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Jazz and Faust 


Erscheinungsdatum russische Version: 09/2001
Erscheinungsdatum US-Version: 06/2002
Entwickler: Saturn+ Company
Publisher:
1 C Company
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Boxshots
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Trailer 21,5 MB
Trailer 65 MB
Patch 600 KB
Lösung (englisch)

 

Ein Review von slydos   04. August 2002

 

Bereits im September 2001 ist das 3rd-Person Point&Click Adventurespiel "Jazz and Faust" in Rußland erschienen. "Jazz und Faust" ist ein völlig actionfreies Fantasy-Adventure, das allerdings einige Gewaltszenen, Sklaverei und auch Drogenhandel und -konsum darstellt. Auch wenn unsere Helden sich größtenteils davon fernhalten oder auch in ihren Kommentaren kundtun, daß sie es verurteilen und nichts damit zu tun haben wollen, ist es kein Familienspiel, sondern eher für ältere Kinder ab 12 geeignet.

Auch im Nachbarland Polen gibt es bereits eine Version zu kaufen. Der russische Publisher 1C Company hat sich darüber hinaus entschlossen, den nordamerikanische Vertrieb ebenfalls selbst zu übernehmen und so ist es zumindest möglich, diese englischsprachige Version (Sprache und Bildschirmtext) zu begutachten. Wann eine deutsche Version in die Läden kommen wird ist noch unbekannt.

Geschichte

Wir können zu Beginn wählen, aus welcher Perspektive wir spielen wollen, als träumerischer Kapitän Faust oder als Schmuggler Jazz. Je nachdem, welchen Held man wählt, wird man einen vollkommen unterschiedlichen Spielverlauf erleben. Die beiden Figuren werden immer wieder aufeinandertreffen, jedoch kann der Spieler während des Spielverlaufs nicht zwischen den Charakteren wechseln. Es gibt also zwei unterschiedliche, lineare Handlungsstränge, die letztlich zu zwei verschiedenen Ausgängen führen. Man kann das Spiel erneut mit der anderen Figur beginnen und alle Geschehnisse aus einem ganz anderen Blickwinkel erleben, geprägt durch die unterschiedliche Herkunft und Weltanschauung der beiden Hauptdarsteller.

Die Welt von Jazz und Faust besteht aus vier sehr unterschiedlichen Hauptschauplätzen, insgesamt 90 Locations von 53 interaktiven 3D-Charakteren belebt.

Das Spiel beginnt in Er-Elp, einer Hafenstadt, die mit ihren beeindruckenden gothischen Bauten an einen mittelalterlichen Ort irgendwo in Europa erinnert. Die Handlung wird beeinflußt durch  Prinzessin Lousa, die in Verbindung mit zwei Morden zu Beginn des Spiels steht. Sowohl Jazz als auch Faust begeben sich auf die Suche nach der Dame, allerdings aus ganz unterschiedlichen Beweggründen: Jazz glaubt durch sie einen Schatz finden zu können, Faust hat sich in Lousa verliebt.

Wir reisen zur Black Isle, einer von Urwald umgebenen Inselsiedlung und besuchen die Stadt Khaen, die an den alten Orient erinnert mit Minaretten und Teehäusern. Durch die Wüste geht's zu einer Karawanserei, gefüllt mit allerlei Reisenden, Händlern und Gaunern. Gold, Kamele, Gewürze sind Handelsobjekte und Schmuggler und Hehler versuchen Ihre Beute an den Mann zu bringen. Schließlich finden wir die Stadt der Toten in der Sandwüste.

Im schwarz-weiß bebilderten, 32seitigen Handbuch finden wir die umfangreichen Vorgeschichten von Lousa, Jazz und Faust. Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, sie zu lesen, bringt aber doch zu Beginn etwas mehr Klarheit in die Geschichte.

