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Hope Springs Eternal - A Carol Reed Mystery


Erscheinungsdatum: 10/2005
Entwickler/Publisher: MDNA Games
Spielsprache: Englisch



Altersempfehlung: ab 11 Jahren

 

 

Ein Review von   André   27. Oktober 2005

 

Hope Springs Eternal - A Carol Reed Mystery ist ein Detektiv-Adventure, das man in der Ego-Perspektive spielt. Das Spiel wurde von der Independent-Schmiede MDNA entwickelt mit dem bei Independent-Entwicklern beliebten Adventure-Maker. Ich habe mich schon lange auf das Spiel gefreut. Der Grund dafür ist ganz einfach der, dass mit dem Vorgänger Remedy - ebenfalls mit der Detektivin Carol Reed in der Hauptrolle - eines der überaschensten Debüts des letzten Jahres im Independentbereich geglückt ist, das mich unter anderem wegen seiner einmaligen, im wahrsten Sinne künstlerischen Umsetzung begeistert hat.


Story

Die Geschichte spielt wieder in Schweden, genauer gesagt Nörköpping. Die Story setzt da an, wo der erste Teil aufhört, was aber nicht bedeutet, dass man den ersten Teil gespielt haben muss, um die Geschichte zu verstehen. Wer diesen aber gespielt hat, erinnert sich bestimmt noch, dass der Privatdetektiv Conrad ums Leben kam. Und während unser Charakter - die Engländerin Carol Reed - im Vorgänger noch beschäftigt war, diesen Tod zu untersuchen, hat sie dabei scheinbar Gefallen an dieser Art von Beschäftigung gefunden. So wohnt sie im Haus ihrer Freundin Lovisa, die wiederum verreist ist, und tritt nun in die Fußstapfen Conrads, indem sie sich nun als hauptberufliche Vollzeit-Detektivin verdingt, bisher allerdings ohne größere Aufträge.

Das soll sich aber mit einem Telefonanruf ändern. Conrads Schwester ist am Apparat und berichtet, dass ihre Arbeitskollegin Anna verschwunden sei. Sie habe sich schon einige Tage zuvor merkwürdig benommen. Also machen wir uns auf zu Annas Wohnung, wo wir erste Hinweise finden. Eine Spur führt zur nächsten und damit ergeben sich wie bei vielen Klassikern (z.B. den alten Holmes-Spielen) auch immer mehr neue Orte auf der Landkarte.


Grafik

Wie gesagt, hat mich schon der Vorgänger Remedy mit seiner unglaublich
schönen grafischen Gestaltung fasziniert und auch hier bestimmt das Thema Schweden natürlich wieder die grafische Umsetzung. Zu sehen sind genau wie beim Vorgänger eigentlich "nur" Standbilder und auch Gespräche mit Personen werden durch eine Folge von wenigen (vielleicht vier-fünf) Fotos dargestellt. Alle Bilder wurden allerdings so wunderbar grafisch nachbearbeitet, dass das ganze Spiel fast schon wie eine einzige Ausstellung wirkt. Dabei wurden z. B. Bildelemente und Details verwischt, deren Farben übersteigert und so sieht jedes Bild wie ein kleines Kunstwerk aus. Und trotzdem wirken die Bilder nicht so, als wären sie zusammenhangslos aneinandergereiht worden, sondern fügen sich wunderbar in den Kontext ein und dienen der Geschichte.

Und so sehen wir wieder typisch schwedische Wohnungen, in denen wir uns durch alle Räume bewegen können. Dabei können wir alles untersuchen und entdecken dabei in einigen Großaufnahmen und Detailstudien viele typisch schwedische Möbel und Accessoires.

