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Eye of the Kraken
Erscheinungsdatum: 08/2002
Entwickler/Publisher: Absurdus
Spielsprachen: Französisch und Englisch
Lösung englisch
Download Demo 10 MB
Zu kaufen per PayPal über die Homepage oder beim deutschen Online-Shop gamepad für 20 Euro.
Ein Review von slydos 22. August 2002
Genau wie das Fantasy-Adventure "Passage - Path of Betrayal" (siehe Adventure-Archiv Review), wurde "Eye of the Kraken" mit AGAST entwickelt, einem Freeware Autorenprogramm für den Amateurbereich. "Eye of the Kraken" ist ein absurdes Comic-Detektiv-Adventure, das dem Namen der kleinen Autorengruppe "Absurdus" aus Kanada wirklich alle Ehre macht. Man kann das Spiel für $18 inklusive Versand nach Europa über die Homepage bestellen.
Story
Abdullah ist ein ottomanischer Gesandter, der einen wichtigen Brief zu den Hyadeninseln bringen soll. Dazu hat er eine Überfahrt auf dem Segelschiff Glutamax gebucht, die ihn und die anderen Passagiere in 5 Tagen dorthin bringen soll. Aber bevor Abdullah es sich in seiner Kabine so richtig gemütlich machen kann, erhält er einen Brief von Titien Granzoub, der ihm mitteilt, daß ihm das "Auge des Kraken" gestohlen wurde und der Dieb sich auf der Glutamax befinden muß. Das "Auge des Kraken" ist ein Kultgegenstand der Anbeter des großen Kraken und stellt in den falschen Händen eine Bedrohung der ganzen Menschheit dar. Abdullah soll das Auge und den Dieb während der Seereise aufspüren.
Dabei trifft er auf skurrile Mitfahrer, wie z. B. Fitzcarraldo einen ziemlich verrückten Erfinder oder Baron Vlad, der in einem Sarg schläft, aber weit von sich weist, ein Vampir zu sein. Er begegnet Rasputin, der anscheinend nicht totzukriegen ist und dem französischen Dichter Francois Villon, einem echter Frauenfreund. Auch die Opernsängerin Ingrid, die ihre Rolle als Walküre lebt, die schöne Ophelia und der Wikinger Olaf sind mit an Bord. Alle könnten der Dieb sein oder zumindest seine Komplizen. Während der Tage auf See, versucht Abdullah, das Verbrechen aufzuklären aber es geschehen immer mehr sonderbare Dinge, die ihm die Aufklärung nicht gerade erleichtern.
Die temporeiche Geschichte ist mit witzigen Dialogen nur so gespickt und die teilweise bizarre Handlung und schrägen Gestalten, die unzähligen Anspielungen auf Gestalten und Ereignisse der Literatur, Mythologie und aktuellem Zeitgeschehen lassen eine freche Krimikomödie entstehen.
Installation/Start
Das Spiel kommt auf 1 CD und kann problemlos unter Windows XP installiert werden. Das zweisprachige, knapp gehaltene Handbuch befindet sich auf der CD zusammen mit einigen Erstlingswerken des Autors Jonathan Lessard.
Ist die Autorun-Funktion nicht abgeschaltet, funktioniert die Installation automatisch und man kann zunächst zwischen den Spielsprachen Französisch und Englisch wählen. Danach gelangt man ins Startmenü, das neben den Optionen "Start", "Sichern", "Laden" und "Verlassen" noch die Möglichkeit bietet, Sound oder Musik an- bzw. abzuschalten.
Haben wir "Start" gewählt, können wir zunächst den schwarz-weißen Introfilm anschauen, der den Dieb des Krakenauges auf der Flucht zum Hafen und zur Glutamax zeigt. Danach liest Abdullah den Brief von Granzoub und wir befinden uns dann in seiner Kabine, als sein Freund Aboubakar ihm von einem Fund an Bord berichtet. An dieser Stelle können wir dann selbst ins Spiel eingreifen.
Handling
"Eye of the Kraken" ist ein Spiel in 3rd-Person-Perspektive, das ausschließlich mit der Maus gesteuert wird. Der Bildschirm ist dreigeteilt: in einer schmalen Leiste am oberen Bildschirmrand wird uns jeweils der Ort, der Tag und die Tageszeit angezeigt. Über einen Stern-Button auf der linken Seite gelangen wir ins Hauptmenü, der Stern auf der rechten Seite läßt uns das Spiel verlassen, das übrigens ganz schnell und ohne Abspann. Wir können insgesamt 9 Savegames mit jeweils maximal 15 Buchstaben benennen.
Den größten Teil des Bildschirms nimmt der Spiele/Aktionsbereich ein, in dem wir Abdullah steuern und Objekte untersuchen, manipulieren oder aufnehmen können sowie mit den andern Charakteren kommunizieren.
