The Quivering
Erscheinungsdatum: 1998/99
Entwickler: Charybdis
Publisher:Alternative
Software
Spielsprache: deutsch
USK: ab 6 Jahren
ELSPA: ab 11 Jahren
Boxshots
Ein Review von André 08. März 2010
Die Comic-Horror-Parodie The Quivering ist eines dieser
Spiele, das sich als kleineres Projekt eher unauffällig und fast unbemerkt neben den
wenigen großen Adventures dieser Zeit unter die anderen Veröffentlichungen gemischt hat
und ebenso schnell wieder aus dem Fokus der breiten Öffentlichkeit verschwunden ist.
Vermutlich wurde es von dieser kaum wahrgenommen. Zumal der Veröffentlichungszeitpunkt eh
nicht unbedingt ideal war. Das Adventure-Genre befand sich am Anfang einer Art Krise, in
der diese Spiele nicht gerade als hip galten und eher von Fans des Genres als von der
Masse der Spieler konsumiert wurden. Einige der Fans, die sich in den damals noch recht
neuen Adventure-Foren organisierten, werden sich noch an Standard-Plattitüden à la:
Das Adventure-Genre ist doch eh tot." erinnern. Schön, dass es damals schon
nicht stimmte und heute bekanntermaßen unrichtiger denn je ist. Das nützt um mal
wieder die Kurve zu The Quivering zu kriegen, diesem Spiel zwar nicht mehr allzu
viel. Aber vielleicht wird es ja nach meinem Review der eine oder die andere noch einmal
rauskramen oder ein neu hinzugewonnener Adventure-Spieler auf den wunderbar amüsanten
Oldie im B-Movie-Stil aufmerksam.
Installation
Doch bevor es mir gelingen sollte, in die Dämonenwelt einzutauchen,
haben finstere Mächte mit allen Kräften versucht, mich vom Spielen abzuhalten. Erst
wollte ich The Quivering ganz dreist einfach unter XP installieren, aber das
führte zu eher katastrophalen Ergebnissen. Es ließ sich sogar installieren, doch nach
dem Starten ging gar nichts mehr, auch nicht im Win-95-Kompatibilitätsmodus oder mit Hilfe
anderer Tricks - ich konnte den Rechner jeweils nur noch per Aus-Knopf abschalten. Nun
hätte ich es natürlich noch auf anderem Wege versuchen können, das Spiel auf dem
Rechner doch noch irgendwie zum Laufen zu bringen, doch habe ich glücklicherweise direkt
neben meinem XP-Rechner einen alten Win-98-Rechner stehen, der wie der Zufall es will,
auch gleich per Switch mit dem Rest der Hardware verbunden ist. Mit diesem gelang es mir
zwar, das Spiel zu starten, aber die ganzen Darstellungen waren (warum auch immer) viel zu
dunkel, The Quivering dadurch unspielbar. Also blieb mir nur noch eine letzte
Geheimwaffe. Mein Uralt-Rechner aus der Weltraumforschung aus den frühen 90ern des
letzten Jahrtausends - ein Pentium 1 mit Win 95! Und siehe da das immerhin 1998/99
veröffentlichte Spiel ließ sich auf der alten Möhre problemlos starten und sogar
ruckelfrei spielen. Bitte, bitte, gehe nie niemals kaputt, lieber Uralt-Rechner.
Und worum geht's?
Wir spielen einen jungen Mann, der auf den Namen Spud hört. Na,
klingelt es? Nein? Dann liegt es wohl daran, dass Sie wie wahrscheinlich zu den
zahlreichen Spielern gehören, die noch nie was von dem leider nur englischsprachigen und
Deutschland noch unbekannteren Vorgänger mit gleichem Namen und Hauptdarsteller -
nämlich Spud" - gehört haben.
