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Gilbert Goodmate
and the Mushroom of Phungoria 

Erscheinungsdatum: 06/2001 (englische Version)
Entwickler: Prelusion Software
Publisher:
Clearwater Interactive / FastTrack



Ein Review von slydos   30. Juni 2001

Mit Gilbert Goodmate wird uns wieder ein Point&Click-Adventure im guten alten 2D-Stil der früheren Lucas Arts  Adventures geboten. Und die Ähnlichkeiten sind gewollt. Nicht nur Grafik sondern auch die humorvolle originelle Story erinnern an Monkey Island, Galador oder Simon the Sorcerer.

Die Installation läuft automatisch von CD 1 unter Windows und bietet 3 Installationsmodi: Minimum - nur das Nötigste, Medium - ohne Cutscenes und Sprache, Maximum - alles - ca. 400 MB. Ich habe Minimum gewählt. Es gibt kein CD-Wechseln: wenn CD 2 angefordert wird, legt man sie einfach ein und kann auch später von dieser CD weiterspielen.

Die Bedienung ist einfach zu erlernen - ein kurzes, farbig illustriertes Handbuch gibt darüber Aufschluß. Das Optionsmenü wird mit F1 aufgerufen. Hier kann man Sichern, Laden, das Spiel verlassen und einige Spieleinstellungen treffen: Schatten und Untitel an- oder ausstellen, Maus- und Textgeschwindigkeit regeln und die Lautstärke für Geräusche, Sprache und Musik einstellen.

Aber zunächst zur Geschichte: In Phungoria, unserem fiktiven Schauplatz, gibt es seit langen Zeiten ein jährliches Fest zu Ehren eines Riesenpilzes, der in der Vergangenheit einmal einem jungen phungarischen Helden dabei half, den üblen Zauberer Karn zu besiegen und damit das Land zu retten.

Jedes Jahr wird ein Bewohner Phungorias dazu auserkoren, der Hüter dieses Pilzes zu sein. Diesmal ist es Gilberts Großvater Abraham. Aber der Opa wird überwältigt und der Pilz gestohlen. Und die phungarische Gerechtigkeit kennt hier kein Pardon: Der alte Goodmate soll noch am gleichen Abend mit seinem Leben dafür büßen. Das will der junge Gilbert Goodmate natürlich verhindern. Dabei erhält er unvermutet Hilfe der schönen und intelligenten Prinzessin Michelle, die einiges im Lande Phungoria zu kritisieren hat. Sie rät Gilbert, er solle sich bis zum Abend in eine glaubhafte Kopie des echten Königs, Michelles Vater, verwandeln und vor dem Volk den Aufschub der Exekution anordnen. (Der richtige König ist nicht besonders durchsetzungsfähig und stiehlt sich durch Verkriechen im Palast aus der Verantwortung).

Das ist also Gilberts erste Aufgabe: Stoppe die Exekution des Großvaters. Danach wird er sich der Suche nach dem Pilz und dem Dieb widmen.

Im Spiel sind die Aufgaben klar definiert, d.h. der Spieler weiß genau, was letztlich herauskommen soll. Allerdings müssen für eine Aufgabe eine größere Zahl von Unteraufgaben erledigt werden. Je weiter wir im Spiel vorrücken, desto verschachtelter und komplexer können diese Aufgaben sein. Gilbert Goodmate ist nicht hundertprozentig linear, da zwar manche Unteraufgaben manchmal in einer gewissen Reihenfolge bearbeitet werden müssen andere aber wiederum nicht.

Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel steigert sich zunächst langsam, erreicht aber später durchaus Fortgeschrittenen- und dann Experten-Niveau. Die hauptsächlich inventar- bzw. objektbezogenen Rätsel sind zwar niemals unlogisch, jedoch sind schon einige harte Nüsse dabei. Das Inventar, das sich als Fenster über den größten Teil des Bildschirms erstreckt, wird sehr schnell gefüllt und man muss sich hier teilweise durch 3 Seiten voll von Objekten hindurchklicken. Dadurch, daß die Möglichkeit besteht, alle Objekte miteinander oder mit Bildschirmobjekten zu benutzen, kann man sich schon vorstellen, das der Spieler, der versucht, mit reinem Ausprobieren weiterzukommen, hierfür eine Menge Zeit braucht.