Es fällt auf, wie geschmackvoll und detailverliebt die schwedischen
Wohnungen eingerichtet sind. Hier wird kunstvoll Altes mit Neuem, Ikea (z.B. die "Lampan" Tischleuchte auf dem Fenstersims für 2,90 Euro :-) ) mit Antiquitäten, Kunst mit Kitsch kombiniert. Außerdem gefällt mir, wie hier die Farben eingesetzt werden. Wände und Möbel sind mutig, aber gekonnt gestrichen. Alles wirkt dadurch etwas bunter und lebensfroher, aber gleichzeitig auch romantischer und geschmackvoller, wenn ich die Einrichtung beispielsweise mit der "typisch deutschen" Wohnung vergleiche. Ich frage mich nur, ob das Gezeigte wirklich der Realität entspricht und viele schwedischen Wohnungen tatsächlich so aussehen oder ob die Entwickler bei der Einrichtung nur ein besonderes Händchen haben. Zumindest kommt der Wohnstil meinem Geschmack (und irgendwie auch meiner Einrichtung) erstaunlich nahe.

Aber nicht nur die alten Möbel und Accessoires sondern auch die anderen
Kulissen wie der Schrottplatz oder die verwucherten Wiesen und Felder mit schrottreifen Autos oder Gartenlauben, wo sich der Zahn der Zeit
deutlich durch das Metall und Holz gefressen hat und überall die Farbe abblättert, rufen positive Erinnerungen wachan meine Kindheit wach, wo ich durch vergleichbare Orte gestreift bin und diese genauestens
erkundet habe. Außerdem bekommen wir natürlich auch die Straßen, Höfe und Flure, die Außenansichten der charakteristischen Gebäude, ein Schloss, den Hafen, reichlich Parks usw., halt einfach alles zu sehen. Sprich: Es wird einem sehr viel von der Wohn- und Lebenskultur vermittelt und man merkt, dass die Autoren sich in ihrem Heimatland bzw. ihrer Heimatstadt sehr wohl fühlen. Angesichts der schönen Bilder ausgesprochen nachvollziehbar.


Rätsel

Die Rätsel an sich wurden gut ins Spielgeschehen eingebaut. Sie sind abwechslungsreich und größtenteils nicht übermäßig schwer. Es gibt z. B. die (zumindest bei mir) beliebten Klassiker wie das bekannte Ververschiebepuzzle, wo ein in Quadrate unterteiltes Bild wieder richtig zusammen gesetzt werden muss und einige Rätsel, bei denen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden müssen. Mit ein bisschen Rumprobieren sollten diese Schalterrätsel kein größeres Problem darstellen. Nicht fehlen dürfen natürlich die Gegenstände fürs Inventar, die wir auf vielfältige Weise einsetzten können. Ab und zu müssen Gegenstände auch innerhalb des Inventars kombiniert werden.

Aber es gibt noch viele andere Arten von Aufgaben. Um beispielsweise eine Eintrittskarte zu gewinnen, müssen wir Quizfragen richtig beantworten und in eine Wohnung kommen wir erst rein, wenn wir zuvor den wachsamen Hausmeister abgelenkt haben.

Neu ist, dass man bei insgesamt sechs etwas vertrackteren Rätseln einen
Button vorfindet, mit dessen Betätigung man das Rätsel umgehen kann. Allerdings fand ich die meisten der sechs Rätsel soo schwer nun auch wieder nicht. Es gibt keine zeitabhängigen Aufgaben und sterben kann man übrigens auch nicht.

Gelegentlich sind die Hinweise, wo man als nächstes ansetzen muss, etwas rar und das Areal ist riesig. So muss manchmal etwas zuviel gesucht werden. Und ab und zu, nachdem ich zum 20ten Mal alles abgesucht hatte, habe ich irgendwann keine Lust mehr gehabt und dann lieber zur Komplettlösung gegriffen. Aber das nur als wirklich kleiner Kritikpunkt, denn in den meisten Fällen gibt es genug Hinweise und so wird man generell sehr gut durch die Geschichte geführt.


Sound

Die ruhigen, sphärischen und minimalistischen Klänge passen ausgezeichnet zur Atmosphäre des Spiels. An der Sprachausgabe ist ebenfalls nichts zu bemängeln. Besonders den schwedische Akzent finde ich sehr sympathisch.

Generell finde ich es aber eigentlich immer besser, wenn man Musik und
Sprache getrennt justieren kann. Hier fällt diese fehlende Möglichkeit aber
wegen der dezent in den Hintergrund gemischten Musik nicht ins Gewicht. Ich betone das immer wieder so hartnäckig, da es schon andere Spiele wie z.B. das Hope Springs nicht unähnliche "The Sydney Mystery" gab, welches ich nie spielen konnte, weil die Musik einfach alles übertünchte. So hatte ich kaum einen Ton von der Sprachausgabe verstanden und damit war dieses eigentlich vielversprechend aussehende Spiel für mich damals leider unbrauchbar.