Wie auch immer Spud wird von seinem Onkel in die verlassene
Gegend gerufen, in der dieser sein Anwesen mit einem Labor besitzt. Sein Onkel ist
Wissenschaftler und hat einen Dämonenkubus erfunden, in dem er alle bösen Geschöpfe,
die auf der Welt existieren, ein für alle Male gefangen nehmen wollte. Doch das
Experiment misslingt, das Tor zur Unterwelt öffnet sich und nun hat er all die finsteren
Wesen - besonders den bösartigen Oberdämonen mit Namen Big D erweckt. Dieser ist
natürlich überhaupt nicht begeistert von dem Vorhaben des Professors und verwandelt ihn
daher zur Strafe kurzerhand in einen Raben. In letzter Minute schnappt sich der mutierte
Professor den Kubus und fliegt dem Dämonen davon. In der Gegend des Onkels angekommen
kann Spud diesen recht bald ausfindig machen. Der Onkel drückt unserem Helden den Kubus
in die Hand und erklärt ihm sein Ziel. Er muss die Dämonen finden und unschädlich
machen.
Bei seinen Abenteuern begegnet er zahlreichen bekannten
Horrorfiguren und Orten des Grauens. Egal ob Dracula, das Phantom der Oper oder Bates
Motel, alles wird in der herrlich schwarzhumorigen Horrorparodie durch den Fleischwolf
gedreht und verwurstet.
Wie funktioniert das Speichern?
Oftmals werde ich gefragt: Du, ich hab da mal eine dumme
Frage. Sag mal, ich habe von Computerspielen nicht viel Ahnung. Wie genau funktioniert
eigentlich das Speichern bei Adventures?" Nun", antworte ich.
Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Also es ist ganz einfach:
Zunächst läuft man rum und fängt sich mindestens einen, besser noch direkt ein paar
Speicherkobolde. Hat man einen erwischt, klickt man mit der rechten Maustaste seinen
Cursor durch, bis sich dieser in ein Kubussymbol verwandelt. Nun kann man den
Dämonenkubus öffnen und den Kobold dort drin auf Vorrat in einen Käfig stecken oder
direkt zum Speichern verwenden. In dem Fall wendet man den Kobold direkt auf die
sogenannte Speicherkralle an. Falls man einen Spielstand laden will, muss man lediglich
den gewählten Speicherstand, der etwas oberhalb der Speicherkralle zu finden ist, anklicken.
Doch gib acht: Wenn man einen Kobold der Kralle zugeführt hat, ist dieser weg!
This Kobold gone to heaven! Also gehe nicht zu sorglos mit den mühsam erjagten Kobolden
um. Der Tod lauert überall!"
Was der Kubus sonst noch kann
Nicht viel. Hier ist außerdem das Inventar zu finden. Also erst
einmal einen Gegenstand nehmen. Kubus wie oben beschrieben öffnen. Den gefundenen
Inventargegenstand nun an den vorgegebenen Platz legen. Zum Benutzten den Gegenstand
anwählen, den Kubus schließen und auf die gewünschte Stelle anwenden. Ach ja, wenn man
einen Gegenstand wieder ins Inventar zurücklegen will, den Kubus öffnen und an einer
bestimmten Stelle kann man ihn dann wieder ablegen.
Was der Kubus nicht kann, aber besser hätte können sollen
Zum Beispiel kann man hier und auch sonst wo leider keine Untertitel
einschalten, da es keine gibt und auch nicht die Lautstärke getrennt nach Sprache, Musik
und Effekten aussteuern. Das Problem? Wie immer - mal sind Musik oder die
Hintergrundgeräusche zu laut, mal ist ein besonderer
Slayer-Hell-Awaits"-Dämonen-Effekt über die Stimme gelegt, mal kommt beides
zusammen und in allen Fällen ist die Stimme dann nicht wirklich gut zu verstehen. Ich
habe mir schon die Finger fusselig geschrieben, aber leider werden meine gut gemeinten
Ratschläge immer mal wieder ignoriert. Das Leben ist ein Jammertal.
Und der Rest der Handhabung?
The Quivering ist hauptsächlich mausgesteuert. Nun, wenn
Sie bereits in der Praxis erprobt haben, wie man speichern, laden und Gegenstände
verwenden kann, kann man davon ausgehen, dass Sie alles andere Wichtige ebenfalls schon
herausgefunden haben. Also, dass der Würge-Cursor für Benutzen einen
Gegenstandes" oder Der Auge-Cursor natürlich für Ansehen" steht. Der
Professor gibt uns dann einen manchmal hilfreichen Kommentar. Dass wir uns mit den
Pfeil-Cursor in eine entsprechende Richtung bewegen können, muss ich ja erst gar nicht
erwähnen, oder?