Phungoria - Die Übersicht
Phungoria - Die Übersicht

Autogrammkarte des Königs
Autogrammkarte des Königs

Erfinder Elton
Erfinder Elton

Großvater Goodmate darf nicht sterben
Großvater Goodmate darf nicht sterben

Gesteuert wird das Spiel ausschließlich mit der Maus, bis auf den Aufruf des Optionsmenüs mit F1. Pfeile (natürlich in der Form von kleinen Pilzen), die den Weg zu einem anderen Schauplatz anzeigen, erscheinen beim Darüberfahren mit der Maus. Will man einen bereits bekannten Ort schneller erreichen, so kann man das mit einem Doppelklick auf die linke Maustaste über dem Pilz-Pfeil - Gilbert selbst kann dadurch jedoch nicht schneller bewegt werden.

Personen oder Objekte, mit denen man interagieren kann werden ebenfalls per Text angezeigt, wenn man mit der Maus darüberfährt. Hält man an einer solchen Stelle die linke Maustaste fest, öffnet sich ein niedliches Popup-Fenster in Pilzgestalt mit Augen, Mund und Händen. Die drei Interaktionsmöglichkeiten für ein Objekt sind meistens "Anschauen", "Sprechen" und "Nehmen" aber es sind durchaus eine ganze Reihe anderer Verben eingebaut, z. B. "Klettern", "Aufblasen" etc..

Gilbert bewegt sich auch gleich zum angeklickten Objekt oder Bereich und gibt uns eine Erklärung in Wort und - je nach Einstellung - in Text. Mit Erklärungen und Anmerkungen ist weder Gilbert noch irgendeiner der zahlreichen anderen Darsteller dabei kleinlich.

Gilbert führt mit allen Charakteren, zumindest beim ersten Zusammentreffen, sehr ausführliche und lange Gespräche, meistens humorvoll und ironisch, manchmal ernst. Da kann es einem zu Beginn des Spiels erscheinen, als würde es nur aus diesen Unterhaltungen bestehen, da alle Akteure erst einmal eine große Menge an Dialogen bieten. Vieles, was gesagt wird ist tatsächlich nur Beiwerk, das uns augenzwinkernd, spottend und manchmal sogar weise, wie Vandersteen, der Schmied z. B.,  Klatsch - ich meine natürlich Hintergrundinformationen - über die phungarische Bevölkerung verrät. Aber da man fast jedesmal mit einem mehr oder weniger verborgenen Hinweis rechnen muß, sollte man hier nicht zu schnell weiterklicken ( das geht mit der Escape-Taste) und auch mal das eine oder andere Bonmot einfach nur genießen. In den Gesprächen entsteht für jeden der - oft skurrilen - Bewohner Phungorias eine detaillierte und liebevoll geschilderte Umfeldgeschichte.

Und was sind das für Typen auf die Gilbert trifft: der Sheriff mit dem nicht zu überhörenden spanischen Akzent, den man eher für einen Hexenmeister halten könnte, die Drei von der Verteidigungsbrigade, die wissen, daß der 50jährige Frieden mit den Wikingern nur eine gemeine Täuschung ist: Der Schuster, der Legionär Pete Fedursky der nicht von seiner Kanone weicht und der Dritte im Bunde - eine "sprechende" Socke; die schöne, kluge und ambitionierte Prinzessin Michelle; ein Wikinger-Transvestit, dem Gilbert beim Enthaaren helfen muß (nein, der Bart ist o.k. - aber diese Beine!); der blinde Sam, dessen Glaube an seinen Hund durch nichts erschüttert werden kann; Lipton der englische Gentleman und Tee-Experte mit Kolonialerfahrung und der Scharfrichter mit der Darth-Vader-Stimme ("The Dark Side of the Mushroom"), um nur einige zu nennen.

Die Vertonung des Spiels durch professionelle Sprecher ist außerordentlich gut gelungen, viele der Figuren sprechen mit Akzent oder in Dialekt, oder haben andere Eigenheiten, wie der weinerliche Hypochonder Arver. Da Englisch nicht meine Muttersprache ist, war ich zudem froh, daß die große Textmenge, die zu begreifen war immer sehr deutlich und klar gesprochen wurde. Sollte man etwas jedoch nicht verstehen, so hilft die wahlweise einzublendende Textanzeige ausgezeichnet, die immer absolut synchron zum gesprochenen Text erscheint.

Wer sich aber nicht sicher ist, ob er oder sie die große Textmenge verstehen wird, und besonders den einen oder anderen schnellen Seitenhieb oder Kalauer, der sollte lieber auf die deutsche Version warten. (Der Deutsche Publisher ist Bushido Gamewear, ein Veröffentlichungstermin ist jedoch noch nicht bekannt.)

