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Time Paradox


Erscheinungsdatum: 1996
Entwickler/Publisher: Microvalue/Flair Software
Spielsprachen: Deutsch/Englisch/Französisch

Boxshots

USK: geeignet ohne Altersbeschränkung

 

Ein Review von   André   20. Oktober 2002

 

Ab und zu wird bei Internet-Auktionen das klassische 3rd-Person-Comic-Adventure Time Paradox angeboten. Es wurde von der Firma "Flair Software" produziert, die mir bis dato nicht bekannt war und wahrscheinlich auch schon längst das Zeitliche gesegnet hat. Das Spiel lässt sich zur Zeit für sehr wenig Geld ersteigern, denn es scheint ziemlich in Vergessenheit geraten zu sein. Ich habe es dann ersteigert und war gespannt, ob sich zu Recht niemand mehr für das Spiel interessiert oder ob ich hier einen verschollenen Klassiker ausgegraben habe. Na ja, um es direkt zu sagen: ein Klassiker ist Time Paradox wohl nicht, denn es hat durchaus seine Schwächen. Aber man kann dem Spiel mit etwas gutem Willen und unter Berücksichtigung des höheren Alters durchaus einige positive Aspekte abgewinnen.

 

Installation

Time Paradox wurde zwar für DOS bzw. Win 95 konzipiert, aber es ließ sich bei mir auch problemlos unter Win 98 installieren. Wohl eher dadurch begründet ergaben sich dann allerdings zwei unschöne Fehler. Zum einen waren etwa die Hälfte der Gespräche von einem willkürlich auftretenden, hässlichen Knacken unterlegt, da sich das Spiel nicht richtig mit meiner vergleichsweise neuen Soundkarte vertrug. Außerdem fror nach dem Speichern mein Mauszeiger/das Spiel ein, so dass ich nach jedem Speichern das Spiel neu starten konnte! Da es aber ansonsten keine weiteren Bugs (weder technische noch Sackgassen) gab, habe ich ausnahmsweise eher selten gespeichert. Einmal installiert lässt sich das Spiel dann nur von der CD starten. Das soll mir egal sein. Weniger egal und ausgesprochen umständlich ist, dass man bei jedem Spielstart auch die Landessprache sowie die Soundkarte neu auswählen und bestätigen muss.

 

Story

Im Großen und Ganzen ist Time Paradox ein Fantasie- bzw. Märchenadventure und am ehesten vielleicht mit King's Quest 7 oder Legend of Kyrandia zu vergleichen. Die Story selbst ist einfach und schnell umschrieben. In dem sehr kurzen Intro (welches interessanterweise im Gegensatz zum eigentlichen Spiel nur mit Untertitel versehen ist und auch längst nicht so schön wie die Spielgrafik ist) bekommt unsere Heldin mit dem für deutsche Ohren doch recht maskulin klingendem Namen Kay vom Regierungsrat den Auftrag, in die Vergangenheit zu reisen, um dort ein ehemaliges, ebenfalls weibliches aber eher bösartiges Ratsmitglied mit Namen Morgana Le Fay zu stoppen. Besagte Morgana wiederum droht mit der Zerstörung der Vergangenheit, wodurch dann natürlich auch die Gegenwart bedroht wäre.

Die Story ist wie gesagt sehr simpel und von nun an rätselt sich Kay durch zahlreiche Bilder, bis sie dann irgendwann in einem Schloss auf Morgana trifft und sie beseitigt. Schön fand ich die vielen märchenhaften und fantasievollen Kreaturen, auf die Kay trifft. Denn man muss an zahlreiche Hindernisse vorbei und Höhlenmenschen, Dinos, einen Drachen, ein kleines Teufelchen und viele andere obskuren Wesen austricksen, um sich dem Ziel zu nähern. Dabei sucht man allerdings eine ausgeklügelte Story und komplexere Handlungsstränge leider vergebens. Besagtes Teufelchen hat mich übrigens stark an die beiden trottligen Teufel in Simon the Sorcerer erinnert.

Der typische Humor, den man bei so vielen Comic-Adventures wie beispielsweise auch Simon the Sorcerer findet, sieht bei Time Paradox im Vergleich zu vielen anderen Spielen allerdings ziemlich blass aus. Das kann aber auch an der schlechten, deutschen Übersetzung liegen.

