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Ghost Pirates of Vooju Island
Entwickler: Autumn Moon
Releasedatum: 06.11.2009
Publisher: dtpSpielsprache: deutsch
USK: ab 6 Jahren
PEGI: 12+ (Gewalt, Schimpfwörter, Sex)
Ein Review von slydos 27. Dezember 2009
Überraschenderweise präsentierte uns dtp Bill Tillers neues Werk Ghost Pirates of Vooju Island bereits im November 2009. Sollte das nicht erst ein Jahr später erscheinen? Adventurefans kalkulieren ja Verschiebungen grundsätzlich mit ein, was zu einer gewissen Skepsis gegenüber solchen Schnellschüssen führt. Vielleicht zog man die Piratenstory dem zweiten Teil der Vampirgeschichten um Mona und Froderick vor, weil es sich damit so gut auf der allgemeinen Piraten-Revival-Welle schwimmen läßt? Na gut, denkt sich vielleicht der eine oder die andere, einem 'geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul'. Aber was ist, wenn der Spiel-Gaul immerhin 38 Euro kostet und die Comic-Konkurrenz nicht schläft?
Geschichte
Ich will nicht mit Vergleichen zu Monkey-Island langweilen. Für eingefleischte Fans gibt es sowieso nichts Vergleichbares und somit ist es unvorstellbar, daß irgendein modernes Adventure der verklärten Verehrung gefährlich werden könnte. Ghost Pirates of Vooju Island orientiert sich wie viele andere an den jahrzehntealten, beliebten Disney-Piratenattraktionen und ihren aktuellen Film-Reinkarnationen. Ähnlich wie in Fluch der Karibik führt Vooju-Island ein Helden-Dreigestirn ein, das, statt gegen Geister anzutreten, selbst in dieser Gestalt gefangen ist. Unsere drei Helden waren der machthungrigen Queen Zimbi und Captain Green Beard im Wege und wurden getötet. Dem Zauberer Papa-Doc ist es zu danken, daß die drei wenigstens in einen Zustand zwischen Leben und Tod abgefangen werden konnten, bei dem ihre Geister von ihren Körpern getrennt wurden.
Zwei große Aufgabenkomplexe liegen nun vor den dreien: zum einen wieder Kontrolle über ihre Körper zu erlangen, die in der Gefahr schweben, endgültig vernichtet zu werden und zweitens die bösen Gegenspieler auszuschalten. Die Geschehnisse, die zeitlich vor der Spielhandlung liegen, erfährt man marginal aus einigen Videos und kann sie sich zudem aus Dialogen und Kommentaren extrahieren. Manchmal fühlt man sich so, als ob das Spiel ein Teil einer Reihe wäre, deren Anfang man verpaßt hat, immer dann, wenn unsere Charaktere auf andere bekannte Figuren treffen, deren gemeinsame Vorgeschichte immer nur kurz angedeutet aber wohl intensiv gewesen sein muß. Vooju Islands vernachlässigte Story kann man am ehesten mit dem Wort 'nett' charakterisieren.
Charaktere
Die drei mehr oder weniger liebenswerten Gestalten sind Papa-Doc, ein aztekischer Vooju-Priester, der die Hauptbösewichtin geehelicht hatte, wohl blind gegen deren Absichten. Der Betrogene leidet unter der Situation, kann aber durch seine intimen Kenntnisse einiges zur Lösung der Aufgaben beitragen. Ebenfalls leidet Kapitänin Jane Starling an ihrer unmöglichen Liebe zum bereits verstorbenen Captain Flint, was sie im Gegensatz zu ihren Mitstreitern mittels Sarkasmus kund tut. Auch der beleibte Schiffskoch Blue Belly ergeht sich gerne einmal in Selbstmitleid. Aber bevor sich die drei selbst aufgeben, können sie ja nochmal versuchen, Zimbi und Konsorten einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Fähigkeiten
Dummerweise sind einem als Geist ein wenig die Hände gebunden und auch Dialoge mit Nichtgeistern gestalten sich kompliziert. So ganz logisch erscheinen die Geistereigenschaften nicht immer, so kann man einerseits durch Wände gehen, andererseits wird man durch die Szenerie aufgehalten. Einerseits kann man alles mögliche, wenn auch nur als Gedankenbild einstecken, andererseits wiederum nicht. Einerseits können einen Zombies und Menschen nicht sehen, andererseits muß man sich zuweilen vor ihnen verstecken. Das ist schon sehr beliebig und wird eingesetzt, wie man's gerade braucht.
