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Addendum: die deutsche Version
Agon The Mysterious Codex Erscheinungsdatum Deutschland: Oktober 2007 Entwickler: Private Moon Studios Publisher: Kalypso Media Spielsprache: Deutsch USK: ohne Altersbeschränkung Ein Addendum von Jehane vom 25.04.2008 Mit Agon The Mysterious Codex liegen erstmals die ersten drei Episoden der Agon-Saga vor, die in den ungarischen Private Moon Studios entwickelt wird und am Ende aus sage und schreibe 14 Teilen bestehen soll ein ehrgeiziges Unterfangen. Handlung Situiert ist die Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zwischen den Episoden kann man auf Dorothys Tisch" die einzelnen Stationen der Reise sowie Hunts Biografie nachlesen die Dokumente deuten dabei alle darauf hin, dass es sich um einen Rückblick handelt, der Jahre nach den Ereignissen zusammengestellt wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass Hunts Ehefrau Dorothy diese Dokumente zusammengetragen hat, auch, weil die Biografie, die auf dem Tisch liegt, aus ihrer Feder stammt.
Aufmachung und Technisches Die deutsche Fassung des Spiels wurde in eine ansprechend gestaltete Mini-Klappbox verpackt. Sie verfügt über ein spartanisch gehaltenes Handbuch, das uns in die wichtigsten Funktionen des Spiels einführt das Ganze in fadem Schwarz-Weiß, ohne Abbildungen und obendrein derart fehlerhaft, dass man kein Germanistikprofessor sein muss, um sich mit Grausen abzuwenden. Das Handbuch wimmelt nur so vor Tipp-, Rechtschreib- und Grammatikfehlern, die man mit etwas mehr Sorgfalt beim Korrekturlesen locker hätte ausmerzen können. Glücklicherweise ist die Steuerung von Agon aber derart intuitiv, dass man diesbezüglich ohnehin nicht auf das Handbuch angewiesen ist. Zudem findet man Informationen zur Steuerung auch im Menü oben rechts, und zwar unter dem Punkt Files". Die Installation von einer DVD verlief reibungslos und ohne Probleme; technische Schwierigkeiten hatte ich mit dem Spiel ebenfalls nicht.
Steuerung und Handling Zu Steuerung und Handling hat Slydos ja bereits ausführlich in ihrem Review (siehe oben) geschrieben; an Steuerung und Handling des Spiels hat sich in der deutschen Version nichts geändert leider, muss ich im Hinblick auf die Speicherstände sagen. Denn wenn man wie ich gerne und regelmäßig speichert, sind gerade einmal acht Plätze doch etwas dürftig bemessen, erst recht, wenn man am Ende einer Episode feststellen muss, dass es da noch ein Rätsel gibt, das man lösen müsste, das man aber nicht mehr lösen darf, weil einen das Spiel schon zur nächsten Episode weiterleitet. In diesem Fall musste ich einen früheren Spielstand laden und blöderweise die gesamte Lappland-Episode noch einmal spielen; mehr dazu weiter unten. Ein Wort noch zum Handling: Man muss in Agon viel lesen. Sehr viel. Die entsprechenden Bücher wurden dabei in ihrem Urzustand" belassen, sodass man den englischen Text präsentiert bekommt, sobald man ein Buch aufschlägt. Netterweise wurde aber eine kleine Hilfestellung eingebaut: Fährt man mit dem Cursor über den Text, erscheint automatisch eine deutsche Übersetzung, sofern der entsprechende Text für das Spiel überhaupt relevant ist.
Grafik und Sound Grafisch kann man Agon wenig vorwerfen, auch wenn die Zwischensequenzen mitunter etwas unscharf wirken. Zu Beginn dürfen wir zusehen, wie aus wenigen Pinselstrichen und Farbklecksen ein Bild des nächtlichen London entsteht, das dann unvermutet in ein Video übergeht, das uns am Ende mit Professor Hunt bekannt macht. Diesen sehen wir übrigens nur in den Videosequenzen in Fleisch und Blut" bzw. dann, wenn er gerade vor einem Fenster steht und sich darin spiegelt. Dabei dreht er sich auch brav mit, wenn man die Maus bewegt ein Feature, das es offenbar in der englischen Version so noch nicht gegeben hat. In der Nachfolgeepsiode The Lost Sword of Toledo" wurde dieses grafische Schmankerl übrigens noch perfektioniert, sodass auch ein gewisser Realismus aufkommt. Auch soundtechnisch macht Agon alles richtig. Das fängt bei der eingängigen Musik an, die auch schon mal dramatisch anschwellen kann, setzt sich über die immer passende Geräuschkulisse fort und endet schließlich bei der hervorragenden Sprachausgabe. Vor allem die deutsche Stimme des Professors ist optimal besetzt worden; sie entspricht haargenau dem ruhigen, intellektuellen und gelehrten Bild, das man sich von Anfang an von Prof. Hunt macht. Auch die übrigen Charaktere, die wir im Lauf der Reise treffen, überzeugen voll und ganz; nur schade, dass die Zahl der Gesprächspartner ziemlich begrenzt ist.