 

Grafik

Die Grafik ist wohl das Beste am ganzen Spiel und wirklich mehr als beeindruckend. Nach einem vergleichsweise zur Spielgrafik einfach gestaltetem Intro haben sich die Spielemacher erst einmal eine nette Idee einfallen lassen: Denn zunächst einmal sieht man die Protagonistin halb verdeckt hinter einem Gebüsch. Nach einem Mausklick erscheint sie. Und was man(n) da sieht, ist wirklich gelungen: Ich war überrascht, wie es den Herstellern gelungen ist, mit nur wenigen Pixeln eine langbeinige Schönheit mit vielen Rundungen zu erschaffen.( Zudem war ich von mir selbst überrascht, wie mich doch so einfache, primäre Reize einer grobpixeligen Comicfigur beeindrucken konnten). Passend dazu sind auch ihre Bewegungen ausgesprochen grazil und hervorragend animiert, was man allerdings von den anderen Figuren nicht unbedingt sagen kann, die deutlich schwächer animiert wurden.

Aber noch schöner, als unsere nur im knappen Urwaldoutfit bekleidete Protagonistin, ist die wirklich hervorragende Umgebung. Die Dschungellandschaften, Seen und Wälder sind ausgesprochen verspielt und detailliert in den verschiedensten Grün- und Braunabstufungen dargestellt worden. Das ganze Bild wird dann durch einzelne Farbkleckse in Form von verschieden bunten Blumen verstärkt und bilden einen schönen Kontrast. Zusätzliche fliegen in vielen Bildern noch bunte Schmetterlinge und ähnliches Getier herum oder Dinosaurier bevölkern und beleben das Bild. Der positive Eindruck wird noch dadurch verstärkt, wenn unsere Heldin in die Natur scheinbar versinkt und beim Laufen von Pflanzen, die im Vordergrund stehen, verdeckt wird. Selten habe ich bei einem alten Spiel so beeindruckende Landschaften gesehen, welche teilweise schöner als die Natur selbst sind. Ab etwa der zweiten Hälfte des Spiels findet das Spiel aber in einem Dorf sowie in alten Gemäuern statt. Das sieht immer noch nett aus, aber ich fand die "Naturbilder" einfach noch um einiges attraktiver.

 

Handling

Hier wollte man es dem Spieler getreu dem Motto "weniger ist mehr" einfach machen, denn sowohl die Optionen als auch das Inventar sind auf das Nötigste reduziert. Das finde ich von der Grundidee gelungen. So lässt sich einfach in einer Leiste die gewünschten Befehle anklicken, das Inventar aufrufen sowie speichern und laden. Originell und auch praktisch ist auch, dass sie per Mausklick verschwindet, so dass man auf dem ganzen Bildschirm freie Sicht auf die tolle Grafik hat. Zudem lässt sich mit einem weiteren Mausklick bestimmen, ob man die Leiste lieber in der oberen oder unteren Bildschirmhälfte haben möchten - je nachdem, wo sie gerade am praktischsten ist.

Allerdings hätte ich mir doch ein paar Funktionen mehr gewünscht. So fehlt ein richtiges Optionsmenü und man kann sonst nur noch die Musik mit der F3-Taste ein- oder ausstellen. Es gibt keine Untertitel, was bei der undeutlichen Sprachausgabe sehr ärgerlich ist. Ein Regler für die Lautstärke der Musik wäre sicher nicht verkehrt gewesen. (siehe auch bei: Sound) Auch lassen sich die Mono- und Dialoge nicht wegklicken. Während Kay noch fröhlich vor sich hin quasselt, hätte ich in der Zeit schon mindestens ein oder zwei andere Dinge ausprobieren können Das lädt wenig zum Experimentieren ein.

Steuern lässt sich Kay bequem per Point&Click-Steuerung mit der Maus (Menschen mit masochistischer Veranlagung dürfen aber wahlweise auch die Tastatur benutzen).

 

Sound

Zunächst einmal habe ich ganz schnell die Musik ausgestellt. Denn diese kann man wie gesagt nicht regulieren und dudelt zudem so laut, dass man die deutsche Sprachausgabe nicht mehr richtig verstehen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sprachausgabe - vorsichtig formuliert - nicht gerade berauschend ist. Zum einen hat man an den Synchronsprechern gespart bzw. wahrscheinlich überhaupt kein Geld für diese ausgegeben. Denn hier waren bestimmt keine Profis am Werk. Zum anderen klingen die Sprecher nicht nur dilettantisch, sondern sind auch technisch schlecht umgesetzt worden. Das Ganze klingt dann teilweise schon mal so undeutlich, dass man gar nicht versteht, was uns die Sprecher überhaupt sagen wollen. Und die Sprachausgabe ist in dem Spiel besonders wichtig, da es keine Untertitel gibt! Nur die Beschreibung von Gegenständen im Inventar und Hotspots kann man lesen.

