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Rückkehr zur geheimnisvollen Insel
Erscheinungsdatum: 11/2004
Entwickler: Kheops Studio
Publisher: The Adventure Company
Spielsprache: deutsch
USK: ohne Altersbeschränkung
Ein Review von MaryScots 07. Dezember 2004
Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel" ist nach Egypt 3" und Evany Schlüssel zur Freiheit" das dritte Spiel des französischen Entwicklerteams Kheops Studios. Inspirieren ließen sie sich von Jules Vernes Klassiker Die geheimnisvolle Insel", dem dritten und letzten Band der Abenteuer um Kapitän Nemo und seine legendäre Nautilus. Der Roman erzählt die Geschichte von fünf Amerikanern, deren Ballon nach geglückter Flucht vor dem Bürgerkrieg über dem Pazifik in einen Orkan gerät. Sie schaffen es, auf einer Insel notzulanden und sind von nun an ganz auf sich allein gestellt. Ihr Wissen und Erfindungsreichtum hilft ihnen nicht nur zu überleben, sondern sich recht komfortabel auf der Insel einzurichten.
Story
Zeitsprung: 150 Jahre nach den Abenteuern der Amerikaner nimmt die junge Navigatorin Mina allein auf ihrem Boot an der Jules-Verne-Trophy, einer Segelregatta rund um die Welt, teil. Während eines Sturms wird sie über Bord gespült und erwacht am Strand einer scheinbar einsamen Insel. Der einzige Gegenstand, den sie noch bei sich hat, ist ihr PDA, dessen Akku jedoch fast leer ist, und so hat sie keine Möglichkeit Hilfe zu rufen, geschweige denn per GPS überhaupt bestimmen zu können, wo sie sich befindet. Lediglich das Nachrichtensystem gibt in Form zweier Newsartikel Auskunft über ihr Segelvorhaben und dessen bisherigen Verlauf.
Mina ist nun völlig auf sich allein gestellt, genau wie die Amerikaner in Vernes Roman. Sie wird Nahrung finden müssen und eine Möglichkeit, wieder von der Insel wegzukommen. Während der ersten Nacht in der fremden Umgebung jedoch hat Mina einen Traum - oder war es gar keiner? Der Geist von Kapitän Nemo erscheint ihr und erzählt, dass er schon viele Jahre auf der Insel umherirrt. Er bittet sie, seine Leiche zu suchen und zu begraben, damit seine Seele endlich in Frieden ruhen kann.
Installation/Technisches
The Adventure Company kredenzt uns Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel" auf zwei CDs mit Handbuch in einer DVD-Hülle, also in denkbar einfachster Verpackung, worüber man bei einem Preis von unter 30 Euro aber auch nicht meckern muss. Die Installation geht zügig und problemlos vonstatten und ermöglicht den sofortigen Start aus dem letzten Fenster, wenn man möchte.
Das Spiel wird automatisch vollinstalliert, sodass die CDs während des Spielens nicht einmal im Laufwerk verbleiben müssen. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass das Programm zwar laut Packungsaufdruck kopiergeschützt ist, jedoch nicht durch ein Extraprogramm wie z.B. StarForce, sodass eine Codeeingabe und prüfung entfällt.
Steuerung/Handling
Nach dem Programmstart befinden wir uns zunächst im Hauptmenü, wo wir ein neues Spiel beginnen, einen Speicherstand laden, die Bildergalerie und Credits ansehen, das Optionsmenü aufrufen und das Spiel beenden können.
In der Bildergalerie können wir uns später Zwischensequenzen ansehen und wir werden auch während des Spiels schon mal die ein oder andere Überraschung hier vorfinden, wenn wir fleißig genügend Punkte gesammelt haben.
Unter Optionen können wir zwischen Hard- und Softwarerendering auswählen, die Kamerageschwindigkeit lässt sich langsam, normal oder schnell einstellen und Untertitel lassen sich ein- oder ausblenden. Der vorhandene Lautstärkeregler erlaubt jedoch nur die Änderung des gesamten Sounds, es gibt keine Trennung von Sprache, Effekten und Musik, was auch nicht nötig ist.
