Luckless John ist ein Spiel, welches ich schon vor
einiger Zeit besprechen wollte, es aber nach zähem Versuchen zunächst entnervt
abgebrochen habe. Der Grund war folgender: Das Spiel wollte mein altes Gamepad auf Teufel
komm raus nicht erkennen. Und ohne Gamepad nur mit der absolut unzumutbaren, kombinierten
Tastatur/Maus-Steuerung ist das Spiel schlicht die Hölle, da einfach unspielbar.
Aber bevor ich näher auf die Steuerung eingehe, lassen sie mich
doch kurz erzählen, worum es überhaupt geht:
Handlung
Luckless John spielt im New York am Anfang des letzten Jahrhunderts.
Wir müssen zusehen, wie der chronisch erfolglose Vertreter John nach einem missglücktem
Haustürgeschäft mit einem Fußtritt unsanft hinaus katapultiert wird. Noch auf dem Boden
befindlich, kommt ein großer Schatten auf ihn zu und wir ahnen schon das nächste
Unglück in Form einer weiteren Tracht Prügel. Der Schatten scheint allerdings harmloser
Natur und gehört zu einem Nachlassverwalter, der ihm eröffnet, dass sein Onkel gestorben
sei und ihm ein Casino vererbt habe.
So weit so gut. Oder schlecht? Denn das Glück über das geerbte
Casino ist nur von kurzer Dauer. Kaum dort angekommen, erscheint eine schmierige
Mafiosi-Gang und schon in der nächsten Szene befindet sich John im Knast! Ab hier kann
der Spieler aktiv werden, wobei die Handlung im Endeffekt zu vernachlässigen und kaum
für den Verlauf des Spiels von Bedeutung ist. Sie stellt zunächst nur so etwas wie eine
Ausgangssituation für den von nun an gejagten John in diesem rasanten, sehr sehr
actionlastigen Adventure dar. Nur gelegentlich wird die Jagd des armen John durch etwas
Handlung aufgelockert.
Steuerung durchs Spiel per Gamepad
Aber nun noch einmal zurück zur Steuerung. Es ließ sich einfach
nichts machen. Mein altes Gamepad Pro gab kein Mucks von sich, obwohl es im Menü des
Spiels sogar angezeigt wurde. Man konnte auf einer Abbildung sogar erkennen, welche Taste
angeblich wie belegt ist. Allerdings funktioniert das nicht und auch im witzig
geschriebenen aber nur mäßig übersichtlichen Handbuch findet man keine weiteren
Hinweise bezüglich einer Steuerung per Gamepad merkwürdig! Und mit
Kombi-Steuerung per Tastatur und Maus erweist sich das Spiel als Strafe, wenn man etwa
völlig ungenau zum Abschuss freigegeben, unfreiwillig im Zickzack-Kurs durch die Straßen
torkelt. Also brach ich Luckless John zunächst zwangsweise ab.
Nachdem ich mir nach einiger Zeit einen Adapter für mein altes
PSX-Gamepad geholt und dieses nun an meinen PC angeschlossen hatte, habe ich Luckless John
noch mal installiert und dieses Pad wurde vom Spiel erkannt. Und siehe da - mit dem Pad
erwies sich Luckless John als durchaus gut spielbar.
Nicht dass die Steuerung nun optimal gelöst worden wäre. Wobei man
immer Gegenstände benutzen oder Inventargegenstände auf diese anwenden kann, wenn ein
Zahnradsymbol erscheint. Ein Fragezeichen-Icon bei Personen bedeutet, dass man mit ihnen
kommunizieren kann. So weit, so praktisch.
