Kingdom O' Magic

Boris Sander rettet den Drachen, klaut die Prinzessin und tötet den Schatz - oder so ähnlich!

Achtung, Achtung! Bitte schnallen Sie sich an, stellen Sie das Rauchen ein und entspannen Sie Ihre Lachmuskeln, in wenigen Minuten landen wir im Kingdom O‘Magic, einem Ort, wie ihn sich nur leicht abgehobene Programmierer ausdenken können. Bevor ich mit der Beschreibung beginne, sollte ich Ihnen vielleicht sagen, was Kingdom O‘Magic nicht ist: In KOM müssen Sie keine Prinzessin wach küssen, keine Drachen besiegen und keine Festung erobern. Hier läuft alles ein wenig anders, als Sie es möglicherweise gewohnt sind.
In dieser Mischung aus Adventure und Fantasy-Rollenspiel sollten Sie vorsichtshalber ein paar Taschentücher bereithalten, weil Sie vor Lachen den Bildschirm nur noch tränenverschwommen erblicken können. Eine deftige Portion Comedy sorgt dafür, daß wirklich kein Auge trocken bleibt.

Welchen hätten‘s denn gern?
Bevor Sie sich auf die Reise begeben können, müssen Sie sich zwischen zwei Spielfiguren entscheiden. Sidney, der Schlangenmann, sieht mit seinem einzigen Zahn im Maul richtig niedlich aus., hat es aber faustdick hinter den Ohren. Er ist ein Mann der Tat, der erst zuschlägt und dann fragt, worum es überhaupt geht. Eine leckere Alternative ist Shah-Ron, eine blonde Mega-Frau, die vor Sex-Appeal nur so strotzt. In Ihrem roten Mini sieht sie so richtig zum Anbeißen aus.
Hier schon mal ein kleiner Tip: Wenn sie sich nach einem Gegenstand bückt, riskieren Sie mal einen Blick auf ihr entzückendes Hinterteil. Na, welche Farbe hat der Slip denn? Obwohl Shah-Ron alle Kriterien einer Blondine rein äußerlich erfüllt, so weiß sie doch ganz genau, was sie möchte.
Sidney und Shah-Ron sind zwei völlig gegensätzliche Charaktere, die dem Spielverlauf eine eigene, besondere Note verleihen. Nachdem Sie sich endlich entscheiden konnten, welche Figur Sie ins Rennen schicken, müssen Sie schon wieder eine folgenreiche Entscheidung treffen. Drei verschiedene Abenteuer warten auf Sie: da wäre das gute, altmodisch-traditionelle Adventure, in dem Sie den Drachen retten, die Prinzessin stehelen und den Schatz töten müssen.
Das Dumme dabei ist, daß es in dem Spiel gar keine Prinzessin gibt, aber Ihnen wird sicherlich etwas einfallen. Ihre Aufgabe ist es, das Königreich zu durchforsten, angreifende Monster zu bekämpfen und Sachen, die falsch laufen, wieder gerade biegen. Dieses Abenteuer ist gerade für Einsteiger interessant, denn der Schwierigkeitsgrad ist wirklich sehr einfach.
Das zweite Abenteuer isst schon etwas kniffliger. Es nennt sich The Magnificant 7/11 Quest. Eine bevorstehende Invasion bedroht das Königreich. Gerade Sie wurden auserkoren, das idyllische Örtchen zu retten. Sie können sieben bis elf der stärksten Kreaturen anheuern, die Ihnen über den Weg laufen und Ihnen helfen, das Königreich zu verteidigen. Shah-Ron hat einmal gesagt, die erste Aufgabe sei zu einfach, die dritte zu schwer und diese zweite sei genau das richtige für Sie. Nun denn, sehen Sie selbst!
Das dritte Abenteuer ist zweifelsohne das schwierigste und - mit Verlaub gesagt - abgefahrenste Abenteuer von Kingdom O'Magic. Es heißt The Bizzare and Slightly Twisted Quest. Wie wahr, wie wahr! Man sagt, wenn jemandem Kingdom O‘Magic überdrüssig wird, dann ist er auch das Lebens überdrüssig. Und wenn er seines Lebens überdrüssig ist, dann ist er bereit für The Bizzare and Slightly Twisted Quest. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung der Zivilisation, so wie wir sie kennen, zu verhindern. Dazu müssen Sie die Lava-Lampe finden und den Gott der Finsternis dahin zurückschicken, wo er herkommt. Also, atmen Sie tief durch und entscheiden Sie sich, welcher Aufgabe Sie gewachsen sind.

