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Hitchcock - The Final Cut 


Erscheinungsdatum: 11/2001
Entwickler: Arxel Tribe
Publisher: Wanadoo
Homepage: http://hitchcock.arxeltribe.com/
Boxshots
Preview

 

Ein Review von slydos   20. November 2001

Hitchcock - The Final Cut ist Arxel Tribes zweites 3rd Person-Spiel nach Casanova. Doch sei hier gleich gesagt, daß nur wenig Ähnlichkeiten zwischen beiden bestehen - Casanova ist mit einem durchschnittlichen Actionanteil von 50% in das Genre Action-Adventure einzuordnen, The Final Cut dagegen ist ein reines Adventure mit einem minimalen Anteil von Jump&Run-Elementen.

Erstmals hat Universal die Rechte für eine Vermarktung von Hitchcockfilmen im Spielebereich freigegeben, für die Filme Psycho, Frenzy, Saboteur, Schatten des Zweifels, Der zerissene Vorhang, Topaz. Nun verspricht uns Arxel Tribe, ein Adventure ganz nach Hitchcocks Vorbild, in Kamera, Hintergrund und Grafiken und eine atemberaubende Story.


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Die Ausgangssituation

Joseph Shamley ist seit dem Autounfall seiner Eltern am Tage von Alfred Hitchcocks Beerdigung medial begabt und nutzt diese Fähigkeit auch für seinen Beruf als Privatdetektiv. Als er sich zu einem kleinen Urlaub aufmacht, um in Ruhe zu fischen, macht ihm ein stummes blondes Mädchen einen Strich durch die Rechnung. Er akzeptiert doch tatsächlich einen Job bei ihrem Onkel, einem Pharma-Konzernboss. Der Onkel, Robert O. Marvin-Jordan ist ein Hitchcockbesessener und dreht zur Zeit einen Film auf seinem Besitz - allerdings ist die Filmcrew verschwunden!

Der Spieler/die Spielerin schlüpft nun in die Rolle des Privatdetektivs Joseph Shamley und muß herausfinden, was mit der Crew geschehen ist.

Installation

Das Spiel kommt auf 2 CDs, läßt sich leicht installieren, allerdings weniger leicht starten. Jedesmal, wenn wir das Spiel unterbrochen haben und wieder aufnehmen wollen, müssen wir zunächst die 1. CD einlegen, die Arxel-Start-Sequenz abwarten und dann die 2. CD einlegen, hier muß man wieder die Startsequenz abbrechen und kann dann ein gesichertes Spiel laden. Wer seine Autostartfunktion nicht ausgeschaltet hat, muß auch vorher noch die Installationsprozedur jedesmal abbrechen. Sollte diese Prozedur vom Kopierschutz herrühren, so sollte sich Arxel Tribe schnellstens etwas anderes einfallen lassen - so schreckt man wirklich nur ab.

Handling

Wir steuern Joseph mit den Pfeiltasten. Hierbei sind die Reaktionen unseres Akteurs recht angenehm und nicht so hypersensibel, wie in Casanova, wo man gleich beim kleinsten Anschlag eine 180 Grad Drehung absolvierte. Um einen interaktionsfähigen Hotspot zu finden, muß Joseph mit der Nase drauf gestoßen werden, d. h. ganz nahe heran geführt werden, dann erscheint in der linken oberen Bildschirmecke ein Aktionsicon, das einem anzeigt, ob man z. B. etwas aufnehmen oder eine Türe öffnen kann. Ausgeführt wird eine Aktion dann mit der Leertaste. Unser Held kann frei in alle Richtungen bewegt werden, er läuft schneller, wenn man zusätzlich die Shift-Taste drückt und kann auch springen mit der X-Taste.

