Jack Keane
Erscheinungsdatum: 08/2007
Entwickler: deck13
Publisher: 10tacle Studios
Spielsprache: deutschBoxshots
USK: ab 6 Jahren
PEGI: 12+
Ein Review von André 11. September 2007
Auf den Spielehersteller Deck 13 wurde ich erstmals 2006 durch die
Neuauflage von Ankh aufmerksam, welches zuvor nur auf dem unbekannten RISC-Rechner
erschienen ist. Dieses erste große Projekt für Windows fand zu Recht viel Anerkennung,
konnte mich aber wegen des teilweise noch etwas einfachen, erzwungenen, zu sehr auf über
dreißig Jahre alte entliehene Monty-Python-Witze getrimmten Humors noch nicht
hundertprozentig begeistern. Das sollte sich spätestens mit dem eigentlich nur als
Überbrückungsspiel gedachten Ankh 2 aber ändern, welches ich vom Gesamteindruck noch
wesentlich überzeugender fand, so dass auch ich fortan zum Ankh-Fan rekrutierten sollte.
Dementsprechend groß sind jetzt natürlich meine Erwartungshaltungen an das nächste
Abenteuer von Deck 13.
Grafik
Dabei ist man dem Genre grundsätzlich treu geblieben und so ist
Jack Keane wieder ein klassisches buntes Comic-Adventure im Stil von Ankh geworden.
Grafisch als auch von der Ausarbeitung der Charaktere gibt es sicherlich ein paar
Parallelen zu Ankh logisch, schließlich kommt es auch vom selben Hersteller. So
ist auch der Titelheld Keane wieder ein junger, großmäuliger, ungestümer Haudrauf wie
Assil. Allerdings ist Keane ein waschechter Abenteurer - ein wenig Guybrush ein wenig eine
Comic-Version eines Indiana Jones und kein Abziehbild von Assil. Auch sonst kommen die
Charaktere bzw. das Spiel generell glücklicherweise sehr eigenständig daher.
Die Figuren, also z.B. die Hauptfiguren Jack, Montgomery und Amanda
sehen etwas erwachsener" gezeichnet, damit einhergehend aber auch etwas weniger
drollig aus. Dadurch scheint man aber auch eventuell weg von einem sehr jungen Klientel
eine zumindest etwas reiferen Zielgruppe anzustreben. Die Tatsache, dass ein Grossteil der
Adventure- sprich der potentiellen Jack Keane- und Ankh-Spieler die Pubertät eh schon
lange hinter sich gelassen hat, und nicht mehr größer, sondern bereits wieder kleiner
wird, lasse ich dabei mal ganz geflissentlich außer acht. Schließlich wollen wir hier
niemanden aus der Leserschaft zu nahe treten :-).
Optisch hat sich im Vergleich zum letzen Spiel auch sonst ordentlich
was getan. Grundsätzlich wirkt die Grafik etwas deutlicher. In den Optionen finden sich
entsprechende Funktionen, um gegebenenfalls je nach Leistungsstärke des jeweiligen
Rechners die vollen Grafikeffekte einzuschalten und so die volle Pracht genießen zu
können. Z.B. die Nebel- und Wassereffekte (wie beim Wasserfall) wissen zu gefallen. Die
Mimik und die Bewegungen der Figuren können überzeugen und kommen auch noch ein bisschen
perfekter als beim Vorgänger rüber. Nicht zuletzt wirkt das Spiel auch etwas
aufgeräumter, da die Bilder zum einen besser strukturiert wirken. Sie sehen (zumindest
teilweise) nicht mehr ganz so überladen aus - eine Sache, die mich z.B. am ersten Teil
von Ankh noch etwas gestört hat.
Ansonsten ist Jack Keane wieder ein völlig in 3D gehaltenes Spiel,
wobei sich die Umgebung beim Laufen flexibel mitbewegt, was durch die oft ungewöhnlichen
Perspektiven rasant rüberkommt. Die dreidimensionalen Gegenstände wirken dabei wenig
kantig. Allerdings sind die Texturen teilweise noch matschig und undeutlich und man