Nach dem Drücken der Escape-Taste werden wir gefragt, ob wir mit
J" das Spiel beenden wollen oder mit N" lieber doch weiterspielen
möchten. Wir wollen natürlich weiterspielen, denn es ist ja noch nicht so spät.
Grafik
The Quivering ist ein 360°-Rundumsicht-Spiel im
Comic-Stil, wobei die Rundumsicht nur für die Bewegung zur Seite gilt und man sich nicht
nach oben oder unten drehen kann. Man kann sich wie bei Atlantis II in der Ego-Perspektive
von einem Bild zum nächsten bewegen, wobei es wie bei diesem Spiel durch Kamerafahrten
flüssige Übergänge von Bild zu Bild gibt. Sehr schön.
In Anbetracht des Alters ist die Umsetzung des Spiels eine
ordentliche Leistung. Andererseits erweist sich mein kleiner Bildschirm, den ich mit
meinem alten Rechner benutze, aber trotzdem als Vorteil, da die Grafik besonders aus
heutiger Sicht doch noch ziemlich grobpixelig ist. Dennoch erfüllt sie absolut ihren
Zweck, nämlich ein hübsches Comic-Ambiente zu erzeugen. Denn die Grafik kann mit anderen
Qualitäten überzeugen. Die nicht selten knuffigen Charaktere wie die Kobolde sind
liebevoll entworfen und ansprechend animiert. Es gibt immer wieder kleine
Zwischenfilmchen, in denen unser Hauptdarsteller meist in einer brenzligen Situation
auftritt. Außerdem wurde eine ziemlich große Spielwelt erschaffen und so befindet man
sich z.B. nach einer Reise mit einem der Dimensionssteine unvermittelt in einer Pyramide
in Ägypten. Es ergibt sich ein aus heutiger Sicht zwar grobschlächtiges aber homogenes,
positives optisches Gesamtbild.
Sound
Die Sprachausgabe ist zumindest bemerkenswert, wie auch immer man
das sehen mag.
Denn das am Anfang des Spiels zur Begrüßung geschallerte
Willkommen zu The Quivering" verrät uns, dass besonders die Stimme unseres
Helden ob gewollt oder nicht - schon eine Spur dilettantisch klingt, wie die eines
ziemlicher pubertärer Nerds, der immer etwas zu cool agiert. Aber Spud spricht im
weiteren Spielverlauf auch gar nicht so viel. Und grundsätzlich gefällt sie trotzdem
sehr, die Sprachausgabe, denn man hat ein gutes Näschen bei der Lokalisation bewiesen, da
sie vor allem eine ordentliche Spur trockenen Humors aufweist. Die Stimmen sind oft mit
Dialekten vorgetragen, wobei z.B. ein ordentlicher Ruhrpottslang bestens zum
Kneipenklientel oder ein Dialekt aus dem Norden der Republik zur Wirtin des Etablissements
passt. Man merkt, dass man mit Herzen bei der Sache gewesen ist und so macht die deutsche
Sprachausgabe trotzdem einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes von The Quivering
aus.
Zahlreiche Hintergrundgeräusche sorgen für die richtige
Atmosphäre, so dass The Quivering auch diesbezüglich alles andere als steril
rüberkommt. Und wenn das Phantom der Oper in schiefen Tönen in der Kneipe auf dem
Keyboard Rosamunde" zum Besten gibt, dann weiß man, dass es auch mit der
musikalischen Umsetzung stimmt.
Rätsel - nur für echte Draufgänger
Jepp! Die Rätsel spiegeln den Humor des ganzen Spiels. Gut, einige
Rätsel sind knackig, aber es ist auch nicht so, dass man nicht auf die Lösung kommen
kann. Leider passiert es nur ständig, dass man bei einem Fehler...nun ja...eben...drauf
geht.
