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Geograficus 


Erscheinungsdatum: 10/2003
Entwickler: Ruske & Pühretmaier
Publisher: Heureka-Klett

Homepage
Boxshots

Spielsprache und Handbuch Deutsch

 

USK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Herstellerempfehlung: geeignet ab 12 Jahren

 

Ein Review von slydos   25. Januar 2004

 

In der Reihe der Lernadventures schlagen Heureka-Klett und Entwickler Ruske&Pühretmaier diesmal mit "Geograficus" das Kapitel "Erde" auf. Dabei geht es hauptsächlich um physische Geographie und Geschichte der Erde. Regionale Länderkunde oder kulturelle Geografie werden in diesem Adventure weitgehend ausgeklammert, aber die ausgewählten Themen sind bereits umfangreich genug.

Auf den Lernteil, dargestellt durch einen Kristall, kann man während des ganzen Spiels zugreifen. Der Erdkristall ist in 6 verschiedenfarbige Bereiche aufgeteilt: Der blaue Planet gibt Auskunft über die Erde innerhalb des Sonnensystems, Bau und Alter der Erde informiert über das Innere unseres Planeten, die Dynamische Erde handelt von Plattentektonik während der Bereich Unruhige Erde von Vulkanen und Erdbeben erzählt. Um Erosion geht's hauptsächlich im Bereich Geformte Landschaften und das Thema Bodenschätze erklärt sich bereits durch seinen Titel.

Wer nun glaubt, daß "Geograficus" ein trockenes, akademisches Spiel sei, den kann man gleich beruhigen, da die eigentliche Geschichte von "Geograficus" in ein fantasievolles Märchen weit ab von schnödem Datenstudium und Statistiken gefaßt ist.

 

Story

In einem fernen Land in einer anderen Zeit wird der junge Geo zu dem berühmten Wisenschaftler Geograficus gerufen. Grund ist, daß Balvin, der letzte noch lebende Feuerdrache der Erde verschwunden ist. Geo soll sich nun auf die Suche nach ihm machen. Dazu gibt ihm Geograficus den Stein der Weisheit mit auf den Weg, den Kristall, in dem die Feuerdrachen all ihr Wissen über die Welt gespeichert haben (unseren Wissensteil). Geo startet mit seinem Flugmobil in Richtung Dracheninsel, der Heimat von Balvin und nimmt seine Spur auf. Im Verlauf des Spiels trifft er auf märchenhafte Wesen, einen nur relativ bösen Zauberer (wenn man seine Frau kennengelernt hat!), ein sprechendes Buch und eine fleischfressende Pflanze bis er das Geheimnis des Schlosses auf der Vulkaninsel heraus bekommt ...

 

Installation/Spielstart

"Geograficus" kommt auf 1 CDROM zusammen mit der Anleitung in dem von Heureka-Klett bekannt aufwendigen Karton mit Klappdeckel. Die Installation geht automatisch und reibungslos. Während der Installation müssen wir einmalig den beigefügten Kopierschutzcode eingeben und zur Prüfung auch immer die CD bei jedem Programmstart im Laufwerk lassen. Praktisch bei der Erstinstallation ist der Systemcheck und die Anzeige der ermittelten Werte. Einmal hätte allerdings gereicht (ähnlich wie bei Historion 2), stattdessen muß man diesen Bildschirm bei jedem neuen Start des Spiels weiterklicken. Bricht man das folgende Intro ab, gelangt man in die Startszene, in der man dann per Optionenmenü einen gespeicherten Spielstand laden kann.

Das Intro macht uns mit dem greisen Geograficus bekannt, der im Stil des armen Poeten vom Bett aus seine Anweisungen gibt. Er erzählt von alten Zeiten, als seine Heimat Silvanien noch keine Insel war und die Erde von den weisen Feuerdrachen bevölkert wurde, die Ihr Geografiewissen im Stein der Weisheit speicherten und ihn Geograficus zur Aufbewahrung überliessen. Wir erfahren nicht, warum die Drachen ausstarben, aber Geograficus konnte den letzten Überlebenden ausfindig machen, nämlich den nun verschwundenen Balvin. Mit dem Stein im Gepäck macht sich der junge Geo auf die Suche nach ihm.

