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Jerusalem - Die heilige Stadt 


Erscheinungsdatum: 02/2002
Entwickler: Arxel Tribe
Publisher: Cryo

Boxshots

 

USK: geeignet ohne Altersbeschränkung

 

Ein Review von slydos   20. März 2002

Fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung von "Pompei - Die Legende des Vesuvs" präsentieren uns Arxel Tribe und Cryo die Fortsetzung der Zeitreiseabenteuer des Adrian Blake mit "Jerusalem - Die heilige Stadt". Da wir in "Jerusalem" kaum Hinweise oder eine Erklärung dafür finden, warum sich Adrian eigentlich in fremden Zeiten und an fremden Orten wiederfindet, hier die Vorgeschichte, wie man sie aus dem Adventurespiel "Pompei" entnehmen kann:

Vorgeschichte

Das Jahr 1911. Der junge schottische Kartograph Adrian Blake findet während einer Verletzung in einer Höhle am Berg Ararat Zuflucht. Hier erscheint ihm im Fieberwahn die Göttin der Liebe, dort unter dem Namen Ishtar bekannt. Sie verspricht ihm Heilung, wenn er sie fortan verehren wird. Adrian aber - wie gesagt im Fieberwahn - stößt die Göttin von sich und ruft seine Frau Sophia um Hilfe. Die beleidigte Ishtar versetzt nun seine geliebte Ehefrau Sophia dreimal in verschiedene Zeitalter, wo Adrian sie wiederfinden und retten muß. (Anmerkung: in "Jerusalem" wird die "Ehefrau" aus "Pompei" plötzlich zu Adrians "Verlobter" - zumindest im Handbuch. Eine unnötige Veränderung der Geschichte, wie ich finde.)  Das erste Mal muß Adrian Sophia kurz vor dem Vulkanausbruch in Pompei retten. Wie er die untergehende Stadt verläßt, können wir über das Hauptmenü von "Jerusalem" unter dem Menüpunkt "Einleitung" (Intro) miterleben.

Installation/Spielstart

"Jerusalem" kommt auf 2 CDs und verlangt 440 MB freien Platz auf der Festplatte. Die Installation unter Windows (in meinem Fall ME) verläuft reibungslos. Man gelangt ohne Aufenthalt oder Vorfilm direkt in das Hauptmenü. Sehr positiv - denn man muß hier keine sich wiederholenden Intros abbrechen und kann gleich starten. Drei Modi werden einem hier angeboten: Spielen (Spiel starten oder fortsetzen), Besuch (die Stadt begehen) und Enzyklopädie.

Handling

Im Hauptmenü können wir unter Optionen noch Sound und Untertitel einstellen. Wählen wir die Option "Neues Spiel starten" geht es ohne Wechsel der CD sofort los. Im weiteren Verlauf des Spiels müssen wir nur noch zwei mal eine andere CD einlegen. Zum Start des Spiels muß keine bestimmte CD im Laufwerk liegen.

Das Spiel ist ausschließlich mausgesteuert und die Handhabung ist wirklich einfach. Man kann sich aus der Ich-Perspektive (1st-Person) in der Regel in 360 Grad stufenlos um die eigene Achse drehen, nach oben und unten schauen. Am Mauscursor können wir ablesen, ob wir uns in eine bestimmte Richtung bewegen können oder mit einer Person oder einem Objekt interagieren können. Einzig beim Lösen einiger Aufgaben, die die Eingabe einer Zahlenkombination verlangten, habe ich gestockt, im Handbuch gesucht und nichts gefunden und schließlich doch selbst die Bedienung herausgefunden: um Zahlen einzustellen, muß man die linke Maustaste drücken und gleichzeitig nach oben oder unten ziehen.

Mit der rechten Maustaste ruft man die Inventarleiste am oberen Bildschirmrand auf. Neben den angezeigten Inventarobjekten kann man von hier aus zum Hauptmenü und zu Adrians Tagebuch verzweigen. Das Tagebuch gibt Aufschluß über Adrians Gedanken und seine Aufträge. Hier kann man also noch einmal nachschlagen, was Adrians letzte Schritte waren und welcher Auftrag gerade anliegt.