Alle andere Aktionen führt der Spieler mit der Maus aus. Hat man einen Hotspot gefunden und bereits die Leertaste gedrückt, erscheint meistens eine Großaufnahme des entsprechenden Bereichs. Nun muß man hier wiederum mit dem Cursor, der je nach Funktion seine Anzeige wechselt, weitere Hotspots finden. Hier kann es schon mal zu Erkennungsproblemen kommen, da der Cursor immer die Form einer weiß umrandeten Lupe hat und sich nur der innere Bereich ändert. So erkennt man oft nicht auf Anhieb, daß man eine gewisse Stelle nicht nur anklicken und näher betrachten, sondern auch ein Objekt damit benutzen kann. Hat man ein Objekt aufgenommen, öffnet sich für kurze Zeit der Inventarbereich des Organizers und der Neueintrag wird durch ein mehrmaliges Flackern angezeigt. Inventarobjekte werden zunächst als Textangaben gespeichert. Der Inventarbereich teilt sich zu bestimmten Zeiten automatisch in Unterbereiche auf, wenn bestimmte zusammengehörige oder gleichartige Dinge gesammelt werden, z. B. Audio- und Videokassetten oder Magnetkarten.

Neben Objekten kann Joseph in einem anderen Bereich Informationen zu den einzelnen Personen speichern. Auch das geschieht automatisch, wenn z. B. ein Brief gelesen oder eine andere Information aufgenommen wird.

Im Inventar können Objekte auch kombiniert werden. Dazu muß man zunächst ein Objekt mit der Maus auswählen und es erscheint als Icon in der linken oberen Bildschirmecke. Dann wieder den Inventarbereich aufrufen, man kann dann im unteren Drittel ein winziges Icon des bereits gewählten Objektes sehen, das auf die rechte Seite gerutscht ist, wenn es ein kombinierbares Objekt ist. Jetzt kann man mit der Maus ein zweites Objekt wählen.

Neben der Tagebuchfunktion und dem Inventar ist auch eine einfache Übersichtskarte abrufbar, über die man durch Anklicken schnell den Standort wechseln kann (allerdings nur von den meisten Außenschauplätzen).

Zuguterletzt gibt's hier natürlich auch noch den Button für das Hauptmenü mit Einstellungen, Speichern, Laden und Endefunktionen. Leider gibt es nur 10 Speicherplätze zu denen auch nur Datum und Uhrzeit gespeichert werden.

Der ganze Organizer ist recht unübersichtlich und verwirrend und wird auch im knappen Handbuch nicht ausführlich erläutert. So kann es sein, daß es erst nach einiger Zeit auffällt, daß da mehr Objekte im Inventar sind als angezeigt, da man mit einem Rad im unteren Bereich des Organizers scrollen kann. Leider bleibt die ausgewählte Position nicht erhalten, sondern man muß bei jedem Aufruf eines der nicht direkt sichtbaren Inventarobjekte erneut nach unten scrollen. In Verbindung mit der Tasttatursteuerung nicht gerade eine benutzerfreundliche Oberfläche. Das es auch anders und sehr viel komfortabler geht, zeigt die Organizerverwaltung bei "Road to India".

Hat man sich an die Steuerung gewöhnt, und auch den Weg ins Filmset gefunden, kann die Suche nach der Filmcrew beginnen. Wir schlendern durch die Kulissen und sollten wirklich jedes Detail aufmerksam betrachten, vielmehr abgehen. Überall verstecken sich Hinweise, und wenn wir selbst einmal nicht weiterkommen, so hat unser medial begabter Detektiv sicher eine kurze Vision, die uns weiterhilft. Joseph stellt zunächst keine Fragen, an wen auch, sein Auftraggeber bleibt zunächst unsichtbar, die schöne Blonde ist stumm und der sprechende Beo namens Alfred ist auch kein adäquater Gesprächspartner, spricht er doch zu sehr dem Alkohol zu und lallt dann etwas von "Que será, será" (Doris Days Hit aus "Der Mann der zuviel wußte").

Grafik

Wir bewegen uns mit unserem 3D-Helden durch vorgerenderte 2D-Kulissen, die mit ihren grauen Grundtönen an eingefärbte Postkarten erinnern. Blecherner Filmdonner erschallt, der nicht wirklich ernst gemeint sein kann, sondern klingt wie "Hallo, hört Ihr, selbst der Donner ist hier nicht echt!"

Das Haus des Tycoons und die Filmkulissen scheinen auf den ersten Blick ähnlich den Locations in Hitchcocks Filmen, aber eine 1zu1-Kopie scheint hier nicht beabsichtigt zu sein. Das Psycho-Haus hatte sicherlich keinen Festsaal a la "Rebecca" und die Kirche aus "Vertigo" war kein düsterer Bau, sondern nach meinem Gedächtnis eine helle Kirche im spanisch/mexikanischen Stil. Auch das Hotel ist dem "Fenster zum Hof" und das Haus der Brenners, die Tankstelle oder das Restaurant den "Vögeln" nur nachempfunden.

