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Keepsake
Erscheinungsdatum deutsche Version: 11/2005
Entwickler: Wicked Studios
Publisher: Frogster Interactive
Spielsprache: DeutschPEGI: 7+
USK: ab 6 JahrenDownload Patch 15 MB
Ein Review von André 14. Dezember 2005
Das neuformierte Entwicklerstudio Wicked Studio, das sich zum Teil aus ehemaligen Mitarbeitern anderer Firmen zusammensetzt, hat sich mit dem ersten Adventure "Keepsake" viel vorgenommen. Denn vorab ließen sie in einem Interview mit dem Adventure-Treff verlauten, man habe sich bei dem Spiel von Klassikern wie Baphomets Fluch, Quest for Glory und der King´s Quest Serie inspirieren lassen. Im Gegensatz dazu habe bei den Rätseln auch die Myst-Reihe als Vorbild gedient. So ungefähr war der Wortlaut. Na, das ist mal eine Mischung, die zumindest interessant zu werden verspricht. Denn dieses sind nicht die unbedeutendsten Namen. Und tatsächlich scheint das Konzept zu funktionieren, denn die kurze Vorabdemo vermittelte tatsächlich sofort das Flair alter King's-Quest-Spiele im neuen Gewand und hinterließ bei mir einen positiven, äußerst vielversprechenden Eindruck, so dass ich mich schon sehr auf das Spiel gefreut hatte.
Geschichte
Lydia ist eine liebreizende aber auch beherzte junge Frau, die sich auf den Weg macht, um sich bei der Zauberakademie als Schülerin einzuschreiben. Dort angekommen ist das Tor für sie erst einmal verschlossen. Nachdem es ihr trotzdem irgendwie gelingt, es zu öffnen, muss sie feststellen, dass die Akademie auf unerklärliche Weise völlig verlassen ist, da alle Personen, angefangen von den Lehrern, den Schülern bis hin zum Hausmeister verschwunden sind. Beim Absuchen der näheren Umgebung trifft sie im Wald zumindest auf den Händler Mustavio und in der Akademie auf "Zak", der vorgibt, ein zum Wolf verzauberter Drache zu sein. Er begleitet von nun an Lydia auf ihrer Suche nach den vermissten Bewohnern der Akademie. Soweit die Rahmenhandlung.
Nach und nach erfahren wir zum Beispiel in Rückblenden immer mehr über Lydia und ihre verschollene Freundin Celeste, die sie sucht, und die schicksalhaften Erlebnisse, welche die beiden seit ihrer Kindheit verbindet oder was es mit Zak nun tatsächlich auf sich hat. Denn der ist recht geschwätzig und verplaudert sich ständig, da er scheinbar auch nicht das ist, was er vorzugeben scheint und wieder werden will - nämlich ein stolzer Drache. Die Geschichte wird spannend erzählt, da man in kleinen Häppchen immer mehr von den Ereignissen aus der Vergangenheit Lydias und ihrer Freundin Celeste erfährt, während "Keepsake" gleichzeitig auch genauso viele sehr amüsante Elemente hat, wenn man beispielsweise die Gespräche zwischen Lydia und dem ständig flunkernden Zak verfolgt.
Fehler
So sehr mir "Keepsake" auch gefällt, selten konnte man so viele Beiträge von Spielern in den Foren lesen wie zu diesem Spiel. Und hier können wir zwischen zweierlei Arten von Fehlern differenzieren: Zum einen hätten wir die klassischen technischen Fehler. Da reicht die Palette von Fehlern bei der Darstellung bis hin zu Abstürzen. Andere Spieler erhalten Fehlermeldungen, dass eine CD nicht im Laufwerk sei und so weiter und so fort. "Keepsake" gibt sich in dieser Beziehung ganz schön erfinderisch und facettenreich.