Man benötigt aber neben dem Pad ab und zu immer noch einige andere
Tasten. Für einige Moorhuhn-Shooter-ähnliche-Sequenzen sollte man besser kurzzeitig auf
Maussteuerung wechseln, da die Sequenz mit dem Pad kaum zu bewältigen ist. Und um sich
alle Hotspots anzeigen zu lassen, benötigt man die Tab-Taste. Hier hätte sich der
Hersteller doch besser auf ein einziges Steuermedium konzentrieren sollen. Auf einem
normalen Gamepad wäre z.B. noch locker Platz für eine Hotspot-Taste gewesen. Und auch
für einige Aktionen wie dem Kistenschieben muss man dann doch wieder auf die Pfeiltasten
der Tastatur zurückgreifen, da das Gamepad hierbei plötzlich unerklärlicherweise nicht
mehr funktioniert.
Sprungpassagen kann man z.B. sehr exakt und zielsicher durchführen
und für die wichtigten Funktionen, nämlich Benutzen, Springen sowie das Inventar
durchscrollen benötigt man drei Buttons. Die Steuerung ist also mit Pad an sich halbwegs
okay, aber sicher noch ausbaufähig.
Steuerung mit Tastatur und Maus
Wird das Gamepad, aus welchen Gründen auch immer, vom Spiel nicht
erkannt, muss man Luckless John wohl oder übel mit einer Mischsteuerung aus zwei
Eingabegeräten - nämlich Maus und Tastatur - spielen. Das ist absolut nicht
empfehlenswert, aber wenn sich jemand daran versuchen will, hier die wichtigsten Tasten:
Nun gut, zumindest für die Nicht-Actionteile ist diese noch
halbwegs übersichtlich umgesetzt worden: Mit der Tab-Taste lassen sich alle aktiven
Elemente auf einmal anzeigen und wenn sich John einem aktiven Objekt nähert, wird dieses
angezeigt. Dann kann man mit der linken Maustaste sprechen, ein aktives Objekt benutzen
oder untersuchen. Ebenfalls mit der Tab-Taste lässt sich auch das Inventar aufrufen. Mit
der Steuerungs-Taste oder dem Mausrad lässt sich das Inventar durchscrollen und mit Enter
der Gegenstand benutzen! Letzteres stand nicht im Handbuch, sondern ich habe es durch
Probieren selbst herausgefunden. Vielen Dank dafür!
Mit der Maus sowie den WASD- oder wahlweise den Pfeiltasten steuert
man den Helden wider Willen durch die Gegend. Mit X oder Leertaste springt unser Charakter
und mit der üblichen Shifttaste rennt er. Allerdings bricht man sich die Finger, wenn man
gleichzeitig die Richtungstasten sowie Shift zum Rennen und die Maus zum Steuern benutzen
soll. Rennen sollte man also am besten nur mit Shift und der Maus. Dadurch trabt man aber
auch sehr ungenau durch die Gegend. Besonders bei Actionteilen stößt diese Art der
Steuerung deutlich an ihre Grenzen. Schon in der ersten richtigen Sequenz, bei der man von
bewaffneten Gangstern verfolgt fliehen muss, erweist sich die Steuerung als Qual. Die
Flucht vorbei an den Ganoven gelingt eher zufällig und man eiert unkoordiniert durch die
Gegend, als sei man voll wie ein Haubitze, anstatt Herr seiner Eingabegeräte.
Weitere Handhabung
Nach der problemlosen Installation muss man sich erst einmal einen
Spielernamen mit einem kleinen Bildchen aussuchen, wobei hier der Name Johnny"
vorgegeben ist. Man kann beim nächsten Mal mit dem gewählten Namen weiterspielen.
Selbstständig darf man gar nicht speichern. Das erfolgt automatisch. Ich finde die
Lösung immer äußerst suboptimal. Zum Beispiel kann ein Spiel immer abstürzen und man
muss dann der Stelle wieder anfangen, an der das Spiel es vorgibt.
Nun gut, bei einem Spiel mit Actionanteil ist das wohl eine
akzeptable Lösung, da es darum geht, einzelne Abschnitte zu bewältigen ohne zu
sterben Falls man die Passage nicht schafft, muss man sie noch einmal anfangen. So wurde
vorgebeugt, dass der Spieler die Möglichkeit hat, sich Stück für Stück alle paar
Sekunden durch Abspeichern sichernd fortzubewegen, um dem Tod zu entgehen.
