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Hopkins FBI 


Erscheinungsdatum:1998
Entwickler/Publisher: PolyEx/MP Entertainment

Spielsprache: Englisch

USK: NICHT geeignet unter 18 Jahren

 

 

Ein Review von   André   24. Februar 2003

 

Eines der zumindest in Deutschland damals wenig beachteten Adventures von 1998 ist das 3rd-Person-Comic-Adventure Hopkins FBI. Interessanterweise scheinen sich gerade jetzt, da ich den Review schreibe, wieder einige Spieler für Hopkins zu interessieren. Und ich muss gestehen, es war bei mir erst Liebe auf dem zweiten Blick. Zum einen hat mich damals beim ersten Anspielen, als ich gerade Adventure-Anfänger war, der vermeintlich hohe Schwierigkeitsgrad abgeschreckt, da ich schon nach kurzer Zeit ein Game Over erleben durfte, zum anderen war ich demotiviert, da das Spiel komplett auf Englisch ist.


 

Aber da habe ich wohl damals zu früh aufgegeben, denn als ich mich neulich zum zweiten Mal warmgespielt hatte, fand ich Hopkins bis auf wenige Stellen durchaus nicht mehr zu schwierig. Und auch das durchgängig wirklich gut verständliche und einfache Englisch sollte für niemanden mit Grundkenntnissen in der Sprache ein Hindernis sein. Und so hätte ich dann beinahe ein wirklich spannendes und extrem abwechslungsreiches Adventure verpasst. Da stören mich auch nicht einige wirklich brutale Bilder, welche ab und zu im Spiel vorkommen, die aber bei einigen Spielern bestimmt auf Ablehnung stoßen dürften.

 

Handlung

Special-Agent Hopkins befindet sich zu Anfang des Spiels in seinem Appartment, als er zu einer Geiselnahme in eine Bank gerufen wird, da er ja beim FBI arbeitet, wie man dem Titel schon entnehmen kann. Also ist es unsere erste Aufgabe, Hopkins sieben Sachen zusammenzupacken und die Geiselnahme möglichst glimpflich zu beenden. Im Laufe seiner Untersuchungen stößt er nicht nur auf zahlreiche Leichen, sondern er erhält auch Hinweise, dass der gefährliche Kriminelle Bernie Berckson hinter den Morden steht. Und ist Hopkins Freundin sowie Arbeitskollegin Samantha auch in Gefahr? Als Hopkins sich intensiver mit dem Fall beschäftigt, stößt er sogar auf illegale Genversuche.

Das Spiel steckt wirklich voller Überraschungen und wenn Hopkins FBI bis hierhin wie ein normales, wenn auch recht brutales Detektiv-Adventure aussieht, nimmt die Handlung etwa nach dem ersten Viertel immer wieder wirklich unerwartete Wendungen. Ich muss sagen, dass ich immer wieder überrascht war, welche schönen Ideen die Macher hatten.

Dabei erwarten den Spieler allerdings auch zwei Action- bzw. Schießsequenzen, bei denen man dann auch sterben kann. Die erste ist wohl auch für absolute Action-Leihen als sehr einfach zu beschreiben. Gegen Ende des Spiels erwartet den Spieler dann als Showdown ein etwas größeres Labyrinth und die Perspektive wechselt auf Ego-Sicht. Es heißt dann also, sich in Ego-Shooter-Manier den Weg von Raum zu Raum freizuballern. Das ist dann schon etwas schwieriger.

Nach kurzer Zeit hatte ich dann aber schnell den Dreh raus, so dass auch diese Sequenz kein Problem für mich darstellte. Wenn man dann einen Raum erreicht hat, schaltet das Spiel dann wieder auf die normale Perspektive und man kann gefahrlos weiterrätseln. Ich muss zugeben, dass mir die Ballersequenzen richtig Spaß gemacht haben. Richtige Ego-Shooter-Spieler dürften über den Schwierigkeitsgrad der Schießsequenzen jedoch nur müde schmunzeln.

Das Verhältnis Rätsel- zu Actionanteil liegt aber grob geschätzt bei etwa 90% zu 10%.

 

Grafik

Von der grafischen Gestaltung ist der Firma mit Hopkins FBI wirklich ein kleines Kunstwerk gelungen. Die Grafik ist sehr vielseitig und so wechseln z.B. die Größe der Personen und damit natürlich auch die der Hintergrundbilder. Wobei hier einfach nur von Hintergrundbildern zu sprechen, würde der Grafik nicht ganz gerecht werden. Denn stilsicher werden hier durchgängig Motive verwandt, welche mich stark an die ganz alter Superhelden-Comics erinnern. Dabei sehen die Locations sehr abwechslungsreich aus und während man sich im Großstadtdschungel Amerikas durchgeschlagen hat, gelangt man nach einer Weile in den Himmel, auf eine verträumte Insel oder in eine futuristische Unterwasserwelt.

