Acalius von Arachnid Interactive ist ein
englischsprachiges mystisches und manchmal auch etwas gruseliges
Independent-Science-Fiction-Adventure, welches in der Ego-Perspektive spielt.
Handlung
Als Einführung erklärt unser Hauptdarsteller kurz die
Ausgangssituation und auch die weitere Handlung rückt bei Acalius eher in den Hintergrund
- zugunsten der Rätsel, die in diesem Spiel Vorrang haben, das Geschehen voran treiben
und uns zu immer neuen Orten und Spuren führen. Allerdings habe ich im Vorspann noch
relativ wenig mitbekommen, da ziemlich flott und mit Musikuntermalung gesprochen wurde
Untertitel mal wieder Fehlanzeige. Auch im weiteren Spielverlauf bleiben die
(allerdings deutlicher) gesprochenen Monologe unseres Hauptdarstellers ohne Untertitel,
während zumindest bei den wenigen Dialogen und in wenigen anderen Situationen (etwa bei
einigen Rätseln) Texte eingeblendet werden.
Wir sind auf jeden Fall Stg. Eric Renfield und wurden mit unserem
Raumgleiter zu Squal, einem Planeten in der Acalius-Galaxie geschickt. Dort hat zuletzt
ein Team von Wissenschaftlern Nachforschungen betrieben, bis irgendwann der Kontakt
abbrach. Unsere Aufgabe ist es natürlich, die verschwundenen Wissenschaftler ausfindig zu
machen. Was Eric nicht weiß: Es tummelt sich eine weitere unbekannte Spezies auf dem
Planeten, die ihn bereits sehnsüchtig erwartet ...
Man bekommt den Hauptdarsteller nur kurz am Anfang und während man
spielt gar nicht zu sehen und auch im weiteren Spiel sind zwar viele Räume und
Landschaften, aber (eigentlich) keine Spielfiguren zu entdecken, die ins Rätseldesign
eingebunden wären oder mit denen man ein wenig kommunizieren könnte. Dennoch oder gerade
weil man niemanden sieht, aber immer wieder ungewöhnliche Dinge passieren, entwickelt
sich Acalius an einigen Stellen auch zu einem unheimlichen Spiel und schafft es, die
unheimliche Atmosphäre ganz subtil aufzubauen.
Grafik
Acalius ist wie gesagt ein Indie, also ein unabhängig produziertes
Spiel. Diese sind eigentlich fast immer im semiprofessionellen Bereich anzusiedeln und
zeichnen sich bekanntlich dadurch aus, dass sie im Vergleich zu Großproduktionen über
eine einfachere, aber wegen der oft sehr kreativen Herangehensweise meist nicht minder
interessante Grafik verfügen.
Zu sehen sind Standbilder, die von der Qualität her am ehesten
irgendwo zwischen The Arrangement und dem Freewarespiel Voodoo einzuordnen sind. Viele
Szenen sehen schon sehr professionell aus, auch wenn einige noch ein wenig abstrakt
wirken, wegen der minimalistischen, kargen Ausstattung. Das ist der eh schon unwirklichen
Science-Fiction-Atmosphäre aber nicht unbedingt abträglich. Ganz selten gibt es kurze
Animationen, wenn man beispielsweise in eine Bodengrube rutscht.
Die grafische Gestaltung des Covers ist noch ein wenig
gewöhnungsbedürftig. Das Frontcover mit dem starr blickenden büstenähnlichen Kopf in
der Mitte und dem Acalius-Schriftzug drüber auf flammenden Hintergrund vermittelt eher
den optischen Gesamteindruck eines skurrilen Lateinbuchs.
Rätsel
Rätsel sind Trumpf in diesem Spiel. Bei ihrer Gestaltung hat man
sich grundsätzlich viel Mühe gegeben. Sie sind wirklich enorm einfalls- und
abwechslungsreich, wobei das Spiel noch recht einfach anfängt und nicht zuletzt wegen der
immer größer werdenden Anzahl von Orten und Gegenständen komplexer, sprich richtig
schwer wird. Es gibt viele Zahlenrätsel, man findet zahlreiche Dokumente und
verschlüsselte Botschaften, die man teilweise erst zu einem späteren Zeitpunkt
dekodieren kann. Überhaupt kann man auch einige Gegenstände erst aufnehmen bzw.
benutzen, wenn sie benötigt werden. Im Laufe des Spiels muss man gelegentlich Codes, so
auch neu entdeckte Koordinaten per Tastatur eingeben, wodurch sich neue Orte erschließen,
die wir dann mit unserem Raumflitzer ansteuern können. Außerdem gibt es ein Rätsel, bei
dem man Tonfolgen erkennen muss.
