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The Westerner 2 - Fenimore Fillmore's Revenge


Erscheinungsdatum: 19. März 2009

Entwickler:Revistronic    
Publisher: Atari/Nobilis/The Games Company


Spielsprache: deutsch

Homepage

Boxshots

 

USK: ab 12 Jahren
PEGI: 16+

 

Ein Review von   André   28. April 2009

 

Der Vorgänger Fenimore Fillmore - The Westerner kam zu einer Zeit raus, als verhältnismäßig wenige Adventures veröffentlicht wurden. Und besonders Comic-Adventures waren zu dieser Zeit rar gesät. Nicht nur wegen diesem Umstand der Verknappung ließ ich mich seinerzeit zu einer hohen Wertung hinreißen. Schließlich begeisterte das Spiel mit dem sympathischen Westernheld auch mit für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich guter und überzeugender 3D-Grafik und einigen weiteren nicht unerheblichen Vorzügen, so dass ich damals doch im Eifer des Gefechts glatt über die eine oder andere spielerische Schwäche hinweggesehen habe.

 

Infos

The Westerner 2 ist bereits das dritte Spiel mit Fenimore, aber die Spiele sind nicht so bekannt wie etwa die Monkey Island- oder die Baphomets Fluch-Serie. Von daher ganz kurz ein paar Infos zu den Vorgängern: Der erste Teil, 3 Skulls of the Toltecs, erschien immerhin schon 1996 und war ein niedliches Adventure im klassischen 2D-Comic-Stil. Schon immer viel Zeit ließ man sich im Hause Revistronic und so erschien der zweite Teil, The Westerner, erst acht Jahre später. Und das Spiel präsentierte sich völlig runderneuert im für damalige Verhältnisse fast perfekten 3D-Comic-Stil.

 

Grafik

Ja, und heute? Wieder ist relativ viel Zeit vergangen - wenn auch dieses Mal „nur" ca. fünf Jahre - und wieder hat Fenimore eine unübersehbare Metamorphose durchlebt. Man zeigt erneut Mut zur Veränderung. 3D ist zwar wie zu erwarten geblieben, aber der an sich niedliche Grafikstil wurde komplett zu einem ernsten   umgemodelt und alles ist weniger bunt.

Und natürlich sind auch die Charaktere jetzt ernster gezeichnet. Man muss schon dabei schreiben, dass es sich immer noch um dieselbe Reihe mit demselben Helden handelt.

Mit „netter sympathischer Comic-Cowboy von nebenan" ist es nämlich vorbei - der neue Feni ist jetzt also ein harter Kerl und hat optisch nichts mehr mit dem Vorgänger gemeinsam. Legitim ist der Ansatz sicherlich und auch eine Herausforderung, ein ernstes Western-Adventure zu erstellen, da es so etwas soweit mir bekannt noch nicht gegeben hat. Aber ich weiß nicht, ob mir die Veränderung so wie sie nun vorliegt besser gefällt. Man hätte dafür nicht unbedingt den armen Fenimore als Versuchskaninchen nehmen sollen.

Zumal ich den dringenden Verdacht habe, dass man technisch auf dem Stand von damals stehen geblieben ist bzw. sich bestenfalls nur wenig weiter entwickelt hat. So erscheint das, was man 2003 noch unter moderner 3D-Grafik verstand, heute doch etwas überholt und grobklotziger. Es ist im Vergleich zum Vorgänger nicht selten etwas detailärmer, lässt also das vermissen, was man unter der oft zitierten „Liebe zum Detail" versteht. Und auch was die Textur, also die Stofflichkeit so mancher Fläche anbelangt, wirken nicht wenige Elemente beim Westerner 2 teilweise ausgesprochen trist.

