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Full Pipe


Erscheinungsdatum: 27.07.2010
Entwickler: Pipestudio
Publisher:1C/Daedalic
Spielsprache: deutsch


PEGI: 7+ (Nackt- oder Sexdarstellungen)

USK: 0+

Homepage

Boxshots

 

Ein Review von   André   03. November 2010

 

Erinnern Sie sich noch an Ihre Kindheit, wo der damals übliche sorglose Umgang mit dem Medium Fernsehen seitens der Erziehungsberechtigten dazu führte, dass Sie länger als es vermutlich pädagogisch wertvoll gewesen wäre, vor selbigem Gerät saßen und dabei allerlei abstruse Sendungen sahen? Und hatten Sie vielleicht auch das Glück, zu der Generation zu gehören, die noch nicht mit schlechten RTL- und SuperRTL-Billigserien vom Fließband berieselt worden war, sondern kamen in den vergleichsweisen Genuss des Kinderprogramms der Öffentlich-Rechtlichen? Sind Sie dabei auch auf allerlei skurrile Filmchen gestoßen, die ich mitunter mit dem von mir gerne und oft verwandten Begriff „surreal" bezeichnen möchte und die in Kombination mit der magischen Welt, in der man sich in seiner Kindheit bekanntlich ja eh befindet, dafür sorgten, dass diese kunstvollen Werke bleibende Eindrücke hinterließen? Nun, dann könnte dieses kleine Spiel des kleinen russischen Teams vielleicht das Richtige für Sie sein.

 

Grafik

Denn die grafische Gestaltung, insbesondere des Protagonisten und all der anderen zahlreich vertretenen, infantilen Figuren, weckt Erinnerungen an solche skurrilen, surrealen, teilweise schon vergessenen Kleinode deutscher Fernsehgeschichte. Dabei haben wir hier einen klassischen Fall von klassischer Grafik vorliegen: Zwei-Deh-Männchen treffen auf Zwei-Deh-Hintergründe. Die Figuren sind halt sehr einfach, kindlich-naiv im positiven Sinne, puristisch und monochrom gehalten, während die handgemalten Hintergründe aufwändiger ausgearbeitet sind, wodurch ein sehr schöner Kontrast zwischen den Räumen und den darin befindlichen Figuren entsteht, jedoch ohne, dass die Figuren fremd wirken würden. Nein, sie fügen ich sehr schön in die Hintergründe ein und das Ganze sieht dann wie gesagt sehr kunstvoll aus. Finde ich zumindest. Denn dass das Spiel zwar jetzt erst als CD-Version veröffentlicht wird, aber schon etwa sieben Jahre auf dem Buckel hat, stört bei der zeitlos einfachen Grafik nicht.

 

Handlung

Worum es geht? Nun wie bei Machinarium ist das schnell erklärt und dafür zitiere ich ausnahmsweise mal den Text auf der Coverrückseite: „Auf der Suche nach seinem verloren gegangenen Pantoffel entdeckt der kauzige Dude ein Loch unter seinem Bett. Dieses führt in eine merkwürdige Fantasiewelt, gefüllt von bizarren Wesen und beherrscht von irrationalen Gesetzen." Okay, diese knappen Zeilen reichen in dem Fall völlig aus, die ebenso knappe Handlung zu beschreiben. Denn unsere einzige Aufgabe besteht nun darin, die Welt zu erkunden bzw. wieder zu verlassen. Nun denn, das ist einfacher gesagt als getan, also - Party on, Dude!

 

Rätsel

Denn vor Rückkehr ins Schlafzimmer hat der Hersteller – sie haben es sicher schon vermutet - Rätsel als Hindernisse eingebaut. Diese stehen dabei im Vordergrund, da es wie bei Machinarium wie gesagt kaum Handlung gibt. Und dieses Spielprinzip funktioniert auch hier sehr gut, obwohl ich sonst generell eher etwas dialoglastigere Spiele mag. Und Sie denken es sich sicher schon: Die Rätsel sind keineswegs kinderleicht, sondern haben es dabei teilweise schon in sich. Es sind weniger kniffelige Denksportaufgaben, sondern man muss viel ausprobieren, also Trial & Error. So bleibt es neben Logik leider auch nicht selten ein Stückweit Glückssache, ob unser Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, wenn wir Gegenstände in dem phantasievollen Spiel benutzen bzw. miteinander kombinieren. So kommt man oft nur durch zähes Abklappern der Locations bzw. Durchprobieren der Inventargegenstände weiter und dadurch wird die Geduld manchmal leider ordentlich auf die Probe gestellt.

Daneben gibt es immer wieder kleine, nett gemachte Geschicklichkeitsaufgaben, die mit den Rätseln verwoben sind. So müssen wir z.B. auf ein Brett springen und auf diese Weise kleine putzige Männchen in ein Glas befördern. Das wir das innerhalb eines Zeitlimits bewältigen müssen, ist zum Glück eher die Ausnahme. Die Belohnung für ein gelöstes Rätsel ist meist ein neuer Raum mit neuen Rätseln. Nun, der Weg ist halt das Ziel.

 

Sound

Eine weitere Gemeinsamkeit mit Machinarium gibt es auch bezüglich der Sprachausgabe, die es nicht gibt. Da laufen zwar keine kleinen Comic-Filmchen in Sprechblasen ab, die der Spieler interpretieren muss, aber er muss auch die jeweilige Situation oder eine kleine Geste einer Figur interpretieren. Die Figuren reden nicht, sondern grunzen bestenfalls mal kurz unverständliches Zeug vor sich hin.

