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Geheimakte Jesus
Erscheinungsdatum: 2002
Entwickler: fhb
Publisher: Deutsche Bibelgesellschaft/Verlag Katholisches Bibelwerk
Spielsprache: DeutschUSK: keine Angabe
Ein Review von slydos 16. Oktober 2003
'Evangelen' und 'Katholen', genauer die Deutsche Bibelgesellschaft und das Katholische Bibelwerk, haben sich zusammengetan, um ein Adventurespiel zu entwickeln mit dem Ziel, jugendlichen Computerfreunden das Leben Jesu näher zu bringen. Un sie mögen mit ihrer Intention gar nicht so falsch liegen in einer Zeit, in der man Kopftücher als Thema interessanter findet als christliche Angelegenheiten. Was war also los mit diesem Typ, der Galiläa unsicher machte im 15. Jahr der Regierungszeit des römischen Kaisers Tiberius?
Das fragt sich auch eine Gruppe von ungenannten Sympathisanten des Wanderpredigers und setzt Sie auf Jesus an, um alles über ihn und seine Helfer herauszubekommen und um ihm eventuell Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Sie bekommen in Jericho den Auftrag, so viel wie möglich über Jesus herauszufinden. Am Stadttor beginnt die Suche für Sie.
Schon die Verpackung des Spiels (Eurobox) sagt, daß es sich um eine Entwicklung mit Macromedia Director handelt. Umso erstaunter war ich, daß es sich in der Hauptsache um ein 3rd-Person-Adventure handelt. Ich kann mich nicht erinnern, je ein Macromedia-Spiel mit 3rd-Person-Sicht gespielt zu haben (man möge mich korrigieren). In isometrischer Perspektive (ähnlich Historion oder Sanitarium) steuern wir unseren Helden mit den Pfeiltasten.
Und so erkennen wir ihn dann auch in dem Gewimmel von Gestalten, wenn er sich erstmals rührt. Gelenkig flitzt er nur so durch die Straßen und muß dabei Hindernissen ausweichen, um nicht an einer Ecke oder einem der vielen Menschen hängenzubleiben, die zwar unbewegt aber sehr zahlreich die Straßen und den Markt bevölkern.
Treffen wir auf einen Menschen, der uns etwas zu erzählen hat, so erscheint bis auf wenige Ausnahmen ein animiertes Brustbild der Person in einem Fenster. Meistens haben diese Charaktere nur einen einzigen Text, aber wir brauchen uns Wiederholungen nicht lange anzuhören, sondern laufen einfach weiter - dann hört der-/diejenige einfach wieder auf zu reden. Die meisten dieser von guten Synchronsprechern geäußerten Texte sind Hinweise zu unseren Teilaufgaben, so daß es sinnvoll ist, sich alles mindestens einmal ganz anzuhören. Allerdings hat man so seine Schwierigkeiten mit dem akustischen Verständnis des Gesprochenen, da die Umgebungsgeräusche das Gesagte oft übertönen. Im Optionsmenü wird zwar die Möglichkeit geboten, Musik und Geräusche zu drosseln, aber leider funktionierte das nicht - vielmehr wurde stattdessen die Sprachausgabe unterdrückt!
Manchmal treffen wir auch auf Personen oder Bereiche, bei denen sich für uns eine Nahaufnahme in normaler Seitenperspektive öffnet, in denen unser Charakter dann auch mal bildschirmfüllend zu sehen ist. Passiert das, so müssen wir die Maussteuerung verwenden, um mit Personen zu reden, Objekte zu nehmen oder zu manipulieren. Auch die Steuerung der Menüs am unteren Bildschirmrand erfolgt per Mausklick. Die Menüleiste wird nur sichtbar, wenn wir uns mit der Maus nähern oder gerade einen Gegenstand aufgenommen haben, den wir dann per Drag & Drop in das Inventar (Rucksack) legen können. Falls es sich um Dokumente handelt, öffnet ein weiterer Klick darauf eine Großansicht.
Irgendwann fällt uns auch eine Landkarte von Galiläa in die Hand und bleibt Bestandteil des Inventars. Damit können wir uns schnell an die markierten Orte versetzen lassen.
Im Inventar gibt's auch noch eine Art Tagebuch, in dem wir Gehörtes aufgeschrieben finden. Das hilft bei den oben beschriebenen Verständnisproblemen. Außerdem führen wir die "Geheimakte Jesu" - eine Schriftrolle, die nacheinander alle erfolgreich bewältigtigten Kapitel aufnimmt und einen Überblick darüber gibt.
Speichern/Laden können wir über die normalen Windowsfenster. So gibt's keine Begrenzung der Savegames. Es wäre angenehm gewesen, wenn sich das Speicher/Ladefenster immer mit dem zuletzt angesprochenen Verzeichnis öffnen würde, leider flippt das Programm aber meist ins TEMP-Verzeichnis zurück.