Es ist generell nicht verkehrt, sich lieber eine Notiz zuviel zu
machen, auch wenn sich die eine oder andere im Nachhinein als unnötig erweist. Auf jeden
Fall besaß ich gegen Ende wie bei Darkfall ganz viele Schmierzettel mit Zahlen,
Buchstaben und wirren Symbolen.
Allerdings gibt es bei der Gestaltung der Rätsel sowie deren
grafischer Umsetzung auch Anlass zur Kritik. Denn leider lassen sich z. B. manche
Gegenstände spätestens, wenn sie im Inventar verschwunden und als grobes dunkles Etwas
dargestellt sind, relativ schlecht erkennen. War der weiße Strich jetzt ein Seil oder
eine Stange? Hier hätte eine Bezeichnung der Gegenstände sicherlich Abhilfe geschaffen.
Zumal wir später an die dreißig Dinge mit uns herumschleppen.
Einige Rätsel fand ich unlogisch. Haben Sie beispielsweise schon
mal versucht, mit einer zerbrochenen Scheibe aus einem Fenster einen Fensterrahmen aus
Holz zu zerschneiden? Bitte sehr, ich wünsche gutes Gelingen, übernehme dann aber nicht
die Arztkosten!
Ebenso merkwürdig habe ich es z. B. auch gefunden, dass sich eine
Orts-Koordinate mit der Zahl 25 aus dem Fund einer 25-Cent-Münze ergibt.
Etliche Rätsel sind wie diese etwas aus der Luft gegriffen und
werden mit zunehmender Zahl an Schauplätzen und Inventargegenständen immer abstrakter.
Nicht ganz so dramatisch ist da noch, dass wir einen Benzinkanister zwar aufnehmen
können, der aber erstens nicht in unserem Inventar erscheint und zweitens auch gar keine
weitere Bedeutung hat.
Installation/Handling
Öffnet man das DVD-Case, findet man eine weiße unbeschriftete CD
und ein ca. 5 x 5 cm großer Papierschnipsel flattert raus. So ein Schnipsel ist in der
Herstellung bestimmt viel billiger als ein normal großes Stück Papier. Darauf steht auf
jeden Fall der sinnvolle Hinweis, dass man zum Starten der Installation die CD richtig herum
einlegen und dann gegebenenfalls Setup doppelklicken soll. Aha! So funktioniert das also!
Da wäre man bestimmt nicht von alleine drauf gekommen.
Ein Menü gibts leider nicht, wo man eventuell ein paar Werte
wie die Lautstärke der Musik oder Stimmen usw. hätte einstellen können.
Der Rest der Steuerung ist im Prinzip schnell erklärt. Es gibt
Point+Click-Steuerung, wobei man die linke Maustaste benötigt um sämtliche Aktionen
durchzuführen und die rechte, um das Inventar zu öffnen. Dabei verwandelt sich der
Cursor automatisch, um anzuzeigen, welche Aktion man gerade durchführen kann.
Gegenstände aus dem Inventar müssen übrigens nicht mit der Maus auf den exakt
vorgesehenen Platz gezogen werden. Es reicht aus, wenn man sie in der richtigen Szene im
Inventar auswählt.
Fehler/Sackgasse?
Halt, was war das? Ein Absturz? Und da, schon wieder! Ich glaub, es
geht schon wieder los - noch einer! Und da - wieder einer. Fuck aber auch! Noch bevor ich
Acalius testen konnte, eilte dem Spiel bereits ein übler Ruf voraus, da es anscheinend
bei allen, die davon berichteten abstürzte und sie permanent wieder auf dem Desktop
landeten.
Eigentlich ist das etwas ungewöhnlich. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass diese eher einfach aufgebauten Spiele der jüngeren Generation, die
hauptsächlich aus Standbildern bestehen, im Gegensatz zu den aufwändigeren 3D-Spielen
nahezu fehlerfrei liefen, egal ob Dark Fall, The Arrangement, Carol Reed, Delaware,
Inherent Evil oder was sonst noch in dieser Machart veröffentlicht wurde. Aber auch auf
meinem Rechner bestätigten sich die Erfahrungen, die andere Spieler bereits gemacht
hatten, so dass ich oft, anstatt mich aufs Spiel zu konzentrieren, mehr damit beschäftigt
war, das Spiel immer wieder neu zu starten. Auf jeden Fall ist es zumindest ratsam, quasi
permanent jeden Schritt abzuspeichern. Hier ist dringend ein Patch nötig! Vielleicht
helfen Ihnen ja die Ratschläge auf der Homepage des Herstellers.
