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5 Magical Amulets
Erscheinungsdatum: 03/2005
Entwickler/Publisher: offstudio
Spielsprachen: Englisch und Tschechisch
Ein Review von slydos 16. April 2005
Haben Sie sich auch schon mal geärgert, daß Sie zu wenig Spiel für Ihr schwerverdientes Geld bekommen? Ganz besonders oft fühlt man sich im Bereich von Kinder-/Familiensoftware geprellt, wo man gerne mal einen Fuffi für magere 2 Stunden hinblättert und sich dann mit liebloser Dutzendware konfrontiert sieht.
Aber es gibt eine günstige Alternative: Freeware. Dies kostet Sie nur etwas Zeit und die Gebühren für ihre Internetverbindung während des Downloads und bietet manchmal sehr viel mehr, als ein großer Teil von Kaufspielen, nämlich echten Spielspaß! Und das kommt daher, daß die Entwickler meist ebensoviel Spaß beim Erstellen hatten und selber echte Genrefans sind.
Ein neues Beispiel dafür kommt gerade aus der Tschechei mit dem Fantasy Adventure "5 Magical Amulets" von Offstudio. Nein, Sie müssen jetzt nicht Ihre im Urlaub erworbenen Tschechischkenntnisse hervorkramen, das Spiel ist außerdem auch in Englisch erschienen und wird damit weltweit fankompatibel.
Wer wie ich schon sehr früh mit King's Quests Graham und Rosella, Kyrandias Malcolm und Zanthia oder Curse of Enchantias Brad Bekanntschaft geschlossen hat - die man grundsätzlich in Englisch spielte und das z. T. mit Textparser-Oberfläche, der wird die Hauptdarstellerin Linda von "5 Magical Amulets" mit offenen Armen begrüssen. Aber keine Angst, "5 Magical Amulets" ist keine xte Fortführung eines Sierra-Stoffes, es hat neue Darsteller, eine neue Spielewelt und natürlich eine neue Geschichte. Dabei bedient es sich der neuen leistungsfähigen Wintermute-Engine als Entwicklungsumgebung und Programmhintergrund.
Geschichte
Adventurefreunde werden natürlich auch Altbekanntes entdecken: die Story orientiert sich an der Märchenbasis 'Unbedarfte/r Bewohner/in rettet Königreich in Gefahr'. Man fügt 5 mit magischen Fähigkeiten ausgestattete Amulette hinzu, einige hilfreiche Waldbewohner wie Feen, Zwerge und Tiere und läßt die Heldin ihrer Wege durch Nyron gehen um das Königreich zu retten und ihre wahre Indentität zu finden.
Linda wurde von der Zauberin Twelga an Kindes Statt angenommen. Kurz vor Lindas 18 Geburtstag verschwindet die Adoptivmutter nicht ohne der Tochter schnell noch die Bedrohung des Landes Nyron durch den bösen Zauberer Zarkyran zu erklären und sie um Hilfe zu bitten, mit dem Hinweis ihren ebenfalls zaubertüchtigen Sohn Tveiram in der Stadt aufzusuchen und ihm ihr grünes Amulett zu bringen, das Amulett der Erde, mit dem Twelga bisher den Wald in Ordnung gehalten hat. Linda erfährt noch von den anderen 4 Amuletten, die dem Wind, Wasser, Feuer und der Zeit zugeordnet sind bevor Twelga sich in Luft auflöst. Hier kommen wir ins Spiel und werden Linda von nun an in diesem 3rd-Person Adventure begleiten.
Steuerung
Die Steuerung des Spiels ist wirklich supereinfach. Die linke Maustaste bewegt Heldin Linda zu den angeklickten Bildschirmpunkten. Ein Szenenwechsel wird durch Fußspuren angezeigt.
Der Pfeil-Cursor ändert seine Farbe über Hotspots in 'Rot'. Dann zeigt ein Klick mit der rechten Maustaste ein Kontextmenü mit den immer gleichen drei animierten Icons: Hand (benutze), Auge (schaue) und Mund (spreche). Das Inventar öffnet sich, wenn wir die Maus an den oberen Bildschirmrand ziehen und das Hauptmenü erreichen wir mit der einzig notwendigen Taste: F1. Hier können wir speichern (6 Speicherplätze sind zwar wenig, aber wir können sie selbst - auch mit Umlauten - beschriften) und es wird automatisch ein kleiner Screenshot dazu gespeichert. Unter den Optionen regeln wir die Lautstärke der Musik und Geräuscheffekte, eine Sprachausgabe gibt es in "5 Magical Amulets" nicht.
