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Golden Life - Unterwegs nach Brasilien


Erscheinungsdatum Deutschland: 07/2007

Entwickler: RootfixEntertainment
Publisher: Akella / Atari

Boxshots
Homepage

Spielsprache: Deutsch

 

USK: ohne Altersbeschränkung

 

 

Ein Review von  Sherlock   22. August 2007

 

Dieses russische Adventure, das die Geschichte des auch bei uns recht bekannten Buches "Die 12 Stühle" von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow weitererzählen soll, wurde in Russland bereits im Februar 2006 unter dem Namen "The Golden Calf" veröffentlicht. "Das goldene Kalb" ist ebenfalls die Romanfortsetzung des o.g. Bestsellers rund um den in Russland außerordentlich berühmten Ostap Bender. Kaum zu glauben, dass bereits 1928 ein politisch sehr kritisches Buch in Russland veröffentlicht wurde, wenn auch stark zensiert. Erst 1997 ist dann in Russland auch die ungekürzte Fassung von "Die 12 Stühle" erschienen. Ich selbst habe weder eines der Bücher gelesen noch eine der Verfilmungen von "Die 12 Stühle" (z.B. DDR-Film "Die Jagd auf die Million") gesehen. Ob der Stoff des Buches aber auch für Nichtkenner gut in das Spiel umgesetzt wurde, habe ich versucht, herauszufinden.

 

Story

Russland in den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der berühmte Gauner Ostap Bender hat genug von den sozialistischen Autoritäten des Sowjet-Regimes und beschließt, das Land in Richtung Brasilien zu verlassen. Alles, was er dazu benötigt, ist Geld. Viel Geld. Eine Million. Und um diese zu bekommen, ist Bender so ziemlich jedes Mittel recht. Sein Fachgebiet ist allerdings Erpressung. Bender holt sich drei Kumpanen mit ins Boot. Da wären zum einen der Taxifahrer Adam, der junge Matrose Shura und der alte störrische Panikovsky. Zusammen nehmen sie an einer Rallye quer durch ganz Russland teil. Bald werden sie jedoch entlarvt und können nur noch abseits der Straße fahren. Eine abenteuerliche Reise nimmt ihren Lauf, immer mit dem Ziel Rio de Janeiro vor Augen.

 

Installation

Dieses Adventure liegt als DVD-Version vor und ist nur in einem DVD-Case ohne Umverpackung zu erstehen. Das Handbuch ist in deutscher Sprache auf der DVD enthalten. Die Installation verläuft sehr schnell und problemlos.

 

Technisches

Leider gibt es etliche Übersetzungsfehler im Spiel. So wird unter anderem auf einer Karte ein Bahnhof als Ziel angegeben und sobald man drauf klickt, gelangt man an eine Baustelle.

Dann gibt es noch die eine oder andere Stelle, die überhaupt nicht synchronisiert wurde.

Besonders in den "Zwischensequenzen" (die keine sind, dazu aber später mehr), in denen ein Buch erscheint, aus dem der Spieler vorgelesen bekommt, fallen besonders viele Übersetzungsfehler auf. Der Satzbau ist in sich nicht stimmig. Wenigstens haben die Synchronsprecher diese Sätze aber vollkommen fehlerfrei aufgesagt.

 

Menüs

Dieses Adventure kommt mit recht wenigen Menüs aus. Nach Spielstart erreichen wir zuerst den Startbildschirm, in dem wir wählen können, ob wir ein neues Spiel starten, laden oder verlassen wollen. Desweiteren gelangt man hier auch zum Optionsmenü. Dort können wir die Lautstärken für Musik, Geräusche und Sprache einstellen. Damit ist das Optionsmenü auch schon erklärt. Schade ist vielleicht, dass man nicht sofort im Optionsmenü hören kann, inwiefern sich die Lautstärke nun verringert bzw. verstärkt hat. Des weiteren hätte ich mir auch eine Möglichkeit gewünscht, die Laufgeschwindigkeit der Protagonisten zu erhöhen. Leider vergebens. Die Hauptdarsteller schleichen förmlich über den Bildschirm. Das Spielmenü lässt sich jederzeit über die ESC-Taste erreichen.

