Das Jahr ist noch verhältnismäßig jung und bisher noch kaum ein
neues Spiel im Handel, da sind bereits mehr oder weniger heimlich, still und leise einige
nicht zu verachtende Downloadadventure wie The Legend of Mardaram, das erstaunlich
professionelle Captain Delta und die Quelle von Argos oder eben Frasse and the Peas of
Kejick erschienen. Frasse ist von dem schwedischen Entwickler Trumgottist bzw. Rikard
Peterson erstellt worden und überzeugt neben der Tatsache, dass es wie die meisten
Downloadabenteuer gratis ist, mit superniedlicher Grafik.
Grafik
Vorbei sind die Zeiten, in denen man noch mit einem wild fiependem
Modem tagelang ein Spiel aus dem Netz geladen hat, welches dann aus merkwürdiger
Klötzchengrafik bestand, so dass dessen Spielbarkeit selbst ganz Harte und Verwegene
unter den Abenteurern zweifeln ließ. Wenn die Spiele nicht zu aufwändig sind, dauert ein
Download heute mit der richtigen Verbindung oft nicht mehr als wenige Minuten und die
Spiele sehen oftmals schon erstaunlich gut aus. Die Grafik bei Frasse and the Peas of
Kejick mag vielleicht noch nicht ganz so professionell wie kommerzielle Spielen sein,
besteht sie doch hauptsächlich aus einfach gehaltenen Bildern, in denen sich die Figuren
recht wenig animiert bewegen. Aber dafür hat das Spiel bei mir von der ersten Minute an
wegen seiner wirklich putzigen Präsentation gewonnen, so dass ich mich zurückhalten
muss, um jetzt nicht permanent in eine Teeniesprache bravolesender Mädchen bestehend aus
Worten wie goldig, süß, putzig und schnuckelig etc. zu verfallen. Aber diese Adjektive
umschreiben den Grafikstil vermutlich am ehesten. Am besten zu beobachten bei Frasse
selbst, wenn er beispielsweise an einen Baum hoch hüpft, sowie sein nicht minder
niedlicher Freund Gurra, auch wenn ich beim besten Willen nicht weiß, was die beiden
gefährlichen Monster überhaupt darstellen. Bei Frasse würde ich am ehesten in Richtung
mutierte Himbeere meets Sonic spekulieren, aber lassen wir doch einfach die Mutmaßungen:
Frasse ist Frasse und Gurra ist Gurra.
Handlung
Frasse and the Peas of Kejick ist ein Märchenspiel, aber keines von
epochalem Ausmaß und so ist die Geschichte in wenigen Sätzen erzählt. Frasse will
gerade seinen Freund Gurra besuchen, als er auf dem Weg zu Ihm einen Zettel findet. Darauf
steht, dass der König besagte Peas of Kejick suchen lässt - eine Belohnung ist
ausgesetzt. Wenn das keine Gelegenheit für ein nettes Abenteuer ist, denkt sich Frasse
und will sich direkt zu der Insel Kejick aufmachen. Allerdings geht die Suche nicht ohne
seinen Freund los, den er schnell noch befreien muss. Die Suche verläuft allerdings nicht
ganz reibungslos und so muss er sich z.B. noch mit einem bösen Zauberer und auch einem
Drachen auseinandersetzen, der vielleicht doch nicht so böse wie sein Ruf ist?
Rätsel
Ein weiterer Pluspunkt ist die Rätselgestaltung. Bei Frasse können
wir die Rollen tauschen. Mal kommen wir nur mit Frasse weiter, ein anderes Mal benötigen
wir unbedingt Gurra, um ein Rätsel zu lösen, da beide verschiedene Stärken haben. Gurra
ist beipielsweise besser im Umgang mit Worten und hat starke Beine. Leider hat der Arme
keine Arme! Werden diese benötigt, muss Frasse ran. Der besitzt dann im Gegensatz zu
Gurra auch ein Inventar.
Und so sammeln wir viele Gegenstände ein und benutzen diese, aber
es gibt auch andere Rätsel. Ein Boot muss vor Ort zusammengebaut werden und eine Kiste
müssen wir in ein anderes Bild schleppen, um sie dort zu verwenden. Sie ist zu groß und
wandert nicht in unser Inventar. Auch hier gefällt die lustige, ideenreiche Umsetzung.
