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The Black Mirror
Erscheinungsdatum Tschechei: 12/2002
Erscheinungsdatum Nordamerika/Frankreich: 10/2003
Erschinungsdatum Deutschland: 04/2004
Entwickler: Unknown Identity
Publisher tschechische Version: Future Games
Publisher NA-Version: The Adventure Company
Publisher französische Version: Micro Application
Publisher deutsche Version: dtpHomepage deutsch
Homepage tschechisch
Homepage englisch
Homepage französisch
Download Demo englisch
Demo französisch, 150 MB
Boxshots
ESRB content rating: Mature 17+ (Blood and Gore, Violence)
USK: ab 12 Jahren
Ein Review von slydos 28. Dezember 2003
Review-Ergänzung zur deutschen Version 14. April 04
Aus unserem Nachbarland, Tschechien, kommt das Mystery-/ Horror-Adventure "The Black Mirror" im 3rd-Person Point&Click-Stil, das dort bereits vor einem Jahr unter dem Titel "Posel Smrti" (= Der Todesbote) erschienen ist.
Installation/Start
Das Spiel kommt auf 2 CDROMs, die sich mit der englischen, schwarz-weiß bebilderten Anleitung im Jewelcase in einer Miniklappbox befinden. Ebenfalls in der Box eine Karte mit dem Kopierschutzcode, der einmalig bei der Installation eingegeben werden muß. Danach wird bei jedem Start die eingelegte CD2 auf diesen Code hin überprüft, bevor es losgehen kann. "The Black Mirror" benötigt 2 GB freien Festplattenspeicher, begnügt sich aber sonst mit einem P II und 64 MB RAM.
Nach reibungsloser Installation gelangt man ins Hauptmenü (die Logoanzeigen kann man weiterklicken), dem das blutrot eingefärbte Schloß Black Mirror als Hintergrund dient. Irrlichter bewegen sich in der Dunkelheit und ein eindringliches, spannendes Musikthema ist hinterlegt. Die Menüpunkte werden - natürlich - blutrot hervorgehoben und bestehen aus den Standardauswahlen Neues Spiel, Laden, Sichern, Options, Credits und Quit. Ebenfalls nichts Außergewöhnliches sind die Options, in denen man Lautstärke, Bildschirm und Untertitel einstellen kann. Alle Menüs und Ingame-Nahansichten werden einheitlich mit einem Klick auf einen Pfeil in der unteren rechten Bildschirmecke verlassen.
Nachdem wir ein neues Spiel gestartet haben, gibt uns der aufregende Introfilm Auskunft über die letzten Minuten von William Gordon, dem Besitzer von Black Mirror. Obwohl ein wenig verschwommen, ist diese Videosequenz die bei weitem beste des Spiels, denn die Bewegungen des alten Mannes sind absolut realistisch. Er schreibt einen Brief an seinen Enkel Samuel Gordon, den er um Hilfe bei seinen Nachforschungen bittet ... Irgendwann in dieser Gewitternacht stürzt der Schloßherr aus dem Turmfenster und landet auf einer Zaunspitze am Boden (eine Remineszenz an Hitchcocks "Spellbound", deutsch "Ich kämpfe um Dich").
Das erste von 6 Kapiteln beginnt mit der Heimkehr der Trauergesellschaft vom Friedhof und einer kurzen Zusammenkunft. Wir lernen Samuel Gordon kennen, in dessen Rolle wir von nun an schlüpfen.
Story
Die Geschichte spielt im Jahre 1981 (also Vor-Handyzeit) irgendwo in England und Wales. Samuel war 12 Jahre nicht in seiner Heimat Black Mirror und ist zur Beerdigung seines Großvaters zurückgekehrt. Er zweifelt daran, daß William Selbstmord begangen hat und macht sich unabhängig von der Polizei auf Spurensuche. Während seiner Ermittlungen erfährt er eine Reihe von Familiengeheimnissen und es scheint, daß auch übernatürliche Mächte im Spiel sind. Ein zweiter Toter wird auf Black Mirror gefunden und wieder ist die Todesursache nicht klar. Gibt es tatsächlich einen Fluch, der auf bestimmten Familienmitgliedern ruht und was ist die Ursache der mysteriösen Todesfälle? Welchem Geheimnis war William auf der Spur?