Man muß in "Jerusalem" keine weiten Wege gehen. Es gibt Übersichtskarten für den Palast des Statthalters und für die Stadt Jerusalem, die es einem ermöglichen, schnell zu den eingezeichneten Räumen oder Orten zu gelangen. Man erreicht die Karten, wenn man Schauplätze durch die Aus-/Eingänge wieder verläßt, sie lassen sich nicht direkt aufrufen.

Aktuelle Story

Adrian wird von einer Stimme geweckt ... Ishtar erklärt ihm, daß Sophia erneut in Gefahr ist. Adrian soll die Oase verlassen und die Heilige Stadt suchen. Nachdem Adrian sich ein wenig in der Oase umgeschaut hat, trifft er auf einen Mann, der vor räuberischen Beduinen auf der Flucht ist. Die beiden schaffen es, zu entkommen und Adrian schließt sich dem Tschavusch Özdemir an, einem Gesandten des Sultans Suleiman, der auf dem Weg nach Jerusalem ist.

Dort angekommen, erfahren die beiden vom Statthalter der Stadt, daß gerade eine heilige Reliquie - der Dolch Abrahams, mit dem er seinen Sohn Isaak zum Opfer bringen wollte - gestohlen wurde und der Dieb auch gleichzeitig Hykmah, die Tochter des Statthalters, entführt hat. Die Reliquie wird von allen drei Hauptreligionen in Jerusalem für sich beansprucht und dadurch kam es in der zur Zeit friedlichen Stadt, wir schreiben das Jahr 1552,  zu Auseinandersetzungen. Was der Dieb und Entführer beabsichtigt und was hinter der Sache steckt, das sollen Adrian und Özdemir herausfinden.

Grafik

Arxel Tribe weist ausdrücklich auf die neu verwendete Grafik-Engine in - und tatsächlich - gegenüber "Pompei" gibt es spürbare grafische Verbesserungen. Alle Bewegungen sind fließend und außergewöhnlich lebensecht. Die Entwickler können es jetzt wagen, nicht nur Großaufnahmen sondern Super-Zooms auf die Gesichter zu setzen, die wesentlich mehr Ausdruck und Lebendigkeit haben als der Vorgänger. Es fällt auf, daß Gespräche - auch in der deutschen Version - absolut lippensynchron ablaufen.

"Jerusalem" ist , wie Pompei, hauptsächlich in der Ich-Perspektive zu absolvieren, Jedoch waren die Entwickler sehr bemüht, einige Schritte in Richtung 3rd-Person-Sicht zu machen. Während der häufigen Unterhaltungen welchselt der Blickpunkt des Spielers von 1st-Person in eine Semi-1st-Person-Sicht, wobei man Adrian über die Schulter sehen kann. Daneben gibt es bei den Dialogen auch häufig Wechsel zu wunderbaren isometrischen 3D-Draufsichten, bei denen man Adrian und seine Gesprächspartner sozusagen aus der Vogelperspektive von schräg oben betrachten kann. Es kommt sogar zu kleinen, eingestreuten Sequenzen in denen Adrian in der Seitenansicht oder von oben gesteuert werden kann, z. B. wenn er sich an einer Palastwache vorbeischleichen muß.  Gegenüber den doch noch ausgesprochen steifen "Pompei"-Grafiken eine tolle Verbesserung!

