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Ecoquest 1 - The Search for Cetus
Erscheinungsdatum: 1991
Entwickler/Publisher: Sierra
Ein Review von André 06. Februar 2003
Oh je, das erste, was ich auf dem Bildschirm erblicke, ist ein winzigkleiner, nur im Höschen bekleideter, vielleicht 8-jähriger, recht grobpixliger Junge in einer ebensolchen Umgebung. Das Spiel ist von 1991, also uralt. Auf dem Karton steht, dass das Spiel für Spieler ab dem Alter von zehn Jahren empfohlen wird. Ob ich da nicht mal einen Fehlkauf getätigt habe?
Nein, habe ich nicht! Denn nach meiner ersten, wahrscheinlich natürlichen Skepsis habe ich dann erst mal mutig drauflosgespielt und schnell festgestellt, dass Eco Quest richtig fesselnd ist. Das liegt vermutlich auch an so hochrangigen Namen wie Jane Jensen (der Schöpferin der genialen Gabriel Knight-Serie) oder Ken Williams, die für das Spiel mitverantwortlich sind.
Grafik Nun gut, wer ausschließlich Adventures mit den neuesten grafischen Standards spielt oder auch nur halbwegs aktuelle Grafik erwartet, der sollte einen großen Bogen um Eco-Quest machen, denn die ist wie gesagt uralt. Aber schnell merkt man, dass die Grafik von Eco Quest zwar ein wenig kindgerechter wirkt, aber dennoch genau so solide und auf dem damals höchsten Standart gearbeitet wurde, wie man es von Sierra-Spielen kennt. Das gilt für die manchmal recht bunten Hintergrundbilder, die mal wieder detailliert umgesetzt wurden. Und wenn unser kleiner Held dann bei Gesprächen in Großaufnahme zu sehen ist, sieht er doch recht drollig aus. Den zahlreichen Animationen merkt man an, dass sie mit viel Liebe zu Detail umgesetzt worden sind. Sie sind schön anzusehen und verleihen dem Spiel Lebendigkeit. So schwimmt zum Beispiel unser Begleiter, der Delphin elegant um uns rum.
Handlung
Die amerikanische Umweltpolitik kann man nur als katastrophal bezeichnen Die Amerikaner gelten als eine der größten Umweltverschmutzter weltweit und scheren sich wenig bis gar nicht um weltweite Proteste. Die Bevölkerung des Landes gilt im Allgemeinen als wenig aufgeklärt und politikinteressiert. Um so erfreulicher finde ich es, wenn Sierra sich mit der Thematik, wenn auch spielerisch, auseinandersetzt. Genauer gesagt geht es um die Verschmutzung der Meere. Adam ist der Sohn eines Wissenschaftlers bzw. Erfinders, welcher sich mit genau dem Thema befasst. Eines Tages begibt sich Adam in die Pflegestation für Delphine, für die der Vater ebenfalls zuständig ist. Dort trifft er einen verschüchterten Delphin. Er freundet sich mit dem Delphin an und merkt, dass dieser sprechen kann. Der Delphin erzählt ihm von Problemen in der Unterwasserwelt und schon zieht Adam seine Taucherausrüstung an, um ihm zu helfen.
Das ist nur der Anfang eines auch für Erwachsene spannenden Abenteuers. Im Laufe des Spiels führt es Adam zu alten Ruinen, Orakeln, ja sogar ganzen Städten unter Wasser, in denen Fische in ihren Höhlen hausen, ohne dass es irgendwie peinlich oder zu kindlich werden würde.
Ganz im Gegenteil wirkt das Spiel größtenteils wie ein Märchen- bzw. Fantasyadventure der guten alten Sierra-Schule und nicht wie ein richtiges Politik-Adventure. Aber die Umweltthemen wurden schön mit der Fantasythematik kombiniert und fließen kindgerecht als fester Teil der Handlung ein. Nebenbei erfahren wir auch einiges über die Unterwasserwelt und deren Bewohner, wenn z.B. der Delphin nebenbei die Symbiose zwischen Anemonenfisch und Anemone erklärt.
Sehr schön finde ich die Steigerung gegen Ende des Spiels. Die Situation spitzt sich in einem finalen Kampf (natürlich ohne Action) fast schon dramatisch zu.
Rätsel
Eigentlich mag ich Unterwasser-Passagen in einem Adventure nicht besonders, da diese oft mit Zeitlimits verbunden sind. Aber Adam hat Dank Taucherausrüstung netterweise unbegrenzt Luft. Somit entfallen die zeitbegrenzten Rätsel und man kann natürlich auch auf andere Weise nicht sterben.
Da das Spiel eigentlich für eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist, darf man keine allzu harten Rätselnüsse erwarten. Der Schwierigkeitsgrad ist generell als eher leicht bis bestenfalls mittelschwer einzustufen Das habe ich auch sehr angenehm empfunden, denn ich mag auch gerne mal ein einfacheres Adventure und Eco Quest bietet im Bezug auf Rätsel sehr entspannende Unterhaltung, ohne dass es zu simpel oder langweilig würde
Schön fand ich auch, dass die Rätsel fast immer logisch aufgebaut waren. Daher bietet Eco Quest eine gelungene Abwechslung zu den sonst oft sehr schwierigen Sierra-Adventures aus dieser Zeit. Die Rätsel, hauptsächlich das richtige Einsetzten und Kombinieren von Gegenständen (auch innerhalb des Inventars) oder Verschieberätsel, wurden sehr ideenreich und interessant umgesetzt.