Die wenigen untermalenden Musikthemen sind wohl gewählt und drängen sich nicht auf, auch wenn mann einige Stunden im Dorfbereich verbringen muß, der durch ein Bolero-Thema à la Ravel (jedoch eher von der unerotischen Art) unterlegt ist. Am Hafen gibt es einen leisen Seemannswalzer mit Schifferklavier, im Wikingerdorf hört man volksliedhaft mittelalterliche Drehleierklänge usw.. Die Szenerie wird belebt durch eine Vielzahl von Geräuschen wie Vogelgezwitscher, das Geräusch von Mühlenflügeln im Wind, unheimlich heulende Hunde wenn's spannend werden soll ...

Die Grafik ist wirklich prachtvoll, wunderschöne handgemalte 2D Hintergründe auf denen sich die ebenfalls in 2D erstellten Figuren bewegen. Die eingestreuten Cutscenes sind qualitativ schlechter als die übrige Grafik, was dem Spiel im Ganzen jedoch kaum schadet. Viele Hintergründe können nach links und rechts gescrollt werden, wenn Gilbert sich darin bewegt. Das gibt der Szene Offenheit und Weite. Gilbert und die anderen werden perspektivisch immer korrekt dargestellt und es geschieht niemals, wie man es oft aus anderen - 3D-Spielen - kennt, daß Gilbert wie ein Geist durch einen Tisch laufen würde oder Ähnliches. Beim Wechsel von einem Schauplatz zum anderen blieb bei mir für einige Sekunden der schwarzen Übergangs-Bildschirm stehen, möglicherweise bedingt durch die Minimalinstallation.

Außer der Verzögerung bei den Bildschirmübergängen habe ich keine technischen Schwierigkeiten feststellen können. Sicher hat auch die fast 5jährige Entwicklungszeit (Gilbert Goddmate war zunächst ein Hobbyprojekt) dazu beigetragen, daß das Spiel rund läuft und eine so große Spieltiefe aufweist.

Trotzdem ist mir hier und da eine Ungereimtheit oder ein kleiner Fehler aufgefallen: Gilbert telefoniert von Liptons Telefon obwohl er vorher das phungarische Telefonnetz lahmgelegt hatte! Wenn Gilbert die drei zerschmetterten Glaskugeln erneut bezahlt, wird das Spiel so fortgesetzt, als wären sie noch vorhanden!

Die Geschichte ist alt - und doch wieder neu. Daß ein junger, unerfahrerer Held durch Witz und Einfallreichtum das Land rettet und schließlich die Prinzessin .... das Grundgerüst ist natürlich nichts Neues. Doch haben sich die Entwickler viel bei der Ausschmückung der facettenreichen Figuren und der Hintergrundgeschichte einfallen lassen, und überraschen uns dadurch, daß sie mal eine Figur typisch handeln lassen, wie den zerstreuten Professor Elton oder eben etwas anders, als gewohnt, wie die zielstrebige, selbstbewußte Prinzessin. Und wer hätte gedacht, daß Wikinger dem orientalischen Sklavenhandel frönen?

Gilbert Goodmate hat mir wirklich rundum Spaß gemacht - obwohl oder gerade weil mich einige Rätsel wirklich verrückt gemacht haben. Ich habe den Humor, die Seitenhiebe auf Lucas Arts u. a. genossen und tatsächlich fast 40 Stunden damit verbracht. Es ist übrigens das erste Mal, daß ich mir einen Abspann mehr als drei Mal angeschaut habe und kann nur empfehlen ihn auf keinen Fall zu versäumen.

Ich bewerte das Spiel insgesamt mit 83 Prozent (sehr empfehlenswert)

 

Adventure-Archiv-Bewertungsskala:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

     

Systemvorraussetzungen:

  • Windows 95/98/ME/2000/NT4.0 (mit SP5)
  • Pentium 166 MHz
    32 MB RAM
  • 4x CD-ROM-Laufwerk
  • 2 MB Grafikkarte (100% DirectX kompatibel)
  • mindestens 10 MB freier Platz auf der Festplatte
  • Maus und Tastatur

gespielt mit:

  • Windows 95
  • PII 233 MHz
  • 64 MB RAM
  • 4 MB Grafikkarte

 

Verhandlungen mit dem Reeder
Verhandlungen mit dem Reeder

Ein Café in dieser Einöde?
Ein Café in dieser Einöde?

Die Wache des Wikingerschatzes
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Eine unheimliche Gruft
Eine unheimliche Gruft

Im Wikingerdorf
Im Wikingerdorf

Ist jetzt alles aus?
Ist jetzt alles aus?

Mehr Screenshots


Homepage 1: http://www.gilbertgoodmate.com/
Homepage 2: http://www.gilbertgoodmate.co.uk/
Lösung englisch: http://www.gameboomers.com/wtcheats/pcGg/GilbertGoodmate.htm
Boxshots
Downloads: Movie 8,2 MB Trailer 16 MB Demo 41,5 MB

Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 30. Juni 2001

 

 

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