Zunächst entwickelt sich die Handlung wie eine Detektivgeschichte, wird aber immer düsterer, gruseliger und makaberer. Sam treibt sich auf Friedhöfen herum, befaßt sich mit Leichen und muß mehr als die Hälfte des Spiels durch Gewitterregen laufen. Die Auflösung für Samuel und die Spieler ist zwar ab einem gewissen Punkt absehbar, aber das tatsächliche Ende der Geschichte kommt dann doch einigermaßen überraschend.
Die sehr umfangreiche Story von "The Black Mirror" ist äußerst fesselnd. Auch wenn die Spieler viel Zeit mit der Suche nach Gegenständen oder Informationen beschäftigt sind, so läßt das Verlangen nicht nach, die Erklärung der Vorkommnisse zu erfahren. Ab und zu eingestreut gibt es Schrecksekunden, die nicht nur leise Gänsehaut erzeugen und dafür gesorgt haben, daß das Spiel ab 17 Jahren empfohlen wird.
Ich möchte niemandem etwas von der Spannung nehmen, deshalb kann ich leider nur andeuten, was mir nachträglich mißfallen hat: während sich das Spiel glaubhaft bis zum Ende aufbaut, so bemerkt man doch zum Schluß rückblickend eine Reihe von unlogischen Ereignissen und Zusammenhängen, die mehr Fragen aufkommen lassen als beantworten. Das Spielerlebnis selbst wird dadurch nicht getrübt, aber im Nachhinein ist man doch ein wenig enttäuscht, daß nicht alles so stimmig war, wie man annehmen konnte.
Steuerung/Handling
Nichts auszusetzen ist an der Steuerung. "The Black Mirror" wird ausschließlich mit der Maus bedient. Unser Protagonist folgt den Mausklicks auf dem Bildschirm. Falls man einen Hotspot (der Cursor ändert seine Farbe in rot und eine Textbeschreibung wird angezeigt) anklickt, begibt er sich ebenfalls dorthin und wir erhalten in jedem Fall einen Kommentar. Wenn brauchbar, verschwindet ein angeklickter Gegenstand im Inventar, nicht ohne vorher als Icon für einen Moment in der linken oberen Bildschirmecke zu erscheinen. Der größte Teil der einmal angeklickten Hotspots wird danach inaktiv, ist also nur schöne Kulisse oder dient der einmaligen Information. Andere Hotspots kann man dagegen mehrmals anklicken und erhält immer neue Informationen dazu.
Es ist schon auffällig, wieviel Mühe sich die Entwickler mit den Kommentaren und Erklärungen der Hotspots gegeben haben. Man hat sich wirklich Gedanken gemacht und versucht, sich in die Vorgehensweise der Spieler zu versetzen, denn viele Fragen, die einem beim Betrachten einer Szene durch den Kopf schießen, werden durch Samuels Gedanken immer logisch und umfassend beantwortet: "Warum kann ich dieses Zimmer nicht betreten oder jenen Gegenstand nicht mitnehmen usw.".
Eine Reihe von Hotspots, Gegenstände oder Personen aber auch Inventarobjekte, können ebenfalls mit der rechten Maustaste angeklickt werden, um eine spezielle Handlung damit auszuführen oder Nahansichten und besondere Informationen zu erhalten. Diese Möglichkeit der Interaktion ist nicht gesondert gekennzeichnet - ein reizvoller Apekt des Spiels.
Der Cursor nimmt überall dort die Form einer Tür an, wo es einen aktiven Szenenausgang gibt. Mit der TAB-Taste können wir uns alle Szenenausgänge anzeigen lassen. Mit einem Linksklick verläßt Samuel den Raum durch einen Ausgang, mit einem Doppelklick geht es schneller.
An einem bestimmten Punkt im Spiel findet Sam eine Karte der Gegend, die er dann im Inventar bei sich trägt. Sie wird per Rechtsklick dazu verwendet, zu den verschiedenen Hauptschauplätzen zu gelangen.
