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The Uncertainty Machine
Erscheinungsdatum: 03/2003
Entwickler/Publisher: Eduardo Campos (ratracer)
Spielsprache: Englisch
Freeware Download 20,1 MB
Ein Review von slydos 10. April 2003
Seit die Entwicklung von Adventurespielen bei Großkonzernen wie Lucas Arts oder Vivendi (Sierra) auf Nichtbeachtung trifft, besetzen kleinere Unternehmen sehr erfolgreich die zurückgelassene Lücke am Markt, da sich die Genrefans partout nicht zu Schieß-und-Stirb-Rezipienten umfunktionieren lassen wollen. Gleichzeitig zu dieser Entwicklung gibt es immer mehr Fans, die ihre Freizeit und Kreativität nicht nur dem Spielen widmen, sondern selbst zu Machern werden. Dabei hilft ihnen das immer ausgereiftere Angebot von Programmen und Tools, die das Erstellen von Adventurespielen erleichtern. Im Falle von "The Uncertainty Machine" hat Eduardo Campos "ratracer" das Adventure Game Studio AGS eingesetzt und für die Fans ein beachtliches Freeware-Adventure geschaffen.
Story
Als Spieler erhalten wir vorab noch einige zusätzliche Informationen: wir befinden uns in der nahen Zukunft in einem Land des westlichen Kulturkreises. Es gibt eine strikte Trennung zwischen den "Off Limits" und den normalen "Citizens". Diese "Bürger" leben in uns bekanntem westlichen Wohlstand, die anderen sind davon ausgegrenzt. Viel mehr erfahren wir kaum über sie.
Susan Gant ist eine junge Reporterin bei der First News und will ihren Dienst im Zeitungsgebäude antreten, als sie Zeugin eines Überfalls wird. einer der "Off Limits" bedroht einen älteren Mann, den er wohl berauben will. Susan mischt sich ein und ruft die Polizei, was den Angreifer vertreibt. Beide verschwinden schnell und Susan bleibt erstaunt zurück.
Sie macht sich so ihre Gedanken und geht zur Arbeit. Ihr Chef betraut sie an diesem Tag mit der Untersuchung eines Diebstahls bei einem reichen Unternehmer. Ihre Untersuchungen führen sie auf die Spur von viel weitreichenderen Ereignissen, Susan gerät zwischen verschiedene Gruppen, die undurchsichtige Ziele verfolgen und erhält Kenntnis von einer Erfindung, die die Welt verändern könnte ...
Installation
Nach dem Download des Spiels von ca. 20 MB, muß man nur die ZIP-Datei entpacken und die EXE-Programmdatei aufrufen - das Spiel installiert sich automatisch und nimmt zum Schluß (mit Savegames) ca. 60 MB auf der Festplatte ein. Bei der Installation auf meinem Rechner konnte leider keine direkte Verbindung zur Soundkarte hergestellt werden, was sich beim Start durch eine kurze Fehlermeldung bemerkbar machte. (Der Ton ließ sich allerdings in der Konfigurationsdatei ACSETUP.CFG mit der Änderung des Parameters digiwinindx auf den Wert 1 herstellen. Sonst hätte ich auf die Begleitmusik nach Jethro Tull u. a. verzichten müssen.)
Start
Das Einstiegsmenü bietet die üblichen Optionen wie Neues Spiel, Laden, Credits, Quit. Daneben gibt es die praktische Option "Help", wo wir eine ausführliche Beschreibung der Steuerelemente erhalten. Wir wählen "New Game", um die Vorgeschichte zu erfahren und geraten dann direkt in den geschilderten Überfall und müssen uns in Gestalt von Susan gleich bewähren.
Steuerung
"The Uncertainty Machine" ist ein 3rd-Person-Spiel und fast ausschließlich mausgesteuert, wobei wir Objekte und Personen mit einem Rechtsklick betrachten können, ein Linksklick führt Aktionen wie aufnehmen, sprechen etc. aus.
Das scrollbare Inventar befindet sich immer sichtbar am oberen Bildschirmrand und auch hier können wir mit einem Rechtsklick eine Beschreibung eines Gegenstandes erhalten, manchmal aber auch mehr, denn es gibt Objekte, wie das Handy oder einen Laptop, die dadurch benutzt werden können. Mit einem Linksklick wählen wir ein Inventarobjekt aus und können es am Spielbildschirm anwenden. Möchte man den Gegenstand wieder ins Inventar zurücklegen, muß man wieder mit der rechten Maustaste klicken.
