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König Artus - Die Ritter der Tafelrunde

von Cryo Legend / Wanadoo

Ein Review von Ulrich Wintrich   14. Dezember 2000
(Herzlichen Dank an Marlene für ihre hilfreiche Unterstützung)

 

"König Artus- Die Ritter der Tafelrunde" ist mittlerweile schon das dritte Spiel der Cryo-Legend Serie, also war ich einerseits gespannt, ob man aus den Fehlern der Vorgänger "Zeitmaschine" und "Odyssee" gelernt hat, und andererseits skeptisch angesichts der Tatsache, daß bereits für Mitte 2001 eine Fortsetzung angekündigt wurde.

Inhalt

Britannien befindet sich im Mittelalter nach dem Zerfall der römischen Herrschaft in einem desolaten Zustand zwischen alten keltischen Bräuchen und dem zunehmenden christlichen Glauben. König Artus und seine Ritter der Tafelrunde sind bestrebt, die gespaltenen Königreiche wieder zu vereinen, sowie gleichzeitig die barbarischen Angriffe der Sachsen abzuwehren.

Bradwen - unehelicher Sohn eines Britenkönigs - will das Schicksal seiner Familie gegen den niederträchtigen Halbbruder und Thronfolger sowie dessen Verbündete verteidigen, seinen rechtmäßigen Platz an der ritterlichen Tafelrunde einnehmen und somit für Ehre und Gerechtigkeit sorgen.

Dazu muß er fünf Aufgaben bewältigen, die jeweils wiederum in fünf bis sechs (am Ende sogar zehn) Kapitel unterteilt sind. Jede Aufgabe findet an einem Hauptort mit mehreren Nebenschauplätzen statt: in der verschneiten Winterlandschaft des Königreichs der Atrebaten, in der verzauberten Welt der Feen und Götter von Avalon, im mystischen Wald der Zauberer von Arden, in den martialischen Ruinen und Gruften der verfallenen Römerstadt Magovenium, auf der alten Römerstraße mit der Festung Tintagel und bei den Lagern der intriganten Könige und Kriegsherren von Camelot.

Daneben gibt es noch einige weitere Schauplätze, zwischen denen Bradwen ständig hin und her wandern muß, denn schließlich hat er es bei seinem Vorhaben sowohl mit Göttern, Feen und Zauberern, wie auch mit dem Teufel, schwarzen Rittern und bestialischen Ungeheuern zu tun.

Steuerung

Die Steuerung erfolgt fast ausschließlich über die Tastatur, und trotz eines umfangreichen Options-Menüs sind die Untertitel nicht ausblendbar. Eine Weiterentwicklung von Spiele-Software sollte meiner Meinung nach davon ausgehen, daß 99 % aller Adventure-Gamer sowohl über eine Maus als auch über Lautsprecher verfügen.

Beim Inventar hat man sich dafür etwas Neues einfallen lassen. Es besteht aus drei Teilen, - Objekte, Subjekte und Ziele - wird über die Maus gesteuert, ist aber ein wenig umständlich zu handhaben. Auch die Programmierer hatten damit wohl offenbar einige Probleme, man hätte sich an anderer Stelle ein wenig mehr Innovation gewünscht.

Bradwen bewegt sich stets in der Dritten-Person-Perpektive, die 3D-Grafiken wirbeln ständig unkontrollierbar um ihn herum und lassen sich nicht aktiv steuern wie z.B. bei der Omni-Technik von "Atlantis" oder "Faust", sondern folgen demselben Algorithmus wie bei der "Zeitmaschine" oder "Odyssee", allerdings durchaus etwas verbessert.

Ausgesprochen einfallsreich fand ich dagegen die Gestaltung der Fortbewegung zwischen den einzelnen Sequenzen in zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten (mit Hilfe der Hochstelltaste). Sowohl der Übergang zwischen Bradwens Gehen und Rennen wie auch das abwechselnde Reiten im Trab oder Galopp wurden nicht nur technisch einwandfrei umgesetzt, sondern auch mit großem Aufwand ausgesprochen phantasievoll realisiert.