Verändert sich der Cursor in eine Sprechblase, können wir mit anderen Charakteren sprechen. Die Themen werden am unteren Bildschirmrand mit Icons dargestellt, die wir jeweils alle anklicken sollten, um keine wichtige Information zu verpassen. Wir sollten den Unterhaltungen genau folgen, da kaum einmal die Möglichkeit besteht, Gespräche oder Teile davon zu wiederholen. Um schneller durch Dialoge (z. B. zum Überspringen der Eingangsfloskeln) hindurch zu kommen, kann man die linke Maustaste aber auch die Leertaste oder ESC verwenden. Aber wie gesagt, sollte man hier Vorsicht walten lassen, da die Gesprächspartner sich nicht gerne wiederholen. Während einiger weniger Unterhaltungen haben wir die Möglichkeit, Sam zwischen einer negativen oder positiven Antwort wählen zu lassen (lachendes bzw. grimmiges Maskenicon), was allerdings nur unserer Unterhaltung dient und keinen Einfluß auf den Gang der Handlung hat. Haben wir die Untertitel eingeschaltet, erscheint Samuels Text in einer anderen Farbnuance. Seine Kommentare, die nicht für seine Dialogpartner bestimmt sind, werden immer von Gedankenstrichen eingerahmt.
Der Spielbildschirm wird von zwei schmalen schwarzen Streifen am oberen und unteren Rand eingerahmt. Berühren wir den unteren schwarzen Streifen, erscheint das Inventar, in dem immer zehn Objekticons gleichzeitig zu sehen sind. Werden es mehr, können wir scrollen. Fahren wir mit dem Cursor über die Gegenstände, erhalten wir eine Textbeschreibung. Die Gegenstände können mit Linksklick am Spielbildschirm verwendet werden (dann nimmt der Cursor die Objektform an und leuchtet über Hotspots auf), mit Rechtsklick legen wir ein aufgenommenes Objekt zurück, denn es verbleibt sonst dort, wenn wir es nicht auf einen Hotspot anwenden können. Ein Rechtsklick auf ein Objekt im Inventar läßt uns dieses eventuell manipulieren oder vergrößern, gibt uns aber in jedem Fall eine genaue Beschreibung durch Samuel. Inventarobjekte können ebenfalls miteinander kombiniert werden. Das neu entstandene Objekt erscheint wiederum kurz links oben in der Bildschirmecke. Nicht unbedingt spielnotwendig, aber eine reizvolle Ergänzung sind die Geräusche, die den verschiedenen Inventarobjekten zugeordnet sind, wenn wir versuchen, sie zu benutzen. Da gibt es jeweils passende leise Sounds, wie Klirren, Rascheln, metallenes Tönen, Klappern usw..
Berühren wir mit dem Cursor die rechte obere Bildschirmecke, erscheint das Symbol fürs Hauptmenü, das wir wiederum per Linksklick aufrufen. Hier können wir in 24 Saveslots eine Textbeschreibung unserer Speicherstände anlegen. Beim Überschreiben gibt es keine Sicherheitsabfrage. Wir kehren nach dem Sichern automatisch ins Spiel zurück.
Verlassen wir das Hauptmenü mit Quit, so wird der Bildschirm von beiden Seiten geschwärzt, wir hören eine schwere Tür ins Schloß fallen und sind auf der Stelle wieder in unserer Windowsumgebung.
Es gibt wenig, daß man an dieser Steuerung noch verbessern könnte. Eventuell unbegrenzte Savegames und das zeitlich zuletzt gespeicherte Spiel ganz oben in der Liste, um nicht scrollen zu müssen.
Das Begreifen des Handlings benötigt nur minimale Zeit, lediglich das Benutzen der rechten Maustaste ist etwas ungewöhnlich. Alle anderen Funktionen sind auch ohne Studium der ausführlichen, bebilderten Anleitung sofort klar. Die Spieler können bereits nach wenigen Minuten voll ins Spiel eintauchen und brauchen sich danach keine Gedanken mehr über das Wie sondern nur noch über die Geschichte machen. Wer etwas Hilfestellung zu Beginn benötigt, bekommt auch noch die Lösung der ersten ca. 10 Minuten am Ende des Handbuchs serviert.