 

Steuerung

Es handelt sich hierbei um ein 3rd-Person Point-and-Click Adventure. Die Steuerung ist recht simpel. Man benötigt lediglich die Maus. Der Cursor wird durch ein offenes Hand-Symbol dargestellt und verändert sich in eine Lupe, wenn man Gegenstände untersuchen kann oder in eine Sprechblase, wenn man mit Leuten sprechen kann. Bei Gegenständen, mit denen man interagieren kann, verwandelt sich der Mauszeiger durch Klick auf die rechte Maustaste in ein geschlossenes Handsymbol, das sowohl "Benutze" als auch "Nimm" bedeutet.

 

Hotspots/Inventar/Dialoge

Es gibt recht viele Hotspots im Spiel, bei denen sich der Cursor in eine Lupe verwandelt. Aber gerade einmal etwa die Hälfte dieser Hotspots lassen sich dann auch untersuchen. Viele dieser Hotspots sitzen auch nicht genau auf den Objekten, zu denen sie gehören, sondern eher daneben.

Das Inventar erreichen wir über ein Taschensymbol, das am oberen Bildschirmrand erscheint, sobald wir mit dem Cursor darüber fahren. Etwas umständlich gestaltet sich die Benutzung eines Gegenstandes aus dem Inventar. Hier muss das Inventar erst wiederum über das Taschensymbol verlassen werden. Und das ist schon recht lästig, wenn man mehrere Möglichkeiten ausprobieren will. Im Inventar wird als Spieltitel übrigens "The Golden Calf" statt "Golden Life" angezeigt.

Über das Sprechblasen-Symbol, das erscheint, sobald der Cursor die betreffende Person streift, reden wir mit anderen Leuten. Hier kommt das gute alte Multiple-Choice-Fragensystem wieder zum Einsatz. Leider können wir mit unseren Kumpanen nicht reden. Besonders der ältere Herr hätte sicher noch ein paar witzige Antworten auf Lager.

 

Rätsel

Viele Rätsel gibt es an sich ja schon, aber je näher der Spieler dem Ende kommt, desto mehr merkt man, wie die Entwickler versuchen, das Spiel künstlich in die Länge zu ziehen. Eine Szene ist mir in der Hinsicht besonders aufgefallen. In einem Filmstudio müssen sämtliche Studios fast 2x komplett abgeklappert werden, nur um 200 Rubel zu verdienen. An einer anderen Stelle muss man durch geschickte Gesprächsführung die Zuneigung einer jungen Dame gewinnen, um zu erfahren, wo sich ein "Kunde" aufhält. Hierbei fangen wir natürlich bei 0% Zuneigung an und müssen auf 100% kommen. Wobei wir natürlich nur in 1-4%-Schritten nach oben bzw. unten wandern.

Inventarrätsel gibt's auch- Sie gleichen denen in anderen Spielen und müssen hier nicht näher erläutert werden.

Dazu gibt es aber noch das eine oder andere Logik-Rätsel. Zum Beispiel muss anhand einer Mathematik-Aufgabe ein Drink gemixt werden.

Zu Beginn hätte ich mir einen Einleitungsfilm gewünscht, sodass ich erst einmal im Groben weiß, worum es geht. Aber nicht nur hier wird der Spieler, der die Romanvorlage nicht kennt, ziemlich im Stich gelassen. Das Spiel startet sofort mit der Interaktion durch den Spieler. Und auch im Verlauf des gesamten Spieles kommt es immer wieder zu Unklarheiten, bei denen man sich als Unwissender fragt, warum dieses oder jenes passiert.

Im gesamten Spiel ist man als Ostap Bender unterwegs, nur an zwei Stellen gibt dieser die Führung für kurze Zeit an Shura ab.

 

Grafik/Sound

Das Adventure kommt völlig ohne Anfangs-, Zwischen- oder Schlusssequenzen aus, obwohl sie ihm sicher nicht geschadet hätten. Dafür wird dem Spieler aus einem Buch (Tagebuch?) vorgelesen und so die Abläufe erklärt. Hier ist dem Erzähler an einigen Stellen schwer zu folgen, denn Dialoge zwischen den Protagonisten werden mal vom Erzähler synchronisiert, mal von den Sprechern der Protagonisten selbst. Zudem sind diese Dialoge zum Teil sehr lang und ohne Visualisierung nur schwerlich zu verstehen.

Die 2D-Grafik selbst überzeugt mit bestechender Qualität. Dies ist man aber von Akella-Adventures gewohnt, was die grafische Qualität des Spiels aber nicht herunterspielen soll. An einer Stelle ist mir allerdings ein Grafikfehler aufgefallen. Hier steht Ostap Bender im Hintergrund vor einem Stuhl, der im Vordergrund steht.