Aber das Spiel hat genauso gut auch einige schöne Seiten. So wird es z.B. durch die zahlreichen, meist kurzen, manchmal auch durchaus größeren, recht gefälligen Sequenzen belebt, die immer wieder zwischendurch eingebaut wurden - etwa in den Gesprächen oder wenn Fenimore, um einen Pfahl zu demontieren, kurz hochspringt, um ihn zu erreichen, oder einfach nur, wenn er durch eine Tür läuft und sich kurz umsieht. Hier kann man auch so manch gelungene Gesichtsanimation inkl. ansprechender Mimik in Großaufnahme bewundern.

Wenn man den Cursor zum linken oder rechten Spielfeldrand bewegt, bekommt man wie beim Vorgänger etwas mehr vom Spielfeld zu sehen, aber nur ein kleines Stückchen. Das vermittelt ein wenig Bewegungsfreiheit und lässt die Spielumgebung nicht ganz so starr erscheinen, auch wenn man auf diese Weise eigentlich gar nicht viel mehr zu sehen bekommt – etwa im Vergleich zu 360°-Rundumsicht-Spielen. Wenn man dann in eine entsprechende Richtung klickt, bewegt sich unser Protagonist dorthin und sofern an der Stelle möglich, scrollt der Hintergrund.

 

Handlung

Jetzt ist also Schluss mit lustig. Schon die ersten Sequenzen machen es unmissverständlich deutlich: Ernsterer Grafikstil bedeutet auch ernstere Handlung. Fenimore ist jetzt ein harter Bursche, also ein „richtiger" Westernheld.

Fenimore und Rhiannon reiten durch die Wüste. Gerade als sie ein Wettrennen starten wollen, werden sie auf einen am Boden liegenden, verletzten Mann aufmerksam. Während Fenimore Hilfe holt, kümmert sich Rhiannon um den Verletzten, der etwas von einem Schatz erzählt. Plötzlich tauchen Männer auf und überfallen die Arme. Und schon bald bekommen wir wie in Westernfilmen in einer Sequenz zu sehen, wie Freundin Rhiannon nach einem Kampf ziemlich unsanft vom Gegner gefangen genommen wird. Nun gut, wenn man das Spiel als das betrachtet, was es ist, nämlich ein Adventure im knallharten Italo-Western-Stil, so gehören solche Szenen sicherlich dazu.

Vielmehr wird aber nicht verraten, denn das Spiel ist schon wieder zu Ende noch bevor es richtig angefangen hat und dementsprechend ist auch die Story wie das ganze Spiel sehr knapp ...

 

Preis-Leistungsverhältnis

... denn nicht zuletzt die Spielzeit lässt darauf schließen, dass man sich etwas übernommen hat und vielleicht nicht alles verwirklichen konnte, was man sich vorgenommen hat. Das würde erklären, warum das Spiel im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern mit wenigen - vielleicht 5 - 6 Stunden - so kurz geraten ist. Allerdings wäre hier ein Preis von 15 bis allerhöchstens 20 Euro anstatt knapp 40 Euro angemessen.

 

Sound

Die Sprachausgabe ist an und für sich professionell eingesprochen und gut gelungen. Doch was beim Vorgänger schon aufgefallen ist, macht sich auch hier bemerkbar: Es wird verhältnismäßig wenig gesprochen und egal ob man Fenimore oder Rhiannon spielt - der jeweilige Protagonist sagt grundsätzlich nichts zu den Gegenständen oder Personen in seiner Umgebung und so nimmt der Spieler nie richtig teil an der Welt von Fenimore. Und auch wenn wir Gegenstände falsch benutzen, bekommen wir immer nur dieselben Standardantworten. Und noch was: Bei der Sprachausgabe wurden bei mir fast immer die ersten zwei drei Worte verschluckt, so dass von vielen gerade mal aus Subjekt, Prädikat und Objekt bestehenden Sätzen kaum mehr als die letzten ein zwei Worte des Satzes zu hören sind.

Die Musik besteht aus Italo-Western-Sound und passt somit sehr gut zum Spiel.

 

Handhabung

Was die Steuerung anbelangt, wirkt vieles vertraut. Das liegt schlicht daran, dass man hier kaum was verändert hat - was nicht nur vorteilhaft ist, da auch das, was damals noch nicht optimal war, nicht verbessert wurden.