Das Spiel ist komplett per Maus in klassischem Point & Click intuitiv zu steuern. Innerhalb einer Kulisse gibt es oft mehrere Bereiche, in denen Aktionen ausgeführt werden können. Der Cursor in Form einer kleinen goldenen Muschel klebt" immer im Zentrum des 360°-Blickfeldes und enthält einen weiß blinkenden Punkt, wenn ein Bereichswechsel möglich ist. Kann man einen Gegenstand aufnehmen, erscheint anstelle des Punktes eine Hand. Mögliche Interaktionen mit Gegenständen werden durch ein Zahnrad angezeigt, welches auch schon mal rot durchgestrichen ist, falls eine Aktion noch nicht möglich ist oder hierfür ein weiteres Objekt benötigt wird. Das ein oder andere Mal können Texte, Inschriften oder Bilder genauer betrachtet werden, worauf der Cursor in Form einer Lupe aufmerksam macht. Wenn es dann richtig abenteuerlich wird, sehen wir ein Fadenkreuz. Die Interaktion ist denkbar einfach. Gegenstände werden per Linksklick aufgenommen bzw. mit einem ebenfalls per Linksklick im Inventar ausgewählten Objekt bearbeitet.
Inventar
Schauen wir uns mit einem Druck auf die rechte Maustaste mal das Herzstück eines jeden klassischen Adventures an das Inventar. Wow, ist das eine Schau in diesem Spiel! In einem Feld werden zunächst alle gefundenen Gegenstände gesammelt, die wir dann manuell oder per Klick auf den Auto"-Button automatisch einsortieren können. Wir haben hier eine veritable Werkstatt vor uns, bestehend aus nicht weniger als 224! auf 8 Ebenen verteilten Fächern, in denen man seine Fundstücke ablegen kann. Hört sich verwirrend an? Ist aber ganz praktisch, denn man sammelt im Spielverlauf ungefähr alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist und davon gibt es einiges. So ist es z.B. ganz sinnvoll, eine Ebene für Werkzeug zu nutzen, eine für Nahrung, für Rohstoffe, usw. Gleich darunter befindet sich die Arbeitsfläche". Hier werden Objekte zusammengebaut oder Nahrung zum Verzehr vorbereitet. Dazu gehört ein Demontierfeld, auf das man mit zusammengebauten Objekten klicken kann, um sie wieder in ihre Einzelteile zu zerlegen und ein Lexikonfeld, um später nähere Informationen zu Rohstoffen oder technischen Hilfsmitteln zu erhalten. Im unteren Bereich des Fensters erscheinen Informationen zu den Objekten, sobald man eines anklickt. Vom Inventar aus können wir auch das Speicher-/Lademenü, Minas Telefon mit News- und Lexikonfunktion und eine Art Tagebuch aufrufen, in dem der bisherige Spielverlauf und Informationen zu anstehenden Aufgaben nachgelesen werden können. Des weiteren gibt es eine Punkteanzeige, ein Porträt von unserer Heldin Mina, welches ihren aktuellen Status bzw. ihre Ausrüstung anzeigt und ein Feld, welches für den Affen Jep, unseren kleinen Freund und Helfer, reserviert ist, sobald Mina ihn gefunden hat.
Grafik/Sound
Schon das Hauptmenü wird von einem kleinen Affen belebt, der mit Schmetterlingen spielt, die um ihn herumflattern, und von Vogelgezwitscher, Meeresrauschen und einem fröhlichen südamerikanisch klingenden Gitarren- und Panflötenthema untermalt. Dieses Thema wiederholt sich in Variationen hier und da während wir die Insel erkunden. Das Spiel beginnt mit einer Videosequenz, in der wir beobachten, wie unsere hübsche Heldin am Strand erwacht und sich umsieht. Das war dann aber auch schon alles, was wir von ihr in voller Schönheit bis zur Schlusssequenz zu sehen bekommen, denn die Zwischensequenzen, die uns von Zeit zu Zeit zeigen, wie Mina isst, oder wie ihr Kapitän Nemo im Traum begegnet sind im Comic-Format aufgeteilte und schwarzweiß gezeichnete Standbilder.
