The
Bad, the Ugly and the Sober
Releasedatum Russland: 10/2007
Entwickler: Litera
Publisher: Akella
Spielsprache: Russisch mit englischen Untertiteln
Homepage
Boxshots
USK: noch keine deutsche oder europäische Einstufung
in Russland: 10+
Ein Preview von slydos 17.
Februar 2008
Klar, was der russische Entwickler Litera da persifliert ist
natürlich der zum Sprichwort gewordene Filmtitel "The Good, the Bad and the
Ugly"; der makaber-spannende und besonders wendungsreiche Italo-Western-Klassiker von
Sergio Leone mit dem deutschen Titel "Zwei glorreiche Halunken". Auch für
mich gehört der dritte Teil der Dollar-Trilogie zu den sehenswertesten Western
überhaupt, weit abseits von den vorhersagbaren amerikanischen Gut-und-Böse-Epen mit
einem coolen Clint Eastwood (the Good), einem brutalen Lee van Cleef (the Bad) und einem
durchtriebenen Eli Wallach (the Ugly).
Geschichte
So wie man berechtigterweise ein Fragezeichen an Clint Eastwoods
Einstufung als den "Guten" machen kann, so fragwürdig ist der Hintergrund und
die Moral unseres Helden Jack. Im Intro rettet der Farmer Jack, der sich gerade betrinkt
einen Indianer vor einigen mexikanischen Banditen, die dann schließlich auch noch seine
Hütte niederbrennen. Damit hätten wir bereits "The Sober" (Jack) und "The
Bad" (Banditen) gefunden. Die mysteriöse Rothaut, die alles beobachtet hat und
schnellstens das Weite sucht, wird noch eine entscheidende Rolle spielen. Ihm ist wohl die
Rolle des "Ugly" zugedacht worden.
Die Tatsache, daß Jack nun völlig ruiniert ist, bringt ihn dazu,
sich in Richtung der nächsten Westernstadt in Bewegung zu setzen, in der eine Art
Wettkampf der übelsten Revolverhelden des Westens stattfindet. Jack hat sich in den Kopf
gesetzt, sich mit diesen Schurken zu messen und dabei das ausgesetzte Preisgeld zu
verdienen. Irgendwie muß er an Geld kommen. Ohne Pferd, Waffe und Hilfsmittel, nur
ausgestattet mit einem unglaublichen Selbstvertrauen, das man dem Trunkenbold vorher gar
nicht angemerkt hat, schlägt er sich zur Stadt durch. In Westtown herrscht das Gesetz des
Stärkeren. Der Sheriff, den Jack aus einer unangenehmen Lage befreien kann, ist ihm
wenigstens soweit zugetan, daß er ihn am Tournament teilnehmen lassen will, wenn er
nachweisen kann, ein berüchtigter Killer zu sein und eine Waffe und eine Grabstätte
vorweisen kann. Schließlich darf nur der letztlich überlebende Sieger der Duelle den
Preis entgegennehmen. Und Jack arbeitet hart daran, seinem Ziel näherzukommen.
Er trifft auf Gauner, Killer, Desperados und andere undurchsichtige
Gestalten. Nur die Härtesten kommen in dieser Welt jenseits des Gesetzes durch! Und Jack
will einer von denen sein, die es schaffen! In einem traditionellen Westernadventure
würde der Held im Stil von John Wayne das Richtige tun und beispielsweise versuchen,
einen Selbstmörder von seinem Tun abzuhalten. Nicht so in einem an die Antihelden von
Leone angelehnten Adventure. Aber auch, wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als sei
unser Held nicht besser als die Typen, mit denen er sich herumschlägt, so sind ihm
moralische Gedankengänge nicht fremd. Schließlich heißt Clint Eastwood auch nicht ganz
umsonst "The Good".
Manchmal sind Handlung und Dialoge witzig, manchmal aberwitzig.
Manchmal fragt sich unser Held zu Recht, ob er im falschen Film ist, wenn z.B. mitten in