In der PR zum Spiel wurde erklärt, daß die Charaktere die Rätsel mit speziellen Fähigkeiten lösen können sollten. Dies stellt sich letztendlich anders heraus, als erwartet. Ich hatte mir vorgestellt, daß die Geistercharaktere, ähnlich wie der Geist in Ghost in a Sheet (dt. S.C.A.R.E.) tatsächlich jeweils verschiedene Fähigkeiten abrufen könnten. In Ghost Pirates of Vooju Island hingegen werden die drei Protagonisten zunächst entsprechend ihrer speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten direkt auf die verschiedenen Aufgaben verteilt. Obwohl sie getrennt vorgehen müssen, können sie sich über das Inventar zu Objekten gegenseitig befragen. So weiß der Koch immer etwas zu Lebensmitteln und Gewürzen, was den anderen unbekannt ist. Andersherum kennt Papa-Doc die Bedeutung von Zauberelementen, denen einer der beiden anderen begegnet. Außerdem kann jeder der drei alles sehen und hören was den anderen begegnet, und sich manches Mal mit geisterhaften Kommentaren einmischen, was zwar lustig gedacht ist aber oft eher Kopfschütteln als Zwerchfellbewegungen provoziert.
Rätsel
Das Schwierigkeitslevel bewegt sich von einfach bis mittelschwer, mit zwei Rätseltypen, die einen leichten Ausschlag in den schweren Bereich verursachen. Hierbei handelt es sich um visuelle, bzw. audiovisuelle Logikrätsel, die, wenn per Versuch&Irrtum angegangen, Spieler zu einer längeren Beschäftigung mit ihnen zwingen, die auch gut mal ein Stündchen länger dauern kann.
Ansonsten stoßen wir auf die bekannten Mehrfachwahl-Dialog-, Inventar- und Objektmanipulationsrätsel, die comic-genretypisch nicht immer mit simpler Alltagslogik zu lösen sind, da auch Umstände und Charaktere wenig Realitätsbezug haben. Ein schönes Feature im gesamt recht unterhaltsamen Rätselangebot bietet das Inventar, in dem wir frei zwischen den drei Protagonisten per Porträtbild wechseln und zusätzlich auch deren Hilfe zu jedem Inventarobjekt abrufen können.
Sterben kann man nicht. Wie auch, wenn man bereits tot ist. Später, wenn unsere Helden ihre Körper zurückgewonnen haben, müssen sie allerdings vorsichtiger sein, da sie wieder gehört und gesehen werden können. Die Spiellogik sieht jedoch vor, daß sie je nach Bedarf automatisch in ihre Geisterform zurückschlüpfen können. Als Spieler haben wir auf diesen Gestaltwechsel jedoch nur insofern Einfluß, als unsere richtigen Aktionen der Auslöser sind.
Spielt man ohne Überlegen nach Lösung, so wird man etwa 8 Stunden 'Schnelldurchlauf' benötigen. Aber auch ohne Lösungsgebrauch schätze ich die Spieldauer selbst für Anfänger auf nicht mehr als 12 Stunden.
Innerhalb der einzelnen Kapitel ist die Rätselanordnung in so fern nichtlinear, als daß wir jederzeit zwischen unseren Helden wechseln können, sollten wir kurzfristig nicht weiterkommen. Der einzelne Held kann Objekte in unterschiedlicher Reihenfolge aufnehmen und z. T. auch verwenden, doch bleibt sein Part überwiegend in sich linear.
Es gibt viele Hotspots und auch viele Kommentare zu ihnen, allerdings nicht ganz so ausführlich wie im Vorgänger A Vampyre Story. Die einzelnen Schauplätze sind nicht sehr weitläufig. Die Charaktere haben jeweils durchschnittlich 8-10 Szenen für ihre Aufgaben zur Verfügung, da hält sich auch die Bewegung in Grenzen.