benötigt manchmal etwas Phantasie, um beispielsweise einen Felsen als solchen zu
identifizieren. Richtig störend fand ich, dass die Dinge in der Inventarleiste mit dem
Hintergrund verschwimmen. Vielleicht sind diese auf einem leistungsstärkeren Rechner
sowie einem aktuellen Flatscreen-Bildschirm auch besser sichtbar, aber auf meinem Rechner
sind sie mit dem Hintergrund verschmolzen und so habe ich schlicht überhaupt keinen
Inventargegenstand erkennen können.
Es gibt zahlreiche, tolle, oft kleinere und actionreiche Sequenzen,
die in derselben Grafik wie der Spielgrafik gehalten sind und daher nahtlos ineinander
übergehen. Diese verleihen dem Spiel viel Dynamik. Schon die erste Szenen, in welche der
Spieler eingreifen kann, sind rasant umgesetzt und erinnern an beste Monkey-Island-Zeiten,
ohne dass man sofort an ein Lucas-Arts-Plagiat denken muss.
Story
London: Der junge, etwas zwielichtige, aber im Grunde seines Herzens
sympathische Kapitän Jack Keane hat mal wieder Ärger mit Ganoven. Er befindet sich
gefesselt ganz oben im Glockenraum des Big Ben und muss sich befreien. Das Problem ist,
dass zwei Schlägertypen bei ihm sind, die ihm nicht gerade wohlgesonnen sind und ihm an
die Wäsche wollen. Die Lösung ist nicht schwer. Die weitere Flucht vom Turm ist wirklich
phantastisch umgesetzt und schon in den ersten Minuten werden wir wie gesagt zwischendurch
mit tollen kleinen Sequenz belohnt. Als er auf der Flucht vor den Schlägern zu seinem
Schiff will, wartet dort schon ein Beauftragter der britischen Krone, der ihm das Angebot
macht, den völlig von sich selbst überzeugten, aber im Endeffekt ebenso nutzlosen
Geheimagenten Montgomery in Kapstadt abzuholen und auf Tooth Island zu bringen.
Dort haust der fiese Wissenschaftler Dr. T und führt Böses im
Schilde. Er experimentiert mit merkwürdigen Pflanzen, um damit das Britische Empire zu
schädigen. Als er erfährt, dass die Briten Montgomery auf seine Insel schicken, um seine
teuflischen Pläne zu durchkreuzen, engagiert er die Amerikanerin Amanda, um den Agenten
daran zu hindern.
In Kapstadt angekommen trifft er schnell auf den eingebildeten
Agenten sowie die schöne Amanda. Als das Schiff vor Tooth Island kentert, können sich
die Crew sowie Amanda mit einem Beiboot retten. Keane und Montgomery hingegen verschlägt
es auf die Insel ...
Anhand der Ausgangsituation kann man schon erkennen, dass er
turbulent zur Sache geht. Schön wenn sich da als eine der kleinen Nebenstorys noch eine
Liebesgeschichte zwischen Keane und Amanda anbahnt. Oder doch nicht?
Sound und Dialoge
Dialoge kann man abbrechen, wenn man sie schon gehört hat,
Beschreibungen zu Inventargegenständen etc. übrigens nicht. Nicht, dass das so richtig
dolle schlimm wäre, aber ich wundere mich doch immer wieder, dass solche Feinheiten auch
von professionellen Herstellern wie etwa Deck 13 bei diesem Spiel nicht berücksichtigt
werden oder sich im Falle von Revolutions letztem Baphomets Fluch 4 sogar gar nichts
abbrechen ließ.
Aber es gibt natürlich Schlimmeres, zumal der Sound ansonsten mal
wieder vorzüglich ist. Denn bei der Lokalisation hat man sich wieder nicht lumpen lassen
und bekannte Namen wie die deutsche Stimme von Johnny Depp für Keane oder in der
größeren Nebenrolle des Montgomery mal wieder die von John Cleese engagiert. Nicht nur
deshalb sondern auch anhand der Dialoge schwingt nach wie vor, dieses Mal aber