Natürlich ist es ein Riesen-Spaß, die Locations zu durchwandern und Anspielungen auf Hitchcock-Filme zu finden. Aber daneben haben wir einen Auftrag und eine eigene Story zu verfolgen. Über kurz oder lang stoßen wir auf die erste Leiche und ich verrate wohl nicht zuviel, wenn ich sage, es wird eine Menge davon geben - teilweise auf recht ausgefallene Weise gemeuchelt, so daß auch Meister Hitchcock seine Freude gehabt hätte.

Leichen dürfen wir mit einer Zoomfunktion auf Einzelheiten untersuchen, was schon recht unappetitlich sein kann.

Manchmal hat Joseph bei seinen Untersuchungen eine kurze Vision, wenn er z. B. eine Türklinke anfaßt oder ein Buch öffnet - hier werden dann meistens Filmschnipsel aus den oben genannten Filmen eingesetzt, die oft nur Sekunden dauern. Wenn Joseph einen Koffer untersucht, so sieht man plötzlich eine Koffertauschszene aus "Topaz", und unser medial begabter Held schließt gleich messerscharf, daß hier etwas gestohlen wurde.

Insgesamt gibt es 15 Minuten Extrakte aus Hitchcockfilmen über das gesamte Spiel verteilt. Man erkennt keine Hauptdarsteller und die Szenen sind so kurz, daß es schon schwerfällt, eine Verbindung herzustellen aber hier und da gelingt es doch: Karin Dors Auge (Topaz), Anthony Perkins Auge (Psycho), fallende Koffer oder der Buchstabe Pi (Der zerissene Vorhang), die Freiheitsstatue (Saboteure). Neben den Originalfilmszenen gibt es auch eine ganze Reihe gut gelungener spieleigene Filmszenen.

Wenn Joseph sich bewegt, wechselt der Blickwinkel der Kamera des öfteren - manchmal zu oft oder zu früh, so daß wir die Orientierung erst einmal wiederfinden müssen oder unser Held sich im Kamera-Off bewegt und das manchmal sehr lange, bis die Kamera einen neuen Blickwinkel zeigt. Na - ob Hitchcock so etwas toleriert hätte - wohl kaum. Trotzdem tragen die, manchmal schnellen, Perspektivwechsel dazu bei, die Geschichte spannender und abwechslungsreicher zu machen und manchen Überraschungseffekt zu produzieren, sie haben aber sicher nicht wirklich etwas mit Hitchcocks legendären Kamerafahrten oder Schnitttechnik zu tun.

Ab und zu trifft Joseph auch auf lebende Mitmenschen, die ihm mehr oder minder wohlgesonnen sind. Während ihre Mimik recht starr und unverändert bleibt, ist doch die Gestik der Personen sehr gut gelungen und es wirkt sehr echt, wenn sich der Kopf eines Gesprächspartners nach den Bewegungen unseres Helden richtet und ihn geradezu verfolgt. Auch Joseph selbst bewegt sich gelenkig und geschmeidig, wenn er sich z.B. bückt oder eine Leiter hinaufsteigt. Auch sein Kopf bleibt immer auf einen Hotspot gerichtet, solange er sich in der Nähe befindet. Joseph umgeht Hindernisse fast immer perfekt und läuft nicht in sie hinein.

Joseph nimmt alles mit sehr trockenem Humor und das ist gut so! Wie sollte man auch sonst den makabren Geschehnissen begegnen. Allerdings gibt's keine großen Wahlmöglichkeiten bei den Dialogen, man kann halt nur wählen, welche Frage zuerst gestellt wird. Der etwas müde, abwesende Ton unseres Pharmabosses Robert O. Marvin-Jordan (solch komplizierte Namen sollte man sich besser merken) erinnerte mich ungemein an Charlie aus "Charlie's Angels", besonders weil man ihn zunächst nur am Telefon erlebt.