Dabei verfärbt sich der Pfeilcursor rot, wenn wir mit einem Objekt oder einer Person interagieren können. Klicken wir dann mit der linken Maustaste auf ein Objekt oder eine Person öffnet sich ein Kontextmenü mit unterschiedlichen Verben. Aus diesem Kontextmenü können wir wiederum per Mausklick auswählen, was wir tun wollen: sprechen, nehmen, benutzen oder anderes. Klickt man die rechte Maustaste oder einfach mit der linken neben dem Kontextfenster, so wird es einfach wieder geschlossen.
Wählen wir aus dem Kontextmenü "Talk to", finden wir die möglichen Gesprächsthemen vor, die wir auch unbedingt alle hinterfragen sollten, selbst die Auswahl "BlaBla" ist oftmals wichtig. Auch bei den Dialogauswahlen gab's schon mal einen kleinen Fehler - so wird Odysseus, der später auf die Glutamax kommt, im Speisesaal fälschlicherweise als Zog (ein Mannschaftsangehöriger) gekennzeichnet. Alle Dialogtexte oder Objektbeschreibungen werden am Bildschirm angezeigt.
Man verläßt oder betritt Szenen, wenn man auf Bereiche klickt, in denen der Cursor durch einen Rückwärtspfeil dargestellt wird.
Diese Art der Steuerung ist einfach zu handhaben und braucht keine Gewöhnungsphase. Nur einmal, und zwar in Villons Zimmer, fiel mir ein Fehler auf, da zu bestimmten Zeiten dort der Pfeilcursor an allen Stellen rot war. Hier half nur, das Zimmer zu verlassen und erneut einzutreten.
Übrigens läuft unser Held derart schnell - in einer Art Zeitraffer wir wir es aus frühen Stummfilmen kennen -, daß wir uns nicht langweilen und Wege auch immer wieder gerne gehen. Es sieht zudem noch ganz putzig aus.
Am unteren Bildschirmrand befindet sich das Inventar, das mit Pfeiltasten gescrollt werden kann. Auch hier erhalten wir über Linksklick ein Kontextmenü passend zum jeweiligen Objekt. Das Notizbuch nimmt noch eine Sonderstellung ein, denn dort wird für jeden Passagier und den Kapitän eine Seite angelegt, in die Abdullah wichtige Informationen automatisch einträgt. Über ein Lesezeichen können wir die speziellen Seiten anzeigen lassen.
Sonst kann man Objekte mit "Use" mit anderen Objekten kombinieren oder am Bildschirm anwenden. Dann nimmt der Cursor ihre Form an und sie färben sich über einem Hotspot rot. Das Inventar ist relativ übersichtlich und komfortabel zu bedienen.
Grafik
Alle Hintergrundgrafiken sind zwar in 2D gehalten, bekommen aber durch die leicht isometrische Perspektive einen räumlichen Charakter. Die Schauplätze beschränken sich auf die Räumlichkeiten des Schiffes und sind, wenn auch nicht mit Details überhäuft, so doch liebevoll und vor allem hell und klar gestaltet. Wir müssen nichts mit der Lupe suchen oder den Bildschirm heller stellen, um alles zu erfassen. Die Außen-Locations auf Deck wechseln auch von der Tag- zur Nachtdarstellung. Die Charaktergrafiken sind schon relativ gut proportioniert, wirken jedoch noch ein wenig unprofessionell. Animationen, z. B. von Gesprächspartnern, werden nur sehr sparsam eingesetzt. Dagegen hat man sich bemüht, jedem Akteur ein charakteristisches Aussehen zu verleihen, nur die vier Zogs von der Mannschaft sehen sich zum verwechseln ähnlich, was dadurch erklärt wurde, daß es sich um zwei Zwillingpärchen handelt.
Alles in allem sind die Grafiken für ein Debüt-Adventure im Semi-Amateurbereich recht passabel aber eben noch entwicklungsfähig.
Ich finde, daß die Entwickler ein großes Geschick bewiesen haben, Schwächen zu überspielen oder zu verbergen. Besonders auffallend bei dem etwas undeutlichen und auch durch die schwarz/weiß-Darstellung unpassend wirkenden Introfilm, bei dem die nicht ganz realistisch wirkenden Bewegungsabläufe durch Dunkelheit und Filtereinsatz verschwommen dargestellt wurden, außerdem ganz eindeutig durch Musik aus dem Repertoire der Stummfilmuntermalungen an die filmischen Erstlingswerke zum Anfang des vorigen Jahrhunderts angelehnt wurde.