Rätsel
Die zahlreichen Rätsel in "The Black Mirror" sind überwiegend objekt-/invenetarbasiert. Dabei geht es nicht nur darum, den richtigen Gegenstand zu finden und an der richtigen Stelle anzuwenden, sondern auch Objekte innerhalb und außerhalb des Inventars zu kombinieren. Manchmal verschwinden die benutzen Gegenstände aus dem Inventar, was uns sagt, daß wir sie nicht wieder brauchen werden. Andere Gegenstände und Substanzen verbleiben dort nach der ersten Anwendung und können erneut an anderer Stelle nützlich sein. An den Kapitelenden wird das Inventar automatisch bereinigt. Wenn wir z. B. verreisen, nehmen wir nur das Nötigste mit.
Die objektbasierten Rätsel sind sehr einfach bis mittelschwer, werden durch die absichtliche Nähe von Hotspots erschwert und durch die Tatsache, daß eben NICHT einfach alles eingesammelt wird, was nicht festgenagelt ist, sondern eben nur das, was wir im Augenblick tatsächlich benötigen oder über das wir Kenntnis erlangt haben. Es müssen jede Menge Türen geöffnet und dazu auch einige Schlüssel gefunden werden, aber tatsächlich hat man sich für jede einzelne dieser gleichartigen Aufgabenstellungen eine unterschiedliche Lösung ausgedacht. Papier unter Türschlitz funktioniert halt nur einmal und Sam bemerkt das mit Bedauern.
Aber nicht nur der Zugang ist Samuel oft verwehrt, sondern auch manchmal der Ausgang. Da fällt plötzlich eine Tür zu oder Sam stürzt in einen Minenschacht. So schaffen die Entwickler in sich geschlossene Subplots, in denen eine Reihe von Rätseln ohne Ortswechsel unbedingt gelöst werden müssen, bevor wir weiterkommen.
Und tatsächlich gibt es Objekte und Situationen, die so gefährlich für unseren Helden sind, daß er - teilweise auf sehr makabre und blutige Art und Weise - sterben muß. Ein kleiner Film, der wie alle anderen Filmszenen per Mausklick abzubrechen ist, zeigt uns dann seinen Grabstein und führt uns automatisch ins Hauptmenü zurück. Solche Game-Overs kommen aber nur selten, dafür einigermaßen überraschend vor.
Einige Rätsel sind zeitabhängig (keine Angst, mit 2-3 Versuchen zu meistern) und können ohne die passende, schnelle Reaktion von Sam nicht glücklich zuende gebracht werden. Andere Rätsel sind ebenfalls zeitabhängig, aber es geht dabei nur darum, daß ein gewisser Termin erreicht werden muß, um eine Handlung auszuführen.
Eine zweite wichtige Rätselkategorie sind die dialogbasierten Rätsel. Samuel muß wiederholt ausführlich mit jedermann reden und erhält nach und nach viele Mosaiksteine, die schließlich zur Aufklärung der mysteriösen Geschehnisse dienen. Gesprächspartner liefern nicht nur direkt Gegenstände sondern auch Informationen, nach denen Samuel weitere Ermittlungen anstellen oder Objekte finden kann. Andere Charaktere müssen nicht nur ausgehorcht, sondern auch abgelenkt oder überlistet werden. Keine dieser Handlungen geschieht aus heiterem Himmel ohne daß Samuel dazu einen Anstoß bekommen oder eine für den Spieler hörbare Überlegung angestellt hätte.
"The Black Mirror" enthält darüber hinaus noch eine gute Anzahl anderer Rätseltypen: Logikrätsel, Schieberätsel, Maschinenrätsel, Puzzles mit Papierschnipseln, ein Mini-Labyrinth, Kodierrätsel, Rösselsprung, ja sogar Wissensrätsel in dem wir die Lösung nicht dem Spiel sondern entweder unserem Gedächtnis oder einem Lexikon entnehmen können (aber mal ehrlich, welcher erfahrene Adventurefan kennt nicht mittlerweile die Anordnung unserer Planeten, der Sternzeichen, römischer Ziffern usw. im Schlaf?).