Die Hintergrundgrafiken in denen man sich stufenlos per Maus in jede Richtung drehen kann, sind von altbewährter Qualität. Jerusalems Bauwerke wurden zudem nach wissenschaftlichen Vorgaben gestaltet und sollen das tatsächliche Aussehen im 16. Jahrhundert wiedergeben. Leider ist es aber nicht möglich, sich in der Stadt "vollkommen" frei zu bewegen, wie der Beschreibungstext der DVD-Verpackung uns erklärt. Man kann sich tatsächlich nur in Richtungen bewegen, die durch einen Pfeil im veränderlichen Cursor angezeigt werden. Da würde man zwar gerne mal vom Weg abweichen, es ist aber tatsächlich nicht möglich. So beschreitet der Spieler/die Spielerin mit Adrian vorgeschriebene Pfade, die einen an markante Orte wie die Klagemauer, Ramban-Synagoge oder Grabeskirche führen. Den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee können wir mit Adrian nur in einer Art Meditationsvision begehen. (Ein Ungläubiger würde ja diese Orte entweihen, wie es Ariel Sharon in Wirklichkeit tat!)

Sprache/Sound

Die deutsche Sprachausgabe ist von mittlerer Qualität, weder herausragende Leistungen aber auch keine bemerkenswerten Schnitzer. Es fällt auf, daß verschiedene Personen - manchmal auch kurz nacheinander - von demselben Sprecher synchronisiert werden. Sound und orientalische Hintergrundmusik sind dezent und unaufdringlich.

Rätsel

"Jerusalem" ist ein ausgesprochenes Edutainment-Adventure. Viele der Rätselaufgaben stehen in direktem Zusammenhang mit den drei großen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Allein in den ausgesprochen häufigen und langen Dialogen erfährt man eine Vielzahl von Details zu den einzelnen Religionen. Es ist jedoch für den Spielablauf nicht notwendig, alle Dialogzeilen tatsächlich durchzuspielen, vieles dient nur der Ergänzung und Ausmalung und kann ohne schlimme Folgen abgebrochen werden.

Die Rätsel in der linearen Spielhandlung sind durchweg logisch und relativ leicht zu lösen. Es geht darum Verschlüsseltes zu entschlüsseln, Objekte zu finden, zu kombinieren und manchmal auch mehrfach zu verwenden. Es gibt Dialogrätsel, in denen man mit der richtigen Person über das richtige Thema sprechen muß.

An mehreren Stellen kann es passieren, daß Adrian nicht richtig handelt und dadurch sich und andere in den Tod reißt. Das ist besonders dann der Fall, wenn man eines der zeitabhängigen Rätsel nicht schnell genug löst oder das Falsche tut. Keine Action, jedoch eine gewisse Herausforderung an die Reaktionsfähigkeit. Also an den richtigen Stellen sichern! Es gibt eine unbegrenzte Anzahl von Savegames, die selbst beschriftet (auch mit Umlauten) und mit dem Szenenbild versehen werden.

Sollte man hie und da vergessen haben, was als nächstes zu tun ist - Adrian führt Tagebuch und faßt dort alles Wichtige zusammen. Die Enzyklopädie ist zur Lösung der Rätsel nicht notwendig, sie dient als Abrundung und zusätzliche Informationsquelle für Religionsinteressierte.

Zusammenfassung

Mit "Jerusalem" hat Arxel Tribe/Cryo ein ziemlich heikles Thema gewählt. Es ist sehr leicht, mit dieser religiösen Thematik die eine oder andere Gruppe zu verstimmen oder in Missionarstum abzugleiten. Und tatsächlich hat das Spiel neben dem Unterhaltungseffekt das Ziel, die Gemeinsamkeiten der drei Weltreligionen aufzuzeigen. Das hehre Wort "Frieden" scheint ein Wunschtraum der Entwickler gewesen zu sein und lauert hinter jedem Mauervorsprung und in den meisten Dialogzeilen. In einer Zeit, wo sich interreligiöser Dialog auf Panzer und Selbstmordattentate beschränkt sind naive Einigungsgedanken geradezu lächerlich. Deshalb wird die Rolle des religiösen Einigers mit den guten Absichten im Spiel auch einem intelligenten Wahnsinnigen übertragen und man kriegt so gerade noch die Kurve. Adrian bleibt in der Rolle des Fragenden, des Reporters, ohne Stellung zu beziehen - und das ist gut so ...

