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Gnap - Der Schurke aus den All
(a.k.a. U.F.O.s)


Erscheinungsdatum: 1997
Entwickler: Artech Studios
Publisher Deutschland: Ari Data
Publisher Nordamerika: Hoffmann & Associates


Spielsprache: Englisch, Handbuch deutsch


Boxshots

USK: geeignet ab 12 Jahren

 

Ein Review von   André   19. März 2005



Ari-Games hatte sich ja nicht wirklich einen Namen als Publisher für hochwertige Adventures gemacht. Vielleicht liegt es daran, dass dem Comic-Adventure Gnap nicht der Bekanntheitsgrad zuteil wurde, welchen das Spiel eigentlich verdient hätte. Vielleicht lag es auch an dem Spielkarton, denn das verwaschene Bild auf der Vorderseite verlockt ja auch nicht gerade zum Kauf und wird der eigentlichen Spielgrafik auch in keinster Weise gerecht. Na ja vielleicht hilft ja der Review, dass sich vielleicht der eine oder andere im Nachhinein für dieses kleine, putzige Adventure interessiert.

 

Grafik

Nein, Gnap ist nicht vom selben Zeichner entwickelt worden, der sich für die großartigen Ren + Stimpy-Zeichentrickserie verantwortlich zeigte. Das könnte man aber meinen, denn es lassen sich von der Mimik angefangen über die Körpersprache bis zur Hinternform etliche Parallelen zwischen Gnap und Stimpy feststellen.

Überhaupt ist die Grafik angefangen beim rasanten Introfilm bis hin zur Spielgrafik äußert gelungen. Die Hintergründe sind teils im klassischem Comicstil gehalten, während einige Bildelemente wie Gebäude, oder Straßen fast schon fotorealistisch dargestellt wurden. Die Mischung wirkt zusammen sehr homogen und Gnap sieht schon wie ein perfekt animierter Comic aus, obwohl es bereits 1997, also im selben Jahr, in dem Monkey Island 3 von Spielern und Fachpresse noch wegen seiner perfekten Comic-Grafik gefeiert wurde, erschienen ist.

Gnap hat ein reichhaltiges Repertoire drauf. Gnap knutscht seinen Freund ab, Gnap bibbert vor Angst und schämt sich und wenn er mal wieder einen Gegenstand gefunden hat, präsentiert er sich stolz in Großaufnahme. Der Spieler wird ständig mit kleinen Animationen verwöhnt, wie ich es in selten einem anderen Spiel gesehen habe und das sieht ziemlich knuffig aus. Und auch die anderen zahlreichen Figuren, denen Gnap begegnet, wurden wunderbar umgesetzt.

Im Gegensatz zu unserem Helden oder seinem Begleiter sehen viele der dargestellten Menschen eher widerwärtig oder vom Leben gezeichnet aus. Man sieht griesgrämige oder schlechtgelaunte Menschen. Einige sabbern, haben debile Gesichter oder ihnen fehlen die Gliedmaßen.

Und zudem spiele ich ja die Version für Erwachsene. Daher geht es in dem auf den ersten Blick eigentlich völlig harmlos erscheinendem Spiel recht heftig zur Sache. Ein Hühnchen hackt auf das Auge unseres Helden ein und dieser bringt wiederum ein kleines um Angst zitterndes, zuckersüßes Schweinchen zum Platzen. Und das sind noch die harmloseren Szenen. Besonders die Szene mit dem Auto in der Stadt fand ich heftig. Man lacht, aber fragt sich im selben Moment, ob man das überhaupt noch darf.

 

Handlung

Die Handlung ist ebenso klassisch wie schnell erzählt. Der Außerirdische Gnap fliegt mit seinem Ufo durchs All, als er plötzlich auf der Erde notlanden muss. Ziel unseres außerirdischen Helden ist es also, die Maschine zu reparieren, damit er die Erde verlassen kann.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass Gnap auf der Erde schnell einen tierischen Freund gewinnt und dass sich seine Bemühungen, die Maschine wieder flott zu kriegen, als nicht ganz problemlos gestaltet und es ihn deshalb zu zahlreichen Schauplätzen zieht. Im Gegensatz zu den meisten außerirdischen Helden, denen wir sonst so begegnen, versteht Gnap unsere Sprache nicht. Deshalb wird in dem ganzen Spiel kaum gesprochen. Daher fällt es dann auch nur an wenigen Stellen auf, dass es sich eigentlich um ein englischsprachiges Spiel handelt, welches in Deutschland in den Handel kam.

Eine deutsche Version ist nie erschienen, aber es wäre nett gewesen, wenn man sich die Mühe gemacht hätte, die wenigen Stellen, in denen gesprochen wird, wenigstens zu untertiteln. Zum Glück verpasst der nichtenglischsprechende Spieler aber trotzdem nichts, was für die Handlung relevant wäre.

 

Rätsel

Gnap gewinnt schnell ein Schnabeltier als tierischen Freund, indem er ihm aus einer Falle hilft. Dieses steht Gnap fortan devot und hilfsbereit zur Seite. Sprich: Es wurde mit ins Rätseldesign eingearbeitet und so gibt es neben den Optionen "Rede", "Benutze" und "Nehme" auch die Option "Schnabeltier". Und dieses hilft ihm an so mancher Stelle, wo Gnap alleine aufgeschmissen wäre. Mit mehreren Personen zu agieren gefällt mir ja bei einem Adventure eh immer besonders gut.