Fast alle Icons und Symbole bleiben optisch nahezu unverändert und Fenimore 3 spielt sich auch ganz ähnlich wie der Vorgänger: normalerweise ist der Cursor beim Umschauen als Fadenkreuz dargestellt, es sei denn, man entdeckt einen Hotspot. Dann verwandelt sich das Fadenkreuz in ein Lupe-Symbol.

Mit rechts schaltet man zwischen Hand-, Sprechblasen- oder Lupe-Symbol um. Mit links kann man dann entweder reden, einen Gegenstand benutzen oder man zoomt mit dem Lupe-Symbol näher heran und kann ein Objekt oder eine Person in einer nicht immer vorteilhaften Ego-Perspektive näher betrachten. Leider ohne, dass der Protagonist sich zu jeglichem Kommentar hinreißen ließe. Wodurch das Spiel sicherlich öder wirkt als es wäre, wenn er an entsprechender Stelle kleine Bemerkungen fallen lassen würde. Überhaupt ist die Steuerung irgendwie immer leicht hakelig: es gibt für die Orientierung unvorteilhafte Perspektivwechsel, Fenimore steuert nicht immer dorthin, wohin man ihn haben will und Gegenstände sind schwer anzuvisieren und teilweise auch zu finden.

Wählt man „Sprechen" erscheint ebenfalls im Look des Vorgängers rechts eine Iconauswahl mit verschiedenen Gesprächsthemen. Das Inventar erscheint, wenn man den Cursor zum oberen Spielfeldrand bewegt. Hier kann man mit einem Linksklick einen Gegenstand auswählen.

Das Optionsmenü öffnet sich per Leertaste oder mit einem Klick auf den Sheriffstern, der sich oben rechts befindet. Hier kann man Laden und Speichern und je nach der Leistung seines Rechner Werte wie Detailstufen verändern. Den Sound kann man übrigens nicht getrennt sondern nur komplett lauter bzw. leiser regeln.

Aber wie viele alteingesessene Firmen, die es eigentlich besser wissen sollten, begeht auch Revistronic den klassischen Anfängerfehler, dass man Dialoge nicht abbrechen kann. Als ich mir z.B. bei den Schießereiversuchen vierzig mal immer wieder dieselben Sätze in voller Länge anhören durfte, war ich eher geneigt, den Rechner durchs geschlossene Fenster zu schmeißen und schlimme Schimpfwörter gen Monitor zu schleudern, als weiterzuspielen.

 

Schießereien

Auch im dritten Teil hat Fenimore also wieder Schießübungen zu absolvieren - leider. Dieses Mal muss er auch Gegner erschießen. Hierzu klickt man mit Links in ein in Quadrate aufgeteiltes Spielfeld und Fenimore bewegt sich dorthin. Mit einem zweiten Klick geht Feni in Deckung, während man mit einem Rechtsklick auf den Feind schießt, wenn man entsprechend dorthin zielt. Nachdem ich bereits die erste Übungssequenz immer wieder erfolglos absolviert und jedesmal einen Charakter erneut um eine Wiederholung der Schießübung ansprechen musste, habe ich schnell gemerkt, dass mir das Ganze nicht gefällt. Was eventuell ein Stück weit daran liegt, dass mir vermutlich das Talent dafür fehlt, aber wohl mehr noch, dass die Ballereien einfach nur recht frustrierend gestaltet sind und dass immer wieder die gleichen Sequenzen zu wiederholen schlicht nervzehrend und demotivierend ist.

