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Archibald Applebrook's Abenteuer
Erscheinungsdatum: 1995
Entwickler/Publisher: Software 2000
Spielsprache: Deutsch
Boxshots
Lösung deutsch
Ein Review von André 13. September 2002
Wie so oft in der letzten Zeit habe ich für Archibald Applebrook auch dieses Mal wieder meine "Neuanschaffung", einen alten Pentium 1, angeworfen. Denn seit ich diesen Rechner besitze, laufen plötzlich ganz, ganz viele alte Spiele einfach unter Win 95, die schon seit Jahren bei mir im Schrank stehen und auf meinem neuen Rechner nie funktionieren wollten. So auch Archibald Applebrooks Abenteuer, ein klassisches Comic-Adventure in der 3rd-Person-Perspektive. Und das Spiel ist gar nicht mal so schlecht, auch wenn es durchaus seine Schwächen besitzt.
Installation
Archibald Applebrook ist mal wieder eines dieser Spiele, die eigentlich für
DOS konzipiert wurden. Allerdings ist dann nicht auf dem Karton, sondern
recht klein auf dem Deckblatt des Jewelcases vermerkt, dass Archibald Applebrook kompatibel mit Windows 95 sei. Und tatsächlich ließ es sich wie gesagt auch problemlos auf dem alten Rechner unter Windows 95 installieren, auch wenn bei mir unter Windows die Sprachausgabe fehlt. Ansonsten lief Archibald dann einwandfrei und es gab weder Bugs
noch Abstürze.
Obwohl die Sprachausgabe bei mir nicht funktioniert, habe ich neben der
Musik trotzdem den Sound mitinstalliert! Das hat den Nachteil, dass nach einem nur ein-zwei Sekunden dauernden, aber hässlichen Knacken die ersten Sequenzen mit ein paar Sprachfetzen -zudem zeitversetzt- dargeboten werden. Danach verstummt die Sprachausgabe dann komplett, aber zumindest konnte ich so während des ganzen laufenden Spiels dann die normalen Soundeffekte hören.
Story
Nach dem schönen Intro, welches eine kleine Vorgeschichte erzählt, in der ein Forscher eine waghalsige Expedition unternimmt, sieht man Archibald Applebrook, einen kleinen Angestellten, in seiner Bücherei. Er ist unzufrieden und wird von seinem jähzornigen Chef unterdrückt.
Er träumt von großen Abenteuern und stöbert lieber in den wenigen
Abenteuerromanen, die sich in der Bibliothek befinden, anstatt seiner eigentlichen Arbeit wie Listen ausfüllen und ähnlich "spannenden" Bürotätigkeiten nachzugehen.
Als er dann zwischen den langweiligen Büchern auf Hinweise der vergangenen Expedition (des Intros) stößt, erhofft er sich natürlich ein Abenteuer und möchte sofort die Bibliothek verlassen, um der Spur nachzugehen. Allerdings hat sein Chef entschieden etwas dagegen und so muss sich Archibald erst einmal etwas einfallen lassen, um aus der Bibliothek zu entwischen.
Hier beginnt die Geschichte schon mal mit einer schönen Idee. Denn um aus dem Büro zu entwischen, hilft nämlich eine kleine Spinne und man kann zwischen Archibald und der Spinne mittels Leertaste umherschalten. Zwar haben die Spielemacher diese Idee nicht erfunden, denn das Wechseln zwischen mehreren "Charakteren" gab es schon vorher, aber es macht Spaß und ich hätte mir gewünscht, dass es noch andere solcher Einfälle gegeben hätte, um dem Spielverlauf so etwas mehr Lebendigkeit zu verpassen.
Denn das Spiel wirkt oftmals ein bisschen aneinandergestückelt. Zwar kann Archibald schon nach kurzer Zeit die Bibliothek verlassen und es verschlägt ihn im Laufe des Spiels zu den verschiedensten, abenteuerlichen Locations und der Spieler bewegt sich von Abschnitt zum nächsten Abschnitt. Nur gibt es innerhalb eines Abschnitts jedes Mal nur relativ wenig Bilder zu sehen, in dem sich der Spieler bewegen kann. Daher ist der ganze Spielverlauf auch sehr linear. So wirkt das Spiel ein wenig starr und ist nicht sonderlich komplex. Der Eindruck eines etwas schleppenden Spielverlaufs wird noch dadurch verstärkt, dass Archibald nicht gerade schnell läuft und auch die Sequenzen, in denen Archibald etwas macht, recht langatmig sind. Auf einem Schiff und gegen Ende, wo
man eine ganze Insel erkunden kann, wird der starre Spielverlauf dann etwas durchbrochen..