Musik/Sound/Sprache
Ebenso wird die fehlende Sprachausgabe durch ebensolche Musikthemen von Salonorchestern, wie wir sie von Stummfilmen aus den zwanziger Jahren kennen, ersetzt. Eigentlich fehlen nur noch einige flimmernde Zwischentexte. Übrigens können wir die verschiedenen Musikthemen selbst am Grammophon von Fitzcarraldo auswählen. Sie reihen sich dann jedoch in einer Endlosschleife wieder aneinander und waren mir ehrlich gesagt viel zu laut. Obwohl mir der Einfall, alles ein wenig stummfilmmäßig wirken zu lassen, gut gefallen hat, war mir die Musik nach kurzer Zeit zu nervig. Es wäre schön gewesen, hätte man sie leiser stellen können. Leider gab's nur die Wahl AN oder AUS. Die Soundauswahl dagegen war dezent und passend. Taubengurren, Wellenrauschen, Türgeräusche.
Rätsel
Ebenso bizarr und ungewöhnlich wie die gesamte Geschichte sind natürlich auch die Rätsel. Warum sollte man auch eine Eismaschine mit schnödem Wasser füllen, wenn man es mit einer Wurst machen kann? Aber keine Angst, das Eisrätsel muß man nicht selbst herausfinden - das ungwöhnliche Rezept dazu bekommen wir geliefert und müssen halt die Zutaten finden. Bis auf zwei Ausnahmen gibt es genügend Hinweise, so daß sich das Rätsellösen schon logisch ableiten läßt, allerdings eben nicht immer.
Das Spiel ist in Grenzen nichtlinear, will heißen, daß man in unterschiedlicher Reihenfolge Aktionen ausführen und Dialoge führen kann. An gewissen Stellen ist aber diese Freiheit für mich kaum einsichtlich wieder in strenge Linearität gekippt worden. das äußert sich dann so, daß man zigmal bereits gewissen Aktionen durchgeführt und auch Gespräche geführt hat und nicht weiterkommt und dann doch plötzlich ein Fortkommen möglich ist, wenn man das Eine nach dem Anderen tut.
Neben den Objekt/Inventarrätseln, bei denen man das richtige Objekt an der richtigen Stelle anwenden muß, kommt es auch darauf an, wann man es tut. Die Zeit vergeht auf dem Schiff und das wird uns auch in der Kopfleiste angezeigt. So können wir z. B. abends etwas tun, was wir am Tag nicht konnten. Wichtig für die Lösung ist es, möglichst oft mit allen Beteiligten zu reden. Es gibt keine mechanischen Rätsel, keine Schiebe- oder Coderätsel, kein Labyrinth und kein Rätsel unter Zeitdruck. Unser Held wird in keine Actionszenen verwickelt und kann auch nicht sterben. Deshalb kann man auch mit den vorgegebenen 9 Speicherplätzen auskommen.
Nicht alle Objekte, die wir mit uns herumtragen, sind wirklich sinnvoll einsetzbar, allerdings gibt es viele witzige Situationen, die aus der Anwendung von solchen sinnlosen Objekten entstehen. Wer möglicherweise nach einer Komplettlösung vorgeht, wird da eine ganze Menge lustiger oder überraschender Szenen verpassen!
Zusammenfassung
"Eye of the Kraken" ist nicht perfekt aber überrascht durch eine erfrischend witzige Geschichte. Ich möchte hier auch keine Vergleiche mit bereits bekannten Comic-Adventures anführen, weil "Eye of the Kraken" halt ein ganz spezielles Witz/Comic-Level besitzt. Leider ist die Spieldauer mit ca. 10 Stunden recht kurz. Dafür wird man allerdings im Showdown mit dem Satz "To be continued ... " wieder aufgerichtet. Das wäre auch zu raten, denn der Schluß läßt Fragen offen.
Gesamtwertung: 68%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Pentium 350 MHz
- 64 MB RAM
- 200 MB freier Speicherplatz auf der Festplatte
- Windows 95, 98, 2000, XP
- DirectX 8 oder höher
Gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Artec WRA-A40)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Das Startmenü
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Abdullah und sein Freund Aboubakar
Abdullah macht sich zu den Hauptverdächtigen Notizen
Die Glutamax auf der Fahrt zu den Hyaden Inseln
Im Speisesaal gibt's mal Salat mit Shrimps mal Shrimps mit Salat
Olaf der Wikinger - ist er der Dieb?
In der Mannschaftskabine macht Abdullah eine erschreckende Entdeckung
Mindestens einem gefällt Ingrids Konzert
Vlad lebt in einem Sarg, bestreitet aber, ein Vampir zu sein!?
Was hat Rasputin dahingestreckt?
Dieser Weltenbummler nennt sich Odysseus und hat viel zu erzählen
Was wird auf den Hyadeninseln geschehen - Fortsetzung folgt!
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 22. August 2002