Außer den Wissensrätseln gibt es keine Aufgabe, die nicht durch Hinweise (und die sind immer dick und fett) im Spiel gelöst werden könnte. Außerdem bemerkt man die Mühe, alle aufkommenden Fragen vor, während und nach einer bestimmten Aufgabe durch Samuels Kommentare logisch zu erklären. Doch durch diese Bemühungen, so ganz auf Nummer sicher zu gehen, geht auch der Spielwitz ein wenig verloren. Wirklich harte Nüsse gibt es deshalb nicht, das Spiel bleibt auf seiner ganzen Länge von 30+ Stunden im leichten bis mittleren Schwierigkeitsbereich auch durch die weitgehende Linearität im Handlungsablauf und der Aufeinanderfolge der Rätsel.
Ich glaube, daß die Menge der Rätsel, ihre Logik, Vielfalt und ihre gute Einpassung in die Handlung die Mehrheit der Spieler äußerst zufrieden stimmen wird, auch wenn neue Ideen eher selten aufblitzen.
Sprache/Dialoge/Texte/Sound
Damit uns die umfangreiche Geschichte von Black Mirror erzählt werden kann, braucht das Spiel auch eine große Menge Text. Durch Dialoge mit anderen Charakteren und Samuel Gordons Gedanken erfahren wir das meiste. Darüber hinaus erhalten wir Informationen durch Dokumente, Tagebücher, Briefe und anderes schriftliches Material, das uns jeweils von Samuels Stimme, die dann in die des Autors übergeht, vorgelesen wird. Wem das eventuell zu langweilig wird, der kann die Untertitel lesen und die Sprachausgabe weiterklicken, muß aber immer Gefahr laufen, etwas Wichtiges zu verpassen.
Was einen wirklich bei der Vielzahl der Gespräche nerven kann, ist die Anlaufzeit, die alle Charaktere benötigen, bis sie sich im Zeitlupentempo dem Gesprächspartner zuwenden und den Mund aufmachen. Danach folgen sehr langsam und deutlich gesprochene Worte im Stil mancher Telesprachkurse (Peter, Paul and Mary are planning ...). Außerdem reden fast alle Charaktere mit einem geheimnisvollen Unterton, auch wenn es sich um ganz normale alltägliche Dinge handelt. Und auch Sam hebt die Stimme keinesfalls, wenn er einen Witz (über den Spieler) macht, z.B. nach vielen (eingeplanten) vergeblichen Versuchen, an ein Objekt zu kommen: "It wasn't really hard to pull it out."
Gut der deutsche Dialekt des Pathologen Dr. Heinz Hermann, der asiatische der Oberschwester und der stotternde Patient Ralph im Sanatorium. Die Stimmen bekommen unterschiedlichen Hall, ob man sich in einer Außenszene befindet, in einer Halle oder einem mit dicken Teppichen ausgelegten Zimmer. Genauso mit den Laufgeräuschen, selbst wenn man nur kurzfristig für ein zwei Schritte auf unterschiedlichem Bodenbelag läuft.
Die orchestrale Musik setzt immer wieder ein, wenn wir neue Szenen betreten, bei Filmsequenzen oder wenn die Spannung gehoben werden soll. Sie unterstützt die düstere und gruselige Atmosphäre ausgezeichnet. Ebenso ausgezeichnet die vielfältigen, gut passenden Geräusche. Tickende Uhren, tropfendes Wasser, Brunnenplätschern, Wind, knisterndes Feuer, Wolkenbrüche und erschreckender Donner in unregelmäßigen Abständen, Zischen, Türenschlagen, Vogelgezwitscher, Wiehern und Stampfen von Pferden, dazu summende Insekten und sehr viel mehr. Und wie bereits erwähnt, hat jeder Gegenstand, der von Samuel oder anderen Charakteren bewegt wird, sein eigenes Geräusch. Auch wenn die Sprachausgabe eher mittelmäßig ist, umso bestechender sind Musik und Geräusche.
Grafik
Die zahlreichen vorgerenderten Schauplätze in 800 x 600 sind eine echte Augenweide. Obwohl das Spiel im Jahr 1981 irgendwo an der englischen Küste spielt, ist die Zeit in Black Mirror und dem naheliegenden Dorf Willowcreek fast stehengeblieben. Kein Auto, keine gepflasterten Straßen, kein Radio oder Fernseher, selbst fließendes Wasser muß man im Schloß erst mal suchen. Es leben nicht viele Leute in dieser Einöde und Fremde verirren sich selten hierher. Alles wirkt wie vor hundert Jahren, wobei man den Stil von Schloß Black Mirror nicht wirklich festlegen kann, aber dafür hat sich auch zuviel über die letzten 800 Jahre getan, in der die Familie Gordon hier lebt und die Geschicke der Gegend bestimmt.