Aber es geht noch weiter! Denn Acalius ist mal wieder eines der
Spiele, das wie die alten Playstation-Gruselschocker Resident Evil und Co. nur an
bestimmten Orten Speicherpunkte bereitstellt. Wie bei diesen Konsolenspielen üblich,
müssen wir diese Punkte erreichen, um speichern zu können und haben nur einen
Speicherstand zur Verfügung. Begeistert bin ich von diesem Prinzip nicht, denn ich war
mit dem Erwerb meines ersten PCs eigentlich ganz froh, fortan speichern zu können, wann
und wie oft ich wollte.
Und genau das erweist sich bei Acalius (ähnlich Midnight Nowhere)
als großes Manko, da sich offensichtlich eine Sackgasse eingeschlichen hat. Zu einem
gewissen Zeitpunkt muss man nämlich eine Sicherung reparieren, wobei ich einen dazu
benötigten Gegenstand leider noch nicht besaß und es auch nicht mehr möglich war, ihn
zu beschaffen. Dabei fiel mir auf, dass sich ein weiteres Inventarobjekt anscheinend
selbstständig gemacht hat. Es war einfach aus meinem Inventar verschwunden! Und da es nur
einen einzigen Speicherstand gibt, hatte ich keine Möglichkeit, ein früheres Savegame zu
laden!
Sound
Zu der einfachen Grafik hätte bombastische Musik mit ausladenden
Arrangements kaum funktioniert, und daher passt die eher sparsam gewählte akustische
Begleitung schon ziemlich gut. Mal hört man nur ein paar Hintergrundgeräusche, mal ein
wenig sphärisches Sci-Fi-Gewaber. Ganz selten gibt es düstere und gekonnt intonierte
instrumentale Metalklänge zu hören, vom Erschaffer des Spiels, Alex Boutilier, der
hinter den Drums saß sowie einigen Mitstreitern persönlich eingespielt.
Fast alle Dialoge bzw. eher Monologe wurden von John Bell
eingesprochen, der zumindest in der Independentszene in letzter Zeit ziemlich bekannt
geworden ist. Er macht seinen Job sehr gut, hat eine markante und für deutsche Ohren
generell gut verständliche Stimme. Seine Monologe tragen auch dazu bei, dass Acalius
nicht so schnell langweilig wird und er sorgt mit seiner ironischen und gekonnt
überzogenen Art der Textinterpretation zwischendurch immer wieder für den nötigen
Humor.
Fazit
Ein Spiel mit vielen Stärken und leider auch Schwächen: Arcalius
besteht aus zahlreichen, mal mehr und mal weniger minimalistischen, aber doch
ansprechenden Standbildern. Sie schaffen eine schöne unwirkliche, manchmal auch
unheimliche Sci-Fi-Atmosphäre, wo es viel zu rätseln und entdecken gibt. Als ich mich
erst mal von der eher kargen Abgeschiedenheit der menschenleeren Landschaften auf die
einsamen Knobeleien eingelassen hatte, entwickelte sich Acalius schnell zu einem richtig
netten, spannenden und manchmal sogar unheimlichen Adventure. Die teilweise amüsanten
Monologe von John Bell sorgen für die nötige Abwechslung. Genauso wie die
unterschiedlichen Rätsel, die mir meist sehr gut gefallen haben, wobei die Aufgaben mit
zunehmendem Spielverlauf herausfordernder werden. Manche Rätsel waren mir ehrlich gesagt
auch etwas zu schwer, aber eher deshalb, weil sie zu sehr aus der Luft gegriffen waren.
Andere Spieler haben da eventuell mehr Ausdauer. Allerdings rätselt man auch unter extrem
erschwerten Bedingungen. Acalius wird bei so manchem nicht zuletzt wegen der Absturzorgien
und der offensichtlichen Sackgasse in Erinnerung bleiben. In dieser Form ist Acalius
zumindest ungepatched kaum spielbar. Daher vorerst nur