 

Steuerung/Handling

"Geograficus" kann ausschließlich mit der Maus gesteuert werden, es gibt allerdings auch einige Kurztasten, mit denen man z. B. schnell speichern oder laden kann.

In diesem 1st-Person-Spiel navigiert man schrittweise durch Standbilder per Klick auf Richtungspfeile á la Myst. Andere interaktive Bereiche, an denen man Gegenstände aufnehmen, benutzen, manipulieren oder mit Charakteren reden kann, werden durch verschiedenartige Handcursor angezeigt.

Im unteren rechten Bildschirmbereich befinden sich drei Schaltflächen für das Inventar, das Optionsmenü und den Lernteil. Die Inventarbox öffnet sich durch Anklicken und kann gleichzeitig 8 Objekticons anzeigen. Sollten mehr Gegenstände vorhanden sein, muß man scrollen. Beim Darüberfahren wird ein Beschreibungstext des jeweiligen Gegenstandes eingeblendet. Inventarobjekte werden per Drag&Drop angewendet und rutschen automatisch ins Inventar zurück, wenn sie nicht passen. Gegenstände können in einem speziellen Kombinationsbereiche auch zusammengefügt werden.

Ein Klick auf die Schaltfläche Optionen öffnet eine Übersicht, in der man verschiedene Programmeinstellungen vornehmen kann, z. B. den Sprecher der Wissenstexte oder Animationen an- oder ausschalten, Lautstärke, Helligkeit und Bildblenden bei Szenenwechsel einstellen.

Speichern und Laden sowie das Beenden oder ein Neustart des Spiels sind ebenfalls von dieser Übersicht aus möglich. Es gibt 24 Savegames, die chronologisch absteigend geordnet sind, so daß man ab dem 7. Savegame scrollen muß. Wir können dazu kurze Texte (mt Umlauten) eingeben. Strg-S erstellt einen Quicksave, der immer an erster Stelle zu finden ist. Eine umgekehrte Anordnung der Savegames und Überschreibewarnung wären angebracht. Die Ladevorgänge lafen recht schnell ab. Das Beenden des Spiels muß einmal bestätigt werden und man gelangt auf der Stelle auf die Windowsoberfläche zurück.

Der Wissensteil wird durch ein kleines Kristallicon symbolisiert. Ein Klick öffnet diesen Teil und der Weisheits-Kristall erscheint. Pro Themenbereich können wir einen Kristallbaustein anwählen und erhalten zunächst das Inhaltsverzeichnis des Kapitels. Innerhalb der Kapitel navigieren wir über eine Navigationsleiste, die einem Mediaplayer ähnelt. Wir können eventuelle Animationen im Lernteil wiederholen und Fotos in Nahansicht anzeigen lassen.

Ein sehr passables Handling, bei dem man eigentlich nur kritisch bemerken muß, daß man manchmal versehentlich eine der drei Schaltflächen berührt und öffnet, wenn man sich umdrehen will, da man dazu auf einen Richtungspfeil am unteren Spielrand klicken muß. Beispielhaft ist die genaue Dokumentation wirklich aller Funktionen im Handbuch.

 

Grafik/Atmosphäre

Die Grafik besteht aus wunderschönen 2D-Standbildern die mit relativ wenig animierten Elementen auskommt. Da gibt es eine grüne Dschungelinsel, einen Minenkomplex, die Vulkaninsel mit dem Zauberschloß, die Eisinsel Nimmergrün mit einem ausgedienten Schiff und Geograficus' Heimatinsel. Jeder dieser höchst unterschiedlichen Schauplätze hat eine sehr eigene Atmosphäre und besonders das Schloß mutet sehr surrealistisch an.