Und da gibt es noch die zweite Kategorie von Fehlern, die eine völlig andere Qualität besitzt, aber auch nicht wirklich begeistert. Man spielt also das Spiel von Anfang an mehrere Stunden und ist froh und glücklich mit sich und der Welt im Einklang - bis zu einem gewissen Zeitpunkt: wenn man nämlich feststellt, dass man in eine Sackgasse geraten ist und den ganzen Driss noch einmal spielen darf. Respekt, auch das hatten wir schon lange nicht mehr - vor allem nicht in dieser Ausprägung. Zumal dieser ärgerliche Fehler ja nun wirklich vermeidbar gewesen wäre. Aber zumindest wurde sehr schnell reagiert - ein Patch ist schon vorhanden und damit dürften hoffentlich die gröbsten Fehler beseitigt worden sein. Ich möchte ebenfalls fairerweise nicht unerwähnt lassen, dass das Spiel auf meinem Rechner sehr stabil und vorbildlich fehlerfrei lief und ich auch glücklicherweise nicht in die besagte Sackgasse gestolpert bin. Kommen wir daher schnell zu positiveren Dingen, wie zum Beispiel der ...
Grafik
Ja, so müssen Fantasy-Adventures aussehen, nämlich mysteriös und märchenhaft! Zwar ist Keepsake nicht ganz so detailliert und aufwändig animiert wie andere aktuelle Spiele, also wie beispielsweise das grafisch perfekt und toppaktuell inszenierte Still Life. Den Figuren fehlt es zum Beispiel an Mimik.
Die Zwischensequenzen wurden noch etwas spärlich animiert, da sie aus mehr oder weniger starren Bildern zusammengesetzt wurden, Aber das fällt erstaunlich wenig ins Gewicht, denn es zählt der Gesamteindruck und der gefällt mir sehr. Viele Details wurden schon sehr schön animiert und beleben die Kulisse. Am gelungensten ist alles, was mit bewegtem Wasser zu tun hat, wie ein Wasserfall, überall sprudelnde Brunnen und Speier oder ein rauschender Fluss, der sich durch einen Waldabschnitt schlängelt.
Der Grafikstil ist wirklich sehr schön und in sich stimmig. Es werden Erinnerungen wach an Märchenbücher und tatsächlich auch an die King´s Quest- oder die Kyrandria-Serie, da auch der Stil, also wie die Landschaften und Ansichten konzipiert wurden, ein wenig an jene Spiele erinnert. Zudem stimmt er mit dem Bild in meinem Kopf erstaunlich überein, wenn ich an Fantasyadventures denke.
Es tauchen ein paar markante Charaktere auf, wie ein fahrender Händler, der mit seiner Kutsche durch die Lande zieht, ein sprechender Baum und einige wenige andere Figuren, die hervorragend in ein Fantasyspiel passen. Allerdings kann man die Menge der Charaktere leider an einer Hand abzählen und somit bleiben die Schauplätze sehr karg und leer. Trotzdem haben Wicked Studios eine eigene Traumwelt erschaffen mit einem zauberhaften Wald, den merkwürdigen Statuen und natürlich nicht zu vergessen dem Hauptschauplatz, einem riesigen Schulgebäude.
Sound
Einen grossen Beitrag zum überzeugenden Eindruck des Spiels liefert die deutsche Synchronisation. An erster Stelle ist die Stimme der mutigen Lydia zu nennen, die man nicht hätte besser besetzten können. Sie hat eine wirklich fesselnde und einfach nur zuckersüße Stimme. Nicht weniger gut und vor allem markant die Stimme des ängstlichen "Partners" Zak, der die zweite Hauptrolle einnimmt. Die Stimmen der beiden vermitteln die jeweiligen Charaktereigenschaften des Duos und ergänzen sich hervorragend. Sie machen vieles wett, was den Figuren an Mimik fehlt. Überhaupt leisten alle Synchronsprecher hervorragende Arbeit.
Die Musik nimmt sich zwar zurück und unterstützt die Atmosphäre oft unterschwellig, weiß im passenden Moment aber auch etwas lauter zu werden und damit gekonnt Akzente zu setzten. Es werden oft ruhige, an Filmmusik erinnernde Themen mit klassischen Instrumenten gespielt, die wie gesagt auch mal etwas bombastischer ausfallen können.
Rätsel
Es tauchen nicht nur recht wenige Personen auf, die Akademie ist auch gigantisch. Die Entfernungen zwischen den im Spiel auftauchenden Figuren, aber auch zwischen vielen relevanten Spielelementen sind riesengroß. Das bedeutet, dass wir lange Strecken zurücklegen müssen, wodurch das Spiel oft sehr langatmig wird. Ein erheblicher Teil der Aufgaben besteht schon mal darin, sich in der riesigen, verschachtelten Akademie zurechtzufinden. Wir werden permanent von A nach B geschickt und wer mit so einem unglaublichen Orientierungssinn wie ich ausgestattet ist, male sich am besten direkt einen Plan der Akademie. Denn gegen dieses verschachtelte Gebäude wirkt die Uni Essen beispielsweise wie ein beengtes Apartment. In einen selbstgezeichneten Plan lassen sich auch direkt ein paar Notizen machen, wo man noch was zu erledigen hat, denn die Aufgaben werden immer umfangreicher.
