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Hauntings of Mystery Manor -
A Gothic Adventure Game
Erscheinungsdatum: 06/2005
Entwicklerin/Publisher: Cindy Pondillo
Spielsprache: EnglischHomepage
Keine Angabe zur Altersbeschränkung
Ein Review von André 05. September 2005
Gothic
Englische Bezeichnung für einen düster wirkender Baustil aus dem 12ten bis 15ten Jahrhundert aber auch einer Romanform, die ihren Ursprung in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat und im deutschen am ehesten mit dem Begriff Schauerroman charakterisiert werden kann. Sowohl Horrorliteratur als auch der Detektivroman haben hier ihre Wurzeln. Wir erinnern uns auch an eine "Gothic" benannte Modeerscheinung aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts: Die Anhänger beiderlei Geschlechts trugen dabei vornehmlich schwarze oder weiße Gewänder mit Schnallenschläppchen, allerlei Klunker und symbolträchtigen Glitzerkrams wie Kreuze sowie meist kunstvoll nach oben toupierte Haare und in der Pandatechnik (also schwarz-weiß) gefärbte Gesichter. In Discos wurde dann bei günstiger Gelegenheit zu düsterer Musik per beeindruckendem Ausdruckstanz um Aufmerksamkeit gebuhlt. In meinen Händen halte ich ein Gothic-Adventure und ich vermute, es wird keine beschwingte Komödie werden.
Grafik
Es handelt sich um ein von mir so geschätztes Independent-Spiel. Da Independententwicker eigenständig arbeiten und keine große Firma im Rücken haben, verfügen sie auch nicht über die allerbesten Möglichkeiten wie die neueste, aufwendigste Technik, um ihre Spiele zu verwirklichen. Dafür kann sich der Entwickler aber frei entfalten, denn er ist an keine Vorgaben gebunden, was teilweise zu sehr interessanten Ergebnissen führt. Wegen des nicht optimalen Möglichkeiten fällt auch die Grafik meistens nicht so opulent aus, was aber längst kein Nachteil darstellen muss, wie wir gerade in letzter Zeit anhand zahlreicher anderer Indies wie Dark Fall, Delaware oder Shady Brook wieder sehen konnten.
Hauntings führt uns grafisch in eine Welt vergangener Tage und verbindet die im gotischen Stil gehaltener Spielumgebung, also den Bau-, Kleidungs- und Wohnstil sowie Lebensweise längst vergessener Zeiten mit der Düsterness, wie sie Anhänger der Gothic-Bewegung nun mal hegen. Genauer gesagt spielt Hauntings in den auf einer Burg bzw. auf einem großen Anwesen befindlichen Räumlichkeiten.
Von der Eingangshalle bekommen wir Zutritt zu den Räumlichkeiten der einzelnen Personen und jeder Raum wirkt sehr persönlich und ist individuell gestaltet. Überhaupt hat der Entwickler die Räume mit viel Fingerspitzengefühl kunstvoll gestaltet. Die Gegenstände im Raum wirken fast schon collagenartig angeordnet und zusammengestellt, wodurch den Räumen ein fast surreales Aussehen verpasst wird. Dabei wurden nicht nur bizarre Gegenstände wie alte Haushaltsgeräte, Pistolen oder Kinderspielzeug wie Kasperlefiguren und Bausteine, sondern auch die Personen bzw. Geister in die Bilder eingearbeitet, da diese transparent, fast kaum sichtbar und bewegungslos an ihren Plätzen verweilen. Überhaupt wurden die Bilder fast gar nicht animiert. Lediglich wenn wir Gegenstände berühren, wechseln diese vereinzelt ihren Platz, wie beispielsweise ein Ball, der zur Seite rollt. Animierte Sequenzen wie ein Intro gibt es noch nicht, weshalb Hauntings im Zusammenhang mit der ebenfalls fehlenden Sprachausgabe anfangs ein wenig fad und gewöhnungsbedürftig wirkt.
Handlung
Die Rahmenhandlung an sich ist schnell erzählt: Die Familie unseres namenlosen Hauptdarstellers besitzt seit dem 18ten Jahrhundert ein Anwesen, welches er 15 Jahre zuvor verlassen hat. Eigentlich wollte er nie wiederkommen, doch die ganzen Morde, die in diesem Haus scheinbar
inflationär geschehen sind, die Untoten, die seitdem rastlos in dem Haus verweilen, verfolgen ihn bis in seine Träume. Deswegen beschließt er, das
Spukschloss erneut aufzusuchen, um die Geister zu erlösen.
