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Ankh
Erscheinungsdatum: 11/2005
Entwickler: deck13
Publisher: Rebel GamesUSK: ohne Altersbeschränkung
Ein Review von slydos 08. November 2005
Geschichte
Ankh verströmt von Anfang an Leichtigkeit gepaart mit Heiterkeit in Wort, Bild, Bewegung und Musik. Titel, einige Charaktere und Rätsel wurden vom gleichnamigen Adventure für die obskure Plattform RISC aus dem Jahre 1998 übernommen, aber für das große Adventurepublikum ist die Geschichte neu mit frischen Typen. Die Locations sind nicht ganz so neu, denn Assil ist nicht der erste Comic-Adventure-Held, der sich in Ägypten herumtreibt - wir erinnern uns an den Kollegen Moorhuhn, der dort gerade 2 Episoden lang geschuftet hat. Aber das alte Ägypten ist ein großes Reich und bietet Platz für alle Arten von Helden.
Im Intro lernen wir ebendiesen Helden Assil kennen und die Ereignisse, die Basis für das kommende Abenteuer bilden: Mit seinen Freunden wollte er nur eine kleine Fete in einer Pyramide feiern. Aber er stört die Ruhe des Skarabäenkönigs. Als verlängerter Arm des Totengottes Osiris verflucht die Mumie den Störenfried schrecklich. Assil muß sich ernstlich Sorgen machen, sein junges Leben bald ausgelebt zu haben, was er natürlich zu verhindern trachtet. Jetzt kommen Sie ins Spiel. Assil muß erst mal das Haus, das er mit seinem Vater teilt, unbemerkt verlassen und nebenbei noch ein paar Attentäter daran hindern, Papa zu meucheln. Nur der Pharao kann ihm dabei helfen, den Fluch zu besiegen. Aber der Gottkönig audienzt ja nicht für jeden ...
Installation/Technisches
Nach der Installation der 691 MB muß sich die CDROM zwecks Kopierschutzprüfung beim Starten jedesmal im Laufwerk befinden. Sowohl diese Prüfung als auch das Laden bestimmter Szenen dauert je nach System und Konfiguration des Spiels seine Zeit. Etwas langwierig bevor man mit dem Spielen beginnen möchte, wenn man dann noch ein Savegame lädt.
Leider hat sich bei mir ein unschönes 'Feature' bemerkbar gemacht: die Inventarobjekte, die am oberen Bildschirmrand immer sichtbar sein sollen, wurden bei mir als unkenntliche Pixelflächen dargestellt. Als gebranntes Kind habe ich mit dem Laden eines neuen Grafiktreibers bis nach Spielende gewartet, was auch prompt zu einem Systemzusammenbruch führte. Der Leser mag selbst entscheiden, ob er/sie dieses Risiko für ein 'Adventurespiel' auf sich nimmt, das nicht zum direkten Wiederholen einlädt und zudem in maximal 12-14 Stunden durchgespielt ist.
Ich gehöre jedenfalls nicht zu den SpielerInnen, die nebenbei Far Cry auf dem Rechner haben oder die neueste Grafikkarte für ihre sonstigen Anwendungen brauchen (noch nicht!). Übrigens lief das Spiel überhaupt nicht bei unserem Comicadventurespezialisten André, der eigentlich mit diesem Review betraut war, was zeigt, daß es sowohl Probleme mit NVidia als auch ATI Radeon gibt.
Wenden wir uns nun der Grafik zu und sehen mal nach, ob der ganze Aufwand eigentlich gerechtfertigt und notwendig war, etwa auch noch den letzten anisotropen Filter zu verwenden.
Grafik
Szenerien und Charaktere sind vielfältig, bunt und lustig. Zwar bewegen sich die NPCs nicht wirklich viel im normalen Spielablauf und es gibt auch nicht allzuviele stumme Statisten, die die Straßen Kairos füllen, aber es kommt kein Eindruck von Leere oder Einsamkeit auf. An mehreren Stellen treffen wir immer wieder auf Gruppen, die sowohl eigene Gespräche führen als auch einzeln ansprechbar sind. Und sobald wir ein Gespräch mit den markanten NPCs beginnen, wechselt die Szene von der 3D-Spielumgebung in die wirklich guten Animationssequenzen mit Großaufnahmen der jeweiligen Gesprächspartner und natürlich auch von Assil. Die Lippensynchronität ist auch hier noch nicht auf das machbare Höchstmaß geschraubt, dafür aber die Gefühlssynchronität, denn man wird durch ausgezeichnete, ausdrucksvolle und passende Mimik und Gestik entschädigt.
