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Intrigue at Oakhaven Plantation


Erscheinungsdatum: 10/2006

Entwickler/Publisher: Cindy Pondillo
Spielsprache: Englisch


Homepage

Boxshots

 

USK/PEGI: keine Angaben

 

 

Ein Review von   André   04. Dezember 2006

 

Wenn ich kleine, mehr oder weniger in Eigenproduktion hergestellte Spiele bespreche, freut es mich, zu beobachten, wie sich die Spiele eines Herstellers allmählich weiterentwickeln. „Intrigue at Oakhaven Plantation" von Cindy Pondillo ist ein gutes Beispiel dafür.

 

Grafik

„Oakhaven Plantation" ist der Nachfolger von „Hauntings of Mystery Manor" und damit das zweite Spiel von Cindy. Das Debüt war grafisch eigentlich schon sehr schön. Was aber durch die (sicherlich teilweise auch ein bisschen unfreiwillig) experimentelle, unbedarfte Herangehensweise sehr interessant wirkte, nimmt nun langsam Kontur an. Und getan hat sich einiges. Waren die Bilder im ersten Teil bedingt durch die fehlende Tiefenwirkung teilweise noch sehr flächig, so wirken sie jetzt geordneter und räumlich. Wie bei vielen semiprofessionellen Produktionen besteht „Oakhaven Plantation" aus Standbildern. Dabei kann man einen Raum immer nur aus einer Perspektive betrachten. Ansonsten sind die meisten Bilder nach wie vor nicht animiert. In einem Zimmer brennt im Kamin mal ein Feuer, aber das ist eher die Ausnahme.

Cindys erstes Adventure trug noch den Untertitel „A Gothic Adventure Game" und da verwundert es nicht, dass auch dieses Spiel wie schon der Vorgänger in erster Linie in einem alten Anwesen und in der Vergangenheit spielt. Gezeigt werden wie schon beim Vorgänger die prachtvoll ausgestatteten Räume des Gebäudes. Ab der zweiten Hälfte etwa ändert sich aber die Grafik und wir verlassen das Anwesen, um die nähere, geheimnisvolle Umgebung, also das Sumpfgebiet sowie eine kleine Insel zu erkunden. Auch das wurde sehr ansprechend umgesetzt und die Bootsfahrt durch die Sümpfe verleiht dem Spiel noch mal etwas Abwechslung und einen noch mystischeren Touch.

 

Handlung

Aber auch spielerisch hat man sich weiterentwickelt. Interessant ist sicher die Tatsache, dass wir zwei Protagonisten spielen dürfen. So was gab es ja schon öfter - etwa in Gabriel Knight - und bringt oft eine willkommene Abwechslung in ein Spiel. Ebenso gibt es eine solide, ereignisreiche Geschichte, die wegen der Zeit, in der sie stattfindet und der Thematik ein wenig an alte, romantische Gruselgeschichten erinnert. Aber der Reihe nach:

Daphne erhält eines Tages einen Brief ihrer Großmutter Simone Allain. In dem Brief bittet sie Daphne, sie auf ihrem Anwesen zu besuchen. Dort angekommen erfährt sie zwei wichtige Dinge: Zum einen erzählt ihr die Großmutter von ihrer Vergangenheit. Wer Daphnes Eltern sind und warum sie bei ihrer Tante Corinne aufgewachsen ist. Ihre Mutter heißt/hieß Rachel Allain und war, als sie etwa in dem Alter von Daphne war, eine fleißige Studentin und der Stolz der Familie. Sie liebte die einsamen Bootsfahrten auf dem Bayou Lafourche und eines Tages verirrte sie sich bei einer Tour in die dunklen Sümpfe - ein Gebiet, welches man besser meidet. Dort lernte sie die Sumpfhexe Hattie Minuit kennen, die sie direkt als Ehefrau für ihren Sohn Jacques ausgewählt hat und sie noch vor Ort verhexte. Irgendwie fand Rachel aber doch nach Oakhaven zurück. Allerdings verschwand sie kurze Zeit später wieder. Erst nach drei Monate fand man sie. Sie lebte nun mit Daphnes Vater Jacques, einem Spieler und zwielichtigen Lebemann in den Sümpfen. Ihr Großvater war darüber so erzürnt, dass er Jacques erschießen wollte. Die inzwischen mit Daphne schwangere Rachel warf sich aber im letzten Moment dazwischen. Einige Monate später starb der Großvater an gebrochenem Herzen. In einer stürmischen Nacht, als Corinne die nun verwitwete Großmutter besuchte, erschien plötzlich Rachel, die offensichtlich völlig verängstigt war und dem Wahnsinn verfallen schien. Außerdem flehte sie die Großmutter an, Daphne aufzunehmen und ließ sie zurück. So wuchs Daphne also fortan bei ihrer Tante Corinne auf. Die Mutter wurde nicht mehr gesehen, Vielleicht ertrank sie bei der Rückfahrt und auch die Spur zu ihrem Vater verlor sich irgendwann. Uff, soweit die Kurzform der Geschehnisse.