Die Synchronsprecher arbeiteten sehr professionell und nur bei wenigen ist mir ihre Unerfahrenheit aufgefallen. Die musikalische Unterstützung hätte situationsbezogen mehr Schärfe, in hektischen Situation mehr Schnelligkeit vertragen können. Insgesamt trägt sie also nicht gerade zur Spannung bei.

 

Fazit

Für Nichtkenner der Romanvorlage ist das Verständnis dieses Spiels sehr schwer und ich frage mich noch jetzt, warum die Truppe dieses oder jenes getan hat. Ohne Wissen aus dem Buch erscheint einem so manche Situation völlig abgehackt. Vieles muss für das Verständnis durch den Spieler im Internet recherchiert werden.

Hätten die Entwickler für anderssprachige Märkte (in Russland wird die Figur des Ostap Bender sehr verehrt; in der Geburtsstadt der Autoren wurde sogar ein Denkmal für Ostap Bender errichtet) doch noch für verständlich machende Zwischensequenzen oder weiterführendere Informationen gesorgt, würde das Spiel wesentlich an Interesse gewinnen. Es ist sicher ein gutes Adventure, wenn man die entsprechenden Hintergrundinformationen hat. Für die Version, die mir hier vorliegt, kann ich aber nicht mehr als ein "befriedigend" geben.

Zudem noch die teilweise ausbleibende Synchronisation, und die künstliche Verlängerung des Spiels (Spielzeit ca. 8-10 Stunden) können zu keiner besseren Wertung führen. Ich bin allerdings erstaunt, falls sich das Spiel auch nur ein wenig an die Vorlage hält, wie viele politische Anspielungen und sozialkritische Kommentare es doch für ein 1928 erschienenes Buch gibt. Kein Wunder also, dass die Romanfigur des Ostap Bender in Russland so verehrt wird. Wahrscheinlich hätten es viele Bürger der ehemaligen Sowjetunion Ostap Bender gern gleich getan und hätten die Autoritäten einfach hinter sich gelassen, um im Westen ihr Glück zu suchen.

Für das Spiel gibt es aber eine

 

Wertung 63 %

 

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

 

Minimale Systemvoraussetzungen:

  • Windows 2000/XP
  • Pentium III mit 1 GHz
  • 256 MB RAM
  • 64 MB DirectX 9.0 b kompatible 3D-Grafikkarte
  • DirectX 9.0 b

 

Getestet auf:

  • Windows XP Servicepack 2
  • AMD Semperon 3000+ mit 2,0 GHz
  • 768 MB RAM
  • ATI RADEON 9250 Grafikkarte mit 128 MB RAM
  • DirectX 9.0 kompatible Soundkarte
  • 16-fach DVD-ROM Laufwerk

 

 

 

Copyright © sherlock für Adventure-Archiv, 22. August 2007

 

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Der Startbildschirm
Der Startbildschirm

 

Im Speichermenü werden Datum und Uhrzeit automatisch gespeichert.
Im Speichermenü werden Datum und Uhrzeit automatisch gespeichert.

 

Adam Kazimirovitch und sein "Wildes Biest"
Adam Kazimirovitch und sein "Wildes Biest"

 

Das Tagebuch, aus dem der Erzähler vorliest. Es ersetzt Zwischensequenzen
Das Tagebuch, aus dem der Erzähler vorliest. Es ersetzt Zwischensequenzen

 

In Russland scheint mit allen möglichen Getreidesorten Kunst gemacht zu werden.
In Russland scheint mit allen möglichen Getreidesorten Kunst gemacht zu werden.



 

Wie beschaulich! Die Übersichtskarte.
Wie beschaulich! Die Übersichtskarte.



Eine gar nicht so einfache Rechenaufgabe.
Eine gar nicht so einfache Rechenaufgabe.

 

Zur Visualisierung: Bender steht im Hintergrund vor der Stuhllehne, die im Vordergrund sein sollte.
Zur Visualisierung: Bender steht im Hintergrund vor der Stuhllehne, die im Vordergrund sein sollte.

 

Eine weitere Übersichtskarte.
Eine weitere Übersichtskarte.

 

Unser neues Büro "Geweihe und Hufe"
Unser neues Büro "Geweihe und Hufe"

 

 Der Strand lädt zum relaxen ein
Der Strand lädt zum relaxen ein

 

Die Druckerei, in der niemand zu arbeiten scheint
Die Druckerei, in der niemand zu arbeiten scheint

 

Vor den Filmstudios
Vor den Filmstudios

 

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