der Wüste ein Schiff steht! Andererseits gibt's sowas ja auch schon in relativ
ernstgemeinten Hollywoodabenteuerstreifen á la "Sahara". Auch wird Jack mehr
als einmal auf die Spur eines Schatzes geführt, den er nur zu gerne in die Hände
bekäme. Wie weit seine Anstrengungen mit Erfolg gekrönt sind, soll natürlich nicht
verraten werden, nur soviel: der Ausgang der Geschichte beinhaltet sowohl erwartete als
auch unerwartete Elemente, die sie glaubwürdig schließen lassen. "The Bad, the Ugly
and the Sober" nimmt sich auf eine reduzierte Art selbst nicht bierernst auch wenn es
nicht im Stile von Comicadventures dauernd mit Witzen um sich wirft. Da hört man
beispielsweise die zudem herrlich aktuelle Dreigroschenoperweisheit von einem
'umgeschulten' Banker, was denn ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank sei!
Handling
Das 3rd-Person Adventure wird ausschließlich mit der Maus
gesteuert. Das bedeutet, daß sowohl Charaktersteuerung, Menüs, Inventarhandling und auch
der Ablauf der wenigen Minispiele per Mausklick bzw. Klick&Ziehen funktionieren. Es
gefällt, daß sich Jack nicht immer zu jedem Hotspot hinbewegt, bevor wir einen Kommentar
oder eine Negativantwort dazu erhalten. In allen anderen Fällen können wir ihn per
Doppelklick schnell zum Szenenausgang oder Hotspot laufen lassen. Der Cursor verändert
sich kontextsensitiv über interaktiven Bereichen und zeigt uns per Brillen-Icon an, wenn
ein Kommentar gesprochen und als Untertitel verfügbar ist. Untertitel sind nicht im
Settingsmenü abschaltbar, allerdings kann man die Anzeige und Sprachausgabe per Mausklick
beschleunigen und so Wiederholungen übergehen. Meist erhalten wir 3-4 Kommentare zu einem
Hotspot bevor sie sich wiederholen. Ein animiertes Mundicon läßt uns
Multiple-Choice-Dialoge führen und rotierende rote Pfeile zeigen uns die Bildausgänge
an. So weit, so gut. Ein ruhiges und vor allen Dingen nicht so schnelles Händchen sollte
man jedoch bei Hotspots anwenden, die eine Aktion erwarten. Dann nämlich verwandelt sich
der Standard-Handcursor in einen wippenden Handcursor. Un das tut er ein wenig verzögert,
so daß wir solche Hotspots leicht übersehen können. Sehr langsame Mausbewegungen in den
opulent ausgeschmückten Hintergründen sind somit Voraussetzung für ein erfolgreiches
Absolvieren der Suchrätsel.
Am oberen Bildschirmrand befinden sich zwei Buttons für Inventar
und Karte. Die Karte dient nur als Übersicht über die Spielwelt und ist nicht
interaktiv. Das Inventar kann man durch einen Klick auf den Button oder direkt durch
Rechtsklick der Maus öffnen. Es klappt dann als Inventarbalken aus. Sollten mehr als 6
Objekte darin vorhanden sein, so muß man mit den Pfeilen scrollen. Die Gegenstände
werden bei Mausberührung mit einer Textanzeige beschrieben. Immer wenn wir ein neues
Objekt erhalten, blinkt der Inventarbutton bis wir uns dieses Objekt angesehen haben.
Inventargegenstände können kombiniert werden. Nach einer falschen Anwendung eines
Inventarobjektes schließt sich das Inventar jedesmal. Möchte man also Gegenstände an
einem Hotspot durchprobieren, so muß man jedesmal mindestens vorher einen Rechtsklick
zusätzlich absolvieren, was auf die Dauer ein wenig nervt. Man hätte es dem Spieler
überlassen sollen, wann er das Inventar öffnet und schließt.