Während des Spiels bewegen wir uns einsam durch eine komplett vorgerenderte Inselwelt, die einfach nur wunderschön und sehr realistisch gezeichnet ist. Besonders gut, im Gegensatz zu anderen Spielen, die eine ähnliche Grafik benutzen, hat mir gefallen, dass sie sehr lebendig wirkt. So rauscht der Wasserfall animiert und tosend über die Felsen in die Tiefe und Tropfen stieben auf, wo er auf den Strand auftrifft. Die Wellen rollen sichtbar und rauschend an den Strand und die Möwen kreisen kreischend am Himmel. Wenn wir unsere Feuerstelle eine Weile nicht benutzt haben, sehen wir nur noch rotglühende Asche, die aber wieder in ein realistisch aussehendes und knisterndes Feuer entflammt, sobald wir den Cursor darüber bewegen. Ich empfand es sehr atmosphärisch, dass dieses Inselabenteuer fast ausschließlich von Geräuschen untermalt wird, die man auf solch einem einsamen Fleckchen Erde mitten im Ozean erwarten würde; so fühlt man sich stärker in die Umgebung hineingezogen.
Nur recht selten erklingt Musik, wenn wir einen neuen Bereich betreten oder es spannend wird. Die Themen unterstreichen immer die Stimmung des jeweiligen Ortes - so wird das Betreten einer Höhle von eher düsterer Ambientmusik untermalt - werden aber lediglich einmal abgespielt, um das Gefühl der Einsamkeit nicht zu stören. Von Zeit zu Zeit macht sich der auf der Insel aktive Vulkan durch heftiges Zittern des Bildes und lautes Grollen bemerkbar und erinnert uns daran, dass diese Idylle auch Gefahren birgt. Alles in allem macht die gelungene Komposition von realistischer, lebendiger Grafik und stimmigen Soundeffekten einen Großteil des Spielspaßes aus. Besonders erwähnenswert ist, dass die Entwickler die Schauplätze, welche bereits im Roman von Jules Verne eine wichtige Rolle spielten, wie die Farm mit der Mühle oder die Höhle, den Zeichnungen in dessen Erstausgabe nachempfunden haben.
Sprache
Da Mina sich allein auf der Insel befindet, hören wir ihre Stimme nur, wenn sie neue Gegenstände findet und sie beschreibt. Nur einmal vernehmen wir die Stimme Kapitän Nemos in Minas Traum. Die Sprachausgabe ist deutsch, wohingegen Inschriften und Schriftstücke im Englischen belassen wurden. Die Übersetzung erscheint bei näherer Untersuchung des Textes dann in einem Fenster am unteren Bildschirmrand ...
Rätsel
Die Rätsel bestehen in erster Linie aus dem Einsammeln aller greifbaren Gegenstände. Die meisten Objekte sind gut sichtbar, man sollte aber nicht nur auf dem Boden und in Augenhöhe suchen. Es muss auch mal gegraben werden und ab und an benötigen wir Hilfsmittel oder die Hilfe von Jep, den wir auch mit kleineren Werkzeugen oder anderen Gegenständen ausstatten können. Dinge, die man nicht mitnehmen kann, oder mit denen keine Interaktion möglich ist, können auch nicht näher untersucht werden.
Der Haupträtselanteil sind Kombinationsrätsel. Hierbei ist es möglich, Werkzeuge etc. auf unterschiedliche Arten herzustellen. Beispielsweise benötigt man zum Feuer machen immer 3 Objekte: zwei brennbare Materialien und ein Werkzeug, um diese zu entzünden. Einmal kann man auswählen, ob man ein Hindernis durch Aktion oder durch Logik bewältigen möchte, letzteres bringt allerdings weniger Punkte! In diesem einen Fall hat man auch soviel Zeit wie man benötigt, um die Aktion erfolgreich zu beenden. Hierbei informiert uns eine Statusleiste am oberen Bildrand über den Fortschritt unseres Kampfes". Später gibt es ein zeitabhängiges Rätsel, welches man aber so oft man will wiederholen kann und einige Dekodier-, Verschiebe- und ein mechanisches Rätsel. Wer vorher gut aufgepasst hat, bekommt etwas Hilfestellung zur Lösung dieser Rätsel. Gegen Ende können wir auch noch ein Klangrätsel lösen, was Zusatzpunkte bringt, müssen dies aber nicht. Die wenigen Schießeinlagen sind ohne Frust zu bewältigen. Mina kann zwar sterben, aber das Spiel kehrt automatisch wieder zum letzten gefahrlosen Bereich zurück, sodass keine Notwendigkeit besteht, einen früheren Speicherstand zu laden. Insgesamt haben diese Actioneinlagen höchstens einen 5%igen Anteil am Gesamträtselvolumen.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass soweit ich feststellen konnte - unbegrenzt oft und jederzeit gespeichert werden kann. Die Speicherstände sind nicht benennbar, werden jedoch mit Datum, Uhrzeit und einem Screenshot des Ortes versehen.