unterschwelliger und dezent eingebaut immer ein Hauch von Monty Python mit. Das
selbstbewusst-freche Organ von Amanda passt ebenfalls bestens und so sind es die Stimmen,
die den Charakteren enorme Lebendigkeit verpassen.
Es macht Spaß zu interagieren, denn im Mittelpunkt der Dialoge
stehen die Rätsel und die Geschichte und der Humor kommt wieder ungezwungen daher -
angefangen mit dem Intro, wenn etwa in einem Seitenhieb ganz nebenbei auf
schießwütige Amerikaner" angespielt wird. Es gibt zahlreiche Anspielungen,
etwa auf Spiele wie das bereits erwähnte Monkey Island oder auch Day of the Tentacle. Die
Musik hingegen ordnet sich dem Spiel unter, ist also dezent im Hintergrund.
Handhabung
Etwas störend ist, dass direkt eine To-Do-List eingeblendet wird,
wenn man kurz aus dem Spiel per Alt + Tab aussteigt, egal ob man diese Hilfe benötigt
oder nur kurz z.B. bei Ebay, in die Lösung oder sonst wo reinschauen und dadurch das
Spiel unterbrechen will. Das war bei Ankh schon so und könnte man sicher auch anders
sprich besser lösen, etwa durch Drücken der Space-Taste oder Taste T (wie To-Do) oder
so.
Aber das ist so ziemlich die einzige Kleinigkeit, die neben dem
bereits erwähnten äußerst schlecht zu erkennenden Inventar auffallen, denn ansonsten
gefällt die einfache Handhabung, die im Endeffekt fast wie bei Ankh funktioniert.
Gegenstände kann man mit der linken und rechten Maustaste betrachten. Außer, man kann
die Gegenstände benutzen oder nehmen. Dazu dient die rechte Taste. Genauso erfolgt auch
das Betrachten bzw. die Konversation mit Personen. Die Inventargegenstände befinden sich
wieder einmal nebeneinander aufgereiht am oberen Bildschirmrand. Neu ist eine
Kletterfunktion, die es (dargestellt als Treppenicon) an bestimmten Stellen ermöglicht,
hoch- bzw. runterzuklettern und nochmal mehr Bewegungsfreiheit in den Raum vermittelt.
Die Optionen bieten von einstellbaren Untertiteln bis hin zum in
Effekte, Musik und Sprachausgabe getrennt justierbaren Sound etc. alles, was das
verwöhnte Adventurerherz begehrt. Abgesehen davon lief auch Jack Keane auf meinem Rechner
wieder so gut wie störungsfrei.
Weiter aufgefallen sind mir die enorm langen Wartezeiten am Anfang
des Spiels und zwischen den Sequenzen. Aber auch das liegt wohl eher am Alter meines
Rechners und dürfte sich bei Ihrem selbstverständlich niegelnagelneuen Gerät vermutlich
nicht bemerkbar machen.
Rätsel
Die Rätsel (oder auch Rätzel, wie man immer wieder lesen kann :-))
sind in bester Comic-Adventure-Manier gehalten (und brauchen sich vor den großen
Vorgängern der Vergangenheit nicht zu verstecken). Man muss also alles einsammeln, was
nicht niet- und nagelfest ist und an anderer Stelle benutzen. Die Aufgaben sind generell
gut lösbar. Alleine wegen der witzigen, originellen Umsetzung, etwa wenn wir direkt zu
Anfang mit dem Baugerüst den Big Ben rauf- und runterrasen oder an der alkoholisierten
Spinne vorbei müssen, macht es Spaß, diese zu lösen. Trotzdem macht es uns das Spiel
nicht immer ganz leicht. Und wenn man mal auf die eine oder andere Lösung nicht kommt,
dann vermutlich, weil diese etwas zu irre ist. Auch das gab es bei den großen
Comic-Adventures in der Vergangenheit ja schon immer. Glücklicherweise sind das eher
Ausnahmen.
Es gibt ein oder zwei Rätsel, welche man innerhalb einer gewissen
Zeit erledigt haben muss. Außerdem ist für Abwechslung gesorgt, wenn ab und zu ein