Der Button für das Hauptmenü wird zusammen mit dem Inventar
sichtbar. Dort finden wir die üblichen Funktionen wie Speichern, Laden, Verlassen und das
Optionsmenü für Sound- und Grafikeinstellungen. Die Zahl der Speicherstände ist mit 10
nicht gerade ausreichend. Wir können zwar nicht Sterben und es gibt kein GameOver, aber
dafür kann uns etwas anderes Unangenehmes passieren: während eines Minispieles können
wir nicht speichern. Wir geraten manchmal ohne Vorwarnung in eines hinein und schaffen es
nicht auf Anhieb. Zwar können wir Minispiele pausieren bzw. abbrechen, wenn wir aber in
diesem Fall das Spiel verlassen, so müssen wir beim zuletzt gespeicherten Spielstand
beginnen. Das kann möglicherweise bedeuten, daß wir einen längeren Spielzeitraum
wiederholen müssen.
Die Steuerung der Minispiele wird jeweils vor dem Start beschrieben.
Die Minispiele selbst beginnen in einer Schleife immer automatisch wieder von vorne,
solange wir sie nicht gewinnen. Ein Autosave vor einem Minispiel wäre optimal gewesen,
auch wenn das Wiederholen einiger Spielzüge nach dem Verlassen und Neustart keinen
unzumutbaren Aufwand darstellen.
Insgesamt sind Steuerung und Handling sehr leicht zu erfassen. Die
Bedienung präsentiert sich bis auf die genannten Kritikpunkte bequem im Stile klassischer
Point&Click-Adventurespiele.
Sound/Lokalisation
Die Preview-Version beinhaltet russische Sprachausgabe mit
englischen Untertiteln. Einige aufmunternde Westernmusiktitel wiederholen sich in
Endlosschleifen, lassen sich aber auf ein verträgliches Maß drosseln, so daß man die
Geräuscheffekte wie Fußtritte, Krähenrufe, Klopfen, etc. in angenehmer Lautstärke
vernehmen kann. Die englische Übersetzung der Texte erschien mir bereits als
Nichtmuttersprachlerin etwas fremd und fehlerbehaftet, so daß man nur hoffen kann, daß
eine Umsetzung in andere Sprachen durch professionelle Muttersprachler geschieht. Sowohl
Übersetzung als auch Synchronisation könnten sowohl Aussage als auch Wirkung der
Geschichte noch stark verändern und über den Erfolg des Spiels entscheiden, das bisher
einen netten Eindruck macht.
Rätsel
Die Rätsel bestehen überwiegend aus Objekt-/Inventarrätseln,
Dialogrätseln und der Suche nach Dingen und Gesprächspartnern. "The Bad, the Ugly
and the Sober" ist zwar in der Rätselreihenfolge nicht vollkommen linear, läßt
aber nicht wirklich viele Freiräume. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht sehr hoch, so daß
diese Linearität nicht zu frustrierenden Spielstopps führend wird. Einzig die Minispiele
(Bullenreiten, Faustkämpfe und Pistolenduelle) könnten Adventurepuristen Probleme
bereiten, da sie schnelle und genaue Reaktionen verlangen. Bei mir persönlich traten nur
beim Bullenreiten einige Verständnisschwierigkeiten auf, da die Beschreibung zu dem
Zeitpunkt nur auf Russisch verfügbar war. Die Faustkämpfe und Schießereien waren auch
von mir nach wenigen Anläufen machbar. Der Schwierigkeitsgrad der Minispiele liegt z.B.
unter dem von The Westerner. Über den Schlußfaustkampf habe ich allerdings auch einmal
schlafen müssen. So sollte je nach Geschicklichkeit das Spiel ohne äußere Hilfe oder
Lösung auch für Anfänger in etwa 12-14 Stunden spielbar sein. Einige wenige andere
Rätseltypen sorgen für überraschende Auflockerung und fordern uns über den sonst