Hat man wie gesagt einen Namen angelegt, gelangt man in ein
eigentlich übersichtliches Konfigurationsmenü und von dort zum Hauptbildschirm. Von
diesem aus kann man das Spiel starten, laden usw. und man gelangt auch in ein sehr
übersichtlich gestaltetes Optionsmenü. Von hier aus kann man dann z.B. separat
Hintergrundsounds, Musik und Sprachausgabe regulieren, Untertitel ein bzw. ausschalten,
Detailstufe und Schwierigkeitsgrad wählen, wobei ich mich vorsichtshalber bei einem
Adventure mit hohem Actionanteil erst einmal für den einfachen Schwierigkeitsgrad
entschieden habe. Außerdem kann man eine Hilfsfunktion wählen. Das Optionsmenü lässt
zumindest keine Wünsche offen.
Rätsel
Ja, die gibt es durchaus, aber sie sind in der Minderheit und machen
bestenfalls ein Drittel des Spiels aus. Mal müssen wir Gegenstände finden und benutzen,
mal ein paar einfache Schalterrätsel bewältigen.
Der größte Teil des Spiels besteht zum einen aus - sagen wir mal
Aufgaben. Z.B. muss man Kisten schieben wie bei Baphomets Fluch III. Zum anderen
besteht ein nicht unwesentlicher Teil aus Action. Man muss vor Ganoven fliehen, Ratten
wahlweise ausweichen oder per Fackel eliminieren, über Abgründe springen usw.. Außerdem
gibt es ein paar kleine Minispiele, bei denen es ebenfalls auf Geschicklichkeit ankommt.
Diese sind sehr gut ins Spielgeschehen integriert. Beispielsweise muss man mit Steinen
bewaffnet in einer moorhuhnähnlichen Sequenz ein Baugerüst einstürzen lassen, um
fliehen zu können. Action- und Adventureteile wurden geschickt miteinander verknüpft.
Zwischendurch überwiegt aber auch der Adventureanteil immer mal,
etwa in der Stadt relativ am Ende des Spiels.
Grafik
Schon beim Handbuch in Form einer Zeitung hat man sich bezüglich
der Aufmachung viel Mühe gegeben. Die dreidimensionale Grafik des Spiels gefällt, auch
wenn sie nur bedingt aktuell ist. Die Texturen sind ganz okay aber so mancher Gegenstand
ist noch recht eckig. Am ehesten ist das Spiel von der Qualität mit Lula 3D"
zu vergleichen. Unser Held verfügt gerade mal über recht flüssige Bewegungen, aber so
gut wie gar keine Mimik. Sämtliche andere Charaktere weisen öllig starre, unbewegliche
Gesichtszüge auf, wie bei Lulas Ausflug in die Adventure-Welt. Abgesehen davon gefallen
mir Stil und Gesamteindruck trotzdem ziemlich gut, zumal die zahlreichen Hintergründe wie
etwa die Häuserschluchten von New York, alte Tunnel oder die Innenräume der Gebäude
sich durchaus sehen lassen können. Die Grafik stellt die spielrelevanten Gegenstände
übersichtlich dar. Sie heben sich gut von den Hintergründen ab. Häufige automatische
Perspektivwechsel der dreidimensionalen Hintergründe sorgen für Abwechslung, wobei fast
nie eine Perspektive gewählt wird, die bei Actionsequenzen ungünstig ist und die Sicht
auf relevante Spielelemente verdeckt. Wenn man glaubt, dass das Spiel langsam zuende sei,
überrascht es noch mal mit einer großen, sehr aufwändig gestalteten neuen
Stadt-Location. Hier hat mich besonders beeindruckt, wie viele Gegenstände lose platziert
wurden anstatt fester Bestandteil der Hintergrundgrafik zu sein, so dass man sie überall
hin bewegen kann. Es sieht teilweise physikalisch sehr natürlich aus, wie ein Wagenrad,
das wir anstoßen, zur Seite rollt und anschließend umkippt. Oder ein Tisch den wir
zufällig anstoßen, sich bewegt und die darauf befindliche Ketchup-Flasche umkippt und
dann zu Boden fällt.