Bedienung
Gesteuert wird Ghost Pirates of Vooju Island per Point&Click. Unsere Charaktere müssen wir aber nur selten wirklich ausdrücklich bewegen, da es reicht, sich aufs Anklicken von Hotspots und Szenenausgängen zu beschränken. Über interaktiven Zonen leuchtet der Mauszeiger auf. Hält man dann die linke Maustaste länger gedrückt, erscheint ein Hotspotmenü in Form eines Totenkopfes, dessen Segmente unterschiedliche Aktionen verkörpern. Z.B. kann man durch Anwahl des Kiefers sowohl sprechen als auch trinken. Die rechte Maustaste öffnet das Inventar. Hier kann man auch den Charakterwechsel vornehmen. Die ESC-Taste führt zum Hauptmenü, wo man neben Speichern und Laden auch Lautstärke, Bildschirmverhältnis, Kantenglättung und Untertitel einstellen kann. Es werden regelmäßig automatisch Spielstände angelegt, jedoch ist es ratsam, zwischendurch selber zu speichern, da das Spiel zwar selten, aber trotzdem ohne Vorwarnung abstürzen kann. Savegames werden mit kleinem Screenshot, Datum und Zeit mit dem neuesten Spielstand zuoberst abgelegt. Die nicht abzubrechenden Dialoge trüben die sonst bequeme Handhabung des Spiels. Es verwundert ein wenig, da dieses Feature noch in Vampyre Story vorhanden war, allerdings mit einen anderen Publisher. Auch nicht dem Entwicklerstudio sondern dem Publisher ist anzulasten, wenn das Handbuch die Leertaste als Hotspot-Hilfe angibt, man aber selbst herausfinden muß, daß diese Funktion unter der Tab-Taste verborgen wurde.
Grafik/Sound
Karibisch-farbenfroh präsentiert sich die Grafik, auch wenn sie manchmal etwas arg ins Kitschige abdriftet, wie beispielsweise der himmelblaue Leviathan mit seinem rosa Maul. Mit Farben wird also meist nicht gespart und selbst düstere Szenen wurden mit warmen Tönen einladend gestaltet. Durchscheinend und deshalb neonfarbig hervorgehoben gleiten unsere 3D-Geister durch die märchenhafte 2D-Umgebung. Wenn sie mal in die Kulissen laufen, ist das geistergemäß o.k., nicht jedoch, wenn sie wieder Menschengestalt angenommen haben und es trotzdem tun. Einige Fehler haben sich mit Objekten eingeschlichen, wie z.B. Starlings Säbel, der meterweit entfernt von seiner Herrin kühn herumwirbelt.
Während der Videoszenen kam es auf meinem Rechner zu Fehlern bei der Sprachausgabe, die entweder verzögert oder gar nicht ertönte. Da hier auf Untertitel verzichtet wurde, muß man einen Teil der Informationen Mimik und Gestik der Darsteller entnehmen. In diesem Fall sorgt man sich einfach nur, daß sich das Spiel gänzlich verabschieden könnte, statt sich an Bild und Ton zu freuen. Musik und Sprachausgabe wiederum sind generell stimmig und wohl gelungen.
Fazit
Ghost Pirates of Vooju Island ist ein ordentliches aber biederes Adventurespiel, ohne auffällige Hochs oder Tiefs. Es erinnert mich an so manchen James-Bond-Film, bei dem man zwar zwei Stunden durchaus gebannt zugeschaut hat, aber bereits hinter dem Kinoausgang überlegen muß, wo die Verfolgungsjagd diesmal eigentlich abgegangen war, falls man dann überhaupt noch einen Gedanken an den Inhalt verschwendet. Ähnlich geht's einem nach dem Beenden von Vooju Island: es bietet belastungsfreies, kurzweiliges Spiel, das seinen Zweck erfüllt, nämlich schöne, einfache Zerstreuung zu verschaffen.
Meine Gesamtbewertung: 75%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Windows XP/Vista
- Intel Pentium IV mit 1,8 GHz
- 1 GB RAM
- DirectX 9.0c kompatible Grafikkarte mit 256 MB RAM (GeForce FX Generation oder ATI Radeon 9500)
- DirectX 9.0c kompatible Soundkarte
- ca. 4 GB freier Festplattenspeicher
- DVDROM-Laufwerk
- Maus, Tastatur
gespielt mit:
- Windows XP
- Pentium IV 3,6 GHz
- 2 GB RAM
- 48x DVD-ROM
- NVidia GeForce 7600GS 256 MB
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 27. Dezenber 2009
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Papa-Doc mit einem speziellen Anrufungsartefakt
Blue Belly hat die Aufgabe, die Körper wieder zu beschaffen
Der Leviathan - weniger ein biblisches Ungeheuer als eine monströse Hüpfburg
Captain Starling macht das was sie am besten kann: segeln und ausbaldovern
Die Boogyman-Bucht mit Südstaaten-Flair
Man kennt sich - woher eigentlich?
Schatzinsel und Seemannsgrab zugleich - hier muß Starling 'Kontakt' aufnehmen
In der Aztekenstadt kennt sich Papa-Doc aus und trifft auf einen alten Feind, der es auf den Herrscher abgesehen hat
Starlings Aufgabe ist es, sich durch das wilde Gefecht durchzukämpfen