Ein weiterer Kritikpunkt ist auf jeden Fall noch der Humor: Der ist doch
teilweise arg platt geraten und irgendwie typisch deutsch. Sprich: Es wird doch manchmal auf recht naivem Niveau geblödelt, was das Zeug hält. Allerdings habe ich mich zugegebenermaßen mit der Zeit etwas an den Humor gewöhnt (bzw. ihn manchmal dezent überhört) und die Naivität hat in gewisser Weise auch ihren Charme.
Zudem entwickelt sich auch die Story im weiteren Spielverlauf ein wenig,
obwohl das Spiel wie gesagt nicht wirklich komplex wird. So trifft Archibald zum Beispiel noch die hübsche aber undurchschaubare Melanie (na ja, hübsch ist relativ: trägt Melanie eigentlich eine schwarze Spandex-Hose oder Karotten-Jeans zu ihren rosa Socken?) und ich wollte schon wissen, ob sie ihn nur für ihre Pläne ausnutzt und ob die beiden noch zueinander finden. Allerdings verläuft sich der vielversprechende Ansatz. So entwickelt sich die Story nicht weiter und es wird auch gegen Ende nicht richtig aufgeklärt, für wen Melanie denn nun genau arbeitet. Na ja, es ist wohl auch nicht so wichtig. Comicartige Zwischensequenzen in Form eines Films wie im Intro gibt es übrigens bis auf die Endsequenz nicht mehr und diese ist dann auch sehr kurz.
Grafik
Das ,wie gesagt, sehr schöne und turbulente Intro in Form eines
Zeichentrickfilms ist für das Alter des Spiels hervorragend gelungen und schön anzusehen.
Aber auch im Spiel selbst hat man sich bei den bunten, handgezeichneten
Hintergrundbildern viel Mühe gegeben. Sie sehen teilweise sehr nett aus (wie z.B. der Leuchtturm) und sind zudem ausgesprochen detailgenau gezeichnet, was das Spiel sauber, klar und grafisch solide wirken lässt. Auch die Figuren wurden gut in das Spiel eingearbeitet. Allerdings gefällt mir einfach der Hauptdarsteller, also Archibald selbst, irgendwie nicht so besonders. Mein erster Eindruck war, dass er mich vom Typ her etwas an einen der Schauspieler aus der aus der heutigen Sicht etwas (?) peinlich wirkenden Filmreihe "Ist ja irre" aus den 60ern erinnert. Und auch wenn Archibald Schotte ist und das Spiel in Schottland beginnt, wirkt Archibald mit seinem schottischen Fummel irgendwie bemüht witzig und deplaziert, so als habe man mit aller Gewalt bemüht, dem Charakter eine eigene Identität zu verpassen.
Rätsel
Obwohl ich manchmal etwas härtere Kost bevorzuge, so spiele ich mindestens ebenso gerne schon mal ein einfaches Adventure ohne harte Rätselnüsse. Und genau so ein Adventure ist Archibald Applebrook. Die Rätsel sind zwar allesamt recht leicht bis mittelschwer. AA ist wie gesagt auch sehr linear und kommt nicht wirklich mit neuen oder innovativen Ideen daher. Aber das hat andererseits auch den Vorteil, dass die Rätsel gut nachvollziehbar bleiben und so kommt keine Frustration auf. Daher ist das Spiel am besten geeignet, wenn man zwischendurch mal entspannt ein kleineres Adventure spielen will.
Es gilt hauptsächlich zwei Arten von Rätseln. Überwiegend gilt es, ganz
klassisch jede Menge Objekte einsammeln und an der richtigen Stelle anwenden. Ab und an darf man auch schon mal zwei Dinge im Inventar miteinander kombinieren.
Zudem gibt es (genau so klassisch) Dialoge im Multiple-Choice-Verfahren.
Also muss man hier aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten die richtige
auswählen, so dass sich eine neue Handlungsmöglichkeit oder ein neuer Ort ergibt.
Schön, dass es keine Zeiträtsel gibt und man auch nicht sterben kann. Auch einfallslose Labyrinthe gibt es zum Glück nicht (An der Stelle fällt mir als "bestes" Negativbeispiel das Adventure "Necronomicon" ein, bei dem man zum Schluss nur noch unter Zeitdruck durch monotone Labyrinthe hetzten muss.). Ebenfalls gibt es keine Sackgassen. Zumindest bin ich auf keine gestoßen.
Handling
Das Optionsmenu ist recht vielseitig, So kann man wählen, ob man nur
Sprache, Text oder beides haben möchte. Es gibt es drei verschiedene Lautstärkenregler und man kann zudem die Lesegeschwindigkeit der Texte einstellen.
Das Menu ist aber auch teilweise genauso bediener-unfreundlich. So
kann man z.B. kaum erkennen, welche der Funktionen (Text und/oder Sprache) man ausgesucht hat Auch beim Speichern muss man erst mit der Enter- und dann noch mit zwei weiteren Tasten im Menu bestätigen. Ich denke, einmal bestätigen hätte hier vollkommen genügt. Schön wiederum, dass es (vermutlich) keine Beschränkung gibt, was die Anzahl der Speicherplätze angeht. Zumindest hatte ich zum Ende des Spiels meine 25 Plätze belegen können.