Aber damit nicht genug. Daphne erfährt noch eine zweite wichtige Sache bei dem Treffen mit ihrer Großmuter. Und zwar soll sie bei einem auf Oakhaven stattfindenden Wettbewerb mit ihrem Cousin Dominic teilnehmen. Aus diesem Grund hat sie auch ihn mit einem vergleichbaren Brief hergebeten. Die Großmutter merkt, dass sie schwächer wird und will daher die Führung von Oakhaven und die lukrativen Ländereien abgeben. Der Wettbewerb dient nun dazu, um herauszufinden, wer von den beiden dazu am besten in der Lage ist. Beide willigen ein und hier fängt für den Spieler der aktive Teil der Geschichte mit Daphne und Dominic an. Man kann, wie gesagt, fortan zwischen beiden Charakteren wechseln und den Aufgaben nachgehen. Muss ich erwähnen, dass oben erzählte, dramatische Story um die Eltern Daphnes noch wichtig für die weitere Handlung des mystischen Spiels ist?

 

Sound

Obwohl der Rest des Spiels schon recht professionell daherkommt, fehlt wie schon beim Vorgänger wieder die Sprachausgabe. Das fällt aber schon nach kurzer Zeit kaum mehr auf, da die Musik dieses vermeintliche „Manko" gut kaschiert. Diese kommt schon erstaunlich abwechslungsreich daher. Während man beim Untersuchen der Räume die unterschiedlichsten ruhigen Themen hört, überraschen in der hauseigenen Bar zwei perfekt gespielte Bluessongs mit Gesang, welche die Atmosphäre des „farbigen" New Orleans perfekt einfangen. Im Musikraum wiederum hört man Percussion- und Harfenklänge.

 

Puzzles

Im ersten Teil des Spiels geht es darum, besagte Aufgaben zu finden und zu bewältigen, welche die Großmutter für die beiden im Haus versteckt hat. Und wenn man es sehr genau nimmt, dann gibt es ein paar kleine Ungereimtheiten. So taucht eine Maus in einem Raum erstaunlicherweise nur auf, wenn Dominic ihn betritt. Abgesehen davon hat Dominic bereits ein Rätsel gelöst, wenn er die Maus gefangen hat. Das kann sich Oma doch nun wirklich nicht als Teil der Aufgabenstellung ausgedacht haben. In einem anderem Raum befindet sich ein Gegenstand offensichtlich nur, wenn Daphne diesen betritt. Außerdem laufen sich die beiden nie über den Weg, auch wenn ich mit der einen Person ein Zimmer betrete, in dem ich die andere Person zuletzt „abgestellt" habe. Aber so pedantisch sind wir ja zum Glück nicht, zumal der Spielspass ja auch so gegeben ist.

Da sich nur wenige Personen in den Räumen des Anwesens befinden, gibt es über große Teile des Spiels fast gar keine Dialoge. Auch wenn wir die unterschiedlichsten Gegenstände auf eine Person anwenden, bekommen wir fast nie eine Antwort. Es sei denn, der Gegenstand ist relevant. Die Aufgaben bestehen aus ganz unterschiedlichen Puzzles. Mal müssen wir in ein kleines Geschicklichkeitsspiel oder ein Memory-ähnliches Rätsel bewältigen. Weiter gibt es einige Spiele, bei denen wir uns wie beim guten alten Senso eine bestimmte Reihenfolge von Tönen bzw. Punkten merken müssen. In einer anderen Aufgabe müssen wir verschiedene Kräuter ihrer Wirkung zuordnen. In einem Quiz wird Wissen über den Themenbereich New Orleans, Voodoo usw. abgefragt.

Abwechslung wird also auf jeden Fall geboten. Und dennoch: Oakhaven Plantation macht es dem Spieler bei einigen Rätseln etwas zu leicht. Ihr Schwierigkeitsgrad war wirklich auf einem Niveau für Grundschüler und diese binnen Sekunden gelöst. Zumal nur die Gegenstände als Hotspot angezeigt werden, welche für die Rätsel relevant sind. Und das sind fast immer nur zwei oder drei pro Bild. Dadurch bleibt Oakhaven über weite Strecken recht überschaubar. Aber ehrlich gesagt finde ich es durchaus angenehm, zwischendurch ein einfaches Adventure zu spielen. So wird man zumindest nicht so schnell überfordert und es rätselt sich doch sehr entspannt. Zumal der Schwierigkeitsgrad mit zunehmender Spieldauer etwas ansteigt und es einige Rätsel (wie etwa das mit den Kräutern) gibt, bei denen man doch aufpassen sollte. Eine Aufgabe, bei der man eine Gruppe von Bildern mit Frauenmotiven innerhalb einer bestimmten Zeit wiederkennen und zuordnen musste, fand ich sogar recht schwer.