Rätsel

Um der Wahrheit näherzukommen, muß Joseph Indizien sammeln und Informationen in seiner Organizer-Datenbank speichern. Er muß Objekte nehmen, anwenden und kombinieren. Es gibt kaum nutzlose Objekte, manche können mehrfach verwendet werden. Meist geht es darum, die vielen, zunächst verschlossenen Türen zu öffnen. Um die Hotelzimmer der Crew zu überprüfen, benötigt unser Held z. B. Magnetkarten, die er erst mal auftreiben muß. Er löst das eine oder andere Kombinationsrätsel, öffnet hier ein Zahlenschloß und muß dort eine Text genauestens durchlesen, um weiterzukommen. Es gibt einige sehr spannende zeitabhängige Rätsel, die auch den Tod für Joseph bedeuten können. Aber auch hier hängt man nicht sehr lange als Spieler fest, denn die Lösungen der Aufgaben sind logisch und mit gesundem Menschenverstand zu finden. Dabei ist es oft egal, in welcher Reihenfolge die vielen Subplots angegangen werden. Allerdings gibt es bestimmte, strikt lineare Spielteile, die auch eine zeitliche Komponente haben. Wenn Joseph hier herumträumt und meint erst einmal anderes, wichtigeres tun zu müssen, kann es z. B. passieren, daß ein Gesprächspartner nicht mehr anwesend ist und auch nicht mehr auftaucht - eine Sackgasse also.

Mit Ausnahme der Handlingprobleme mit dem Organizer, dem CD-Wechseln und zweier Sackgassen, in die ich geriet, habe ich das Spiel wirklich genossen. Äußerst spannende Passagen wechselten sich mit akribischer Detektivarbeit ab. Eine verwickelte Story, eine gute Prise Humor, viele Anspielungen (von Hitchcocks erstem Film "13" bis zu seinem letzten: "Familiengrab") und überraschende Wendungen sind schmackhafte Zutaten für ein im ganzen gesehen äußerst gelungenes Adventurespiel.

Es macht zudem Lust, wieder mal einige Filme des Meisters anzusehen (sie laufen zur Zeit im Pay-TV Premiere World) oder darüber zu lesen. Wer noch mehr über den berühmten aber auch umstrittenen und streitbaren Filmmann Hitchcock erfahren will, sollte sich auf jeden Fall "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" von Regiekollegen Francois Truffault genehmigen. Auch das Entwicklerteam von Arxel Tribe hat dieses ausgezeichnete Buch studiert, und hier kann man erfahren, was Hitch nun wirklich unter einem McGuffin versteht und daß der echte Walter Slezak (der in den 30ern aus Wien in die USA kam) in Hitchcocks Lifeboat spielte, der auch in der Wirklichkeit keines natürlichen Todes starb.

Meine Wertung: 85%

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemvoraussetzungen:

  • Windows 95/98/2000/ME
  • Pentium 333 Mhz
  • 64 MB RAM
  • 8 MB 16 Bits Grafikkarte
  • 16bit Stereo-Soundkarte
  • 24fach CDROM-Laufwerk
  • 300 MB Speicherplatz auf der Festplatte
  • DirectX7 (mitgeliefert)

Gespielt auf:

  • WindowsME
  • Pentium III 850
  • 128 MB RAM
  • Sound- und Grafikkarte DirectX-kompatibel
  • Toshiba DVD-ROM

 

Hitchcock allgegenwärtig
Hitchcock allgegenwärtig

Filmaufnahmen
Filmaufnahmen

Was haben wir denn da?
Was haben wir denn da?

Ein Liebesnest
Ein Liebesnest

Robert O. Marvin Jordan persönlich
Robert O. Marvin Jordan persönlich

Das Dialogmenü
Das Dialogmenü

Leichen pflastern seinen Weg ...
Leichen pflastern seinen Weg ...

Wer ist wohl der Mann auf dem Gerüst?
Wer ist wohl der Mann auf dem Gerüst?

Wer sucht ...
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Eine unangenehme Lage
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Neue Instruktionen
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Joseph schaut sich um
Joseph schaut sich um

Die interaktive Karte
Die interaktive Karte

Ein Strohmann?
Ein Strohmann?

Die Familienkirche
Die Familienkirche

Bücher geben Auskunft
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Ein kleines Spielchen gefällig?
Ein kleines Spielchen gefällig?

Beinahe Vertigo
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