Sound und Grafik

Auf eine aufwendige musikalische Untermalung wurde fast gänzlich verzichtet, dafür hat man sich äußerst viel Mühe mit der Geräuschkulisse gegeben, die sehr zu der hervorragenden atmosphärischen Stimmung des Spiels beiträgt. Die heulenden Wölfe, summenden Schmetterlinge, hämmernden Schmiedeeisen, grunzenden Ungeheuer, springenden Fische oder schwingenden Feen sorgen für ein ausgesprochen gelungenes Ambiente.

Die Grafiken sind wieder einmal eine Augenweide und stehen denen früher von Arxel Tribé entworfenen Kunstwerken kaum nach, allerdings ist zu bemängeln, daß sie aufgrund der verwendeten Software doch sehr grobkörnig und im Detail ein wenig zu "verpixelt" wirken. Einem Vergleich zu anderen Neuerscheinungen wie z.B. "The Final Curse" oder "Egypt II" halten sie jedenfalls in keiner Weise stand.

Positiv anzumerken ist aber allemal, daß die noch bei den Vorgängern aufgetretenen Fehler doch weitgehend abgestellt werden konnten. Dort kam es nämlich vor, daß Personen regelrecht im Raum schwebten, durch Mauern hindurch zu sehen waren oder sich gar plötzlich in Luft auflösten.

Zu den wirklich herausragenden Merkmalen des Spiels gehören aber zweifellos die vielen detailgenau dargestellten und sich bewegenden Tiere am Rande des Spielgeschehens (Hirsche, Bären, Wölfe, Kühe, Eichhörnchen, Ratten, Vögel, Schmetterlinge, etc.), die zwar den Handlungsablauf überhaupt nicht beeinflussen, aber zur insgesamt gelungenen Atmosphäre des Spiels in sehr positiver Weise beitragen.

 

Lösungsweg

Es ist natürlich schwer, den Geschmack des klassischen Adventure Game Anhängers zu treffen. Der eine legt mehr wert auf viele Rätsel, entweder möglichst schwierig und logisch oder möglichst leicht und zahlreich, der andere bevorzugt eher schöne Grafiken mit einer ansprechenden Atmosphäre und gutem Sound oder eine spannende Story mit vielen Details.

Bei "König Artus" sind keine schweren Rätsel zu lösen, sondern möglichst viele Personen zu befragen, Gegenstände zu finden, Hinweise zu sammeln und Wege abzusuchen. Wer knifflige Puzzles bevorzugt, sollte sich anderen Spielen zuwenden, ebenso wenig wird der klassische Lucas-Arts-Spieler oder Anhänger von Action-Einlagen begeistert sein.

Als besonders gelungen finde ich allerdings die Variation, daß man das Spiel mit zwei unterschiedlichen Charakteren unabhängig voneinander spielen kann. Der Christ Bradwen erlebt eine ganz andere Geschichte als der Kelte Bradwen, die Personen, der Lösungsweg und die Begleitumstände sind völlig unterschiedlich, obwohl die Lokationen weitgehend dieselben sind.

Das Spielvergnügen wird dadurch gesteigert, daß man mit dem einen Charakter weiter spielen kann, wenn man mit dem anderen nicht mehr so recht vorankommt, auf der anderen Seite verliert man aber bei häufigem Hin-und-her-Springen schon mal die Orientierung, da hilft dann nur noch das Nachlesen im Tagebuch.

Technische Probleme

Zum größten Ärgernis werden bei diesem Spiel leider wieder einmal die zahlreichen Fehler, Nachlässigkeiten und Versäumnisse. Ich muß zugeben, daß die noch bei der "Zeitmaschine" und "Odyssee" aufgetretenen gravierenden "Bugs" weitgehend abgestellt werden konnten, dennoch sind auch bei diesem Spiel erneut Fehler gemacht worden, die bei sorgfältiger Programmierung und angemessenen Testverfahren hätten vermieden werden können.

Bereits beim Einstellen der Optionen wird man mit irreführenden Überschriften verwirrt, und bei der falschen Auswahl der 3D-Software mit einem schwarzen Hintergrund "belohnt". Anschließend muß man sich erst einmal an die Bedienung der Leer-, Return-, Escape- und Pfeil-Tasten sowie der Maus-Funktionen gewöhnen.