Auch der Introfilm ist solide und wirklich nett gemacht. Er ist in
der Optik eines alten knisternden Schwarz-Weiß-Films aus den Anfängen des Kinos gehalten
und passt damit zur Thematik.
Installation
Greift man auf die CD zurück, findet man ein reichhaltiges Angebot
an Ordnern mit folgenden Bezeichnungen: installde, installen, installes, installfr und
installit. Soll ich jetzt Verben mit merkwürdigen Endungen konjugieren? Nein, natürlich
handelt es sich lediglich um eine multilinguale Version und nach kurzer Überlegung
entscheide ich mich weise für installde, um so die deutsche Version auf meinen Rechner zu
befördern. Wahlweise kann man auch Autorun starten, wenn dieses nicht automatisch erfolgt
und gelangt so in ein kleines Menü zur Auswahl der Sprachenversion.
Sound
Bei der Sprachausgabe hat man sich für eine kostengünstige
Variante entschieden. Es ist sehr deutlich und gut verständliches Englisch, wobei die
Untertitel in der anfangs gewählten Sprache erscheinen. Dialoge lassen sich netterweise
mit der linken Maustaste und ganze Sequenzen mit der guten alten Escapetaste abbrechen.
Der Sound besteht aus wenigen, dafür schmissigen und
unaufdringlichen Tracks, die im Hintergrund für ein wenig Belebung sorgen.
Fazit
Leider konnte ich Evil Days nicht ganz zuende spielen, da ich ein
Traktorrennen nicht schaffte und ein entsprechendes Savegame nicht funktionieren wollte.
Da ich aber die meisten Teile des Spiels gesehen habe, sollten die Eindrücke, die ich mir
soweit vom Spiel verschaffen konnte, diesmal ausnahmsweise ausreichen.
Puristischen Adventurespielern ist Evil Days of Luckless
John" auf keinen Fall zu empfehlen, weil es extrem actionlastig ist. Ich habe selbst
gelegentlich nichts gegen ein wenig gut gemachte Action, war aber zunächst ebenfalls
alles andere als begeistert, weil mein Gamepad nicht erkannt wurde. Und nur mit Tastatur
in Kombination mit der Maus geht das Spiel gar nicht, da die Steuerung den Charakter
völlig unkoordiniert durch die Gegend eiern lässt. Nach einer Eingewöhnungszeit mit dem
passenden Pad sah die Sache jedoch plötzlich ganz anders aus und ich lernte nach und nach
sogar die Vorzüge kennen und schätzen.
Die Grafik ist nicht toppaktuell, kann sich aber durchaus sehen
lassen. Es gibt viele ansprechend animierte und für ein actionlastiges Spiel gleichzeitig
zweckmäßig gestaltete Orte. Und nicht nur grafisch ist Evil Days" alles
andere als ein Schnellschuss: Die Aufgaben sind enorm vielfältig und abwechslungsreich.
Das Herstellerteam war auch experimentierfreudig was den Genremix und Genrewechsel
betrifft gerade noch ist klassisches Inventarbenutzen angesagt und schon in der
nächsten Sequenz schiebt man Kisten wie bei Baphomets Fluch III oder flieht hektisch vor
ein paar Ganoven und vieles mehr. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Zu ernst sollte man Luckless John dabei nicht sehen, denn das Spiel
ist eher von der trashigen Sorte - von Entwicklern, die vermutlich zu viele
Tarantino-Filme gesehen haben. Ein weiterer Teil ist schon in Planung. Leider wird es wohl
eher ein Zombieshooter werden. Schade, denn eigentlich hatte ich mich schon auf eine
adventurelastigere Fortsetzung gefreut.
Mit Tastatursteuerung würde die Bewertung deutlich niedriger
ausfallen und das Spiel würde vermutlich bestenfalls um die 30 % bekommen, mit
Gamepadsteurung gespielt ergibt es eine