Trotz der genannten Probleme eine erfreulich leichte Handhabung im Maus- und auch im Tastaturbereich.
Die Grafik besteht aus einer großen Zahl von liebevoll gestalteten, detaillierten Handzeichnungen mit animierten Dialogfenstern. Darüberhinaus sind Animationen auf die Bewegungen unseres Helden beschränkt, ab und zu öffnet sich eine Tür oder wir sehen animiertes Feuer. Höhepunkt ist ein kreisender Adler in einem Ruinendorf. Auch in den Dialogen der Großansichten werden die Gesichter der Gesprächspartner animiert. Wir können an manchen Stellen auch Dinge bewegen, z. B. einen Tonkrug verschieben. Durch die ausgesprochen belebte Geräuschkulisse wirkt jedoch alles gar nicht so statisch, wie es tatsächlich ist. Neben den normalen Spielszenen sind nach jedem Kapitel Filmsequenzen eingefügt, die allerdings etwas verschwommen daherkommen im Gegensatz zu den deutlichen, klaren interaktiven Szenen.
Es macht richtig Spaß, sich in den Straßen, Gassen und auf den kleinen Wegen der unterschiedlichsten Orte zu bewegen. Es gibt dieselben Orte meist auch in der Nachtansicht. Dann aber sind viele Türen verschlossen und weniger Bewohner treiben sich draußen herum. Hier und da leuchtet es hell aus einem Fenster oder einer Tür. Auch die emsige Geräuschkulisse des Tages mit vielen Tierlauten, Gemurmel von Menschen, Baugeräuschen, Schritten, Zirpen usw. ist dann fast verstummt.
Wir treffen auf eine Reihe von Gestalten, die durch die Evangelien bekannt geworden sind aber auch auf eine große Zahl von ganz einfachen, unbekannten Bürgern, die sich ihre Gedanken über den Wanderprediger, die Priesterschaft, die Römer, ihre Nachbarn oder ihre Arbeit machen.
Auch wenn dieses Spiel die christliche Sicht der Dinge verdeutlichen soll, so ist es doch keineswegs, wie man eventuell meinen mag, einseitig gefärbt. Neben einer Reihe von gläubigen Anhängern Jesu kommen auch eine Menge von kritischen Stimmen zu Wort, die ihre Zweifel an Jesus und seinen Beweggründen deutlich äußern. So sprechen die einen von Wundern, die anderen von Tricks oder sogar von bösen Dämonen, die von Jesus Besitz genommen haben.
Schließlich sahen die meisten Menschen in Jesus damals nicht mehr als einen von vielen Predigern, die sich durchs Land schlugen und nur eine kleine Gruppe von Anhängern hielt ihn für etwas Besonderes. Und so kam es wie es halt kommen mußte, die Bevölkerung von Jerusalem senkte den Daumen für Jesus, damit endlich vor dem Passahfest Ruhe einkehren möge. Da hätte selbst der römische Statthalter nichts machen können und auch unser Held kann die Geschichte nicht umschreiben.
Wir treffen ganz selten auf Jesus in Persona, sondern sehen ihn oft gar nicht oder nur von weitem. Wir folgen nur seinen Spuren und hören, was die Menschen über ihn berichten. Wir sind nicht im engeren Kreis sondern nur Beobachter. Deshalb ist es uns auch möglich an Orte zu gelangen, wohin die Jünger nicht gelangen konnten. Deshalb können wir die Priesterschaft belauschen oder auch mit den römischen Besatzern verhandeln. Und wer will, kann Parallelen zu heutigen Verhältnissen im mittleren Osten ziehen.
Die Musik ist aufregend und sogar teilweise dramatisch aber ließ sich wie auch die Geräusche nicht abstellen ohne auch die Sprachausgabe zu unterdrücken.
Rätsel: Wir müssen zunächst Bereiche/Personen finden, die interaktiv sind. Dort können wir Objekte aufnehmen oder anwenden oder einfach Objekte manipulieren um z. B. eine Geheimtüre zu öffnen. Es können einem unangenehme Dinge passieren aber es gibt kein Game-Over. Wenn unser Held z. B. von einem Stein überrollt wird, taucht er danach einfach wieder in der Ausgangsposition auf, auch nach einem Raub kann er sich sein Inventar zurückbeschafffen.
In jedem Kapitel muß unser Held einige Teilaufgaben erledigen. Die Aufgaben an sich sind nicht besonders schwer, interessant wird es durch die relativ großen Locations, die er absuchen muß, indem wir seinen Körper in jeden Winkel schicken. Dabei sind auch Bootsfahrten über den See Genezareth zu bewältigen und in einem - zugegeben - sehr überschaubaren Labyrinth muß man einige Sachen aufstöbern. Dabei nimmt man auch manchmal Dinge mit, die später keinem Rätselzweck dienen.