Sicher gibt es für actionfaule Abenteurer wie mich irgendwann bestimmt mal ein entsprechendes Savegame nach der Schießerei im Netz, aber es sollte ja eigentlich nicht Sinn des Spiels sein, sich so weiterzuhangeln. Zumal man immer, wenn man auf das Savegame eines anderen Spielers zurückgreift, dieser gegebenenfalls andere Dinge erledigt und Rätsel gelöst hat oder andere Gegenstände im Inventar hat. Einen optional angebotenen einfacheren Schwierigkeitsgrad oder einen „nervige Actionsequenz überspringen"-Button für luschige Abenteurer wie mich hätte Wunder gewirkt. Auf jeden Fall habe ich mir den Schluss des Spiels direkt ganz erspart, da er nur noch aus drei nervigen Schießsequenzen sowie einem kleinen Rätselteil zwischendurch bestanden hätte.

 

Rätsel

Es dürfen natürlich auch Rätsel gelöst werden, wenn auch nicht allzu viele. Es müssen natürlich Gegenstände aufgenommen und benutzt, oder in einer sehr einfachen Aufgabe ein paar Schalter eines Krans bewegt werden. Leider sind unter den wenigen Aufgaben einige auch noch unter Zeitdruck zu absolvieren. Neben diesen war das Schwierigste bei den unübersichtlichen Perspektiven eigentlich meistens die Navigation und das Finden der Gegenstände.

 

Verpackung

The Westerner 2 erscheint im DVD-Case auf einer CD mit einem Handbüchlein.

 

Fazit

Hmm, okay. Revistronic hat in jedem der drei Teile den Stil verändert und mit dem dritten hat sich die Firma zumindest an etwas ganz Neues gewagt. Denn ein richtig ernstes Western-Adventure, zudem im 3D-Stil, gab es, soweit mir bekannt, noch nicht. Statt Spaghetti- also Paella-Western. Es liegt sicher nicht daran, dass mich dieses Genre zugegebenermaßen bislang nie groß interessierte, dass der Funke nicht wirklich überspringen wollte.

The Westerner 2 hat aber auch seine Stärken: Einige Rätsel sind nett und die Grafik ist, wenn auch etwas überholt und teilweise etwas schlicht, andererseits mit ihren zahlreichen Zwischensequenzen durchaus ansprechend.

Zum Nichtgefallen beigetragen haben nicht nur die frustrierenden Schießeinlagen, die für wenig actiongeübte und -begeisterte Adventurer in einem einfacheren Schwierigkeitsgrad vielleicht noch halbwegs Spaß gemacht hätten. Ursache sind auch die fehlenden Erklärungen bei Hotspots, so dass das Spiel oft leer bleibt und der Spieler nie ganz in die Spielwelt eingebunden wird. Darüber hinaus missfällt die zähe Steuerung und besonders hervorzuheben bei dem hohen Preis die sehr kurze Spielzeit mit wenigen Rätseln, von denen einige auch noch unter Zeitdruck zu absolvieren sind.

  

 Gesamtwertung  57%

 

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows XP/Vista
  • Pentium IV+
  • 1 GB RAM
  • DirectX9-kompatible Grafikkarte mit mindestens 128 MB (Geforce 5600 oder Radeon 9500)
  • DirectX-kompatible Soundkarte
  • CDROM-Laufwerk
  • Tastatur, Maus
  • 2 GB freier Festplattenspeicher

 

Gespielt unter:

  • Windows XP
  • AMD Athlon 64X2 Dual Processor 36000+, MMX, 3D Now (2CPUs)
  • 1,8 GB RAM
  • Nvidia Geforce 7050 PV / Nvidia Gforce nforce 630 a
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 150 GB

 

 

 


Der Startbildschirm

 

 

 


Nette Lichteffekte

 

 

 


Der Ladebildschirm wirkt vertraut

 

 

 


Rhiannon will dem Verwundeten helfen

 

 

 


Rhiannon in der Mine

 

 

 



Fenimore muss eine Rampe bauen

 

 

 

 


Eine Hütte. So sehen Indoor-Locations aus.

 

 

 

 


... und wieder aus der Hütte raus.

 

 

 

 

 

 


Baker

 

 

 

 


Eine neue Vogelscheuche

 

 

 

 

 

 

Mehr Screenshots

 


 


 

 

 

 

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 28. April 2009

 

 

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