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Hariboy’s Quest

1996 - Werbespiel der Firma Haribo, Entwickler: Condor Software

Review von slydos 09.02.2001

Das Werbeadventure von Haribo kommt auf einer CD und ist ein DOS-Spiel. Die Installation der 30 MB, die auf der Festplatte benötigt werden, lief schnell und problemlos unter Windows 95. Die Originalfassung des Spiels ist in französischer Sprache, jedoch kann man bei der Installation angeben, ob man in französisch, englisch, deutsch oder spanisch (jeweils Sprache und Text) spielen möchte.

Geschichte

Der Vorspann zeigt Hariboy beim Fernsehschauen. Plötzlich wird das Programm unterbrochen und ein Piratenkapitän erscheint auf dem Bildschirm. Ein Bild von an der Wand wird lebendig und Hariboy wird hineingesogen. Er taucht wieder auf durch einen Durchgang in einem Zauberbaum. Einige Bonbons begrüßen ihn freundlich und erklären ihm die Lage. Goldbär hat Hariboy gerufen, weil er der einzige ist, der Bonbonia retten kann. Ein Drache hat die Truhe mit der Bonbonformel im Zauberbaum zerstört und dadurch schließt sich der Zugang zur übrigen Welt. Es gibt allerdings eine Kopie der Formel auf drei Bücher verteilt. Diese Bücher befinden sich versteckt in den drei Teilen von Bonbonia - dem mittelalterlichen Bonbonia, dem wilden Westen und dem römischen Bonbonia. Hariboys Mission ist, diese Bücher zu finden und in der Truhe wieder in den Zauberbaum zu stellen. Gefährliche Piraten sind ebenfalls hinter der Formel her und Hariboy muß sich vor ihnen in Acht nehmen.

Steuerung

Hariboys Quest ist ein reines Point&Click Adventure. Man benutzt die linke Maustaste um Hariboy zu steuern oder mit Objekte und Personen zu interagieren. Die rechte Maustaste zeigt normalerweise das Inventar an, wird aber an manchen Stellen für spezielle Handlungen benutzt, wie z.B. Lesen oder in ein Gefäß schauen. Drückt man beide Tasten gleichzeitig, wird das Optionen-Menü aufgerufen. Hier kann man bis zu 5 Spiele speichern und laden, die Lautstärke verändern oder das Spiel verlassen.

Objekte, Personen oder Bereiche, mit denen man in irgendeiner Weise in Interaktion treten kann werden mit kurzen Texten beschrieben, wenn man mit dem Cursor darüberfährt.

Obwohl die Steuerung einfach gehalten ist, wird es einem doch oft nicht leicht gemacht, damit umzugehen. Gerade der Umgang mit dem Inventar und den Objekten darin ist nur zu oft nervenaufreibend, da man ein Objekt auswählt indem man die rechte Maustaste gedrückt hält, wenn man sich darüber befindet. Allerdings muß man dabei sehr genau sein und den Cursor immer in die linke untere Ecke der quadratischen, kleinen Objekte setzen, sonst wird das Nachbarobjekt gewählt.

Die Objekte sind sehr klein dargestellt und manchmal muß man wirklich rätseln, um was es sich dabei eigentlich handelt.

Ein großer Teil des Spiels besteht darin, Objekte mit anderen Objekten oder Personen auf dem Bildschirm (niemals im Inventar) zu kombinieren. Das funktioniert speziell bei Personen, die gerade noch Dialoge führen nur sehr fehlerhaft. Oft wendet man ein Objekt drei oder viermal auf einen Hotspot an und es tut sich rein gar nichts. Wenn man dann schon fast verzweifelt aufgeben will, funktioniert es plötzlich doch noch.

Dialoge, Sprache, Sound

Dialoge laufen in Hariboy’s Quest automatisch ab. Es gibt keine Mehrfachauswahlen. Allerdings kann man bei manchen Personen verschiedene Antworten durch mehrfaches Anklicken erreichen.

Die deutsche Sprachausgabe und die deutschen Sprecher sind das Schlechteste, was ich je gehört habe. Mir ist bisher kein Spiel, auch kein Werbespiel untergekommen, bei dem die Sprecher derart dilettantisch zu Werke gehen. Ich glaube, es sind insgesamt drei Sprecher die alle Rollen im Spiel übernehmen, was man natürlich sofort erkennt. Man sieht sie geradezu vor sich, wie sie monoton und unbetont ihren Text ablesen und sogar manchmal dabei stocken. Ich habe schon wesentlich bessere Schülerhörspiele von 10- bis 12jährigen gehört. Besonders nervig dabei ist, daß man die Sprachausgabe nicht stoppen kann, wenn man einen Text bereits 10 mal gehört hat.

Eine Musikuntermalung gibt es nicht, aber die Soundeffekte - knarrende Dielen, Vogelgezwitscher, Gemurmel u. ä. sind passend eingesetzt.