Installation/Start

Das Spiel kommt auf 1CD und läßt sich leicht und fehlerfrei installieren und nahm bei mir mit den späteren Savegames ca 310 MB ein. Wenn man "Jazz and Faust" zum ersten mal aufruft, wird man automatisch durch ein Setup-Programm geführt, in dem man das Spiel auf sein System anpassen kann. Hier kann man Grafik- und Soundoptionen einstellen, z.B. Licht und Schatteneffekte wählen und die Kantenglättung einstellen. Das Spiel lief auf meinem PC unter Windows XP fehlerfrei bei maximalen Einstellungen.

Im 6teiligen Startmenü kann man das Spiel starten, ein Spiel laden und speichern, das Optionensmenü oder die Credtits aufrufen oder "Jazz and Faust" verlassen. Beim Start eines neuen Spiels sitzen unsere beiden Helden am Würfeltisch und wir müssen per Klick bestimmen, wer der beiden uns zuerst begleiten soll.

Handling/Steuerung/Inventar

Über ESC kann man das Hauptmenü mit Speicher- oder Ladefunktion aufrufen. Die Anzahl der Savegames ist zwar nicht beschränkt, aber die Sicherungsfunktion läßt zu wünschen übrig: Die Savegames, die automatisch mit einem kleinen Szenenbild versehen werden, sind nicht nach letzter Speicherzeit sondern nach Namen sortiert, da geht die Sucherei schon los. Zwar kann man den Namen selbst vergeben, er ist aber dabei auf   8 Zeichen beschränkt. Außerdem werden immer nur 5 Savegames gleichzeitig angezeigt, und man muß zu dem gesuchten Spiel hinscrollen.  Es ist mir nicht gelungen, ein bereits vorhandenes Savegame zu überschreiben. Positiv: die Autosavefunktion (allerdings mußte man damit auch öfter bereits Gespieltes nachholen) und die Quick-Save- und Load-Funktionen mit F5 und F6.

Ebenfalls vermißt habe ich im Hauptmenü einen Button, um per Mausklick ins Spiel zurückzukehren, denn auch das muß man per ESC-Taste tun.

Die Steuerung der beiden Hauptpersonen geschieht mit der Maus. Man klickt einfach mit der linken Maustaste auf die Stelle, zu der Jazz oder Faust gehen sollen, ein Doppelklick läßt sie angenehm schnell rennen. Unsere Helden können, ja müssen sogar für einige Rätsel frei auf dem Spielfeld bewegt werden. Während Hindernisse automatisch umgangen werden, hat man bei Jazz und Faust relativ viel Bewegungsfreiheit.

Der Mauscursor wechselt von der Pfeil-Grundform je nach Funktion in andere Icons. Da gibt es einen unübersehbar großen Kompass inklusive Text für Bereiche, in denen man zu anderen Locations wechseln kann, das ist auch gut so, da im Spielverlauf an gewissen Orten neue Ausgänge hinzukommen. Ein Handicon zeigt Objekte an, die man nehmen, bzw. wenn nichts geschieht, auf die man ein Inventarobjekt anwenden kann. Sobald man ein Inventarobjekt ausgewählt hat, es erscheint dann in der rechten unteren Ecke, verwandelt sich der Cursor an der gleichen Stelle von einem Handicon in ein animiertes Amboßicon. Interessant und hilfreich ist auch, daß jede Cursorform ihren eigenen Sound hat. Wenn man die Musikuntermalung auf leise stellt, kann man sich dabei ganz gut auf sein Gehör verlassen. Den Objekte sind oft sehr gut versteckt oder im Dunkel, so daß der schnippende Handcusor da eine große Hilfe ist. Andere Cursorformen ermöglichen Objekte anzuschauen oder mit anderen Charakteren zu sprechen, übrigens auch mit Kamelen!

