The Martian Chronicles

Adventure für Einsteiger

Eine gute Romanvorlage garantiert noch lange kein adäquates Spiel. Das Adventure zu den »Mars-Chroniken« verheißt allenfalls eine erholsame Tiefschlafphase.

Der Alptraum ganzer Germanisten-Generationen nimmt konkrete Formen an: Science-Fiction etabliert sich als dauerhaftes Ästlein am Baume der Weltliteratur. Über Klassiker wie Ray Bradburys »Mars-Chroniken« referieren erwachsene Menschen mittlerweile ehrfurchtsvoller als über so manche seriöse Schwarte. In den USA war SF schon immer ein bißchen mehr Mainstream als im selbsternannten Kulturbollwerk Europa. Insofern ist die interaktive Huldigung der Romanreihe »Mars Chronicles« fast schon überfällig.


Am unteren Bildschirmrand sind Schalter für
wichtige Hilfsmittel untergebracht. Ein
Lämpchen verrät, ob sich der Einsatz am
momentanen Schauplatz lohnt.

Das Video-Interview mit Schriftsteller
Ray Bradbury ist ein gefundenes Fressen
für SF-Fans.

Byron Preiss hat sich den Autor Ray Bradbury geschnappt und ein Interview per Videoclip festgehalten. Eigentlicher Mittelpunkt der CD-ROM ist jedoch ein »interactive Adventure« — und hier fangen die Probleme an. Ich sehe förmlich den Projektleiter uninspiriert mit den Klarsichthüllen rascheln, als ihm sein Boß die Nachricht »Du machst jetzt das Bradbury-Spiel!« mitteilt. Ein kurzer Blick in die Verkaufscharts, dann steht das Konzept der Güteklasse »Myst auf dem Mars«. Die Story ist durch die Buchvorlage grob vorgegeben: Auf dem Mars landen in naher Zukunft die Menschtein und stolpern dabei über Relikte einer uralten Kultur. Staun! Wir erforschen die frisch ausgebuddelte Stadt Xi, einen Archiv-Vorort der entschwundenen Ureinwohner.


Der Scanner übersetzt die rätselhaften Runen.

Sie klicken sich durch eine Ansammlung hochauflösender Standbilder, finden alle Jubeljahre mal einen Gegenstand und orientieren sich anhand einer groben Übersichtskarte. Funde werden gescannt, analysiert und im Raumschiff verwahrt. Hier lädt man auch die Energie für seinen Anzug wieder auf, bevor es zurück in die marsianischen Ruinen geht. Wenn der Einsatz eines Hilfsmittels sinnvoll ist, blinkt es verräterisch in der Menüleiste. Meist wird der Scanner bemüht, um das antike Gekritzel zu übersetzen. Wem selbst die wenigen (dafür umso abstrakteren) Puzzles zuviel sind, hält sich an ein Textfile, das bei der US-Version reichlich Tips für das ganze Spiel spendet. (hl)

Heinrich Lenhardt: 2 von 5 Sternen

Die der Schokoriegel-Werbung entliehene Mobilisierungsversprechung bezüglich "Mars" läßt sich kaum auf dieses Adventure für Scheintote übertragen. In (mich langsam annervender) Myst-Manier rucken wir von einem sterilen Standbild zum anderen. Munter klickt man den Scanner an, der Inschriften übersetzt und versteckte Gegenstände ortet. Gibt es mal so etwas ähnliches wie ein Puzzle zu bestaunen, ist Liebe zu abstrakten Logeleien gefragt. Das erinnert mich streckenweise eher an eine Geometrie-Prüfung als an ein saftiges Abenteuerspiel.

Martian Chronicles ist so trocken und atmosphärearm, wie man das vom Mars auch erwarten darf. Von der lalligen Soundkulisse eingelullt, stolperte ich leicht lustlos von einer Hütte zur anderen. Erklärte Fans der Buchvorlage können sich vielleicht an den Handlungsfortschritten im Spielverlauf erfreuen. Nach objektiven Adventure-MAßstäben sind die phantasielosen Mars Chronicles aber eine ziemlich luschige Angelegenheit.

RAY BRADBURY‘S THE MARTIAN CHRONICLES

  • Hersteller: Byron Preiss/Simon & Schuster
  • Betriebssystem: Windows 3.1 & 95
  • Sprache: Englisch
  • Präsentation: Durchschnitt
  • Spieltiefe: Schlecht
  • Ausstattung: Schlecht
  • Komfort Durchschnitt

PC PLAYER 9/96

 

 

 

Adventure-Archiv 21-05-02

 

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