Rätsel

Im Prinzip bestehen die Rätsel aus Objekte finden, Objekte an der richtigen Stelle in der richtigen Reihenfolge einsetzen, Dialoge führen und Aktionen zum richtigen Zeitpunkt ausführen. Eigentlich leichte Aufgaben, aber hier und da haben die Entwickler kleine Schikanen eingebaut und man muß in der großen Zahl von begehbaren Orten Pixel-Suche betreiben. Oft sind die Rätsel so angelegt, daß man Orte mehrmals besuchen muß, um dort jemanden anzutreffen oder ein bestimmtes Objekt zu bekommen, das vorher noch nicht da war. Dabei ist dann jede Menge Lauferei, was das Spiel beträchtlich verlängert.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen verschwindet ein Objekt aus dem Inventar, wenn es einmal benutzt wurde. Allerdings gab es ein Objekt, das sowohl aufgenommen als auch wieder abgelegt werden konnte, nachdem es benutzt wurde. Dies hat mich fast zum Spielabbruch getrieben, da man nur weiterspielen konnte, wenn man das Objekt nicht im Inventar mit sich herumtrug.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren alle Rätsel logisch und es war eigentlich nicht nötig Inventarobjekte durchzuprobieren. Jedoch hat mir die oben beschriebene ungenaue Steuerung dabei oft einen Streich gespielt und vorgegaukelt, daß ein Objekt nicht an dieser oder jener Stelle paßt obwohl es nach mehrmaligem Klicken dann doch richtig war.

Deutsche Übersetzung

Leider gab es eine Menge Fehler in der deutschen Übersetzung der Textanzeigen im Spiel, die sich teilweise auch auf die Lösungsfindung ausgewirkt haben: So wird z.B. eine Herdplatte als "Hobeltisch" bezeichnet oder eine elektrische Säge als "Mühlstein". Ein Objekt wird vom Sprecher "Kristall" genannt, die Textanzeige sagt "Rose" und in Wirklichkeit sieht es aus, wie ein Stern. Anscheinend hat es bei der übersetzten Version zumindest keine große Testphase gegeben.

 

Grafik

Die Grafik in diesem Adventure im Comicstil kann sich sehen lassen. Die sehr große Zahl (250!) von verschiedenen Szenenbildern sind mit viel Liebe zum Detail und Einfallsreichtum gestaltet. Wenn man einen neuen Ort betritt ist man fasziniert von der Fülle von Einzelobjekten und ebenso von den niedlichen, animierten Statisten, die zwar in der Regel nichts zum Spielverlauf beitragen jedoch die Szenen beleben und einem oft ein Schmunzeln abgewinnen können. Es handelt sich sowohl bei den Spieler- als auch bei den Nicht-Spieler-Charakteren um die verschiedenen Sorten von Haribo-Bonbons, die z. B. als Straßenkünstler oder spielende Kinder auftreten. Hariboy selbst bewegt sich mit fließenden Bewegungen durchs Spiel und man bemerkt die Bemühungen, ihn auch perspektivisch richtig zu zeigen.

Spieldauer

Da ich während des Spielens eine Lösung dazu geschrieben habe, wird meine Spielzeit etwas länger als normal gewesen sein, aber ich würde für den Durchschnittsspieler mit ca. 30 Stunden rechnen, wenn man keine Lösung benutzt. Es gibt nämlich eine Vielzahl von Objekten die in einer Vielzahl von Orten und Szenen eingesetzt werden müssen. Dabei haben die Entwickler darauf geachtet, daß man notwendigerweise mehrmals an die verschiedenen Orte gehen muß - das bedeutet viel Laufen.

Gesamteindruck

Seinerzeit kostete Hariboy’s Quest knapp 50,-- DM -ein recht hoher Preis für ein Werbespiel, in dem ja mehr oder weniger auffällig Werbebotschaften des Auftraggebers verborgen sind. (Bei Hariboy zwar an einigen wenigen Stellen sichtbar, aber nicht störend, z. B. gibt es in Chinatown in der Westernstadt einige Gläser mit Haribo-Bonbons die aber mit in den Spielablauf einbezogen wurden.) Jedoch befinden sich CD und Handbuch in einer professionellen und stabilen Kartonverpackung, die Werbebotschaften sind dezent verteilt und die Dauer des Spiels kann sich sehen lassen.

Da ich selbst gerne objektorientierte Adventures spiele, hätte mir Hariboy eigentlich recht gut gefallen, wenn da nicht die unsägliche Sprachausgabe und die teilweise schlimme Steuerung bei der Objektanwendung den Spaß do sehr getrübt hätten. Hariboy’s Quest ist für Spieler zwischen 7 und 77 Jahren angegeben. Ich denke, daß der nicht zu hohe Schwierigkeitsgrad Hariboy’s Quest tatsächlich zu einem Spiel für die ganze Familie macht. Alle, die z. B. die Sierra-Quest-Reihen mögen, werden auch bei diesem Spiel ihren Spaß haben. Und im Gegensatz zu den Sierra-Spielen kann hier nicht gestorben werden.

Ich gebe als Gesamtbewertung nur 52% (gerade noch ausreichend, nicht sehr empfehlenswert) wegen der Schwierigkeiten mit der Steuerung, den unprofessionellen Sprechern und der schlechten Übersetzung. Ohne diese Probleme wären sicherlich 70%-75% drin gewesen.

Screenshots 1
Screenshots 2
Boxcover
Deutsche Lösung

Mindestanforderungen:

  • DOS/Windows 95
  • 486er Prozessor
  • 8 MB RAM
  • 30 MB freier Festplattenspeicher
  • 2x CD-ROM Laufwerk

Gespielt auf:

  • Windows 95
  • Pentium II 233 Mhz
  • 64 MB RAM

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100%  sehr gutes Spiel  (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79%    gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0%  bis 39%    grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

slydos - Adventure-Archiv, 09.02.2001

 

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