Bedienung/Technik

Zwar gibt es keine animierten Sequenzen, dafür aber auch keine Abstürze,
kein Einfrieren des Spiels und kein Geflackere. Das Spiel läuft einfach
flüssig durch. Die Sprache ist gut zu verstehen und die Untertitel sind
deutlich und lang genug eingeblendet. Die Musik übertüncht nicht die
Sprachausgabe. Es gibt genügend Spielstände, die im übersichtlichen
Optionsmenü integriert sind, welches sich öffnet, wenn man den oberen
Bildschirmrand mit dem Curser berührt. Die Bedienung per Point+Click-Maus-Steuerung ist einfach und intuitiv. Das Spiel ist im Punkt Technik und Handhabung wieder ebenso fehlerfrei wie schon der Vorgänger, wie es sonst selten der Fall ist. Es ist schon fast ein bisschen unheimlich.

Ansonsten ist Hope neben z. B. Shady Brook von Unimatrix wieder einmal eine Independentfirma, die eine alte, in letzter Zeit etwas vergessene Tradition, aufrecht hält und in das Spiel viele Eastereggs - also kleine versteckte Gags - eingebaut hat. Auch anhand solcher Feinheiten kann man erkennen, mit wie viel Idealismus und Begeisterung die Macher das Spiel entwickelt haben.


Fazit

Hier wurde das bewährte System des Vorgängers aufgegriffen und kaum verändert. Warum auch nicht. Schließlich gibt es andere Serien, die diese Strategie erfolgreich schon seit über einem Dutzend Teilen fortführen, wie z. B. die brilliante Nancy Drew-Serie, die sich ja vom Prinzip auch nur wenig verändert hat und trotzdem nicht langweilig wird. Vielleicht bauen ja die Autoren ihren Charakter in weiteren Teilen noch aus, so dass wir mit Carol Reed quasi eine dauerhafte schwedische (bzw.
schwedisch-englische, denn Carol ist ja Engländerin) Antwort auf ihre
amerikanische Kollegin bekämen. Identisch ist übrigens mit Nancy Drew auch die (kostengünstige) Wahl der in Briefform dargestellten Einführung und des Schlusses anstelle eines Intro- bzw. Outrofilms. Der Schluss des Spiels lässt stark hoffen, dass es vermutlich (hoffentlich bald) mit einem neuen Fall im Sektenmilieu weitergeht.

Charakteristisch ist der unverkennbare Stil, mit dem auch beim zweiten Teil die kunstvoll fotografierten und in Szene gesetzten Standbilder wieder auf traumhaft schöne Art verändert wurde. Und so wirkt das Spiel wie eine
beruhigende (Zeit-)Reise durch eine (eigentlich reale) Traumwelt, in die ich
nur allzu gerne hinabgetaucht bin. Die entspannende Wirkung wird durch die ruhige, minimalistische, da sparsam instrumentierte, Musik noch verstärkt.

Ab und zu sind die Hinweise etwas knapp und ich wusste nicht, wo ich als
nächstes ansetzen sollte und so ergabt sich dadurch dann etwas viel
Sucherei. Aber das fällt kaum ins Gewicht, denn größtenteils geht es flüssig voran und es mangelt nicht an Spannung bei dieser interessanten Geschichte. Zudem ist das Spiel umfangreicher als der Vorgänger, da es mehr Orte zu erkunden und dementsprechend auch mehr zu rätseln gibt. Einer positiven Bewertung steht also nichts im Wege.


Gesamtwertung: 74%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemanforderungen:

  • Windows 98SE/2000/XP
  • Pentium 800 MHz
  • 64 MB RAM
  • 500 MB freier Festplattenspeicher
  • 8 MB Grafikkarte

Gespielt unter:

  • Win XP
  • AMD Athlon XP 1800
  • 512 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 


 

 


 

 


 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 27. Oktober 2005

 

 

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