Die Texte sind gut lesbar und die Hotspots gut zu erkennen. Ansonsten lässt es sich durch Archibald Applebrook einfach und recht bequem per Maus in typischer Point&Click-Methode steuern. Mit der linken Maustaste läuft man. Klickt man einen Gegenstand oder eine Person mit der rechten Maustaste an, sieht man schon direkt durch ein oder zwei Befehle wie "Sprechen" oder "Öffnen", welche Möglichkeiten man hat.
Zudem kann man natürlich auch jeden Gegenstand des Inventars auf Gegenstände oder Personen anwenden und erhält je nach dem (Un-)Sinn des Handelns den entsprechenden Kommentar oder - falls richtig - ein Ergebnis.
Wirklich unschön, weil umständlich, fand ich nur das Verbinden zweier
Gegenstände innerhalb des Inventars. Man öffnet zuerst das Inventar und wählt einen Gegenstand. Dann schließt sich das Inventar automatisch. Daraufhin darf man es wieder öffnen und den Gegenstand, welchen man gerade genommen hat, mit einem anderen zu verbinden. Uff! Das ist langwierig und reizt nicht gerade, ein wenig mit den Gegenständen herumzuexperimentieren.
Sound
Zu den Sprechern kann ich leider nichts sagen, aber zu den Soundeffekten. Und die sind recht sparsam - viel zu sparsam- eingesetzt worden. So kann man es ab und zu hören, wenn man aktiv an eine Tür klopft oder eine Maschine benutzt. Aber etwa Vogelzwitschern, Wind oder ähnliche Hintergrundgeräusche , die das Spiel beleben würden, gibt es gar nicht. Auch die Begleitmusik ist eher bescheiden und minimalistisch gehalten. Die Instrumentierung beschränkt sich oftmals auf ein, zwei Instrumente wie z.B. Klavier vom Keyboard und ebensolche Streicher. Das klingt meistens etwas monoton bis ganz nett und stört nicht, aber manchmal auch etwas nervig nach "Papi hat eine Heimorgel bekommen". Zudem schwankt die Lautstärke der Musik zwischen den einzelnen Abschnitten schon mal erheblich. Ab und an habe ich daher die
Lautstärke nach unten regeln müssen.
Zeit
Ich habe wohl ungefähr 12 bis 14 Stunden verbracht, um Archibald
durchzuspielen. Das ist für ein Spiel aus dieser Zeit nicht sehr lange, aber viel mehr gibt die Story auch nicht her. Daher wurde das Spiel zumindest nicht unnötig in die Länge gezogen.
Fazit
Ich glaube schon, dass die Macher sich schon Mühe gegeben haben, ein schönes Adventure zu gestalten und Archibald Applebrook ist auch ordentlich und solide geworden, Aber irgendwie will der Funke nicht hundertprozentig überschlagen und man kann die Schwächen auch konkret festmachen. Die Dialoge und der Charakter selbst wirken zu bemüht witzig und die Atmosphäre eines Spiels hängt entscheidend vom Hauptcharakter ab, da er den Spieler durch das ganze Spiel begleitet. Zudem läuft und bewegt sich Archibald wie gesagt recht lahm. Hier hätte ein "Schneller-Laufen-Modus" sicher viel bewirken können. Trotzdem weiß
die einfache Story doch zu unterhalten und die Rätsel sind solide und fast
alle nachvollziehbar. Liebhabern richtig anspruchsvoller Comic-Adventures ist Archibald Applebrook nicht wirklich zu empfehlen. Aber für Spieler (wie mich), die nicht immer alles erwarten und immer auf der Suche nach einem durchaus spielbarem Comic-Adventure sind, ist AA ein doch recht unterhaltsamer Zeitvertreib für Zwischendurch.
Archibald Applebrooks Abenteuer ist damit genau so weit von Meisterwerken wie "Baphomets Fluch" entfernt, wie von Machwerken im Stil von "Auf der Suche nach dem Ultimate Mix". Dem entsprechend fällt dann auch die Wertung aus.
Gesamtwertung: 63%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- DOS 5.0 oder höher
- 486 SX oder höher
- 8 MB RAM
- SVGA Farbe (VESA)
- Maus
- Festplatte
- CDROM-Laufwerk
- Unterstützt wird Soundblaster, Kompatible und General Midi
Gespielt unter:
- Windows 95
- Pentium 1
- 32 MB RAM
- Soundblaster 16
- 4fach-CDRom-Laufwerk
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Copyright © André für Adventure-Archiv, 13. September 2002