Zurück
zur Adventure-Archiv Startseite
Jack Orlando Von Topware ("D-Info") darf der Spieler längst mehr erwarten als nur die korrekte Telefonnummer anderer Hersteller. Beispielsweise ein klasse Grafikadventure im Ambiente der 30er Jahre, auf das Kinogänger mit einem Spot vor dem neuen Saurierspektakel "Lost World" aufmerksam gemacht wurden.
Chicago 1930 Wir befinden uns in Amerika kurz nach dem Ende der Prohibition. Alkohol ist endlich wieder legal, Bars, Pubs und ähnliche Etablissements erfreuen sich regen Besuchs. Privatdetektiv Jack Orlando gehört freilich zu den Verlierern der neuen Süffigkeit, denn ihm fehlen die lukrativen Aufträge im Zusammenhang mit Alkoholschmuggel. Der Mann ersäuft seinen Kummer in anrüchigen Kneipen, bis er eines nachts Zeuge eines Mordes wird. Der Täter schlägt den betrunkenen Schnüffler nieder, und als der wieder aufwacht, blickt er auch schon dem Gesetz ins kritische Polizistenauge... Will Orlando nicht als Hauptverdächtiger verhaftet werden, bleiben ihm 48 Stunden, um den Fall auf eigene Faust zu lösen. Dummerweise handelt es sich bei dem Opfer ausgerechnet um einen hochrangigen Offizier der Streitkräfte. Und daß ein mächtiger Halbwelt-Boß unseren Helden von weiteren Ermittlungen abhalten will, macht die Sache auch nicht unbedingt einfacher.
Die ganze Geschichte verteilt sich auf mehrere Hauptschauplätze, die in bezug auf Rätsel und verwendbare Gegenstände wenig bis keine Verbindung untereinander haben. Beispielsweise fehlt jeder schlüssige Hinweis darauf, warum man nach Lösung der ersten Rätselserie von Jacks Wohnung aus in die Stadtmitte bzw. zum Hafen fahren muß. Erst am Zielort stellt sich heraus, daß hier ein Bekannter des Detektivs logiert, der ihm bei einer bestimmten Spur behilflich sein kann. Und es ist noch allerhand zu erledigen, bis man weiß, daß der potentielle Täter in einem Nobelhotel untergekommen ist. Allerdings kann man die Bettenburg schon vorher betreten (und wird es auch normalerweise tun), nur um sich stirnrunzelnd zu fragen, wozu der weitläufige Schuppen denn nun eigentlich gut sein soll. Von derlei Fleißaufgaben" einmal abgesehen, gefielen uns die Knobeleien aber recht gut: In einer Zeit, da logische Rätsel Seltenheitswert erlangen, hebt sich das klassische Gameplay dieses Abenteuers wohltuend vom oft etwas überkandidelten Rest des Genres ab. ![]() Der Herr rechts kann etwas zu einer bestimmten Zigarre sagen Farbenpracht & Ohrenschmaus Daß TopWare dieses Spiel im Kino beworben hat, macht durchaus Sinn. Und das liegt weniger an der hübschen TrueColor-Grafik im Comic-Look (teils in Airbrushtechnik erstellt), denn die nicht sehr geschmeidigen Animationen der Akteure dürfen kaum als filmreif" bezeichnet werden. Sound und Sprachausgabe dafür um so mehr: Die superbe Musikbegleitung im Stil der Zeit hat kein Geringerer komponiert als Harold Faltermeyer, der mit den Soundtracks zu Streifen wie Beverly Hills Cop" und Top Gun" internationalen Ruhm einheimste. ![]() Ein Abenteuer in 65.000 Farben: Man beachte die Spiegelung auf dem gebohnerten Boden Auf ähnlich hohem Niveau befindet sich die komplett deutsche Sprachausgabe, für die bis zur kleinsten Nebenrolle hochprofessionelle Sprecher verpflichtet wurden. Orlando selbst klingt verraucht, versoffen und nach dem, was er ist ein verlebter Mann in mittleren Jahren.
Gameplay und Steuerung Handlung und Akteure wirken wie gesagt sehr authentisch. Erstaunlich, wie gut das polnische Programmiertearn SciTech hier die leicht depressive Atmosphäre im Vorkriegsamerika eingefangen hat. Daß der Cartoon-Bogart sich nicht hundertprozentig in die rund 200 sorgfältig ausgeführten 3D-Räume einfügen mag, stört somit kaum. Dirigiert wird er per linkem Mausklick, während das rechte Nagerohr ein Handlungsmenü auf den Bildschirm holt: untersuchen, aufnehmen oder kämpfen. Hier hätte uns ein wandelbarer Cursor allerdings doch besser gefallen. Die verästelten Unterhaltungen verlaufen nach dem bewährten Multiple-Choice-Prinzip, wobei man den jeweiligen Gesprächspartner beliebig oft anquatschen und so einen anderen Verlauf provozieren kann. Das mag nicht sehr realistisch sein, senkt aber den Schwierigkeitsgrad.
Kurzum, Jack Orlando ist gewiß kein perfektes Spiel. Doch zum TopWare-Einheitspreis von unter 50 Mark kann dieser interaktive Gangsterfilm trotz kleiner Schwächen wärmstens empfohlen werden. (in) Aus zwei mach eins Jack Orlando findet auf einer Schillerscheibe Platz, wird aber auf zwei CD-ROMs ausgeliefert: eine ist für die von uns getestete High-Performance-Version reserviert, die andere für Spieler ohne 16 Bit-Soundkarte und mit weniger RAM - inhaltliche oder grafische Unterschiede bestehen nicht. Obwohl Jack auch in der schlichteren Vertonung nicht übel klingt, würden wir doch zur orchestralen Fassung raten. Sie rechtfertigt schon fast die Anschaffung einer neuen Karte, und so was kriegt man schließlich bereits für nen Hunni...
USK-Freigabe: ab 12 Jahren Schwierigkeit: für Fortgeschrittene Preis: ca. 49, DM
PC Joker 11/97
|