Auch wenn der Schloßgarten verwildert scheint, so ist bei Samuels Ankunft alles in ein warmes Licht getaucht, die Vögel Zwitschern und Schmetterlinge flattern munter über Sträuchern, dort wo sich vor kurzem Schreckliches ereignet hat. Weiden wiegen sich im Wind, Blätter fallen sanft zu Boden, eine wahre Idylle. Aber die gleichen Schauplätze, die wir im goldenen Sonnenlicht erleben dürfen, verändern sich zusehends, dunkle Wolken ziehen auf und je weiter wir im Spiel voranschreiten, desto mehr spiegelt sich die düstere Geschichte in der ebenso düsteren und drohenden Umgebung. Samuel ist auch bei Nacht unterwegs, in der die Szenen des Tages in ein unwirkliches Licht getaucht werden. Und dann noch der Regen, Blitz und Donner. Überall nur noch Pfützen und Matsch, aber die Atmosphäre wird nicht nur ungemütlich sondern langsam auch unheimlich.
Wir versuchen, den armen Samuel so schnell wie möglich wieder ins schützende Haus zu bugsieren, aber er hat immer wieder etwas draußen zu erledigen. Er muß vollkommen durchnäßt sein, auch wenn er sich schützend seine Kapuze überzieht. Klicken wir das Kaminfeuer in seinem Zimmer an, so erfahren wir wenigstens, daß er seine Kleidung dort über Nacht trocknet während er schläft und die Alpträume ihn (in kurzen, blutig-grusligen Videoszenen) heimsuchen.
Die wunderbare Hintergrundgrafik bietet dem Betrachter eine Menge von ebenso wunderschönen Details, die man untersuchen oder über die man seine Augen wandern lassen kann. (An zwei Stellen hat man für Porträtbilder den guten Bayernkönig Ludwig mißbraucht, und ich habe nur darauf gewartet, daß er sich anklicken läßt und auch als Verwandter der Gordons herausstellt, aber darauf hat man sinnvollerweise dann doch verzichtet.) Verändern wir etwas in der Umgebung, so bleibt die Veränderung - auch bei anderer Perspektive - erhalten. Animationen von Tieren, Wasser, Pflanzen und Wetter machen die Umgebung lebendig und zusammen mit der exzellenten Geräuschkulisse sehr glaubhaft.
Einige der Hintergründe sind nicht auf die Bildschirmgröße beschränkt sondern scrollen weich zur Seite, wenn wir unseren Hauptdarsteller weiter schicken. Dabei bewegt er sich hinter ebenfalls vorbeigleitenden Vordergründen, so daß eine plastische Wirkung entsteht. Auf die kleinen Dinge hat man besonders geachtet. Wenn Samuel in Seitenansicht Gegenstände einsteckt, dann hört man das nicht nur, sondern sieht auch, wie er sie in die Hand nimmt und dann in seiner Jacke verstaut. Sie verschwinden nicht einfach wie von Geisterhand wie z. B. in Baphomets Fluch 3.
Schlechter, da verschwommen, die Qualität der Videoszenen. Noch schlechter die Qualität der 3D-Charaktere, die nicht wirklich professionell wirken in ihrer Zeichnung und Bewegung. Da sie niemals in Großaufnahme (außer in den Videos) sondern immer nur aus einiger Entfernung als kleinere Gestalten zu erkennen sind, konnte man auf allzu deutliche Gesichtsausdrücke und andere Details verzichten. Aber auch die Silhouetten sind eher plump, mit abgerundeten Armen und Beinen wie sie Modelle aus Knetgummistangen haben. Sie sind zwar animiert und gehen alle ihren Tätigkeiten nach, aber wirklich lebensnah wirken sie nicht annähernd. Auch die Mundbewegungen passen selten genau auf den Text.
Keine Bugs
Das Spiel lief reibungslos und ohne Fehler.