Viel schlimmer sind aber die echten "Bugs", die um so häufiger auftreten, je länger das Spiel dauert - es wurde offenbar am Ende zunehmend gepfuscht: Die französischen Texte sind oft schlecht oder falsch übersetzt, spielentscheidende Hinweise wurden von den Programmierern falsch umgesetzt, und auch vor Systemabstürzen ist man leider wieder einmal nicht gefeit.

Besonders ärgerlich - gerade bei Abstürzen - ist, daß zum Neustarten des Spiels immer wieder die CD 1 (von 3) eingelegt werden muß, und daß man gerade einmal nur zehn Spielstände abspeichern kann. Außerdem ist es auch nicht sehr hilfreich daß man sich immer sehr genau vor ein Objekt stellen muß, um eine bestimmte Aktion auszulösen, selbst wenn es sich lediglich um das Öffnen einer Tür handelt.

Manchmal kommt es sogar vor, daß man sich zufällig - aufgrund von Programmierfehlern - auf Wege begibt, die eigentlich gar nicht vorgesehen sind, wodurch es einerseits zu recht komischen - wenn auch sinnlosen - Phänomenen, andererseits aber auch zu äußerst lästigen Abwegen oder sogar Abstürzen kommen kann.

Ausblick

Auch ein so lange in diesem Genre tätiges Unternehmen wie Cryo tut sich offenbar schwer, es allen Adventure-Fans recht zu machen, gerade wenn man solche Erfolge wie "Atlantis" 1+2, "Der Ring", "Faust" oder "Egypt" 1+2 vorzuweisen hat. Mit der Legend-Serie allerdings hat Cryo sich - und vor allem seinen Fans - meines Erachtens keinen großen Gefallen getan.

Mit den - offenbar unter Kosten- und Zeitdruck - entwickelten Spielen "Zeitmaschine", "Odyssee" und nun auch "König Artus" hat man viele Anhänger, die auf bewährte Qualität gehofft hatten, eher verärgert. Anstatt es vielen recht machen zu wollen, hätte man sich vielleicht etwas mehr Mühe geben und vor allem Zeit lassen sollen.

Den Vorwurf, daß die mittlerweile ja schon übliche Aufteilung neuer Adventure-Games in mehrere Teile (natürlich zum jeweils unveränderten Preis) automatisch mit einer Verkürzung der Spieldauer verbunden sein muß, braucht sich Cryo in diesem Fall allerdings nicht vorwerfen lassen.

Dennoch warte ich lieber noch ein wenig länger auf "Atlantis 3", "Myst Exile" oder "Schizm" in der Hoffnung auf mehr Qualität und Spielspaß, als mich mit den in erster Linie kommerziell ausgerichteten und nicht ganz fehlerfreien Cryo-Legend-Versionen im Abstand von nur wenigen Monaten abzugeben.

Gesamtbewertung

Ich bewerte das Spiel insgesamt mit 65%, (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen), die Abstriche hauptsächlich aus technischen Gründen.

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100%  sehr gutes Spiel  (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79%    gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0%  bis 39%    grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

Atrebaten
Atrebaten

 

Magovenium
Magovenium

 

Avalon
Avalon

 

Tintagel
Tintagel

 

Arden
Arden

 

Camelot
Camelot



Mehr Screenshots

Minimale Systemvorraussetzungen:

  • Windows 95/98
  • 64 MB
  • Pentium II 300 Mhz Prozessor (empfohlen P II 350 Mhz)
  • Festplatte mit 120 MB
  • 8 MB 3D Beschleunigerkarte
  • 8x CDROM-Laufwerk (empfohlen 16x CDROM-Laufwerk)
  • System muß kompatibel mit DirectX7 sein

gespielt mit:

  • Windows 98
  • P II MMX 366 Mhz
  • 128 MB RAM
  • ATI Rage Pro Turbo 2x Grafikkarte
  • 8x CDROM-Laufwerk (Mitsumi)

Copyright © Ulrich Wintrich für Adventure-Archiv, 14. Dezember 2000

 

 

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