Stattdessen gibt’s was in Form von mal jazziger, mal experimenteller Begleitmusik auf die Ohren, was bestens zu den Bildern passt und das Ambiente unterstützt. Gerne auch mal ein quäkiges Saxophon, kompromisslos gut. Hätten nur mehr Hersteller Mut zu so viel Konsequenz bei der Wahl der musikalischen Untermalung. Ich bin mir sicher, die Spieler sind weitaus aufgeschlossener, als es viele Hersteller vermuten. Schließlich hat Jazz von Künstlern wie Lalo Schifrin (um nur mal einen Namen in den Raum zu werfen) schon seit den Schwarz-Weiß-Filmen des letzen Jahrtausends immer schon als Hintergrundbeschallung gedient und auch so manchen Film erst geprägt.

 

Handhabung

Spiele, bei denen ich mir im Abschnitt „Handhabung" nicht den Wolf schreibe, sind gern gesehene Gäste auf meinem Rechner. Und dieses Spiel zähle ich dazu, denn die Funktionsweise ist denkbar einfach. Zum Spielen benötigen wir im Prinzip nur die Maus und meistens auch nur einen Knopf - und zwar den linken. Den drücken wir wie üblich, wenn wir in eine Richtung laufen, Gegenstände aufnehmen oder aus dem Inventar rausholen wollen. Jenes öffnet sich, wenn wir mit dem Cursor den oberen Bildschirmrand erreichen. Der rechte Knopf wird auch ab und an beansprucht, wenn wir eines der Geschicklichkeitsspiele absolvieren müssen.

Oben rechts haben wir noch einen Button, der eine Karte mit allen von uns freigelegten Räumen öffnet. Hier gelangen wir schnell von einem Raum in einen anderen.

Dann wäre da noch die Escape-Taste, die wir drücken, wenn wir zu unserem sparsamen Optionsmenü gelangen wollen. Hier können wir speichern, laden, das Spiel beenden und den Sound regulieren. Es stehen uns nur sieben überschreibbare Spielstände zur Verfügung.

 

Was noch?

Full Pipe lief auf meinem Rechner fehlerfrei. Neben der Spiele-CD befindet sich noch ein Handbuch und ein Poster im Din-A3-Format im DVD-Case.

 

Fazit - Volles Rohr oder Vollpfeife?

Tendenziell schon eher ersteres: Denn Daedalic bleiben experimentierfreudig und schlagen damit in die gleiche Kerbe wie schon mit Machinarium. Sprich: Full Pipe ist ebenfalls ein Spiel für Abenteurer, die nicht zwingend Wert auf aufwändige technische Effekte, eine ausgefeilte Story oder gar den Luxus einer Sprachausgabe legen. Stattdessen ist es ein kleines technisch puristisches auf nötigte reduziertes, aber sauber ausgearbeitetes Spiel, welches mit seinen minimalistischen einfachen Figuren an die 70er-Filme aus den 70ern für Kinder erinnert. Es ist ein kleines skurriles Kunstwerk für Zwischendurch geworden. Aber nur nicht vertun: Full Pipe ist dabei nicht einfach und nicht selten recht frustrierend, da man neben den logischen Rätseln bei einigen anderen nur durch hartnäckiges Ausprobieren weiterkommt. Vielleicht sollten interessierte Spieler jetzt noch ein wenig warten, bis das um die 6 Stunden kurze Spiel für zwischendurch noch ein bisschen billiger geworden ist?

 


Gesamtwertung: 69%

 

Bewertungssystem Adventure-Archiv:

  • 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
  • 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
  • 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
  • 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
  • 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
  • 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)

 

Systemvoraussetzungen:

  • Pentium III 500 MHz
  • Windows 95/98/ME/NT/2000/XP/Vista/7
  • 128 MB RAM
  • 560 MB freier Festplattenspeicher
  • DirectX-kompatible Grafikkarte (mind. 800 x 600)
  • DirectX-kompatible Soundkarte
  • DirectX-Version 8.0
  • Maus
  • Tastatur
  • CDROM-Laufwerk

Gespielt unter:

  • Win XP
  • AMD Athlon XP 1800
  • 512 MB RAM
  • Grafikkarte Radeon 9200 Series
  • DVD-Laufwerk
  • Festplatte 60 GB

 

Aus der kurzen Introsequenz
Aus der kurzen Introsequenz

 

 

Da ist der erste Raum, in den wir fallen.
Da ist der erste Raum, in den wir fallen.

 

 

Ein Röhrensystem
Ein Röhrensystem

 

 

Überall tolle skurrile Figuren...
Im
Überall tolle skurrile Figuren...

 

 

Ein Wassertank
Ein Wassertank

 

 

Ein riesiges Rad
Ein riesiges Rad

 


...und noch mehr skurrile Figuren....
...und noch mehr skurrile Figuren....

 

 

Die Karte ermöglicht schnellen Zugang zu allen verfügbaren Räumen.
Die Karte ermöglicht schnellen Zugang zu allen verfügbaren Räumen.

 

 

...und noch mehr...
...und noch mehr...


 

Der Optionsbildschirm
Der Optionsbildschirm

 

Mehr Screenshots

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

Copyright © André für Adventure-Archiv, 03. November 2010

 

 

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