Rätsel
Menschen mit Helfersyndrom kommen hier voll auf ihre Kosten, denn wir treffen im Schloss auf ganz viele Geister und alle haben ihre ganz
persönlichen Probleme und Anliegen, denn schließlich sind Geister auch nur Menschen. Dabei bestehen die Aufgaben vornehmlich darin, allen möglichen Krams für die geplagten Untoten zu besorgen. Sprich: Gegenstände finden und anwenden ist gefragt und so ist unser Inventar ruckzuck voll. Die Rätsel machen Spaß, denn dank der meistens logischen Aufgaben wissen wir oft schnell, wo wir das ganze gesammelte Zeug unterbringen müssen. Dabei bieten kleine Zusatzaufgaben wie eine Runde Poker, ein Buchstabenrätsel usw. eine willkommene Abwechslung. Einige Orte erschließen sich erst, wenn sich durch Lösen eines Rätsels die bis dahin verschlossenen Türen zu diesem Ort öffnen.
Handling
Zuvor hatte ich Shady Brook gespielt, welches wie gesagt ebenfalls ein Independent-Adventure ist und danach wirkt Hauntings erst einmal etwas
gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen puritanisch. Allerdings sollte man nicht den Fehler begehen und die Spiele miteinander vergleichen, denn während Shady Brook bereits auf sehr fortgeschrittener Ebene anzusiedeln ist, steht die Entwicklerin hier noch in den Startlöchern. Und so verläuft schon die Installation ungewöhnlich, denn wir müssen erst einmal alle Dateien per Hand in einen Ordner kopieren. Das hat dann allerdings den Vorteil, dass wir die CD danach nicht mehr benötigen.
Der Cursor und die am oberen Bildschirmrand befindliche Inventarleiste sind übrigens ein wenig wie die alter Sierra-Spiele gestaltet und genau so
einfach kann man sich per intuitiver Point + Klick-Steuerung durchs Spiel bewegen oder speichern und laden.
Sound
Wie bei den meisten semiprofessionellen Adventures gibt es wegen des zu hohen Aufwands natürlich keine deutsche Lokalisierung und die Spielsprache ist wieder einmal Englisch. Bis auf wenige gesprochene Sätze ist das ganze Spiel untertitelt und man hat genug Zeit zum Mitlesen.
Die Musik ist schon sehr professionell. Die instrumentalen Tracks sind also wie es sich für ein Gothic-Spiel gehört melancholisch bis düster, also
stimmig in das Spiel integriert. Da die Tracks sehr ruhig sind, unterstützen sie die entspannte Rätselatmosphäre. Manchmal hören wir auch einen
schmissigen Walzer. Soundeffekte bzw. Hintergrundgeräusche wurden dezent und passend eingesetzt.
Fazit
Gesamtwertung: 72%
Anfangs wirkt 'Hauntings of Mystery Manor' sicher auch bedingt durch das Fehlen von Sprachausgabe und Animationen noch ein wenig karg, aber nach einer gewissen Anlaufphase fängt das Spiel an, richtig Spaß zu machen. Ein Grund dafür ist, dass schon nach kurzer Zeit eine rege Fluktuation in unserem Inventar herrscht. Denn die Rätsel sind logisch aufgebaut und so werden wir durch häufiges Anwenden der Gegenstände regelmäßig belohnt. Zusätzlich Abwechslung bereitet manch ungewöhnliche Herangehensweise und kleine Minispielchen wie eine Runde Poker.
Sehr schön ist auf jeden Fall auch die aus manchmal collagenartig wirkendenden Standbildern bestehende, künstlerisch gestaltete Grafik und die dazu passende ruhige, düstere musikalische Begleitung. Adventurebegeisterte Spieler, die berücksichtigen, dass Hauntings rein vom technischen Standard her im soliden semiprofessionellen Bereich anzusiedeln ist, sich also z.B. mit dem Freeware-Adventure Voodoo vergleichen lässt, werden für wenig Geld zwei, drei Abende gut unterhalten.
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Systemanforderungen:
- Pentium 500 MHz
- Windows 95/98/2000/ME/XP
- 32 MB RAM
- DirectX-kompatible Grafikkarte
- DirectX-kompatible Soundkarte
- DirectX 5.0+
Gespielt unter:
- Win XP
- AMD Athlon XP 1800
- 512 MB RAM
- Grafikkarte Radeon 9200 Series
- DVD-Laufwerk
Festplatte 60 GB
Copyright © André für Adventure-Archiv, 05. September 2005