Unser 3D-Held bewegt sich bei rechtem Licht besehen ohne wirklich großen Spielraum. Man hat sehr darauf geachtet, daß Assil nicht in unsinnige und unübersichtliche Ecken läuft und auch keine Mauern oder Möbel durchschreitet. Die indirekte Maussteuerung läßt ihn nur beschränkte Pfade begehen. Das hat aber auch den Vorteil, daß Assil nicht von schmalen Stegen stürzen kann und auch sonst sehr behütet herumläuft. Ein weiterer Vorteil ist natürlich auch die kontrollierte Kameraführung, die filmreif und sehr gekonnt abwechslungsreiche Blickwinkel und Einblicke bietet. Besonders gefallen haben mir die sachten, gekonnten Kameraschwenks, wenn wir Assil längere Wege laufen lassen. Generell bieten die Schauplätze eine Menge fürs Auge, sind aber comicmäßig stark vereinfacht. Da gibt es auf der einen Seite wunderschön detailliert sich wiegende Palmen und Lotusstengel und auf der anderen Seite Pflanzen und andere Objekte, die wegen ihrer groben Umrisse kaum zu identifizieren sind.
Selbst Einfluß können wir auf die Grafikqualität im Optionsmenü nehmen, gesetzt den Fall, daß wir über eine entsprechend leistungsfähige Grafikkarte verfügen. Schattenwurf und Detailliertheit der Texturen kann man hier neben der Bildschirmauflösung einstellen. Leider wirken sich Änderungen immer erst nach einem Neustart des Spiels aus. Der Detailgrad der Texturen ist allerdings auch nach Einstellung der besten Werte nicht so überragend, daß man es unbedingt haben muß.
Eine ausgezeichnete Idee findet ihren Niederschlag im Windows-Programm-Menü von Ankh: Wir können das Spiel von dort direkt mit den minimalen Einstellungen starten. Sollten wir mal an eine Stelle gelangen, die unseren Rechner überfordert oder Einstellungen gewählt haben, die das Spiel einfrieren, so können wir damit dieses Problem leicht umgehen.
Handling
Eine recht einfache Point&Click-Variante wird uns in diesem 3rd-Person-Adventure geboten. Mit einem Linksklick legen wir Assils Laufziel fest, ein Doppelklick beschleunigt ihn. Wir können keine Aktionen selbst wählen außer linke Maustaste = Anschauen und rechte Maustaste = Interagieren. Allerdings wird uns oft etwas anderes als Beschreibungstext von Hotspots bei einer Mausberührung angezeigt als die Tätigkeit, die dann nachher auch wirklich mit dem entsprechenden Klick ausgeführt wird. Verläßlicher ist dabei die Veränderung des Cursorsymbols.
Ein wenig ungewöhnlich fand ich den ständigen Einsatz der rechten Maustaste bei Objekt-Kombinationen, die man übrigens sowohl am Bildschirm als auch im immer sichtbaren Inventar am oberen Bildschirmrand durchführen kann. Zum Glück für mich gab's immer eine Textbeschreibung auch der Inventargegenstände, so daß ich zwar nichts erkennen aber doch wenigstens lesen konnte, um welchen Gegenstand es sich handelte.
Das Hauptmenu erscheint nachdem wir die ESC-Taste betätigt haben. Sichern können wir eine scheinbar unbegrenzte Anzahl von Spielständen. Der Vorgang wird automatisch durchgeführt und läßt keine Eingabe eigener Texte zu. Wir können durch die Savegames per Screenshot scrollen. Dabei befindet sich der zuletzt gesicherte Spielstand praktischerweise immer an oberster Stelle. Wir können - außer während automatisch ablaufender Szenen - überall speichern.
Sound/Sprachausgabe/Texte
Bei der Musik punktet Ankh gnadenlos. Das Auftakt/Abspannlied "This is Cairo" mit Tanzeinlage ist wirklich ein Schmankerl. Die orientalischen Klänge während des Spiels sind getrennt von Geräuschen/Sprache regelbar. Während der automatischen Filmsequenzen wird der Zuschauer durch manchmal dramatische, manchmal spannende oder gefühlvolle Musikeinlagen geführt. Die Soundeffekte sind mehr als dezent, Schritte oder Laufgeräusche sind mir eher durch ihr Fehlen aufgefallen.
Extrem gut gelungen ist die Synchronisation! Ich werde weder Zitate noch Beispielrätsel in diesem Review enthüllen, dafür ist das Spiel zu kurz als daß man da noch spoilern sollte. Neben den grafischen und im Text verborgenen Anspielungen auf andere Spiele finden wir eine Menge Wortwitz, ausgezeichnet transportiert und betont durch die geniale Auswahl von Profisprechern. Mehrfacheinsatz ist zwar auch dabei, fällt aber bei den Nebenfiguren nicht auf. Ab und zu wurde leider die Sprachausgabe zu Bildschirmkommentaren unterschlagen und hier und da gab's auch mal Probleme mit der Rechtschreibung.
Die Dialoglänge wirkte für mich sehr ausgewogen, es besteht auch die Möglichkeit bereits Gehörtes weiterzuklicken aber auch interessante Stellen zu wiederholen.