Und so sollte man bei allem Handeln Vorsicht walten lassen. Nicht
selten macht aber nur Versuch kluch. Da ist es mehr als ärgerlich, wenn man seit dem
letzten Speichern schon einiges erreicht hat und nun alles wiederholen darf, da man sich
mal wieder unfreiwillig aus der Welt verabschiedet hat. Manchmal geschieht dieses auch,
weil man nicht schnell genug gehandelt hat.
Ich bin generell kein Freund der tausend Adventure-Tode. Im Falle
von The Quivering ist die Motivation, am Ball zu bleiben, anfangs zwar noch recht
hoch. Aber ich gebe freimütig zu, dass ich zur Not ganz locker auch ohne limitierte
Speicherungsmöglichkeiten von 3 Speicherplätzen ausgekommen wäre. Zumindest hätte man
mit den Speicherkobolden deutlich großzügiger sein können. Zumal diese nicht nur zum
Speichern benutzt werden können. Beim zweckentfremdeten Verwenden der possierlichen
kleinen Helfer kommt es nämlich immer wieder zu Verlusten. Die armen Kobolde!
Denn einen Punkt bezüglich der Funktion der Kobolde im Spiel habe
ich bisher bewusst unterschlagen, da sie besser hierher gehört. Und zwar wird Ihnen
vielleicht schon aufgefallen sein, warum man die kleinen Kerle innerhalb des Kubus auf
eine Kiste platzieren kann. Jetzt kann man sie nämlich mit bereits befindlichen
Gegenständen des Inventars kombinieren, da man manche Rätsel nur mit ihnen lösen kann.
Außer den Inventarrätseln und dem Befragen von Personen hätten
wir aber noch ein paar mehr oder weniger labyrinthartige Areale. Einmal müssen wir z.B.
in einem Wald, einmal in einem Sumpf den rechten Weg finden. Außerdem gibt es nicht
selten Situationen, in denen man schnell handeln sollte.
The Quivering verfügt über eine ordentliche Spielzeit,
die sich allerdings auch durch die ganzen Rückschläge ergibt.
Was sonst noch?
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass The Quivering
auf 2 CDs mit Handbuch und wie damals üblich im Karton erschienen ist.
Fazit
Sie haben es vielleicht schon bemerkt. Zu den zahlreichen
Todesmöglichkeiten und dem Speichersystem mit den knapp bemessenen Speichermöglichkeiten
habe ich ein mehr als ambivalentes Verhältnis, da ich in Adventures nicht gerne an jeder
Ecke unvermittelt sterbe und es mir wenig Vergnügen bereitet, bereits erledigte Dinge
immer wieder neu zu erledigen. Schade! Denn so hat mir das Spiel wesentlich weniger Spaß
bereitet, als es eigentlich hätte können. Zumindest ist die Art der Speicherung witzig
umgesetzt witzig wie das ganze Spiel! Da stört es auch nicht, dass man für die
Sprachausgabe vielleicht kein Mörderbudget auf den Kopf gehauen hat, denn die Sprecher
sind trotzdem mit Leib und Seele dabei und die deutsche Lokalisation ist auf jeden Fall
mit sehr viel Charme und Witz umgesetzt. Grafisch hat The Quivering damals
vielleicht keine Maßstäbe gesetzt, aber die besonders aus heutiger Sicht grobpixelige
3D-Grafik ist ansonsten sauber umgesetzt, immer wieder mit kleinen Zwischensequenzen und
vielen anderen Details versehen und dadurch trotzdem schön anzusehen. Das sympathische
Spiel hat viel schwarzen überdrehten Humor und Flair und es wurden genau so viele tolle
Einfälle verbraten. Wegen des Spielprinzips mit den vielen Todesmöglichkeiten gebe ich -
wenn auch äußerst ungerne - aber trotzdem nur verhältnismäßig magere 69 %. Wer eine
höhere Frustrationstoleranz als ich besitzt, möge entsprechend Punkte für sich
hinzuaddieren und sich an dem ansonsten eigentlich tollen Spiel probieren.
Gesamtwertung: 69%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für
Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Systemanforderungen:
- Pentium 75
- Windows 95/98 oder DOS 6.22
- 16 MB RAM
- SVGA
- 4fach CDROM
Gespielt unter:
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