Grafik
Natürlich ist dies ein Amateur-Adventure und das drückt sich auch in den Grafiken aus. Unsere Linda und die anderen Personengrafiken haben einen naiven Charakter aber ihre Bewegungen sind bereits realistisch und flüssig animiert. Die mehr als 70 ! handgezeichneten Hintergrundgrafiken benötigen gar nicht mehr allzuviel Politur um den Schritt in den semiprofessionellen Bereich zu machen. Auch sie besitzen einen einheitlichen, farbenfrohen Stil, der an naive Malerei erinnert ohne Anspruch auf Realismus. Wir finden eine Anzahl netter Animationen: ein blubbernder Sumpf, ein Wasserfall, eine dampfende Kaffeekanne, Schmetterlinge und anderes. Eine der Animationen ist sogar Bestandteil eines Rätsels.
Auch ein kleiner Teil der über 50 NPCs zeigen hier und da ein Eigenleben und gehen ihrer Beschäftigung nach. Besser noch wird die Grafikqualität in einigen Animationssequenzen zu Beginn eines neuen Kapitels und ganz besonders gut in der Porträt-Großdarstellung von Gesprächspartnern. Hierzu gibt es noch eine wunderschöne Hintergrundinfo, wenn man das Spiel erfolgreich beendet hat. In einem Making-Of werden uns einige wirklich lustig abgewandelte Szenen kredenzt und auch die Vorbilder der Porträts vorgestellt, die ich hier allerdings nicht verraten möchte.
Sehr gelungen ebenfalls der Einsatz verschiedener Grafikausschnitte des Spiels als abwechslungsreicher Speicherbildschirm und das hübsch gestaltete Hauptmenü mit der miauenden Katze, jedesmal, wenn wir das Spiel verlassen. Es ist extrem viel an solchen Details gearbeitet worden und ehrlich gesagt, war ich nicht wenig überrascht, daß ich einen so toll animierten Schneefall in der Eiswelt zu sehen bekam. Respekt, da kann sich so manches Kaufspiel eine Scheibe abschneiden. In der zweiten Hälfte des Spiels kommen dann noch einige Szenen hinzu die größer als unser Bildschirm sind. Hier scrollen wir automatisch und sanft zur Seite, wenn Linda sich zum Bildschirmrand begibt.
Sound
Eine Sprachausgabe ist, bis auf ein gelegentliches Seufzen oder einen Ausruf, nicht vorhanden. Es wäre wahrscheinlich auch dem Download nicht gut bekommen, der dann noch größer geworden wäre. Aber Soundeffekte und die von Jerrot eigens für dieses Spiel komponierte märchenhafte Musik sind absolut hörenswert, besonders das von Meira Vylonak professionell vorgetragene Abschlußlied mit dem Titel 'Waking to a Dream' kann begeistern.
Rätsel
Ganz und gar nicht amateurhaft sind die Rätsel in "5 Magical Amulets". Und ich sage das nicht, weil ich ein paar nette Worte verlieren möchte, sondern weil sie mich tatsächlich begeistert haben.
Olga Fabry, die für Story und Rätsel haftbar gemacht werden kann, ist es gelungen, fast ausschließlich mittels Inventarrätseln bzw. Dialogrätseln eine selbst für fortgeschrittene Spieler ideenreiche Rätselkost zu schaffen. Zwar wird man nie darüber im Unklaren gelassen, was die nächste Aufgabe ist, aber teilweise sind die nächsten Schritte in überraschenden aber trotzdem logischen Lösungswegen verpackt, daß man nur staunen kann. Dabei ist es ihr gelungen, den Schwierigkeitsgrad langsam aber sicher zu steigern und jeweils ans Ende eines Kapitels eine besonders knifflige Aufgabe zu stellen.
Es gibt auch noch das eine oder andere Rätsel, für das man seine Interpretationsfähigkeiten anwenden muß um Codes zu knacken. An zwei Stellen können wir Entscheidungen treffen, die den weiteren Spielverlauf beeinflussen, was allerdings nicht heißen soll, daß "5 Magical Amulets" nicht grundsätzlich linear angelegt wäre. Aber hier und da können wir Rätsel in unterschiedlicher Reihenfolge lösen und sogar ein überraschendes GameOver erleben. Bei diesem Spiel sollte man eben auf alles gefaßt sein auch auf einen Zufallsgenerator, der es einem nicht so einfach machen soll, seine Erfahrungen mit anderen Spielern auszutauschen.
Wie alle objekt- bzw. inventarbasierten Adventurespiele ist "5 Magical Amulets" völlig ohne Lösung oder Hilfe spielbar, denn jeder ist zumindest theoretisch in der Lage, alle Möglichkeiten und Kombinationen systematisch per Versuch&Irrtum auszuprobieren, wenn ihm/ihr mal die Logik versagt oder man irgendwann mal nicht aufgepaßt hat. Allerdings bietet unser Quest so viele Kombinationsmöglichkeiten durch die große Menge von Hotspots, Inventargegenständen und Szenen, daß einen ein genaues Verfolgen und logisches Ableiten der Geschichte und der Dialoge natürlich weitaus schneller weiterbringt.