Zusammenfassung
"The Black Mirror" ist ein solides, sehr unterhaltsames Adventure für erwachsene Adventurefans, denen es nichts ausmacht, abgetrennte Köpfe zu untersuchen oder das eine oder andere Grab zu öffnen. Die Diskrepanz zwischen der exzellenten Hintergrundgrafik und der wenig professionellen Charaktergrafik und die ausdrucksarme, lahme Sprachausgabe sind zu verschmerzen, da man von Story, Rätseln und Atmosphäre im Gegenzug enorm gefesselt wird.
Gesamtwertung NA-Version: 82%
Addendum: Die deutsche Version Die deutsche Version von "Black Mirror" wurde von Publisher dtp erwartungsgemäß mit einigen Verbesserungen versehen: Wartezeiten wurden verkürzt, einige kleinere Engine-Bugs ausgemerzt und ein Pseudo-Dead-End entfernt: Letzteres war meiner Meinung nach nicht nötig, hätte aber vielleicht den einen Spieler oder die andere Spielerin eventuell frustrieren können, die nicht in regelmäßigen Abständen speichern.
Tiefgreifender und wirklich den Spieleindruck deutlich verbessernd ist die deutsche Synchronisation, wie immer glänzend von dtp und Toneworx in Szene gesetzt. Der durchweg ausgezeichneten 25köpfige Sprecherriege voran geht David Nathan, u. a. die deutsche Stimme von Johnny Depp. Mir persönlich klang auch gleich Gernot Endemann (Sohn der "Unverbesserlichen") im Ohr als Detective Collier.
Die geringen Textänderungen konnten nicht die abschließende Enttäuschung verhindern, die durch Unstimmigkeiten im Ablauf auch schon in der englischsprachigen Version auffielen. Wie bereits dort erwähnt, wird man zwar durch eine extrem spannende Geschichte geführt und dabei 'totsicher' seinen Spaß haben, aber sich trotzdem am Ende die Augen wischen, den Kopf schütteln und sagen: so kann es einfach nicht gewesen sein! In Johnny Depps nächstem Film (Secret Window) wird sein Gegner sagen: "Auf das Ende der Geschichte kommt es an!" und deshalb gibt es 'nur' eine
Gesamtbewertung
der deutschen Version von 87%
Übrigens beachte man im deutschen Handbuch den Hinweis auf dtp's nächsten Coup, den im Oktober 2004 erscheinenden Zukunftsthriller "The Moment of Silence".
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Pentium II 400 MHz
- 64 MB RAM
- 12fach CDROM-Laufwerk oder DVD
- DirectX 7.1+
- Windows 98/2000/ME/XP
- 4 MB DirectX-kompatible Videokarte
- DirectX-kompatible Soundkarte
- 2 GB freier Platz auf der Festplatte
- Maus, Tastatur, Lautsprecher
Gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Samuel Gordon
Black Mirror Castle
Cathrins Tod ist der Grund, warum Samuel seine Heimat verlassen hat
Alte Chroniken
Zunächst untersucht Sam alle Räume des Schlosses
Der verfallene Flügel des Schlosses erweckt traurige Erinnerungen
Überall kann man Brauchbare Dinge finden
Mit der Karte gelangt man schnell von Ort zu Ort
Bates, der Butler, ist besorgt um Samuel
Einer der blutigen Alpträume, die Samuel heimsuchen
"The Three Kegs" ist der Treffpunkt im Dorf
Die Inventarleiste wird nur sichtbar, wenn man sie mit der Maus ansteuert
Untertitel erscheinen ebenfalls in dem Streifen am unteren Bildschirmrand
Der Pferdestall
Im Keller des Schlosses lagern nicht nur Weinfässer
In der Kneipe erfährt man den neuesten Klatsch
Die Kirche von Warmhill gehört ebenfalls zu Black Mirror
Ein Schieberätsel
Game Over
Durch Zufall ist Sam in den Minen gelandet
Ein kurzer Besuch bei der waliser Verwandschaft
Und nachts geh'n wir in die Krypta
Einer von Sams Vorfahren
Im Sanatorium des Onkels
Wer beobachtet hier wen?
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 28. Dezember 2003