Die wenigen Lebewesen und anderen Kreaturen sind ausgezeichnet animiert, wie z. B. ein sprechender Baum, der Zauberer Balthasar oder sein Gehilfe. Von Geos seltsamem Fluggerät über die bizarr strukturierten Felseninseln bis hin zu den Eisnadeln der Insel Nimmergrün sind alle Elemente märchenhaft fremd angehaucht. Ebenfalls einen Hauch bekommt "Geograficus" von Myst, durch die Inselwelten an sich und das so ähnliche Geräusch des Meeres. Die Videoszenen, besonders natürlich das Heranfliegen an die außergewöhnlichen Orte, stehen der Ingame-Grafik nicht nach, sondern fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein.

Musik und Soundeffekte sind dezent und werden einem selten als solche überhaupt bewußt. Zu Beginn verhindert allerdings die etwas zu laute Musik, daß man den leise sprechenden Geograficus problemlos verstehen kann. Leider gibt es keine hinzufügbaren Untertitel und auch die Lautstärke von Sprache, Musik und Geräuschen kann auch nicht unabhängig voneinander geregelt werden.

Was mich nicht nur an "Geograficus" sondern an vielen Spielen in Egoperspektive befremdet ist die Tatsache, daß unser alter Ego zwar Geräusche machen kann, wenn wir z. B. eine Tür öffnen, aber keine Schrittgeräusche oder Schatten hinterläßt und wir uns auch nicht im Spiegel sehen können, als wären wir ein Geist. Aber der junge Geo ist wirklich da, denn wir sehen ihn ja kurz in einigen Animationen, wenn auch nur sehr klein.

Die Synchronstimmen der wenigen Gesprächspartner sind passend gewählt und klingen professionell. Der Zauberer, der unter seiner zeternden Frau leidet und sich einen Zauberspruch erträumt, der sie wegzaubert, läßt einen schmunzeln und auch das sprechende Buch ist drollig.

 

Rätsel

In "Geograficus" wechseln sich inventar-/objektbasierende Rätsel mit Wissensrätseln ab. Es gibt auch ein Puzzle, in dem man die Erde vor zigtausend Jahren rekonstruieren muß. Die Wissensrätsel kann man - wenn in der Lage - dem eigenen 'umfassenden' Wissensschatz entnehmen, findet aber in jedem Fall die Lösung im ausführlichen Lernteil des Spiels. Die Wissensfragen werden manchmal mit anderen Rätseln wie Kodier-/Dekodierrätseln verknüpft, manchmal auch rein als Quizfragen gestellt. Eine kleine Geschicklichkeitsaufgabe ist auch dabei, die aber relativ einfach handhabbar ist. Man kann auch in so fatale Situationen geraten, daß ein Game-Over folgt. Dazu gehört auch eine Lorenfahrt durch eine Mine. Insgesamt sind die Rätsel gut in die Geschichte integriert und können durch den leichten Schwierigkeitsgrad ohne größeres Stocken bewältigt werden. Eine Frage blieb allerdings offen: Warum müssen immer diese armen Papageien (diesmal ein rosa Kakadu) in Adventurespielen betäubt werden?

 

Technisches

Es gab einige plötzliche Abstürze zurück zur Windowsoberfläche, so daß ständiges Speichern ratsam ist und einige Male wurde die CDROM beim Start nicht erkannt. Sonst war die Performance reibungslose und schnell.

 

Fazit

Eine Sache muß ich noch anmerken: Diese wunderschöne Märchengeschichte von Zauberern, sprechenden Bäumen und Feuerdrachen in fremdartigen, teils surrealistischen Umgebungen stellt einen so großen Gegensatz zur realen Welt und somit auch zu den Inhalten des Lernteils dar, daß man sich fragen muß, wie und wo die Drachen denn überhaupt das dort niedergelegte Wissen gesammelt haben mögen? Sicher nicht in einer Fantasywelt, in der man Frösche mit einem Zauber in ihre normale Gestalt zurückverwandeln kann. Während auf der einen Seite streng wissenschaftlich informiert und alles glaubhaft, real und stimmig sein soll, werden die Gesetze der Wissenschaft im Spielteil nicht unbedingt so genau genommen, denn da kommen Diamanten nicht aus der Erde, sondern werden von Drachen produziert. Widersprüche. Es ist so, als wenn man den Storch zur kinderbringenden Hauptperson macht, während man Lernstoff über die Stadien der Embyonalentwicklung vermitteln möchte.