Und so bleibt die "friedvolle" Adventuregemeinde wieder unter sich mit der Genugtuung jeweils 1 Euro pro verkauftem Spiel an das Programm "Burkina Faso" von Misereor gespendet zu haben. (Projekt von Christen und   Muslimen zur Wasser- und Nahrungsmittelknappheit in der Region Dori).

Mir hat "Jerusalem" neben der mehr oder weniger offenen Wissensvermittlung (in den Zeiten von "Wer wird Millionär?" muß man jede Quelle nutzen) Spaß gemacht! Besonders möchte ich nochmal gegenüber "Pompei" die grafischen Verbesserungen hervorheben, die besonders durch die Perspektivwechsel das Spiel abwechslungsreich und lebendig, ja geradezu spielfilmähnlich gestalten. Ich hoffe, daß im dritten Teil der Trilogie diese Karte noch mehr als jetzt ausgespielt wird.

Die Spieldauer (natürlich ohne Komplettlösung) ist mit ca. 10 - 12 Stunden immer noch sehr kurz, allerdings trotzdem noch länger als "Pompei". Der geübte Adventurespieler wird keine Mühe mit den Rätseln haben, für Genreanfänger ist es jedoch ein empfehlenswertes Schwierigkeitslevel ohne abschreckende Kopfnüsse. Es gibt keine technischen Schwierigkeiten und das Handling ist, bis auf eine Ausnahme, fast intuitiv erlernbar. Wer sich näher mit Architektur, Geschichte und Gebräuchen befassen will, kann immer wieder den Rundgang einlegen oder die Enzyklopädie der Religionen aufrufen, wobei dem Christentum, als immer noch weitverbreitetster Religion, der wenigste Raum eingeräumt wurde. Also eher für die Zielgruppe Christen, die sich über die anderen Religionen kundig machen will.

 

Gesamtwertung: 68%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100%  sehr gutes Spiel  (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79%    gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0%  bis 39%    grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • Pentium 200 MMX
  • Windows 95/98/2000
  • 32 MB RAM
  • 8x CDROM-Laufwerk
  • 2 MB 16 bit Grafikkarte
  • Soundblaster kompatible Soundkarte
  • DirectX kompatibles System (auf CD enthalten)
  • 440 MB auf der Festplatte

Gespielt auf:

  • WindowsME
  • Pentium III 850
  • 128 MB RAM
  • Sound- und Grafikkarte DirectX-kompatibel
  • Toshiba DVD-ROM
 

Auf dem Weg nach Jerusalem
Auf dem Weg nach Jerusalem

Das Hauptmenü
Das Hauptmenü

Adrian trifft den Tschavush Özdemir
Adrian trifft den Tschavush Özdemir

Genügend Speicherplätze
Genügend Speicherplätze

Ab und zu gibt's 3rd-Person-Perspektive
Ab und zu gibt's 3rd-Person-Perspektive

Der Statthalter und sein Vertrauter
Der Statthalter und sein Vertrauter

Mit der Karte kommt man schnell von Ort zu Ort
Mit der Karte kommt man schnell von Ort zu Ort


Schwierige Zahleneingabe
Schwierige Zahleneingabe

Adrian auf der Suche
Adrian auf der Suche

Der hilfreiche Schriftgelehrte
Der hilfreiche Schriftgelehrte

Die besuchbaren Orte sind hell hervorgehoben
Die besuchbaren Orte sind hell hervorgehoben

Münzenwerfen mal anders
Münzenwerfen mal anders

Vor der Synagoge
Vor der Synagoge

Inventarleiste am oberen Bildschirmrand
Inventarleiste am oberen Bildschirmrand

Ist der Unbekannte Freund oder Feind?
Ist der Unbekannte Freund oder Feind?

Jede Menge Dialoge
Jede Menge Dialoge

Die Großaufnahmen zeigen jedes Äderchen
Die Großaufnahmen zeigen jedes Äderchen

Die Klagemauer
Die Klagemauer

Hykmah - endlich befreit
Hykmah - endlich befreit

Mehr Screenshots

 

 

Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 20. März 2002

 

 

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