Die Rätseldichte ist extrem hoch und die Rätsel an sich sind wie geschaffen für Leute, die Eignungstests für handwerkliche Berufe, bei denen es beispielsweise darum geht, Zahnräder in der richtigen Richtung zu bewegen, als erste mit einem überzeugenden, weil wissenden Gesichtsausdruck dem Prüfer mit der richtigen Lösung zurückgeben. Sprich: Viele Rätsel bestehen darin, öfter mehr und selten mal weniger komplizierte mechanische Geräte zu benutzen. Diese Aufgaben sind eigentlich ziemlich abwechslungsreich und so gibt es auch Hebel- und Schalterrätsel in allen Variationen, z. B. eines, bei dem wir einige Brückenelemente über mehrere Etagen so bewegen müssen, dass wir ein vorgegebenes Ziel erreichen. Ein Inventar gibt es zwar theoretisch, aber die darin befindlichen Gegenstände werden automatisch an der richtigen Stelle benutzt. Wenn wir also beispielsweise einen Schlüssel finden, reicht es, wenn wir wissen, wo wir ihn benutzen müssen. Wir müssen dann nur noch die richtige der (zahlreichen) Türen anwählen, und schon öffnet sich diese automatisch.
Allerdings fand ich den Schwierigkeitsgrad generell viel zu hoch und etwa ab der zweiten Hälfte des Spiels gelangt man in einen weiteren Bereich der Akademie, der noch verschachtelter ist und ich gestehe, spätesten zu diesem Zeitpunkt die Lösungshilfen regelmäßig benutzt zu haben, da die Wege immer komplizierter, die Rätsel damit einhergehend auch immer schwieriger und abstrakter wurden und mich daher nicht zuletzt auch die Motivation und das Durchhaltevermögen immer mehr verließen. Zusätzlich waren einige Rätsel auch noch durch langatmig animierte, immer wiederkehrende Sequenzen so zäh, daß sie die Geduld des Spielers bis aufs Äußerste strapazierten. Geduld, über die zumindest ich nicht verfüge.
Handhabung
Die Einführung ist ganz hervorragend gelungen, denn noch bevor wir anfangen zu rätseln, treffen wir erst einmal auf Mustavio, einen äußerst temperamentvollen, gutmütigen aber etwas zu geschäftstüchtigen fahrenden Händler, der uns zunächst mit den Grundfunktionen der Steuerung vertraut macht. Und da man alles direkt von dem netten Mann erklärt bekommt und wir uns durch innovative und einfachste Point+Click-Steuerung durch die Geschichte bewegen, muss ich auch nicht genauer auf jede einzelne Funktion eingehen.
Allerdings gibt es noch ein paar Sonderfunktionen. Zunächst einmal fällt da das Benutzermenü auf, welches trotz seiner relativ vielen Funktionen praktisch, übersichtlich und recht platzsparend unten links auf dem Spielfeld angelegt wurde. Es beinhaltet zum Beispiel ein Symbol mit einem Fragezeichen. Klicken wir dieses an, bekommen wir bis zu drei Hilfestellungen. Wenn wir dann immer noch nicht weiterkommen, können wir ein Rätsel notfalls auch vom Spiel lösen lassen. Eine ähnliche Funktion gab es früher auch schon gelegentlich. Ich erinnere mich spontan an das traumhafte "Torin's Passage" von Sierra. Wie standhaft man ist, nicht bei jedem kleinen Hänger gleich hineinzuschauen, bleibt jedem selbst überlassen, aber angesichts der Tatsache, dass "Keepsake" alles andere als einfach ist, dürfte dieses unscheinbare Fragezeichen für viele Spieler eine nicht unerhebliche Rolle einnehmen. Ich möchte mich da gar nicht ausschließen.