Die Rätsel werden im Verlauf schwieriger, durch größere Locations oder Hotspots an ungewöhnlichen Stellen. Manchmal muß man nur herausfinden, daß man mit der Maus nicht nur klicken sondern sie auch ziehen kann und oft sind Hotspots, auf die man Gegenstände anwenden kann, nicht durch eine Cursorveränderung zu erkennen.
Man muß Rätsel mit Hilfe von antiken Codescheiben entschlüsseln oder auch den richtigen Weg über eine Feuergrube finden. Meist sind die Hinweise von Gesprächspartnern der Schlüssel zum Weiterkommen. Aber was wir auch tun, z. B. Kräuter für die Heilung von Lazarus finden, es hat letztlich keine Wirkung auf den Fortlauf der Geschehnisse.
Obwohl der Aufbau des Spiels recht linear ist (wir können der Geschichte keine neue Wendung geben und z. B. zur Rettung von Lazarus beitragen), hat man doch große Bewegungsfreiheit innerhalb der Locations und auch in der Reihenfolge der Lösung mancher Rätsel. Aber einige Türen stehen erst dann offen, wenn wir eine bestimmte Information erhalten haben und manche Leute werden erst gesprächig, wenn wir etwas bestimmtes in unseren Besitz gebracht haben.
Und obwohl man oft die gegangenen Wege erneut gehen muß um eventuell etwas Neues zu entdecken, bietet die Veränderung der Locations im Verlauf des Spiels so viel Abwechslung, daß es nie langweilig wird. Da finden wir plötzlich Eingänge zu unterirdischen Gängen, die vorher zugestellt waren oder es sind plötzlich Leute da, die uns weiterhelfen können.
Es ist keine Installation notwendig - "Geheimakte Jesus" wird von CDROM gespielt. Es ist übrigens eine Hybrid-CDROM für PC und Mac.
Auf der Verpackung von "Geheimakte Jesus" finden wir als ungefähre Spielzeitangabe "über 8 Stunden" und das stimmt auf jeden Fall. Ich möchte sogar auf 15+ Stunden erhöhen, wenn man pro Kapitel (es sind 10) ca. 1,5 h rechnet.
Trotzdem ist der Preis von knapp 50 Euro natürlich nicht von Pappe und wird viele vom Kauf dieses interessanten und unterhaltenden Spiels abhalten. Wer allerdings für Pausenfüller wie Alice oder Die Schöne und das Biest dasselbe ausgibt, der wird hier vergleichsweise mehr als die doppelte Spielzeit und eine weitaus interessantere und inhaltsreichere Geschichte bekommen.
Man muß weder Christ sein, noch sich für Religion interessieren, um an diesem Spiel Spaß zu haben. Die Entwickler hatten keine aufdringlichen missionarischen Ambitionen.
Die Steuerung und das sonstige Handling ist sehr einsteigerfreundlich. Einige kleinere technische Probleme und der Bug mit dem Optionsmenü trüben das sonst positive Bild allerdings ein wenig.
Meine Gesamtbewertung: 77%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Systemvoraussetzungen PC:
- Windows 95/98/2000/ME/NT/XP
- Pentium 166
- 32 MB RAM
- 800 x 600 32 bit Videokarte
- CDROM-Laufwerk
- Soundblaster kompatible Soundkarte
- DirectX 7.0+
- Tastatur und Maus
Systemvoraussetzungen MAC:
- MAC OS 8.1, MAC OSX nur im Classic Mode
- 120 Mhz PowerPC
- 32 MB RAM
- 800 x 600 32 bit Videokarte
- CDROM-Laufwerk
gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Copyright © für Adventure-Archiv, 16. Oktober 2003
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Unser Held bekommt seinen Auftrag
Vor den Mauern von Jericho starten wir
Szenen in der Seitenansicht sind etwas Besonders
Wir müssen gut zuhören
Die Karte
Wir suchen bestimmte Schriftrollen
Ohne genügend Wasser sollten wir uns nicht auf den Weg durch die Wüste machen
Die Filmsequenzen sind etwas verschwommen
Eine Bootsfahrt gefällig?
Die Waage muß ausgeglichen werden
Straßen und Plätze sind sehr belebt
Unser Held beschäftigt sich mit Hebeln ....
... mit der Wasserzufuhr ...
... und mit Umfüllaufgaben
In den Zwischensequenzen tritt Jesus manchmal in Erscheinung
Einer von mehreren verschlüsselten Hinweisen
Jerusalem bei Nacht