Rätsel und Ausrutscher Wie Slydos bereits angemerkt hat, sind manche Rätsel nicht unbedingt dazu angetan, einen in Jubelschreie ausbrechen zu lassen. Als besonders lästig empfand ich jene Aufgaben, in denen ich über eine Tastatur eine Lösung eingeben musste das mag ja noch angehen, wenn man nur" ein Formular fälscht, wird aber furchtbar nervtötend, wenn es um einen ganzen Satz geht, noch dazu in Morseschrift. Das Ärgerlichste daran war aber, dass man dieses Rätsel gar nicht zu lösen brauchte, um weiter zu kommen ich habe wie gesagt die Lappland-Episode zweimal gespielt und beim zweiten Mal auf das Morserätsel gepfiffen. Ich konnte meine Reise trotzdem fortsetzen. Was mir im Zusammenhang mit der Lappland-Episode ebenfalls unangenehm aufgefallen ist: Man kann diese Episode beenden, ohne ein bestimmtes Rätsel zu lösen, das einen eigentlich in den Besitz der nächste Kodex-Seite bringt. Ich wollte mir dieses Rätsel für später aufheben und mich erstmal um diesen Rentier-Hirten kümmern, der das Brettspiel verwahrt. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, ist, dass das Spiel automatisch annimmt, man habe alles erledigt, sobald man beim Brettspiel ankommt, sprich: Ich konnte das Brettspiel in Angriff nehmen und gewinnen, ohne dass ich die Kodex-Seite gefunden hatte. Danach endete die Episode automatisch und ich fand mich unversehens in Madagaskar wieder. Also habe ich einen früheren Spielstand geladen und die gesamte Episode noch einmal gespielt, dieses Mal aber die Kodexseite geholt, bevor ich mich an das Brettspiel gewagt habe. Agon verhält sich hier extrem linear und unlogisch; eigentlich sollte ein Spielfortschritt nicht möglich sein, wenn man nicht alle wichtigen Aufgaben gelöst hat. Ebenso unlogisch fand ich ein Buch in Madagaskar, das einem an sich dabei helfen soll, ein Rätsel zu lösen. Blöderweise kann man dieses Buch aber nur ein- oder zweimal in die Hand nehmen, und das noch bevor man weiß, wozu es überhaupt gut ist bzw. nach welchen Hinweisen man eigentlich sucht. Hat man mal herausgefunden, wozu das Buch dient, rückt es mit den entsprechenden Informationen nicht mehr raus, sondern präsentiert nur ein Tastatur-Interface, damit man eine Lösung eingibt. Höchst ärgerlich, denn auch in diesem Fall kann man nur einen Schritt zurückgehen, einen früheren Spielstand laden und die Vorgehensweise ändern. Abgesehen von diesen Ausrutschern empfand ich die Rätsel als ganz in Ordnung; der Schwierigkeitsgrad ist dabei in der dritten Episode sprunghaft nach oben geschnellt, was dem Spiel aber durchaus gut getan und zudem das Potenzial der Entwickler offenbar hat. Episode 3 in Madagaskar bietet so einen guten Einblick in die Möglichkeiten, die sich hier noch bieten und macht Lust auf mehr.
Fazit Agon The Mysterious Codex macht vieles richtig und steigert sich von Episode zu Episode. Während der Prolog im Britischen Museum in etwa zwei Stunden zu schaffen ist, braucht man für die knackigen Rätsel auf Madagaskar deutlich länger. Insgesamt wird man aber nicht länger als 15 bis maximal 20 Stunden mit Professor Hunt auf Reisen sein. Die auf der Verpackung angegebenen 30 Stunden Gesamt-Spielzeit sind jedenfalls stark übertrieben. Spannend zu beobachten fand ich, dass sich auch das Niveau von Episode zu Episode steigert. Laufen Gespräche in der ersten Episode noch automatisch ab, so hat man später durchaus die Möglichkeit, Gesprächsthemen anzuwählen. Der Schwierigkeitsgrad nimmt deutlich zu, ebenso die Länge der einzelnen Episoden. Dennoch fühlt sich das Ganze am Ende an wie eine gut gemachte, aber noch lange nicht perfekte Vorgeschichte zu etwas Größerem, was ja in gewisser Weise auch der Fall ist. Episode 3 macht jedenfalls Lust auf mehr und zeigt, welches Potenzial in den Entwicklern steckt. Vieles wird bereits sehr gut gemacht, etwa Grafik und Sound, aber auch die Wahl der deutschen Sprecher kann sich durchaus sehen lassen. Manche Dinge sind hingegen noch verbesserungswürdig, etwa die unscharf wirkenden Zwischensequenzen oder Details im Rätseldesign (bitte keine Morserätsel mehr!); insgesamt macht Agon aber einen sehr soliden Eindruck und man kann nur hoffen, dass die folgenden Episoden noch einen Zahn zulegen. Bewertung der deutschen Version: 69%
Mindestvoraussetzungen:
Copyright © Jehane für Adventure-Archiv, 25. April 2008 |