Zudem hört man mit Musikbegleitung auch von den netten Soundeffekten so gut wie gar nichts mehr und die doch ziemlich gut gelungen. Sie wurden passend zu den schönen Bildern eingesetzt. So gibt es z.B. im Urwald beruhigendes Vogelzwitschern und ähnliches, was die tolle Atmosphäre, welche die Bilder schon erzeugen, noch unterstützt. Ab und an sprechen die Personen im Hintergrund (wie z.B. ein Wurstverkäufer) in einer Endlosschleife monoton immer die selben zwei-drei Worte, zudem in voller Lautstärke. Das wirkt so dermaßen penetrant, dass man einige Bilder nur noch so fluchtartig verlassen möchte.

Die Dialoge selbst ergeben nicht immer Sinn und wirken manchmal ausgesprochen merkwürdig! Anders kann ich es leider nicht beschreiben. Verstehe ich da etwa den Humor nicht? So wird z.B. die Papyrus-Pflanze irgendwie englisch (Paparis oder so?) ausgesprochen, da den Sprecher das "deutsche" Wort "Papyrus" wohl nicht geläufig war?

 

Rätsel

Bei den Rätseln handelt es sich hauptsächlich um das Kombinieren von Gegenständen. Das macht anfangs noch Spaß. Allerdings empfand ich nicht wenige Rätsel alles andere als logisch und so verging mir der Spaß nach einiger Zeit ein wenig. Denn das Areal, in dem Kay sich bewegt, wird mit zunehmendem Spielverlauf immer größer und damit wächst auch die Möglichkeit an unlogischen Rätseln. Es gilt dann oftmals, alle Gegenstände des Inventar auszuprobieren, mit der Hoffnung, dass ab und zu einer "passt". Das sorgt schon mal durchaus für Frust.

Zudem läuft Kay auch noch so schrecklich lahm, so dass sich das Spiel zusätzlich in die Länge zieht. Innerhalb des Inventars lassen sich keine Gegenstände miteinander kombinieren, was für ein bisschen Abwechslung gesorgt hätte. Außerdem gilt es noch, bei Dialogen im Multiple-Choice-Verfahren die richtige Antwort zu wählen, so dass man von dem Gesprächspartner einen neuen Gegenstand erhält. Hier geht man am besten alle Antworten durch, bis sich die richtige Antwort findet. Das ist recht monoton, da man sich immer wieder dieselben Dialoge in voller Länge anhören muss.

In einem Bild haben die Macher auch die Hotspots absichtlich weggelassen, so dass man nur auf Gegenstände gestoßen ist, wenn man im Bild umherlief.

 

Zeit

Da ich das Spiel stellenweise als recht langatmig und manchmal unlogisch empfand, habe ich sehr oft in die Lösung geschaut. Daher kann ich eine genaue Länge nur schätzen. Ich denke, wenn man das Spiel ohne Komplettlösung spielt, ergibt sich schon eine Länge von ca. 15 bis 20 Stunden.

 

Fazit

Grafisch ist Time Paradox wirklich eine dem Alter entsprechend grobpixelige Pracht. Zudem ist die Grafik auch sehr eigenständig und lässt sich daher kaum vergleichen. Dass die Rätsel bedingt durch die langsame Gangart von Kay noch recht langatmig sind, ist eventuell auch noch mit dem Alter des Spieles zu erklären und entschuldigen. So gab es ja auch in anderen Spielen aus dieser Zeit noch viele langatmige Wege zu erledigen. Andererseits gab auch damals schon durchaus rasantere Spiele. Ich denke da nur an (das geniale) Gabriel Knight 1, welches ich neulich durchgespielt habe. Das Kombinieren der Gegenstände ist wie gesagt auch oftmals nicht wirklich logisch. Hinzu kommt die recht unprofessionelle deutsche Sprachausgabe und eine teilweise ausgesprochen merkwürdige Übersetzung, welche dazu beiträgt, dass das Spiel durchaus eher ungewollt komisch wirkt. Das Spiel wirkt andererseits durch die vielen Märchengestalten aber auch ausgesprochen fantasievoll. So es hat mir stellenweise auch durchaus Spaß gemacht, die verschiedensten Gegner auszutricksen, so dass ich es letztendlich wohl zumindest geduldigen Spielern, die gerne ältere 3rd-Person-Comic-Adventures spielen und einige Schwächen tolerieren, bedingt empfehlen kann.

 

Bewertung: 57 %

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • 486 SK25
  • DOS 5.0 oder höher  oder Windows 95 und kompatible
  • 4 MB RAM
  • CDROM-Laufwerk
  • Sound Blaster kompatible Soundkarte
  • VGA Grafikkarte
  • Maus

Gespielt unter:

  • Win 98
  • Pentium III
  • 64 MB Ram
  • Soundblaster Pro
  • 40x CDROM-Laufwerk

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 20. Oktober 2002

 

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