Speziell eine Bar auf der Insel hat mich von der Grafik sogar etwas an Baphomets Fluch erinnert. Zwischendurch gibt es immer wieder Großaufnahmen in Form von nur wenig animierten Standbildern von den Tatorten zu sehen, welche sich sehr homogen in die Gesamtgestaltung einfügen.

Besagte Großaufnahmen könnten allerdings wie gesagt durchaus auf Ablehnung bei etwas zarter besaiteten Personen stoßen. So sieht man beispielsweise eine Leiche aufgespießt auf einem riesigen Haken inklusive der daraus resultierenden Wunden und große Mengen teilweise noch tropfenden Bluts. Es gibt eine ganze Anzahl derlei Animationen meist weiblicher Leichen, weshalb wir auch die Volljährigkeit erreicht haben müssen, um Hopkins spielen zu dürfen. Wenn besagte Animationen bei einigen auf Ablehnung stößt, kann ich das gut nachvollziehen. Allerdings finde ich, dass die Animationen nicht bloß billige Effekthascherei im Bild-Zeitungsstil sind, sondern zum künstlerischen Gesamtkonzept passen und sich auch in die Story einfügen. Schließlich jagen wir einen irren Serienkiller und nicht etwa einen Schwarzfahrer.

Ebenfalls beachtenswert sind die zahlreichen Großaufnahmen der wunderschönen Frauen, die sich ergeben, wenn Hopkins diese anspricht. Der Zeichner hatte wirklich Geschmack (zumindest meinen Geschmack) bewiesen und ich konnte wirklich von keiner der weiblichen Figuren behaupten, dass ich sie nicht ansprechend gefunden hätte. Auch diese sind natürlich im Stil alter Comic-Hefte gezeichnet. Dabei wurden auch diese nur wenig im Augen- und Mundbereich animiert, aber das passt schon.

Wer sich das Spiel besorgt, hat vielleicht noch Glück und erwischt eine Ausgabe im Original-Karton. Auch der passt nämlich hervorragend zur Comic-Optik des Spiels. Leider habe ich das Spiel im Originalkarton damals halt verkauft und besitze nun lediglich die lieblos gemachte Billigversion im DVD-Case zum Buget-Preis, welche noch irgend ein weiteres Spiel, aber kein Handbuch enthält und leider auch vom schönen original Cover-Artwork nichts mehr übrig ließ.

 

Rätsel

Erst einmal zwei wichtige Hinweise: Es ist besonders zu empfehlen, wirklich alle Gegenstände zu untersuchen (search) und auch zu bewegen (move!) etc. Ich habe das am Anfang nicht gemacht und war ein wenig demotiviert, da ich eine Bombe nicht gefunden habe und das Spiel dann zu Ende war. Wenn die Bombe nicht entschärft wird und man verlässt die Location voreilig, explodiert diese und es gibt ein Game Over. Glücklicherweise gibt es derer aber nicht allzu viele im Spiel.

Zweitens: Unbedingt mit dem Messer das Kabel durchschneiden, wenn man das zweite Mal im Himmel ist. Später kommt man vermutlich nicht mehr in den Himmel zurück und so nimmt das Spiel kein Happy End. Allerdings ist der daraus resultierende Abspann enttäuschend kurz.

Der Großteil der Rätsel besteht darin, Objekte zu finden und an der richtigen Stelle zu benutzten oder Gespräche zu führen, um Informationen zu erhalten. Durch Gespräche erschließen sich teilweise erst neue Locations. Oftmals muss man auch Maschinen wie beispielsweise einen Filmprojektor bedienen. Zeiträtsel gab es (glaube ich jedenfalls) keine. Einmal kann es sein, dass man einen Raum schnell verlassen sollte, um nicht von einem Wächter erwischt zu werden, aber hier bekommt man es sogar noch gesagt. Der Großteil der Rätsel haben mir wirklich großen Spaß bereitet, da sie größtenteils wirklich einfallsreich sind. So muss man z. B. einen Brand in einem Raum legen, um in einem anderen Raum einen Wächter abzulenken. Und oft gab es bei mir dann diesen "Aha"-Effekt, wenn eine Lösung zwar etwas abwegig erscheint, aber man andererseits doch denkt, dass es funktionieren könnte und es dann auch noch tatsächlich klappt.

Nur einige Rätsel waren immer wieder mal zwischendurch recht schwer nachzuvollziehen, da es schon zu Beginn sehr viele Locations und damit auch sehr viele Möglichkeiten gibt. Daher ist der oben genannte Hinweis, alles genauestens zu inspizieren, sehr wichtig.

Zudem habe ich den einen oder anderen schon mal recht gut versteckten Gegenstand nicht gefunden und auf einige Lösungen bin ich auch nicht gekommen. So habe ich ein paar mal in die Lösung gespickt.