Zuuu oft kamen allerdings die Standardfloskeln, wenn's mal wieder nicht klappte, da hätte man sich schon noch den einen oder anderen Kommentar zusätzlich gewünscht. Nur als Beispiel: als ich versuchte einen Eimer mit Wasser auf eine Wasserpfeife anzuwenden hatte ich schon mit einer etwas einfallsreicheren oder passenderen Antwort gerechnet als dem üblichen "Das scheint nicht zu funktionieren!".
Bugs
Auf gewisse technische Bugs bin ich bereits eingegangen. An bestimmten Stellen wollten die Entwickler uns ihre tollen Werkzeuge wohl nicht unterschlagen und es tauchte immer wieder das 'Pina Console System' im Bild auf (siehe Screenshot nebenan).
Gerne fror auch schon mal der Cursor zwischendurch ein, was grundsätzlich nicht über normale Windowsfunktionen beendet werden konnte sondern einen Reboot erforderlich machte.
Thara, die wir tatsächlich manchmal steuern können, tauchte auch an einer Stelle auf, an der sie storymäßig eigentlich nicht auftauchen durfte und ich überlegte, ob das irgendeine Bedeutung haben könnte, aber als sie dann mit Assils Stimme sprach, war klar, daß es sich um einen Bug handeln mußte.
Das Drumherum
Zusätzlich zur DVD-Verpackung bietet Ankh eine schöne Miniklappbox und ein ausführliches, farbiges Handbuch, das allerdings durch die Schriftwahl etwas schlecht lesbar ist. Hier werden wir auch auf den gebührenfreien Telefon-Support hingewiesen, was sich von den Nepper-/Schlepper-Methoden anderer Anbieter lobenswert abhebt.
Rätsel
Ankh ist sehr linear, versteckt keine Actionelemente auch wenn's manchmal anders scheint, und begnügt sich mit leichter Rätselkost. Ähm, sterben kann man schon, aber Sie werden selbst herausfinden müssen, was es damit auf sich hat.
Leicht wird's durch die kleine Zahl nichtrelevanter Hotspots, durch den linearen Ablauf und die auf wenige Schauplätze begrenzte Spielwelt. Wir wissen fast immer, was bei den Objekt-/Inventarrätseln von uns verlangt wird. Aber es kommen auch andere Rätseltypen vor, die wir alle mit normaler Logik lösen können. Wirklich einfallsreich wird's dann, wenn wir 2 Charaktere steuern können. Ich kann nur dringend vom Gebrauch einer Komplettlösung abraten. Ich habe ca. 12 Stunden benötigt ohne eine solche. In dieser Spielzeit ist natürlich enthalten, Locations immer wieder zu durchsuchen und erneut mit denselben Leuten zu reden - wer das nicht mag, sollte keine Adventures spielen. Einige Laufereien werden sogar verkürzt durch einen Schnellsprung-Button, der an bestimmten Stellen eingeblendet wird. Die Rätsel sind alle im leichten Bereich und sollten auch Kindern keine Probleme bereiten.
Es gibt Objekte, die keiner Aufgabe dienen, schön - ich wünschte mir mehr davon. Eine Reihe von nicht beschrifteten Hotspots hatte es mir angetan, z. B. winzige Fliegen, die über einem schmutzigen Abfluß herumschwirrten und nur als 'Objekt' bezeichnet wurden. Ähnliche beabsichtige oder nicht beabsichtigte rote Heringe finden sich auch an anderen Stellen.
Fazit
Ankh hat eine tolle Geschichte und macht sicher soviel Spaß wie Monkey Island (wenn man's denn zum Laufen bringt), aber im Schwierigkeitsgrad der Rätsel und Dauer schließt es nicht wirklich auf und will das wohl auch gar nicht mit Rücksicht auf die Pisa-Generation. Programmtechnisch und grafisch sehe ich 'noch einige Entwicklungsmöglichkeiten'. Eine längere Spielzeit durch mehr Hotspots, Nebenaufgaben und Schauplätze wünsche ich mir für eine Fortsetzung.
Sollten sich immer noch einige ewig gestrige Heulsusen ihre Konditionierung auf den müden Leithund Lucas Arts nicht aus dem Kopf schlagen wollen, empfehle ich die Verabreichung von etwa 30 Minuten Ankh beim ersten Auftauchen von Wahnvorstellungen über eine Neuauflage von Sam&Max. Die Dosis kann in hartnäckigen Fällen gefahrlos weiter erhöht werden ohne das Humorzentrum auf Dauer zu überlasten. Gegenanzeigen: Hardwareknauser und auch Leute, die zum Lachen in den Keller gehen müssen, sollten sich zunächst eine Probedosis antun, möglichst an unauffälliger Stelle, da einige Sprüche eventuell abfärben könnten.
Vom Gesamteindruck noch etwas von der großen Perfektion entfernt aber locker, leicht und easy erhält Ankh von mir die
Gesamtwertung: 79%
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemvoraussetzung:
- Prozessor 1,5 GHz
- Grafikkarte mit 64 MB
- ab 256 MB Arbeitsspeicher
- Windows 2000/XP
- DirectX 9.0c
gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Ultima Artec)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
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Copyright © für Adventure-Archiv, 08. November 2005