einfachen Schwierigkeitsgrad hinaus.
Grafik
Die 2D-Hintergründe von Westtown und Umgebung sind fein und
detailverliebt handgezeichnet. Der Stil ist realistisch mit einem leichten Comictouch.
Animationen von Mäusen, Vögeln oder sogar einem kleinen Chamäleon, über den
Wüstenboden huschende Trockensträucher im Sandsturm oder ziehende Wolken und vieles mehr
beleben die Szenen neben vielen nicht-spielrelevanten Hotspots, die zur Erkundung und
Untersuchung verleiten. Auch die etwa 22 3D-Charaktere sind sympathisch-realistisch mit
leichtem Comictouch gezeichnet und fügen sich begleitet von realistischem Schattenwurf
gut in die Schauplätze ein. Es gibt keine Performanceprobleme auch wenn sich manchmal
gleichzeitig fünf 3D-Charaktere plus Papagei in einer Szene bewegen, im Unterschied zu
dem ebenfalls mit der Wintermute-Engine erstellten Adventures "Die Kunst des
Mordens", das bei 3 Charakteren bereits in die Knie gegangen ist. Auch die Ladezeiten
zwischen den Schauplätzen halten sich in Grenzen. Die wenigen, dafür aber längeren
Videoszenen sind ein wenig verschwommener als die Spielgrafik, sie sind aber ausgezeichnet
gelungen und weichen kaum in der Charakterähnlichkeit ab. Gerade in den Großaufnahmen
der Filmszenen fällt auf, daß sich die Künstler wohl nicht Altvater Clint Eastwood
sondern eher Matthew Fox alias "Jack" aus "Lost" zum Vorbild für
Aussehen und Bewegungen unseres Helden genommen haben.
Fazit
Ich habe bereits mit der Preview-Version meinen Spaß gehabt, auch
wenn die teilweise fehlenden Übersetzungen es mir manchmal nicht leicht machten. Die
Sterung ist o.k., die Geschichte gelungen, Grafik und Charaktere haben mit sehr gefallen,
die Rätsel sind nicht schwer und meist fair. Die wenigen Mini-Geschicklichkeitsspiele
passen zum Westernsujet und sind auch von Adventurespielern machbar. Das Spiel hat keinen
großen Tiefgang und gehört zu den kürzeren Titeln im Nibiru-Bereich. Eine gute
Lokalisation und ein Preis, der um die 25 Euro angemessen wäre, würden das lockere
Westernadventure zu einem empfehlenswerten Spiel machen, das den aktuell vergleichbaren
Wintermute-Titel "Die Kunst des Mordens" vergessen machen würde.
Minimale Systemanforderungen:
- Windows XP
- Pentium IV Prozessor mit 1,3 GHz
- 256 MB RAM
- DirectX 9 kompatible 3D-Grafikkarte mit 32 MB
- DirectX 8.1 kompatible Soundkarte
- 1,5 GB freier Festplattenspeicher
- 8x DVDROM-Laufwerk
- Maus
gespielt mit:
- Windows XP
- Pentium IV 3,6 GHz
- 2 GB RAM
- 48x DVD-ROM
- NVidia GeForce 7600GS 256 MB
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Copyright © slydos
für Adventure-Archiv,
17. Februar 2008
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Hauptmenü

Jack kann nicht in dem verbrannten Haus bleiben

Das Optionsmenü

Die Untertitelung war in der Previewversion notwendig

Die Karte dient nicht der Fortbewegung, sondern nur der Übersicht

Ein geheimes Regierungsprojekt?

Ein kleiner Faustkampf soll den Sheriff retten

Ankunft in Westtown

Dieses Schieß-Minispiel muß nur einmal absolviert werden

Das Inventar zeigt sich am oberen Bildschirmrand

Hier kann man sich zum Duell registrieren lassen

Vom Indianerdorf hat man einen guten Überblick

Der Saloon ist natürlich der Treffpunkt der Stadt
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