das die entsprechenden Muckibudenmuckis zur Geltung bringt, Armbändchen,
7/8-Jogging-Buxe (Ruhrpottdeutsch =
Hose) und weiße Schläppchen. Das ist eindeutig zuviel!
Aber schrauben unsere Erwartungen schnell wieder etwas zurück,
schließlich sind wir nicht bei Bruce Darnell, Baby, und das ist auch kein Vollpreisspiel.
Im Gegensatz dazu sehen die meisten anderen Charaktere nämlich schon sehr ansprechend aus
und auch die Hintergrundgrafiken glänzen auf jeden Fall. Glänzen im wahrsten Sinne des
Wortes wie z.B. einige Spiegelungen etwa im frisch gebohnerten Boden des Hotels. Zur
Spieglung gesellen sich auch noch zahlreiche andere Effekte: Wasser plätschert von einem
Felsen, es gibt leichte Wellenbewegungen im Pool. Vögelchen flattern am Himmel und es
gibt sogar schon vereinzelt bewegte Wolken uvm.
all das wurde schon sehr ansprechend
umgesetzt und die Bilder zudem ausgesprochen detailreich gestaltet. Geschickt wurden hier
Figuren und comichafte Hintergründe mit Elementen kombiniert, die aus Fotos einkopiert
wurden. Nicht selten scheinen komplette Fotos der Insel als Hintergründe zu dienen. Die
Bilder wurden aber etwas nachbearbeitet, so dass sie nicht allzu realistisch aussehen und
so besser zu den Figuren im Zeichentrickstil passen.
Man merkt auf jeden Fall, dass der Hersteller die spanische Insel
und die berüchtigten Urlaubskomplexe Spaniens vermutlich nicht nur vom Neckermann-Katalog
kennt. Alles sieht aber trotzdem sehr idyllisch aus, so dass man fast schon Fernweh
bekommt und sofort in einem der Pools plantschen möchte. Abgesehen davon meine ich, dass
das Spiel tatsächlich ein ganz ganz kleines Bisschen Baphomet-Flair verströmt. Der
flotte Surflehrer sieht George Stobbart zumindest irgendwie erstaunlich ähnlich! Eine
kleine Hommage oder doch nur Zufall?
Sound
Womit das Spiel vom Ersteindruck ebenfalls direkt überrascht, ist,
dass sich zur gelungenen Grafik eine Sprachausgabe gesellt. Das ist für ein
Gratisdownloadspiel an sich nicht nur nach wie vor selten, diese klingt man höre
und staune zudem absolut professionell, obwohl ich vermutet hätte, dass sich so ein
kleines Team nicht unbedingt teure, richtige Sprecher leisten kann. Aber alle Beteiligten,
so auch die Sprecher, haben bei dem Gratisspiel umsonst mitgemacht. Und sie machen ihre
Sache sehr gut. Besonders die Stimme des Hauptcharakters ist sehr angenehm.
Von ebensolcher Qualität sind die Sounds, welche mit viel Bedacht
gewählt wurden und schon bei den Voreinstellungen wird vom Hersteller explizit erwähnt,
dass man die Soundoptionen richtig aussuchen solle, da sie wesentlich zur Atmosphäre des
Spiels beitrüge. Dem kann man nicht viel hinzufügen, sie unterstützen die Atmosphäre
auf jeden Fall hervorragend. Genau wie die Musik, die erstaunlich professionell ist und
von entspannt bis spannend ebenso facettenreich.
Handlung
Jetzt habe ich schon soviel geschrieben, aber worum geht es denn
eigentlich? Ist das Spiel vielleicht vom Fremdenverkehrsamt von Lanzerote entwickelt
worden? Nein, vermutlich ist der Macher Michael Lassahn einfach nur sehr an der spanischen
Insel interessiert, denn diese steht im Mittelpunkt des Spiels. So erhält man
zwischendurch immer wieder Informationen über die Beschaffenheit, Flora und Fauna der
Insel, etwa auf Schautafeln in einem Museum. Aber bevor Sie jetzt schnell wegklicken, da
sie vermuten, dass es sich hier nur eine Diashow mit einem darum halbherzig konstruierten
Spiel handelt: Nein, mit Nichten und Neffen, in erster Linie ist Timanfaya ein richtiges
Adventure mit Story, Rätseln und allem Pipapo. Aber der Reihe nach:
Der Düsseldorfer Frank Gruber ist der Protagonist des Spiels und
seines Zeichens Steuerfahnder. Genauer gesagt, ein vom Job, der so viel Schlechtes von den
Menschen zu Tage fördert, frustrierter Steuerfahnder. Gruber ist so gefrustet, dass er an
den Punkt kommt, erst einmal aus seinem Alltag auszubrechen. Aber wohin? Genau, nach
Lanzerote. Kaum ist er dort angekommen und fläzt sich entspannt auf seiner Liege rum,
nimmt auch schon ein offenbar reicher Herr Kontakt zu ihm auf. Wohl wissend, dass Gruber
Steuerfahnder und somit auch ein guter Detektiv sein muss, bietet er ihm 50000 Euro an,
seine Tochter Carmen zu finden. Gruber nimmt an nicht des Geldes wegen, sondern die
Neugier treibt ihn, warum der Herr Papa bereit ist, soviel Geld hinzublättern. Gruber
macht sich auf die Suche und was er findet, erfährt man, wenn man dieses Abenteuer
spielt...
Jedenfalls lautet die Moral von der Geschicht': zerstöret die
Umwelt von Lanzerote nicht! Klingt ein bisschen einfach, kann aber offensichtlich nicht
oft genug gepredigt werden, da die weniger mit Hirn aber dafür umso mehr mit Macht
ausgestatteten Menschen, die sich wenig um die Umwelt scheren, bekanntlich nicht
aussterben.
Handhabung
Ebenfalls erstaunt war ich von der Handhabung, denn alleine von den