 

Handhabung

Kommen wir zu einem für deutsche Spieler nicht zu unterschätzenden Vorteil. Es gibt ja wie gesagt keine Sprachausgabe, aber dafür ist alles untertitelt. Und zwar werden alle Texte so lange eingeblendet wie man will. Ich wünschte mir, das würde in allen englischsprachigen Abenteuern so gehandhabt. So kann man alles in Ruhe, ähem, übersetzen. Das macht das Spiel übrigens auch für Abenteurer äußert interessant, die sich bislang nicht an englischsprachige Adventures rangetraut haben. Allerdings gibt es zum Schluss hin sehr viel zu lesen, was bestimmt nicht jedermanns Sache ist.

Ansonsten gestaltet sich die Steuerung durch das Spiel angenehm. Die Bilder sind übersichtlich aufgebaut. In einen anderen Raum gelangt man entweder wie gewohnt durch das Benutzen der Türen und Treppen. Will man in die „andere" Richtung laufen, etwa ein betretenes Zimmer verlassen, also einen Weg zurückgehen, muss man dafür ein als Türschloss dargestelltes Symbol benutzen.

Das alles erledigt man mit der Maus, also wie gewohnt Point + Click. Mit der linken Maustaste führen wir sämtliche Handlungen durch, mit der rechten Maustaste öffnen wir eine Leiste. Dort befindet sich das Inventar sowie die wenigen Einstellungen wie Speichern, Laden und Beenden. Alles ist einfach und übersichtlich. Man kann eigentlich nichts falsch machen.

 

Was sonst noch?

Oakhaven ist nicht sehr lang und nach etwa drei-vier Zockabenden zuende. Das Spiel lief auf meinem Rechner absolut störungsfrei. Man kann nicht sterben und es traten auch keine Sackgassen auf.

 

Fazit

Wow, was für eine Entwicklung! Als erstes fallen natürlich die grafischen Veränderungen auf. Die Bilder wirken jetzt plastischer und strukturierter, das Gesamtbild homogener und so rückt "Oakhaven Plantation" qualitativ in die Nähe von Delaware und Co. Allerdings kann man die Räume nur aus einer Perspektive betrachten und es gibt auch keine Sprachausgabe. Beides störte mich aber erstaunlich wenig. Besonders letzteres fällt nach einer Weile wegen der hervorragenden, für sehr entspannte Rätselstimmung sorgenden Musik kaum auf. Zumal über weite Teile des Spiels eh kaum gesprochen wird. Für Abwechslung sorgen die zahlreichen Minispiele, auch wenn das eine oder andere etwas zu leicht ausgefallen ist. Diese sind in die Handlung eingebunden, wobei "Oakhaven Plantation" mit einer richtig spannend erzählten Handlung aufwartet, die zum Schluss noch einmal eine überraschende Wendung nimmt. Kurzum - ein schönes, kleines Independentspiel.

 

 Gesamtwertung: 74%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Win 95/98/2000/XP
  • Pentium 500 MHz
  • 32 MB RAM
  • DirectX kompatible Sound- und Videokarten
  • CDROM-Laufwerk
  • DirectX 5

Gespielt unter:

  • Win XP
  • AMD Athlon XP 1800
  • 512 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

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Startbildschirm
Startbildschirm

 

 

 

Im Parlour
Im Parlour

 

 


Hier gibt es zwei Musikrätsel
Hier gibt es zwei Musikrätsel

 

 

 

Einfacher geht's nicht - diese Aufgabe ist in wenigen Sekunden gelöst
Einfacher geht's nicht - diese Aufgabe ist in wenigen Sekunden gelöst

 

 

 

 

Ein Quiz
Ein Quiz

 

 

 

Die Sümpfe bei Tag ...
Die Sümpfe bei Tag ...

 

 

... und bei Nacht.
... und bei Nacht.
Wer wohnt denn hier?

 

 

 

Der Eingangsbereich des Hauses
Der Eingangsbereich des Hauses

 

 

 

Das Inventar
Das Inventar

 

 

Voodoo
Voodoo

 


 

 

 


 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 04. Dezember 2006

 

 

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