Denn oftmals erfolgt genau dann teilweise unerwartet eine kleine Sequenz, welche in die nächste Aufgabe überleitet, wenn man gerade dabei ist, das vorrangegangene Rätsel zu lösen, was dem Spiel sehr viel Dynamik verleiht. Wenn man aber einigermaßen gut zuhört, weiß man schnell, was als nächstes zu tun ist. Nur selten gab schon mal etwas schwierigere Passagen. Ansonsten gibt es das von Gabriel Knight bewährte Punktesystem und es ist doch immer wieder schön, wenn man ab und an den "Pling"-Ton hört, das Punktekonto anschwillt und man weiß, dass man mal wieder was geschafft hat.
Sound
Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass es ein Indiz für ein gutes,
altes Adventure ist, wenn eine fehlende Sprachausgabe überhaupt nicht stört. Die gibt es zwar, aber ich habe sie leider nicht zum Laufen bekommen. Als Hintergrundmusik fungieren noch die typisch aus der Ära entsprechend noch leicht fipsig klingenden Computersounds. Es gibt viele verschiedene Tracks und diese klingen wie gesagt alt, aber sehr professionell und verleihen dem Spiel Abwechslung. Sie unterstützen hervorragend die Atmosphäre der jeweiligen Situation bzw. verleihen dieser noch zusätzliche Spannung (z.B. beim Finale) Manchmal sind sie sogar im Rahmen ihrer Möglichkeiten erstaunlich "groovig".
Fehler
Die Rechtschreibung ist für Sierra-Verhältnisse erstaunlich fehlerhaft, so dass es kaum zu übersehen ist. Kann es sein, dass die Übersetzung nicht in Deutschland erfolgte? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sogar der Sinn ganzer Sätze nicht verstanden wurde. Teilweise wurden auch die vom Delphin gelegentlich eingestreuten Witze eins zu eins ins Deutsche übersetzt, und das klingt dann so unwitzig, dass es schon schmerzt. Ansonsten gab es noch ein vielleicht vier-fünf Abstürze. Diese erfolgten interessanterweise nur, wenn ich anders gehandelt hatte, als es die Macher eingeplant hatten. Das Spiel verabschiedete sich höflich mit einer Entschuldigung und der Bitte, es doch noch mal auf anderem Wege zu versuchen.
Aber, na ja, das Spiel ist halt noch auf Diskette und dafür lief es bei mir doch ansonsten erstaunlich reibungsfrei. Immerhin habe ich es unter Windows 98 gespielt.
Handling
Viel muss ich hier nicht schreiben, denn es gibt nicht eigentlich nichts auszusetzen. Nun gut, das Inventar muss man noch mal extra in der Befehlleiste rauskramen. Aber das war damals halt so, und ist so umständlich ja auch wieder nicht. Zudem findet man ja selbst in wesentlich neueren Spielen unpraktischere Inventare (wie z.B. in Jazz und Faust oder das unschlagbar schlechte Inventar von Chaos am Set). Ansonsten klappt die Befehlleiste am oberen Rand auf und dort lässt sich Adam mit angenehm wenigen Befehlen, welche übersichtlich als Icons dargestellt sind, steuern.
Adam läuft bzw. schwimmt vielmehr recht zügig und die Tatsache, dass Adam schwimmt, macht Eco-Quest doch einzigartig: Da Adam den Großteil des Spiels im Meer verbringt, kam es mir so vor, als könne er dadurch wesentlich mehr Stellen erreichen. Zumindest ergaben sich schwimmend andere, interessante Handlungsmöglichkeiten.
Altersempfehlung
Ich versuche jetzt einfach mal, das Spiel für die lieben Kleinen einzuschätzen, denn eigentlich wurde das Spiel ja für diese konzipiert, auch wenn die Zielgruppe heute eher erwachsene Sierra-Fans sein dürften. Eigentlich kann man das Spiel für Kinder bedenkenlos empfehlen. Es ist gewaltfrei und die Rätsel sind größtenteils logisch aufgebaut. Der Schwierigkeitsgrad ist wie gesagt mäßig und daher dürfte das Spiel für junge Abenteurer je nach Reife vielleicht ab dem Alter von 10 Jahren nachvollziehbar sein. Jedoch stellt sich mir die Frage, ob bei Kindern heute noch ernsthaft Interesse an so einem alten Spiel besteht, welches ja immerhin schon über 10 Jahre auf dem Buckel hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese heute lieber die Spiele der neuesten Generation spielen. Andererseits sind Kinder ja manchmal auch unvoreingenommener, als man denken mag. Falls jemand das Spiel günstig erwerben kann, kann er es auf jeden Fall mal an seinem Kind, sofern vorhanden, "ausprobieren". Schaden kann es auf jeden Fall nicht.
Fazit
Eco Quest hat mich rundum begeistert und lässt in Punkto Spielspass viele, selbst grafisch wesentlich aktuellere Adventures alt aussehen, egal, ob ich an die niedlichen Animationen, die spannende Story oder die einfallsreichen Rätsel denke. Die Thematik Umweltverschmutzung ist gut gewählt und wurde gelungen in die Handlung eingebunden. Und so trüben auch die wenigen Schwachpunkte wie vermeidbare Abstürze und schlechte Grammatik den Spielspass nicht wirklich, so dass ich diesem sympathischem, unterhaltsamem und zudem eigenständigem Spiel gerne folgende Wertung gebe:
Wertung: 81 %
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- IBM kompatibler 486DX oder höher (Pentium empfohlen)
- Windows 95
- 8 MB RAM
- 22 MB freier Festplattenspeicher
- 2x CDROM-Laufwerk
- SVGA Grafikkarte mit VESA Unterstützung und Auflösung von 640 x 480
- Maus
- Tastatur
Gespielt unter:
- Win 98
- Pentium III
- 64 MB RAM
- Soundblaster Pro
- 40x CDROM-Laufwerk
Copyright © André für Adventure-Archiv, 06. Februar 2003