Voreinstellungen kann sich so manches Vollpreisspiel eine oder mehrere Scheiben
abschneiden. Und die sollte man tatsächlich mit Bedacht wählen, da man hier ein paar
individuelle Auswahlen bezüglich der Steuerung treffen kann, die den Spielspass mit
beeinflussen. Abgestimmt auf die persönlichen Vorlieben des Spieler kann man nämlich
entscheiden, ob man eine einfache Steuerung, ein sogenanntes Coin-Interface oder
Wechselzeiger bevorzugt. Bei der einfachen Steuerung kann man mit der einen Maustaste
alles ansehen und mit der anderen funktioniert alles andere, also reden, nehmen und
benutzen automatisch, was die Entscheidungsmöglichkeiten limitiert. Daher habe ich mich
für das Coin-Interface entschieden. Hier ploppt beim entsprechenden Hotspot, den man im
Bild anwählt, wie etwa bei Monkey Island 3 ein sogenannter 'Coin' auf, so dass man seine
Aktionen selber aussuchen kann. Als dritte Möglichkeit wäre da noch der Wechselzeiger.
Mit der einen Maustaste kann man die Funktionen aufrufen, mit der anderen durchschalten.
Das ist genau so individuell wie das Coin-Interface bezüglich der
Entscheidungsmöglichkeiten, aber das Durchschalten ist etwas umständlicher, wie ich
finde.
Und als ob das nicht schon genug wäre, kann man noch auswählen, ob
man die Links- oder Rechtshändersteuerung bevorzugt, wobei hier die Mausbuttenfunktionen
entsprechend umgekehrt belegt werden.
Soviel nur zu den Mausfunktionen. Es gibt eine Reihe weiterer
Voreinstellungen. Besonders wären da z.B. die vielfältigen speziellen Soundoptionen zu
nennen, etwa wo im Raum man die Stimmen wahrnehmen möchte. Auch das ist schon
außergewöhnlich, nicht nur für ein Freewarespiel, oder?
Erwähnenswert sind noch die einzeln wählbaren Hilfestellungen, die
man dann während des Spiels aufrufen kann: Möchten wir uns vielleicht Hotspots,
Ausgänge und/oder Kombinationsmöglichkeiten anzeigen lassen? Einfach ankreuzen und die
entsprechende Hilfe taucht dann per Druck auf die Leertaste auf.
Es gibt noch ein paar weitere Vorjustierungen, wie verschiedene
Grafikoptionen, auf die ich aber nicht alle einzeln eingehen werde, damit der Review nicht
ewig lang wird. Nachlesen kann man alles noch einmal genauer im ausführlichen, natürlich
virtuellen Handbuch.
Rätsel
Es gibt die klassischen Rätsel, also in erster Linie heißt es,
alles einzusacken und an gegebener Stelle zu verwenden. Auch ein paar andere Rätsel, wie
eines dieser Schiebebilder, kommen vor und einige versteckte Gegenstände müssen gefunden
werden. So müssen wir an einem Strandgebiet im Sand Steine finden. Dabei ist der
Schwierigkeitsgrad durchgängig wirklich sehr moderat. Wenn man ein bisschen rumprobiert,
sollte man durch das nur vielleicht drei-vier Stunden kurze Spiel ohne größere Probleme
kommen. Lediglich einen etwas besser versteckten Gegenstand habe ich nicht gefunden.
Fazit
Der Laie staunt, der Experte wundert sich: Klar, man merkt noch
deutlich den Unterschied zu Vollpreisspielen, aber es ist schon beachtenswert, was Martin
Lassahn und sein Team da in ihrem Gratisdownloadadventure auf die Reihe gekriegt haben:
Nämlich logische wenn auch nicht unbedingt komplexe Rätsel, die in eine solide
Geschichte eingebunden sind und eine sehr detaillierte, ansprechende und mit vielen
Effekten versehene Grafik. Wobei hier sehr gekonnt und auch in sich stimmig Comicgrafiken
und fotografierte Hintergründe kombiniert wurden. Besondere Mühe hat man sich mit der
Vertonung und der Handhabung gegeben. Musik, Stimmen und Sounds sind absolut professionell
wie in jedem Vollpreisspiel und sorgen für die richtige Atmosphäre. Und das alles für
Nüsse! Pardon, ich meine umsonst! Von daher heißt es: Schnell runterladen und
hoffentlich genau so viel Spaß an dem kurzen Vergnügen für Zwischendurch haben wie ich.
Gesamtwertung 74%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für
Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Windows 98SE/ME/XP/Vista
- AMD Athlon
- 128 MB RAM
- 220 MB freier Festplattenspeicher
- 32 MB Grafikkarte
- DirectX 8.1 kompatible Sound- und Grafikkarte
Gespielt unter:
Windows XP
AMD Athlon 64X2 Dual Processor 36000+, MMX, 3D Now (2CPUs)
1,8 GB RAM
Nvidia Geforce 7050 PV / Nvidia Gforce nforce 630 a
DVD-Laufwerk
Festplatte 150 GB
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Startbildschirm

Schade, dass die Bilder des Intros nur so klein sind.

Gruber bekommt ein interessantes Angebot unterbreitet

Der Hoteleingang
Gruber im Treppenhaus

Timanfaya Besucherzentrum
Urlaub!

Über die Übersichtskarte über die Insel gelangt man
ratzfatz an den gewünschten Ort

Der Verkäufer am Strand hilft Dir, wenn Du ein paar Steine
für ihn sammelst

Die Salinenfelder der Insel
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Screenshots
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