Golden Gate

Die Großstadt im Westen Amerikas beflügelte schon immer die Phantasie zahlreicher Krimiautoren und Musiker.

In den nebligen Hafengassen waren Mord und Suizid an derTagesordnung, aber auch bekanntere Ereignisse fanden hier statt, wie beispielsweise der "Gold Rush" von 1849 und das große Erdbeben von 1906. Da Phantasie und Wahrheit so nah beieinander liegen und San Francjsco sowieso jn fast jedem US-Krimi ejne Rolle spielt, bietet die Stadt letztendlich auch einen ertragreichen Nährboden für Adventures. Eines davon ist das nagelneue Grafik-Adventure Golden Gate von lx Entertainment.

Merkwürdige Story
Um es gleich vorwegzunehmen: Es hat nichts, aber auch gar nichts mit dem vor einiger Zeit vorgestellten Golden Gate Killer zu tun. Der Namensvetter beginnt damit, daß Sie einem gewissen Jack begegnen. Dieser beauftragt Sie mit der Suche nach speziellen, altertümlichen Schätzen, die überall in der Stadt verstreut liegen.

Doch Sie sind nicht allein: Ein Bekannter von Jack ist ebenfalls hinter den Schätzen her. Bis hierher wirkt die Story ziemlich knapp, aber im Laufe des Spiels wird man mehr und mehr Handlungsstränge entdecken. Eine immer komplizierter werdende Rahmenhandlung entwickelt sich vom anfänglichen kindlichen Abenteuer-Trieb über politische Intrigen bis hin zur ägyptischen Mythologie. Golden Gate, so die Auffassung des Herstellers, ist ein nicht-lineares Adventure - zumindest theoretisch, denn eine starre Rahmenhandlung läßt nur ein bestimmtes Ende zu.

Wahrscheinlich meint man die Tatsache, daß die Mehrzahl der Ortschaften in unbestimmter Reihenfolge besucht werden kann. Irgendwann - nach einer gehörigen Portion Glück - wird das Abenteuer immer logischer und somit auch spannender; vorausgesetzt, Sie haben eine Reihe von Aufgaben erfüllt. Genau das ist der Kasus Knacktus: Manche Gamer werden schnell ungeduldig, wenn sie nicht genau wissen, worum es überhaupt geht, und schalten ab bzw. den PC aus. Andere wiederum mögen es geheimnisvoll und freuen sich auf Rätsel, deren Lösung sie dann im Spiel voran bringt.

Nur: Manchmal gestalten sich eben diese Rätsel etwas problematisch, da vielerorts die Lösungswege in keinem direkten Zusammenhang stehen und den Spieler nochmehr verwirren, als er ohnehin schon ist.Von den anderen Charaktere im Spiel dürfen Sie kaum Hilfe erwarten, lediglich Jack bringt mit seinen knappen lnfos ein wenig mehr Licht ins Dunkel. Eigene Recherche ist also angesagt - und da fangen die Mißstände erst richtig an. Wollen Sie nämlich etwas über bestimmte Personen im Spiel erfahren, müssen Sie unzählige Briefe, Tagebücher oder Zeitungsausschnitte durchlesen, was auf Dauer ziemlich ermüdend ist.Wer jemals Lighthouse gespielt hat, weiß, was ich meine.

Merkwürdige Grafik
Was beim ersten Start des Abenteuers sofort auffällt, ist der merkwürdige Grafikstil. San Francisco wird mit digitalisierten Fotografien dargestellt, die scheinbar alle durch einen Wasserfarben-Filter gelaufen sind. Auf jeden Fall paßt die grafische Aufmachung vollkommen zur Atmosphäre des Games, denn ein bißchen Phantasie ist ja immerhin gefragt. Einige der Ortschaften, wie der Golden Gate Park, werden in schönster Wasserfarben-frtanier dargestellt, während zahlreiche andere eher wie TourismusFotografien wirken. Bei den Objekten und den Animationen derselben hätten sich die Programmierer etwas mehr ins Zeug legen können, denn die wirken im Gegensatz zu den eigentlichen Hintergrundgrafiken eher spärlich. Zum guten Glück hatten die Sound-Designer ein gutes Händchen, denn die zahlreichen FX kommen direkt von der CD und passen sich der jeweiligen Landschaft gut an. Der Zugriff auf die Soundtracks verlangsamt zwar vielerorts etwas den Spielfluß, aber über diesen Makel sieht man leicht hinweg.

Merkwürdiges Spiel
Immerhin funzt der Einstieg: Gleich nach der unkomplizierten Installation erklärt sich die komfortable Menüführung fast wie von selbst und läßt sofortigen Spielbeginn zu. Mit dem Cursor läßt sich die zu steuernde Person auf Anhieb in jede behebe Richtung steuern, und manipulierbare Objekte werden sofort kenntlich gemacht. Nahegelegene oder bereits besuchte Orte können mittels eines Mausklicks auf der Umgebungskarte angewählt werden. Auf völlig fremde Gegenden weisen Straßenschilder hin. Mitunter gibt es Ortschaften, wie beispielsweise Angel Island, in denen das Umherlaufen etwas schwierig gestaltet wurde, aber das ist doch eher die Ausnahme.

Besitzer von kleineren PCs werden mit Golden Gate schlechte Erfahrungen machen. Ich habe das Game auf einem PIO0 mit 16MB RAM und 2MB VRAM getestet.Trotz dieser, gerade für ein Adventure akzeptablen Hardware-Vorraussetzung mußte ich mich mit einigen Ruckel-Videos imVollbildmodus abplagen.Trotz der Nachteile stellt sich Golden Gate letztendlich als gutes, intelligentes, wenn auch etwas merkwürdiges Adventure dar, das scheinbar für erfahrene Abenteurer mit viel Freizeit gemacht wurde. Golden Gate ist kein ultimativer Durchbruch innerhalb des Genres. Die Erkundung der großen amerikanischen Stadt wurde jedoch gekonnt in Szene gesetzt. Vor allem der eigenwillige Grafik-Stil weiß durchaus zu überzeugen. Und das rettet letztendlich auch die Wertung.Wann das Game hierzulande erhältlich sein wird, stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest.  

Pro
Schöne Grafik
Komfortable Steuerung

Kontra
Komplizierter Plot
Viel Text

Hersteller: Ix Entertainment

Bewertung:

  • Spiel-/Dauerspaß: 36 von 50
  • Handhabung: 8 von 10
  • Grafik: 16 von 20
  • Sound: 12 von 20
  • Total: 72

PC Power Juli 1997

 

Adventure-Archiv 04-07-00

 

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