Und auch, wenn es sich um ein Fantasyspiel handelt, in dem wir es mit Zauberkräften und sprechenden Steinen zu tun bekommen können, so werden die inneren Gesetze dieser Welt nicht mißachtet genausowenig wie Linda gegen ihre moralischen Vorstellungen handelt. Wenn wir z. B. unser Messer auf ein Lebewesen anwenden, so erhalten wir dazu einen abweisenden Kommentar, der jeweils der speziellen Situation angepaßt ist.
Installation/Technisches
Der Download von 142 MB ist natürlich nicht von Pappe. Wer keine schnelle Internetverbindung hat, sollte zumindest ein Downloadprogramm verwenden wie beispielsweise Gozilla, bei dem abgebrochene Downloads wieder aufgenommen werden können. Die Installation und das Spiel selbst laufen unter XP fehlerfrei. Es waren keine Störungen oder Bugs zu entdecken.
Vor dem Spielstart können wir die Einstellungen zu Grafik- und Soundkarte ändern. Das Spiel ist für 3D-Grafikkarten gemacht, kann aber auch auf ältere Hardware umgestellt werden. Handling und Fehlerbehebung sind in einer ausgezeichnet gestalteten Readme-Datei beschrieben, die wir auch über das Hauptmenü erreichen. Über das Startmenü ist ebenfalls die Homepage zwecks Support oder Patches anzuwählen - was will man mehr?
Fazit
Ein wirklich tolles Freeware-Spiel in dem merklich viel Herzblut steckt. Ich möchte es allen empfehlen, die einem 'fast' gewaltloses Fantasyadventure mit einer zwar vorhersehbaren (so ist das nun mal bei Märchen) aber gut erzählten Geschichte nicht abgeneigt sind. Wer die Amateurgrafik akzeptiert, wird rätselmäßig mehr als entschädigt und hat schnell vergessen, daß es um ein Freeware-Spiel geht. Denn '5 Magical Amulets' wird einen länger unterhalten als so manches Kaufspiel. Durchschnittsspieler sollten zwischen 16 und 20 Stunden mit Rätsellösen beschäftigt sein, nicht zuletzt wegen der umfangreichen Texte, die sowohl in den Dialogen als auch den Beschreibungs- und Kommentartexten zu den vielen Hotspots gefunden werden. Mir kam unwillkürlich der Gedanke, daß sich die Macher von Nibiru mit Off Studio zusammentun sollten, sie würden sich prima ergänzen. Zumindest bleibt zu hoffen, daß dies nicht das letzte Adventurespiel von Off Studio bleiben wird.
Bewertung: 73 %
Bewertungssystem Adventure-Archiv:
- 80% bis 100% sehr gutes Spiel (sehr empfehlenswert)
- 70% bis 79% gut (empfehlenswert)
- 60% bis 69% befriedigend (bedingt empfehlenswert, mit Abstrichen)
- 50% bis 59% ausreichend (nicht gerade empfehlenswert)
- 40% bis 49% ziemlich schlecht (eher abzuraten - etwas für Hardcore-Adventure-Freaks und Sammler)
- 0% bis 39% grottenschlecht (lieber die Finger davon lassen)
Minimale Systemanforderungen:
- Windows 98/ME/2000/XP
- 64 MB RAM
- 3D beschleunigte Grafikkarte wird empfohlen
- DirectX kompatible Sound- und Grafikkkarte
- DirectX 8.0 oder höher
- 170 MB auf der Festplatte
gespielt mit:
- Windows XP
- P IV 1,6 GHz
- 512 MB RAM
- 16x DVD-ROM (Ultima Artec)
- nVidia GeForce 2MX400 64 MB Grafikkarte
- Soundkarte DirectX-kompatibel
Copyright © slydos für Adventure-Archiv, 16. April 2005
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Startmenü
Bei Twelga
Linda ist nun allein unterwegs
Das Inventar öffnet sich bei Mausberührung
Auch das Speichermenü ist schön anzusehen
Linda trifft eine Wasserfee
So bewegt man sich in Nyron fort
Aber ein Absturz muß einkalkuliert werden
Die Meeresfee hat Liebeskummer
Abends im gemütlichen Wirtshaus
Kein gewöhnliches Gemüse
Ein Besuch unter Wasser
Der 'Dorftrottel' unterhält die Gemeinde
Schöne kalte Eiswelt
So trifft man sich wieder
Alles wieder im Lot im Königreich