Ebenfalls im Menü befinden sich noch weitere Schaltflächen - bei einer kann man bereits gesehene Sequenzen noch mal betrachten, eine ist für die Speicher- und Ladefunktion zuständig, eine weitere für Unterlagen welche man im Laufe des Spiels findet und natürlich eine für die Optionen wie Lautstärke etc..
Manches konnte mich noch nicht hundertprozentig überzeugen. Zum Beispiel das Speichersystem. Denn einige Dinge haben sich im Laufe der Adventureevolution einfach bewährt und bedürfen eigentlich keiner Neuerung. Dazu gehört das einfache aber praktische Speichern und Laden auf den vorgesehenen, beschreibbaren Speicherplätzen. Bei "Keepsake" hingegen ist es z. B. umständlich, dass man nicht laden kann, ohne vorher das komplette Spiel zu verlassen. Außerdem ist es verwirrend, dass die Spielstände in zwei Untermenüs unterteilt sind. So richtig begriffen habe ich es bis zum Schluss nicht, aber es ist so gut wie unmöglich, einen alten Speicherstand gezielt wiederzufinden.
Ansonsten ist die Handhabung gelungen und sehr einfach. Was mich allerdings viel mehr stört, ist, dass man Szenen bei den wirklich weiten Wegen, die man zurücklegen muss, nicht direkt per Doppelklick verlassen kann.
Fazit
Was will man mehr? Na gut, vielleicht ein Spiel, welches stabil läuft und uns nicht stundenlang in eine merkwürdige Sackgasse laufen lässt, aus der man dann nicht mehr rauskommt? Sicher. Aber es wurde sehr zügig reagiert und ein Patch bereitgestellt, und damit dürften die gröbsten Probleme beseitigt sein. Die beiden Hauptcharaktere Lydia und ihr Freund Zak passen wunderbar zusammen. Die Dialoge sind äußerst amüsant und es bereitete mir sehr viel Freude, zu beobachten wie die beiden gegensätzlichen Typen sich arrangieren und langsam zueinander finden, auch wenn ihre Beziehung immer wieder durch kleine Zwistigkeiten getrübt wird. Die überzeugende, märchenhaft wirkende Grafik, eine sehr lange Spielzeit und nicht zuletzt die brillanten Synchronsprecher tun ihr Übriges und vervollständigen den überwiegend positiven Gesamteindruck.
Andererseits - je weiter man im Spielgeschehen vorankommt, desto mehr stellt man fest, dass man die meiste Zeit nur noch damit verbringt, durch das menschenleere Gebäude zu tapern bzw. per Teleporter zu düsen und den richtigen Raum zu suchen, wo dann das nächste happige Rätsel wartet. Denn die Rätsel wurden mit zunehmender Spieldauer sicher nicht nur mir oft zu abstrakt und ließen mich verzweifeln. Ich gehe davon aus, dass nur die wenigsten "Keepsake" durchspielen werden, ohne nicht zig Male die integrierte Lösungshilfe zu benutzten. So was frustriert und zudem zieht sich dadurch auch die eigentlich gelungene Handlung in die Länge. Allerdings wird "Keepsake" dadurch aber gerade auch den einen oder anderen Spieler ansprechen, welcher sonst eher unbesiedelte Ego-Adventures bevorzugt, da dem Spiel tatsächlich der Spagat gelingt, die Grafik und Atmosphäre klassischer Adventures im Kings Quest-Stil mit den oft knackigen Rätseln mystischer Egospiele zu verbinden. Zumindest für diesen Spielertyp kann ich für "Keepsake" eine glatte Kaufempfehlung aussprechen, ansonsten hinterlässt es einen von der Umsetzung her absolut überzeugenden, aber von den Rätseln ambivalenten Eindruck.
Gesamtwertung: 73%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Systemvoraussetzungen:
- Windows ME/2000/XP
- Pentium III oder AMD Athlon 1 GHz
- 256 MB RAM (512 MB für XP)
- 4x CDROM/DVDROM-Laufwerk
- ca. 700 MB freier Festplattenplatz
- 32 MB 3D-Grafikkarte (nVidia GeForce oder ATI)
Gespielt unter:
- Win XP
- AMD Athlon XP 1800
- 512 MB RAM
- Grafikkarte Radeon 9200 Series
- DVD-Laufwerk
Festplatte 60 GB
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Copyright © André für Adventure-Archiv, 14. Dezember 2005