Der Schwierigkeitsgrad der Puzzles schlägt ungefähr in der Mitte des Spiels um. Kommt man sich anfangs noch vor, wie Robinson Crusoe, der alles verwendete, was die Natur ihm bietet, so wird es ab hier eher wissenschaftlich. Hat man aber eine Möglichkeit gefunden, Minas Telefonakku wieder aufzuladen, gibt das integrierte Lexikon wertvolle Auskünfte. Die Rätsel sind in der Regel logisch und im Zweifelsfall durch Ausprobieren von Objektkombinationen zu lösen, aber immer passend in den Verlauf der Story eingebettet. Erschwerend ist bei fortgeschrittenem Spielstand eher die große Anzahl der Objekte und wer nicht sortiert hat, verliert hier leicht den Überblick.
Ein weiteres Feature des Spiels ist die bereits kurz angesprochene Vergabe von Punkten für jeden gefundenen und aufgenommenen Gegenstand, jedes zusammengebaute Objekt und deren erfolgreiche Anwendung.
Die Tatsache, dass man Werkzeuge aus unterschiedlichsten Materialien zusammensetzten und auch die wenigen Gegner auf diverseste Arten unschädlich machen kann, hat in mir sogar das Interesse an einem erneuten Durchspielen und meinen Ehrgeiz, alle Punkte einzuheimsen, geweckt.
Ich bin nicht ganz sicher, wie hoch die maximale Punktzahl ist, aber es sind auf jeden Fall mehr als 300. Eine kleine Überraschung erwartet uns jeweils nach Erreichen von vollen 100 Punkten.
Fazit
Unterm Strich hat mir Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel" viel Spaß gemacht, nur leider war es ein kurzes Vergnügen von etwa 10 Stunden. Wahrscheinlich wäre ich noch schneller durch gewesen, wenn die Unmengen von Inventarobjekten mich nicht später so konfus gemacht hätten. Es war sehr unterhaltsam, die Insel und ihre versteckten Winkel zu erkunden, jedoch hatte ich nach der Demo ein umfangreicheres Spiel erwartet. Man verbringt vergleichsweise viel Zeit damit, sich auf der Insel einzurichten, sprich Nahrung und Hilfsmittel zu suchen. Ab einem gewissen Punkt waren die Ziele relativ klar und es fiel mir schwerer, mich auf die zuvor zu erledigenden Unteraufgaben zu konzentrieren, der Entdeckergeist litt und das Spieltempo wurde abrupt etwas hektischer. Ab diesem Punkt beschlich mich das Gefühl, dass nicht genug Story vorhanden war, um die Handlung angemessen voranzutreiben. Die wirklich sehr schöne Grafik und atmosphärische Sounduntermalung gepaart mit dem Entdeckerfeeling in der ersten Hälfte des Spiels und den nicht zu schweren, teilweise sogar sehr interessanten Rätseln rechtfertigen jedoch eine Empfehlung an alle Fans des Genres, auch diejenigen, die wie ich sonst nicht übermäßig gerne 1st-Person-Adventures mit 360°-Blickwinkel spielen.
Bewertung: 76 %
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemvoraussetzungen:
- Windows 98SE/ME/2000/XP
- Pentium III 800 Mhz
- 64 MB RAM
- 16x CD-ROM/DVD-ROM-Laufwerk
- 64 MB DirectX 9 kompatible Grafikkarte
- DirectX 9 kompatibler Sound
- 1 GB freier Festplattenspeicher
Gespielt auf:
- Windows XP
- Pentium IV 2,6 Ghz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM SD-616 Samsung
- Sapphire Radeon Atlantis 256 MB Grafikkarte
- Creative Soundblaster Live! 5.1 Soundkarte
Copyright © MaryScots für Adventure-Archiv, 07. Dezember 2004
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Tosender Wasserfall am Strand
Das Inventar
Idylle eines Palmenhains
Begegnung mit einer Kobra
Eine Zwischensequenz
Kampf den Affen!
Erkundung der Farm
Ein malerischer Vulkan
Auf der Suche nach Rohstoffen
Heisse Schwefelquellen
Im Granithaus
Eine unterirdische Höhle
Der Zahn der Zeit war fleissig
Ein Dekodierrätsel
Das Allerheiligste des Kapitän Nemo