Rollentausch vorgenommen wird und wir als Amanda und eine weitere jüngere Figur agieren.
Es gibt keine Sackgassen oder Labyrinthe und man kann nicht sterben. Sehr schön ist die
Idee mit den Bonuszonen, welche man entdecken und freischalten kann. Sie schaffen als
Sahnehäubchen zusätzlich Anreize. Was will man mehr?
Fazit
Während der Trend anhält, eher ernstere, erwachsenere Adventures
zu veröffentlichen, sind Deck 13 einige der wenigen Hersteller, die momentan das
inzwischen selten gewordene Genre des Comic-Adventures fortsetzten - und das machen sie
mit Bravur. Ich möchte sogar soweit gehen zu behaupten, dass es mit Jack Keane gelungen
ist, die Tradition der großen Comicadventure-Klassiker wie Grim Fandango oder Day of the
Tentacle ebenbürtig weiterzuführen. Denn durch die frische und unverbrauchte Art von
Jack Keane habe ich mich seit langer Zeit mal wieder an den Flair erinnert gefühlt, den
die großen Lucas Arts-Klassiker damals vermittelt haben. Aber keine Angst, Jack Keane ist
eigenständig genug, um als aktuelles Deck 13-Spiel und nicht als LucasArts-Aufguss von
Anno Tobak durchzugehen. Die eh schon schöne 3D-Comic-Grafik von Ankh wurde noch etwas
optimiert - Genau so sollten 3D-Comic-Adventures heute aussehen. Kleine rasante
Zwischensequenzen bringen reichlich Dynamik ins Spiel und belohnen den Spieler immer
wieder fürs erfolgreiche Bestehen der (meistens) logischen und gut lösbaren Aufgaben,
die in einer fesselnden Geschichte eingebettet sind. Auch sonst ist man sich treu
geblieben und der Humor vom letzten Ankh ist erhalten geblieben. Er wirkt locker und nicht
aufgesetzt, nicht zuletzt Dank der großartigen Lokalisation mit bekannten Sprechern wie
den deutschen Stimmen von Johnny Depp oder John Cleese. Nicht zuletzt überzeugt eine
lange Spielzeit. Festzuhalten bleibt, dass meine hohen Erwartungen, die nach Ankh 2
geweckt wurden, noch übertroffen worden sind und das bedeutet für mich ganz klar eine
Wertung deutlich über 80 %.
Wertung:
88 %
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für
Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Windows XP, Vista
- Pentium IV 2 GHz / Athlon 2,4 GHz
- 512 MB
- 1,5 GB freier Platz auf der Festplatte
- DirectX9.0c-kompatible Grafikkarte mit 128 MB RAM (MX-Serie
und XGI Volari werden nicht unterstützt)
- DirectX 9.0c-kompatible Soundkarte
- Tastatur und Maus
- DirectX 9.0c
Gespielt unter:
- Win XP
- AMD Athlon XP 1800
- 512 MB RAM
- Grafikkarte Radeon 9200 Series
- DVD-Laufwerk
Festplatte 60 GB
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Das Hauptmenü

Licht aus und bitte Ruhe. Das Spiel beginnt!

Die Anfangssequenz im Big Ben!

Brilliant die Flucht vom Big Ben!

Während der anfänglichen Ladezeit werden uns schon mal die wichtigsten
Charaktere präsentiert. Montgomery sieht auch ein bisschen so aus wie John Cleese

Schöne Perspektiven...

Im unteren Teil der Stadt gibt es noch viel zu erledigen...

...bis wir in den oberen Teil der Stadt vordringen dürfen.

In diesem Gebiet sind die Ausgänge zu den anderen
Bildern verwirrend angelegt

Während der Pause bekommen die Bilder einen schönen Rahmen

Na, wer wohnt denn hier?

Eric ist einer der putzigsten Nebencharaktere

Oha! Nur die burschikose Amanda ist noch putziger!

Die Grafik ist meistens sehr schön anzusehen

Bei den Tempelanlagen muss Jack einige Aufgaben erfüllen
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