Später gibt es auch eine labyrinthartige Höhle, wobei es hier
jedoch weniger darauf ankommt, sich den richtigen Weg zu merken. Stattdessen muss man
anhand von Farben die richtigen Räume wiederfinden und nebenbei" einige andere
Rätsel lösen, wie z.B. verschlossene Türen öffnen, einen Code knacken oder eine Sende-
und Empfangsanlage benutzen. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei etwas an und ab dem
Höhlensystem wird´s dem Spieler etwas schwerer gemacht, auf die Lösungen der Rätsel zu
kommen. Wie schön und sympatisch, wenn da plötzlich Rikard Peterson selbst in einem
deutschsprachigem Forum auftaucht, um aktiv Hilfestellung zu geben.
Handling
Die Steuerung ist für Comic-Adventures in diesem Stil vermutlich
fast optimal umgesetzt worden. Frasse ist ein Point+Click-Adventure und sowohl die
Funktionsweise als auch die Optik des Cursors hat man bei Monkey Island 3 abgeschaut. Wenn
man also mit der linken Maustaste einen Hotspot im Bild anklickt, verwandelt sich der
Cursor und man kann direkt zwischen den drei Funktionen Auge (steht für Betrachten), Hand
bzw. Fuß (steht für Benutzen, Klettern oder auch Treten etc.) sowie Mund (steht für
Sprechen, aber auch Essen) auswählen. Etwas verwirrend ist, dass man mit der rechten
Maustaste einerseits Texte weiterklicken und andererseits das Inventar öffnen kann, so
dass ich mich zwischendurch immer mal wieder vertan habe. Aber es gibt schlimmere Sünden,
die ein Hersteller mit der Steuerung anrichten kann. Ich denke da an die ganzen
verkorksten Tastatursteuerungen, mit denen eine zeitlang rumgewurschtelt wurde.
Etwas gibt´s aber doch noch zu bemängeln. Ab und zu verschwindet
die Schrift nicht mehr. Dieses lässt sich aber leicht beheben, indem man aus dem Bild
läuft. Dann verschwindet die Schrift von alleine.
Sound
Sprachausgabe gibt es wie bei vielen Downloadspielen noch nicht. Die
Geschwindigkeit der Untertitel ist aber wählbar und in der langsamsten Stufe verschwinden
der Text erst nach einem erneuten Klicken. Und so hat also auch der mit der englischen
Sprache oft auf dem Kriegsfuß stehende Germane alle Zeit der Welt, um die kurzen und
einfach gehaltenen englischen Dialoge und Bezeichnungen zu lesen.
Die Musik ist abwechslungsreich. Es gibt unterschiedlichste Tracks
von elektronisch bis leicht klassisch angehaucht zu hören. Effekte, also irgendwelche
Hintergrundgeräusche gibt es kaum.
Fazit
Das Internet ist die Plattform, auf der innovative und alternative
Entwickler mit kostenlosen Adventures auf ihr Können aufmerksam machen können. Rikard
Peterson von Trumgottist ist einer von ihnen und mit Frasse ist es ihm schon gut gelungen,
sein Können unter Beweis zu stellen. Das Spiel ist ein grafisch relativ einfaches, aber
ebenso solides und sehr ansprechendes Comic-Adventure. Es ist ausgesprochen niedlich und
lebt von seinen ganz eigenen, phantasievollen, ein wenig an Illustrationen aus
Kinderbüchern erinnernden Grafikstil sowie seinem Humor. Die größtenteils im moderaten
Schwierigkeitsbereich gehaltenen Rätsel gefallen ebenfalls. Und so ist Frasse ein sehr
schönes Substitut, bis dass der Handel Nachschub in Form von neuen Spielen anbietet.
Jetzt ist es immer schwierig, solche einfachen, mehr oder weniger im Alleingang
produzierten Spiele im Vergleich mit professionellen, wesentlich aufwändigeren
Kauf-Abenteuern zu bewerten - daher 72 % als
Gratisdownloadownloadadventuremitsympathiefaktorwertung".