Das Inventar wird durch die rechte Maustaste aufgerufen und nimmt als riesige Drachenklaue dann immer einen großen Teil des Bildschirms in Anspruch. So schön, das auch anzusehen sein mag, so wenig komfortabel ist es. Es wird nur immer ein Gegenstand angezeigt und man muß mit Pfeiltasten durch das Inventar scrollen und erhält dann eine Beschreibung des Gegenstandes. Unangenehm auch, daß Gegenstände innerhalb des Inventars ihre Position verändern, wenn man etwas Neues hinzutut. Noch unangenehmer fand ich, daß gerade aufgenommene Objekte automatisch mit Inventarobjekten kombiniert wurden, ohne daß man dazu irgendeine Information bekommen hätte. Lange Zeit habe ich deshalb darüber gegrübelt, warum denn plötzlich ein Objekt aus dem Inventar verschwunden war, habe bestimmte Spielteile wiederholt, um zu sehen, an welcher Stelle es verschwindet. Alle Inventarobjekte verschwinden, sobald man sie nicht mehr braucht, so bleibt das Inventar dann trotz Scrollen noch recht übersichtlich.

Die Anwendung eines Inventarobjekts erfolgt so: Inventar mit Rechtsklick öffnen, Objekt in Inventar mit Pfeiltasten suchen, Objekt mit linker Maustaste auswählen, Inventar mit rechter Maustaste schließen. Mit Cursor über den vorgesehenen Bereich am Bildschirm fahren, bis das Amboßicon erscheint - dann mit Linksklick anwenden. Falls das Objekt nicht mit dem Hotspot funktioniert, kann man das ausgewählte Objekt auf einen anderen Hotspot anwenden oder es mit Rechtsklick wieder ins Inventar legen.

Während die Steuerung der Charaktere sehr leicht fällt, ist das Handling der Objekte recht umständlich.

Grafik

"Jazz and Faust" hat wundervolle, detailreiche vorgerenderte 2D-Hintergründe in denen sich unsere 3D-Figuren bewegen. Die zahlreichen, hauptsächlich orientalisch anmutenden sehr aufwendig ausgeschmückten Schauplätze unterliegen den Änderungen des Tagesverlaufs: Tag, Dämmerung, Nacht, Morgenrrot. Feuer, Wasser, Flaggen im Wind, Glühwürmchen, Nebel und andere Animationen beleben die Szenerie, sind aber nicht alle ganz lebensecht - das Wasser des Hafens erinnerte mich ein wenig an das Wasser um Lummerland! Dagegen sind die Charakteranimationen, besonders der Bewegungsablauf der Hauptakteure schon besser getroffen. Leider machen sie nur angedeutete Bewegungen, und übergeben nicht wirklich ein Objekt, so daß man es sehen könnte, auch Mimik und Sprechanimation ist kaum vorhanden. Was mich allerdings richtig irritiert hat, ist die Tatsache, daß die beiden sich in den Filmsequenzen selbst kaum noch ähnlich sehen. Die Filmsequenzen wirken zudem sehr verschwommen.

Musik/Sound/Sprachausgabe

Die Musikuntermalung, hauptsächlich orientalische Themen, kann zunächst gefallen, wirkt aber mit der Zeit und den Wiederholungen etwas aufdringlich. Es ist sowieso besser, sie möglichst leise zu schalten, damit man die Geräusche des veränderlichen Cursors auch mitbekommt, denn das ist wirklich wichtig. Andere Geräusche sind sparsam eingesetzt und passend.

Die englische Synchronisation scheint mit gelungen, nur bei Faust hätte ich mir mehr Lebendigkeit gewünscht. An manchen Stellen wird etwas undeutlich gesprochen und so ist es besser, die Untertitel eingeschaltet zu lassen. Die sind zwar groß aber in einer sehr geschwungenen Schrift gehalten, so daß einem das Lesen manchmal Probleme bereiten kann, wenn man z. B. den Buchstaben "K" kaum von einem "R" unterscheiden kann. Bei Untertiteln sollte man nicht experimentieren, sondern auf Lesbarkeit achten!

Rätsel

Der Schwierigkeitsgrad der beiden Spielteile Jazz oder Faust ist unterschiedlich. Während man Fausts Teil recht fließend und somit auch schneller durchspielen kann und keine harten Rätselnüsse zu knacken hat, wird man bei Jazz schon mehr gefordert.