Ansonsten sind die Rätsel größtenteils inventarorientiert. Da Gnap wie gesagt nicht sprechen kann, fällt die richtige Wahl der richtigen Dialogführung als Aufgabe ja weg. Aber sonst geht es im wahrsten Sinne des Wortes abenteuerlich zu und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich kann bzw. möchte an der Stelle nicht mehr verraten, damit der Spaß erhalten bleibt und den hatte ich reichlich.

Neben den Rätseln gibt es noch ein paar Arkadesequenzen zu überstehen, welche ebenso originell und witzig ins Spiel eingebunden wurden. Aber keine Angst: Diese Sequenzen sollten auch für arkadeunwillige Personen durchaus ohne größere Probleme zu meistern sein. Lediglich das "Geldfangspiel" im Zirkus erfordert ein Bisschen Geduld. Generell ist der Schwierigkeitsgrad eher im mittleren Bereich anzusiedeln und nur wenige Aufgaben sind wirklich schwierig.

 

Sound

Viel gibt es auch hier nicht zu vermerken. Auf die Sprachausgabe gehe ich jetzt nicht ein, da aus Gnap nur ein außerirdisches Blubbern kommt und wie gesagt nur an ganz wenigen Stellen im Spiel gesprochen wird. Das Spiel kommt auch fast komplett ohne Hintergrundmusik aus, ohne dass man sie vermissen würde. Die Hintergrundgeräusche hingegen wurden schön ausgesucht. Eine Farm klingt z.B. mit Muhen und Kikeriki auch nach Farm und an einem kleinen Bachlauf plätschert es, während im Hintergrund die Vögel zwitschern.

 

Länge bzw. Kürze

Ich finde es immer recht schwer einzuschätzen, wie lange ein Spiel dauert. Es hängt doch von einigen Faktoren wie ab: Wie schnell löst der Spieler die Aufgaben? Nimmt er sich Zeit und erfreut sich in Ruhe der Sequenzen oder hetzt er durch´s Spiel? Wie oft schaut er in die Lösung? Daher hier mal wieder meine absolut ungenaue Angabe von vielleicht höchstens vier sehr kurzen Zockabenden.

Ja, mit Gnap ist man recht schnell durch, aber dafür hat mich das Spiel so gut unterhalten, dass ich es jetzt nach einiger Zeit bereits zum zweiten Mal rausgekramt habe. Ich bin generell zwar nicht unbedingt begeistert, wenn ein Spiel recht schnell zuende ist aber Gnap mit seinen vielen tollen Sequenzen und Einfällen gefällt mir immer noch besser, als ein 40 Stunden-Epos mit zähflüssigen weil unlogischen Rätseln und/oder langweiliger Story.

 

Handling

Wenn ich zum Thema Handling bemerke, dass es nicht viel zu schreiben gibt, bedeutet dieses meistens, dass kaum was auszusetzen ist. So auch in diesem Fall. Der Rezensent muss sich nicht mit irgendwelchen nervenaufreibenden Tastatursteuerungen oder komplizierten Menüs rumschlagen. Alles funktioniert einwandfrei per einfacher Mausteuerung und wenigen Befehlen, welche man per Point+Click ausführt. Und auch das Inventar und die Optionen sind praktisch in der Fernbedienung unseres außerirdischen Helden untergebracht. Und würde es noch einen Lautstärkeregler sowie mehr als sieben magere Speicherplätze geben, wäre ich vollkommen glücklich.

 

Fazit

Gnap dauert mit drei oder maximal vier kurzen Zockabenden nicht allzu lange. In der Zeit habe ich mich aber bestens amüsiert und unterhalten. Allerdings geht es dabei schon mal recht brutal zur Sache und ab und zu fließt Comic-Blut, so dass ich mich gewundert habe, dass Gnap nicht ab 16 Jahren freigegeben wurde.

Nicht nur die im bunten Comicstil gehaltene Spielgrafik mit den tollen
Hintergründen, sondern auch die zahlreichen kleinen Animationen der Figuren und Sequenzen sehen äußerst gelungen aus.

Die größtenteils eher einfachen bis mittelschweren Rätsel wurden ebenfalls originell umgesetzt und ließen bis sich auf wenige Stellen durchaus ohne größeren Aufwand lösen. Die kleinen, witzigen Arkadespielchen lockerten das Spiel sehr schön auf und vervollständigten den positiven Gesamteindruck, so dass ich Gnap trotz der bestenfalls mittleren Spiellänge reichlich Punkte bescheren möchte.



Bewertung: 83 %

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemvoraussetzungen:

  • Pentium PC
  • 16 MB RAM
  • Windows 95
  • 2 x CDROM-Laufwerk
  • Grafik 640 x 480 mit mind. 256 Farben
  • Maus
  • Soundkarte empfohlen

 

Gespielt unter:

  • Win 98
  • AMD Athlon XP 1800
  • 256 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • 16x CDROM-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 19. März 2005

 

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