Fährt man mit dem Cursor über den Bildschirm, werden einem Hotspots durch beschreibende Texte angezeigt. Susan wird ebenfalls mit einem Mausklick bewegt. Größere Entfernungen zwischen verschiedenen Schauplätzen legt Susan per Stadtplan zurück, auf dem im Verlauf des Spiels immer mehr Orte eingefügt werden.
Die einzige Taste, die wir uns merken müssen, ist F9. Damit rufen wir das Hauptmenü am oberen Bildschirmrand auf, das dann vorübergehend unsere Inventarzeile ersetzt. Über "Save" öffnen wir eine Dialogbox, in der wir bis zu 20 verschiedene Savegames benennen können, darüber hinaus können wir neue Spielstände nur mit "Replace" ersetzen.
Steuerung und Handling sind ausgezeichnet gelöst, intuitiv erfaßbar und lassen außer einer größeren Zahl von Savegames nicht viele Wünsche offen.
Grafik
Die Grafik liegt im Bereich semiprofessionell. Die Perspektiven und Proportionen der manchmal einfachen, manchmal sehr aufwendig und liebevoll gezeichneten 2D-Hintergründe stimmen.
Eine Reihe von Schauplätzen wird uns mit der Zeit zugänglich, von der Zeitungsredaktion über den Tatort in einem herrschaftlichen Haus, einem Park, einem Museum bis zur Polizeistation und anderen. Es werden eher Pastelltöne als grelle Comicfarben verwendet und an einigen Stellen werden mit Filtern bearbeitete Fototeile gekonnt eingesetzt. Auch die Grafik der Spielfiguren kann gefallen. Sowohl Susan als auch die relativ große Zahl der Nebendarsteller sind sehr realistisch gezeichnet. Susan hat auch recht schicke wechselnde Kleidung - "The Uncertainty Machine" spielt an 2 aufeinanderfolgenden Tagen, so daß wir sie sowohl in Hosen als auch Rock erleben dürfen.
Neben der ansprechenden Standgrafik wirken jedoch die Bewegungsabläufe oder besser das ruckartige perspektivische Schrumpfen beim Wechsel vom Vordergrund in den Hintergrund oder umgekehrt noch nicht sehr gekonnt.
Rätsel
Die Rätsel in "The Uncertainty Machine" sind einfallsreich, logisch und gut in die Geschichte integriert. Ihr Schwierigkeitsgrad steigt zum Ende leicht an, aber es gibt immer Hinweise auf die Lösung und die Suche danach dauert nie sehr lang. Neben den überwiegenden objekt-/inventarbasierenden Rätseln müssen auch Codes geknackt werden. Wichtig ist es, Orte immer wieder zu besuchen, Gespräche erneut zu führen und auch die Hilfsmittel wie Telefon und Laptop einzusetzen.
Der Spielablauf ist linear und weist keine Sackgassen auf. Wenn man also z. B. in einen Raum gelangt, aus dem es offenbar zunächst keinen Ausweg gibt, so kann man sicher sein, daß man sich mit den gefundenen Objekten oder Informationen befreien kann. Insgesamt sind die Rätsel von mittlerer Schwierigkeit und machen Spaß. Es gibt keine unnötigen und frustrierende Spielverlängerungen wie z. B. Labyrinthe, Actioneinlagen oder zeitabhängige Passagen. Die ca. 8 Stunden Spielzeit werden tatsächlich nur durch die ausgefeilte Story und das Rätseldesign erreicht.
Auch für das Ende hat man sich etwas Besonderes ausgedacht - es gibt mehrere unterschiedliche Möglichkeiten, das Spiel zu beenden. Man lasse sich überraschen!
Fazit
Eine spannende Detektivgeschichte, bei der man wirklich erst ganz zum Schluß weiß, wem man trauen kann und um was es letztlich geht. Das Erstlingswerk von Ratracer Games ist wirklich empfehlenswert, auch wenn die Grafik nicht dem neuesten Stand entspricht und es bei den Animationen der Hauptfigur noch Probleme gibt. Geschichte und Rätsel entsprechen den Wünschen der Freunde klassischer Adventures. Besonders auffällig sind die guten Texte und der Wert, der auf die zeitliche Ablauflogik gesetzt wurde. Und ganz nebenbei bemerkt kostet es nicht mehr als die Downloadzeit und die lohnt allemal!
Gesamtwertung: 71%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Ein Überfall
Ein Schalter muß repariert werden
Die Redaktion in der Susan arbeitet
Mit dem Stadtplan kommt man schnell von Ort zu Ort
Susan untersucht alles genau
Multiple-Choice-Dialoge
Diese Statue spielt eine wichtige Rolle
Eine Demo vor dem Postamt
Zum Schluß wirkt die Grafik fast professionell
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 10. April 2003