Es gilt natürlich auch hier wieder, in den Besitz einer Reihe von Objekten zu kommen, um die gestellte Aufgabe zu lösen. Dabei ist das Spiel extrem linear, so daß man fast alle Aufgaben in einer vorgegebenen Reihenfolge lösen muß. So kann man einen Becher, auch wenn er vorher bereits als Hotspot da ist, erst dann nehmen, wenn er auch gebraucht wird. Es geht auch darum, eine bestimmte Reihenfolge herauszufinden, in der man Orte besucht und mit Leuten spricht. Viele Objekte tauchen auch erst später an bereits besuchten Orten auf. Hinzu kommt, daß sie teilweise gut verborgen sind, deshalb hier nochmals der Hinweis auf den schnippenden Handcursor, der einem die Suche sehr erleichtern kann. Im Jazz-Teil des Spiels muß man ein recht schwieriges Puzzle zusammenzusetzen, wobei man zunächst einmal herausfinden muß, wie die Teile zu drehen und zu tauschen sind. Es gibt keine Kombinations- oder Coderätsel, keine Labyrinthe und auch keine zeitabhängigen Spielteile. Nicht alle Rätsel scheinen auf den ersten Blick ganz logisch, so daß sich allein daraus und auch durch die strenge Linearität schon eine gewisse Spiellänge ergibt.

Gesamteindruck

"Jazz and Faust" ist kein schlechtes Spiel aber auch kein Highlight. Es war wirklich interessant, die Geschichte aus zwei Perspektiven zu erleben, wobei zwar einige wenige Dialoge zweimal zu hören waren, aber sonst wirklich ein neues Bild entstand, sogar mit neuen Locations. Während Story, Hintergrundgrafik und die Rätsel im Jazz-Teil einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, stehen dem ein insgesamt recht unkomfortables Handling (Menü, Inventar) und die eingeschränkte Freiheit durch Linearität gegenüber. Der Durchschnittsspieler wird mit beiden Teilen ca. 16 Stunden beschäftigt sein, das ist zwar heute schon eine übliche Spieldauer, aber ich würde auch gerne einige Euro mehr ausgeben, wenn ich dafür die doppelte Spielzeit bekäme, so wie es in früheren Jahren "normal" war, als ein Spiel 35 bis 40 Stunden lang unterhielt.

Meine Gesamtwertung: 65%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • Windows 98/ME/2000/XP
  • Pentium II 300 MMX
  • 32 MB RAM
  • 8fach CDROM-Laufwerk
  • 300 MB auf der Festplatte
  • 3D Grafikkarte mit mindestens 4 MB Videospeicher
  • PC-kompatible Maus
  • 16-bit Stereo DirectX-kompatible Soundkarte

gespielt mit:

  • Windows XP
  • P IV 1,6 GHz
  • 512 MB RAM
  • 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
  • nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
  • Soundkarte DirectX-kompatibel

Das Hauptmenü
Das Hauptmenü

 

Auf die Bilder Klicken zum VergrößernDie Geschichte von Jazz beginnt im Gefängnis
Die Geschichte von Jazz beginnt im Gefängnis

 

Er-Elp
Er-Elp

 

Was können wir für diesen Leidensgenossen tun?
Was können wir für diesen Leidensgenossen tun?

 

Der Tatort der Morde
Der Tatort der Morde



Das Inventar in Form einer Drachenkralle
Das Inventar in Form einer Drachenkralle

 


Natürlich hilft uns der Zauberer nicht ohne Gegenleistung
Natürlich hilft uns der Zauberer nicht ohne Gegenleistung



Von der tropischen Schwarzen Insel geht es ...
Von der tropischen Schwarzen Insel geht es ...

 

... zum Sklavenmarkt von Khaen
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Jazz und Faust treffen sich mehrmals im Spiel
Jazz und Faust treffen sich mehrmals im Spiel



Was kann man bei diesem Händler finden?
Was kann man bei diesem Händler finden?

 

Eine Opiumhöhle
Eine Opiumhöhle

 

Der Garten des Sultans
Der Garten des Sultans

 

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Copyright © für Adventure-Archiv, 04. August 2002

 

 

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