Auf der anderen Seite macht das Spiel Spaß und das Lernen funktioniert dabei ganz nebenbei  - und so soll es auch sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in einem Monat noch genau weiß, was Subduktionszonen sind, aber ich werde zumindest noch erinnern können, daß es sich um ein Geografiethema handelt und damit hat man in der heutigen "Wer-wird-Millionär-Zeit" bereits gewonnen.

Man sollte sich auf keinen Fall durch den Wissensvermittlungsanspruch abhalten lassen, dieses unterhaltsame Spiel anzugehen. Es ist besonders für jüngere Spieler und Genreeinsteiger zu empfehlen. Erfahrene Adventurespieler, die anspruchsvolle Rätsel suchen, werden nicht besonders gefordert und werden in ca. 12 Stunden den Schlußfilm bewundern können.

 

Gesamtwertung: 76%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100%  sehr gutes Spiel  (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79%    gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69%    befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59%    ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49%    ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0%  bis 39%    grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemvoraussetzungen PC:
Prozessor: 450 Mhz, Pentium III
Betriebssystem: Windows 98/ME/2000/XP
RAM (Hauptspeicher): 64 MB (128 MB RAM empfohlen)
Festplattenspeicher: 100 MB frei auf der Festplatte
Grafikkarte 32 bit
16fach CD-ROM-Laufwerk
16 bit Soundkarte
Sonstiges: Quicktime 6 (mitgeliefert)


Systemvoraussetzungen MAC:
Prozessor: 450 Mhz, Power PC ab G3
Betriebssystem: 8.6
RAM (Hauptspeicher): 64 MB (128 MB RAM empfohlen)
Festplattenspeicher: 100 MB frei auf der Festplatte
Grafikkarte
16fach CD-ROM-Laufwerk
Soundkarte
Sonstiges: Quicktime 6 (mitgeliefert)

 

gespielt mit:

  • Windows XP
  • P IV 1,6 GHz
  • 512 MB RAM
  • 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
  • nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
  • Soundkarte DirectX-kompatibel

Landung auf der Dracheninsel
Landung auf der Dracheninsel

Immer diese Papageien!
Immer diese Papageien!

Man braucht die Koordinaten der Ziele
Man braucht die Koordinaten der Ziele

Der Stein der Weisheit dient der Auswahl der Themengebiete
Der Stein der Weisheit dient der Auswahl der Themengebiete

Der Wissensteil
Der Wissensteil

Ein paar Pilze - die kommen gerade recht!
Ein paar Pilze - die kommen gerade recht!

Die Frau des Zauberers
Die Frau des Zauberers

Diese Hängematte dient als Schleuder
Diese Hängematte dient als Schleuder

Das Baumhaus eines Goldgräbers
Das Baumhaus eines Goldgräbers

Eine der vielen Wissensaufgaben
Eine der vielen Wissensaufgaben

Die Drachenhöhle ist leer
Die Drachenhöhle ist leer

Vertraue keinem Frosch, der Versprechungen macht
Vertraue keinem Frosch, der Versprechungen macht

Die fleischfressende Pflanze verhindert den Zugang
Die fleischfressende Pflanze verhindert den Zugang

Leider gibt's kein Spiegelbild!
Leider gibt's kein Spiegelbild!

Der letzte Feuerdrache
Der letzte Feuerdrache

Ein Puzzle der Welt
Ein Puzzle der Welt

Die Eisinsel
Die Eisinsel

Der Zauberer Balthasar
Der Zauberer Balthasar

Nur das Feuerherz kann Balvin retten
Nur das Feuerherz kann Balvin retten

 

 

 

 

 

 

 

Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 25. Januar 2004

 

 

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