 

Sound/Sprachausgabe

Die Musik passt ebenfalls hervorragend zum Gesamtkonzept. Und so ist auch der Soundtrack wohl nicht nur für das Adventuregenre aber wohl auch für andere Spielegenres außergewöhnlich. Während die Musik in vielen Adventures ganz nett oder vielleicht noch schön ist, hat man hier wirklich Geschmack bewiesen und so hört man viele recht fluffige Sixties-Beat-Songs von The Troggs, Rare Earth und The Blue Magoos. Stellenweise weicht der Soundtrack aber auch ab und man hört dann einige eher elektronische Sounds, welche besonders oft verwandt wurden, wenn die Spannung steigt oder Gefahr droht.

Auch die Sprachausgabe ist sehr gut gelungen. Und wenn die hübschen Frauen, die wir ansprechen mit piepsiger Klischee-Blondchenstimme reden, ist das vielleicht sexistisch und sicher klischeehaft, aber ebenso niedlich. Dabei fällt auf, dass immer extrem langsam und deutlich und akzentfrei gesprochen wird. Ich vermute mal, dass Absicht dahinter steckt, um das Spiel auch in Ländern absetzen zu können, deren Muttersprache nicht Englisch ist. Auch die Untertitel sind nicht nur deutlich sondern auch sehr lange zu sehen. Dazu passt, dass besonderen Wert darauf gelegt wurde, keine allzu komplizierten Worte sowie lange Sätze mit Nebensätzen zu verwenden. Das finde ich sehr lobenswert, wenn man so ein Spiel in Deutschland und vermutlich auch in anderen Ländern veröffentlicht. Würden andere englische Adventures auch mit so einfachem und gut verständlichem Englisch auskommen, würde wohl nicht nur ich öfters mal zu einem komplett englischen Adventure greifen. Aber auch wenn sich Hopkins recht wortkarg und dadurch unterkühlt gibt, kommt im Spiel trotzdem stellenweise recht netter Humor durch.

Andere Geräusche wurden eher sparsam eingesetzt. Das fällt aber nicht weiter auf, da das Spiel eh schon bunt genug und mit Musik unterlegt ist und eine Vielzahl von Hintergrundgeräuschen zusätzlich vielleicht sogar stören würden.

 

Handling

Zwei Dinge haben mich hier gestört: Zum einen muss man zum Benutzten zweier im Inventar befindlichen Gegenstände einen Gegenstand erst nehmen, so dass sich das Inventar schließt. Dann muss man es erst wieder öffnen und kann dann erst den Gegenstand mit einem weiteren kombinieren.

Zum anderen gibt es nur sechs (natürlich überschreibbare, aber leider nicht beschreibbaren) Speicherstände. Ansonsten ist die Handhabung sehr einfach und bedienerfreundlich. Es gibt die allseits beliebte und immer wieder praktische Point+Click-Steuerung. Gegenstände im Inventar sind mit einem Mausklick zu erreichen. Mit der rechten Maustaste kann man zwischen meist drei vier Möglichkeiten aussuchen, ob man Gegenstände im Raum oder Inventar beispielsweise untersucht oder nimmt. Mit einem Doppelklick kann man einen Raum ohne zu Laufen direkt verlassen. Nur die Ego-Sequenzen gegen Ende des Spiels sind mit der Tastatur zu spielen. Hier kommt man aber netterweise mit sechs Tasten (hoch, runter, links, rechts, Strg und Space) aus. Auch die Optionen lassen keine Wünsche offen.

 

Fazit

Aus dem bisherigen Review dürfte wohl eindeutig klar sein: Ich mag das Spiel einfach. Das hängt wohl nicht nur mit meiner Vorliebe für die sechziger (und auch siebziger) Jahre zusammen. Denn die Vorteile wie die extrem liebevolle Gestaltung der zahl- und abwechslungsreichen Locations, Spannung, eine abwechslungsreiche Handlung mit vielen Wendungen, viele interessante Rätsel und nicht zuletzt Originalität bei dem nicht nur grafisch sehr eigenständigen Spiel überwiegen ganz klar die wenigen Schwächen. Da sich diese aber eigentlich auf nur eine reduzieren lassen - nämlich einige wenige nicht immer nachvollziehbare Rätsel - bleibt mir nichts anderes übrig, eine Wertung im höheren Bereich zu geben. Hier werden vielleicht einige Spieler wegen der stellenweise brutalen Bilder anderer Meinung sein.

Es bleibt zuletzt noch anzumerken, dass ein zweiter Teil in Planung ist. Ich würde mich jedenfalls richtig freuen, wenn er denn erscheint.


Wertung: 84 %


Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Pentium 200
  • Windows 95/98
  • 32 MB RAM
  • 20 MB freier Festplattenspeicher
  • CDROM-Laufwerk
  • 2 MB SVGA Grafikkarte 
  • DirectX kompatible Soundkarte
  • DirectX 5.0 oder höher

 

Gespielt unter:

  • Win 98
  • Pentium III
  • 64 MB RAM
  • Soundblaster Pro
  • 40x CDROM-Laufwerk



 


 


 


 


 




 

 

 

 

 

 



 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 24. Februar 2003

 

 

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