Alles fauler Zauber
Alle drei Abenteuer spielen natürlich in der gleichen Stadt. Nachdem Sie heruntergebeamt worden sind, erkennen Sie eine krabbelnde Hand auf dem Bildschirm. Keine Sorge, hier will Sie niemand kraulen, damit steuern Sie Ihren Helden durch die Landschaft. Bewegen Sie die Hand über ein Objekt, das bei näherer Betrachtung vielleicht etwas Erstaunliches zutage bringt, bekommt die Hand einen Stromschlag und ist von kleinen Blitzen umgeben.
Drücken Sie mit der Maustaste auf dieses Objekt, erscheint ein Auswahlrad, welches die Aktionen, die Sie mit diesem Objekt vorhaben, feilbietet. Hier können Sie die Fee verzaubern, die Statue interviewen, den Drachen untersuchen und dem König eins hinter die Löffel geben. Apropos Fee: Wegen dieser lächerlich-harmlosen Märchengeschichten, die uns in früher Kindheit vorgelesen wurden, haben wir jedesmal positive Assoziationen, was das Wort Fee betrifft. Ergo darf man sich auch was wünschen - dachte ich zumindest.
Als ich die Fee so von der Seite angehauen habe, sie möge mir doch endlich einen Wunsch erfüllen, wurde aus der Fee doch plötzlich ein Hulk oder was noch schlimmeres. Jedenfalls war hinterher die Hälfte meiner Lebensenergie weg. Tja, Feen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Zumindest haben wir daraus gelernt, daß die Dinge in Kingdom O‘Magic nun mal etwas anders laufen. Außerdem müssen Sie sich daran gewöhnen, daß der Erzähler der Geschichte, dem Sie am Anfang des Spieles begegnen werden, ab und zu seinen Kommentar zu einer Spielsituation vom Stapel lassen wird. Zum Beispiel gibt es eine Person, die nunmehr ihr Dasein in Gestalt einer Steinfigur fristet und auf einer Bank sitzend durch ein Fernglas blickt. Weit und breit ist nichts anderes zu sehen als ein Stein in einem kleinen, munteren Bächlein, der - genauer betrachtet - uns als Wal verkauft werden soll.
Nun sitzt diese Person also da, und sonst ist nichts. Was wollen die Programmierer uns damit sagen?
War es vielleicht ein Spanner, der die Hydra bei Ihrer morgendlichen Toilette beobachtet hat? Nun, ich möchte hier nicht zu viel verraten, finden Sie es doch einfach selbst heraus. Wenn dann die Nacht angebrochen ist, und das
schwarze Firmament sprichwörtlich vom Himmel fällt, dann ist Show Time angesagt, und die kleine Disco lockt mit ihren dumpfen Bässen zu einem kleinen Tänzchen.
Wie es sich für eine ordentliche Disco gehört, gibt es darin auch einen Disco-King, natürlich muskelprotzend und Hemd bis zum Bauchnabel aufgeknöpft; man muß ja schließlich seinem Klischee gerecht werden. Shah-Ron ist schon ganz wild auf den Burschen und möchte am liebsten sofort mit ihm zum Hinterausgang. Aber der Junge ist schüchtern und traut sich nicht so recht. Da man ja schließlich emanzipiert ist...

Parlazzo repressibile
In Kingdom O‘Magic laufen über 90 mehr oder weniger intelligente Charaktere herum, mit denen Sie sich unterhalten können. Dazu erscheinen mehrere Auswahlsätze am unteren Bildschirmrand, zwischen denen Sie wählen können. Je nachdem, wie geschickt Sie sich ausdrücken, können Sie Ihrem Gegenüber so manche Uberraschung entlocken.
Die Grafik zu Kingdom O‘Magic wurde komplett auf Silicon Graphics Maschinen gerendert und auf den PC portiert. Zwar ist die Auflösung nur in Standard-VGA, aber es sieht wirklich beeindruckend aus, was sich da so auf dem Bildschirm abspielt. Insgesamt gibt es 105 Orte zu entdecken und zu erkunden. Kingdom O‘Magic bereitet über mehrere Monate hinweg viel Spielfreude, zumal kein Abenteuer dem anderen gleicht. Dieses Spiel vermag selbst dem ernsthaftesten Ernst noch Lachtränen in die Augen zu treiben.

Hersteller: SCI/Softgold

Mindestanforderungen:
486/66, 8 MB RAM, 2x CDROM-Laufwerk, VGA, läuft mit allen gängigen Soundkarten, Maus

Pro
Herzzereissende Gags
Tolle Animation
Witzige Sprachausgabe
Viel Abwechslung
Drei verschiedene Spielabläufe

Kontra
Mit 2x-Speed-CDROM zu langsam

Bewertung: 85%

PC POWER MAI 1996

 

 

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